Die dritte Stufe
Das Land des Friedens
Wenn die Seelen unbeschwert von allen Früher
unerkannten Sünden und Unreinheiten über die hohen Grenzen der dritten
Himmelsstufe schreiten, dann hebt in Ihnen ein Freuen an, wie sie es bis dahin
noch nie gekannt haben. Das erste Land, das sie kennen lernten, war voller
Barmherzigkeit, dem Ausruhen von Erdenleid und Sorgen und der Freude, alte
Verwandte wieder zu sehen und zu sprechen. Dann kam die oft unerträgliche, aber
notwendige Reinigungssphäre.
Jetzt kommen sie in das Land des Friedens und
der Freude. Jede dieser Stufen ist so verschieden, dass man dies in irdischen
Wortbildem nicht ausdrücken kann. Dementsprechend ist auch die Herrlichkeit
der Freude. Die Seelen merken hier erst so recht, was für eine furchtbare
glückseligkeitshemmende Macht die Sünde in ihrem Leben hatte, die sie von allen
Herrlichkeiten Gottes ausschloss. Und mit dieser Erkenntnis wächst in ihnen
eine neue, reine, himmlische Freude und Dankbarkeit dem Herrn gegenüber ins fast
Unendliche des Herzens.
Es wird ihnen bei dieser Herrlichkeit der
dritten Stufe so ganz klar, was der Herr bisher für sie alles getan, gelitten
und in Geduld ertragen hat, und dass sie eigentlich jetzt erst beginnen darüber
Klarheit zu erhalten. Der Friede, der die Seelen hier umgibt, ist von einer
wunderbaren, untrübbaren Harmonie. In den unteren Stufen ist ja immer wieder
der störende Einfluss höllischer Mächte zu spüren, die Eingang hatten durch die
noch unerkannt in den Seelen rastenden Sündenneigungen. Und wenn dieser
Einfluss die Seele auch nicht von des Herrn unverdienter Gnade trennen konnte,
so war er doch trübend und hinderlich und immer wieder Ursache zur Beugung und
weiterer Reinigung. In dieser dritten Stufe ist die Seele stille geworden, zur
Ruhe gekommen, da sie die Not der Sünde nicht mehr fühlt. Ihr Friede ist nicht
mehr zu stören, weil alle Sünde hinweggetan ist und das Herz zur völligen
Vereinigung mit dem Geiste des Herrn gekommen ist.
Die Widerstände, die sich früher immer wieder in der Gemeinschaft mit
den Menschen zeigten, sind überwunden. Es ist alles in Ordnung gebracht, was an
Schuld und Sünde vorhanden war. Da niemand in die dritte Stufe eingehen kann,
der noch etwas gegen andere Menschen im Herzen hat, so ist tatsächlich hier ein
paradiesischer Frieden, ähnlich dem, den die ersten Menschen in Eden vor dem
Falle hatten. In der zweiten Stufe wurde der Heilungsprozess so vollendet, dass
keinerlei Schmerzen irgendwelcher Art zurückblieben. Wer hier eingeht, ist in
Wahrheit erst gerecht geworden, gerecht gegen seine Mitmenschen, denen er alles
wiedererstattete, was er an ihnen verschuldet hatte. Gerecht gegen den Herrn
Selber, den er erst jetzt anfängt zu erkennen in der Herrlichkeit der von IHM
erwirkten Erlösung durch Seine Liebe; gerecht aber auch gegen sich in aller
Strenge und ganzem Ernst.
Trat in der zweiten Stufe das Blut Christi in
seiner reinigenden Kraft vor die Seele der Menschen, dann wirkt es sich hier
aus in seiner wunderbaren Lebenskraft. In der zweiten Stufe wurden die Krankheitsherde
beseitigt, hier aber wirkt sich die neugestaltende Kraft des göttlichen Lebens
aus. Wie bei einem Kranken zuerst die Krankheit überwunden werden muss, ehe
sich Gesundheit und neue Lebensfrische offenbaren können, so ist es auch hier.
Deshalb ist in dieser Stufe eine wunderbare Veränderung wahrzunehmen an denen,
die hier eingehen dürfen. Sie kommen zur Verklärung in das Bild Jesu
Christi. Darum ist hier der Jungbrunnen, der das ganze Wesen neugestaltet.
Die Seelen treten hier in eine Herrlichkeit ein, die ihnen selber als eine nie
geahnte Offenbarung der Liebe Gottes erscheint. Hier erkennen sie auch die
wunderbaren Veranlagungen, die der Herr in ihre Wiedergeburt gelegt hat. So wie
jedes Menschenkind eine Erbanlage mit sich bringt wie ein Samenkorn auf eigenem
Mutterboden, aus dem immer neue Eigenschaften, Kräfte, Möglichkeiten erstehen,
so hat auch jede Seele in der Wiedergeburt Anlagen und Kräfte göttlicher
Natur mitbekommen. Hier erst wird es ganz klar, dass auf dieser Erde schon
herrliche Anlagen in den einzelnen schlummern, die erst in der dritten Stufe
beginnen hervorzutreten und sich entfalten. Dann merken die „Großen" erst
so recht, dass „die Armen im Geiste" über eine Liebe-Kraft verfügen, deren
sie unfähig sind, dass sie diese ganz unterschätzt hatten. Schöpferordnungen
treten hier ans Licht von einer Herrlichkeit, die alles Denken übersteigt, die
die Seele aufjauchzen lassen in ewiger Dankbarkeit und himmlischer Freude.
Und eine andere Klarheit weist sich da noch
aus: Auf Erden gelten ja die verschiedensten Berufe je nach Ansehen, das die
Menschen in ihrer Tätigkeit darin haben. Dort wird es auf einmal offenbar, dass
jeder Beruf und jede Tätigkeit ein höheres Gesetz verkörpert, das je nach der
Treue und Liebe zu Jesus Christus, eine den Menschen kaum vorstellbare
Herrlichkeit schafft. Ihr kennt z. B. das Gesetz - man möchte es das Gesetz des
Geistes nennen -, dass in der Kohle ein Diamant steck; wenn die Kohle
entsprechend behandelt wird, im Sande ein Opal, im Lehm ein leuchtender Saphir.
So hat jeder irdische Beruf ein höheres Zielgesetz inne, das seinem Träger bei
rechter Treue und Liebe leuchtende Herrlichkeit gibt. Aber vielfach wird dieses
Gesetz erst hier in der dritten Stufe zur Entfaltung gebracht und bringt dann eine
Herrlichkeit zustande, die alles menschliche Denken übersteigt. Das
Klassenwesen, das auf Erden herrscht und viele Menschen voneinander trennt, ist
im Himmel gründlichst außer Kraft gesetzt. Dass es unter solchen Umständen hier
Verbrüderungsfeste gibt, die am Throne Gottes Beachtung und Freude auslösen,
das kann man sich denken. Dementsprechend sind auch hier die Schulen. In den
unteren Stufen haben vielfach noch Himmlische unterrichtet, die nachholen
mussten, doch hier sind bisweilen schon Könige und Priester an der Lehrarbeit,
um den Seelen zu dienen. Und erst der Unterricht! Da braucht sich keiner zu
plagen, weil ihm die Voraussetzungen für den Unterricht fehlen. Nein! Hier ist
die Gabe und Anlage Voraussetzung für den Unterricht. Und mit welcher Lust wird
hier gearbeitet! In den Bewohnern der dritten Stufe ist ein größerer Drang
vorwärts zu kommen, als in den unteren Stufen. In ihnen lebt die Sehnsucht nach
ihrem Herzenskönige Jesus so stark, dass sie alles dahinten lassen, was sie
aufhalten könnte.
Die dritte Stufe ist so recht
eine Hochschule der Menschenerkenntnis. Das göttliche Menschheitsideal ist
ein sehr wichtiger Unterrichtsgegenstand, dem ganz ernstlich nachgedacht wird.
Dort wird der Mensch in sehr eingehender Weise eingeführt in die Bedeutung des
Wortes: „Ein Bild, das uns gleich sei." Das Studium des Menschen ist immer
ein bedeutsames, aber dort erst recht.
Da Gottes Ziel mit dem Menschen
Gemeinschaft mit Ihm ist, kann die rechte Menschenerkenntnis nur von Gott her
gewonnen werden. Und da ist es wiederum der Herr, der sie uns vermitteln kann.
Da gewinnt das Christentum reale Bedeutung, da wird es in Wahrheit
Christusähnlichkeit! Obwohl sich diese Entwicklung bis hinauf in die höchste
Stufe fortpflanzt, so ist dafür hier der Anfang. Christus ist der Mensch nach
Gotte s Willen. Wie in Adam alle Anlagen der gesamten Menschheit keimartig
vorhanden waren, so sind auch in Christus Jesus alle Herrlichkeiten der
Gottheit vereinigt, die der Mensch durch den inneren Christus gleichfalls
keimartig in sich trägt. Darum wird hier der Herr erkannt als der, in dem alle
Schönheit der Himmel und der Erden ihren wirklichen Heimatgrund haben. Die
Seelen werden eingeführt in das Wunder des Lebens und des Charakters Jesu
Christi. Und wie groß erscheint ihnen die Tatsache, dass auch in ihnen
selbst solche herrlichen Anlagen durch Sein lebendiges Ebenbild vorhanden sind,
die nun herausentwickelt werden sollen zu göttlicher Vollkommenheit und
Herrlichkeit. Dies geht aber nicht so schnell, wie manche sich das denken, denn
hier fällt das großfördernde Moment weg, das des Glaubens ohne zu schauen.
Hier lebt man ja schon im Schauen, ohne im schmutzigen Schlamme der gefallenen
Menschheit auf Erden im sterblich-versuchlichen Fleische zu sein und dadurch in
recht demütig-abhängiger Gemütsstimmung gehalten zu werden. Hier wird sich der
Mensch seiner göttlichen Hoheit bewusst. Das kann nicht ganz ohne
Hochgesinnt-Sein ertragen werden, und das erschwert das Fortkommen und das
Wachstum. Niemand kann sich auf Erden vorstellen, dass gerade der Glaube, der
unter Nichtsehen vorwärts geht, das Wohlgefallen des Herrn hat, weil
vertrauensvolle Demut seine Wurzel ist. Dort geht es auf anderem, nicht
leichterem Wege, den die Ewige Liebe, Jesus erdachte, um Seine Sprösslinge
weiter zu führen. Oh, wenn doch die Menschen auf Erden anerkennen würden, wie
viel schneller sie wachsen könnten im treuen Glaubensgehorsam zu den Geboten
der Liebe, dann würden sie viel größeren Ernst anwenden!
Es geht auch dort von einer
Klarheit in eine höhere und größere. Freilich wird in dieser Stufe offenbar,
dass noch vieles wachsen muss, um aus den schwachen Ansätzen zur vollstarken
Entfaltung und Christusgestaltung zu gelangen. In der zweiten Stufe können den
dortigen Seelen diese Herrlichkeiten und ihr Ziel noch gar nicht gezeigt
werden, weil sie es nicht ertragen könnten, da ihnen die Festigkeit und die
Demut dazu mangelt. Sie könnten dieses in seiner Wahrheit auch gar nicht
erfassen.
Die Reinheit und die Klarheit des Lebens Jesu wird dort so deutlich,
dass die Seelen fast geblendet sind von dieser Wesenheit. Was die Jünger auf
Tabor und Johannes auf Patmos erlebten, das wird dort vielfach erlebt, nur dass
dabei der Tod nicht mehr nach der Seele greifen kann. Aber auch die Seligkeit
des Lebens des Herrn strömt dort so stark aus, dass die Freude daraus so
übermächtig wird, wie es keiner auf Erden sich vorstellen kann. Der Mensch
Gottes, der innere Christus, der in der dritten Stufe aus seinem seelischen
Kleide herauswächst, ist himmlisch rein und herrlich. Herrlicher noch, wie die
seit Urbeginn nie Gefallenen. Denn sie kommen mit vielen kostbaren eigenen
Erfahrungen aus dem Lande der Sünde, des Todes und der Gottesfeme als einst
verlorene, nun aber heimgekehrte Kinder der ewigen Liebe des Vaters. Doch hier
erst können sie heranwachsen zu göttlicher Größe der Unendlichkeit, wie die
Gottheit Selbst es ist. In dem Maße, wie die Seele in das göttliche Ebenbild
kommt, gewinnt sie auch einen Begriff von dem, was die Herrlichkeit und
Majestät der Himmel ist. Diese wird ihnen dann zu einem Maßstabe der göttlichköniglichen
Höhe, zu welcher der Herr sie erhebt.
Ein anderer Unterrichtsgegenstand ist das
Geheimnis der Wege Gottes mit den Menschen. In dieser Schule werden die Seelen
noch tiefer eingeführt in die Weisheit der Liebe Gottes. Es ist wunderbar, wie
unter diesen Erkenntnissen der Friede und die Freude in den Seelen wachsen und
sie völlig umgestalten auch nach außen hin. Was in der zweiten Stufe immer
wieder störend eingriff war die Frage: „Was wird aus meinen Sünden und meinem
Unrecht an anderen und gegen Gott, die ich nicht mehr gutmachen kann? Jetzt
kommt für die Seelen die Erkenntnis, dass der Herrn auch diese Dinge ganz auf
sich genommen hat auf Golgatha und es nun Seine Sache ist, auch dieses in der
göttliche Ordnung auf zu lösen. Wie groß ist dann die Freude, wenn sie erkennen
dürfen, dass der Herr auch das Böse im Leben der Menschen als starken Dünger
gebraucht für die Heiligung. Wodurch es zu einer Ursache der grenzenlosen
Dankbarkeit IHM gegenüber wird. Es ist für euch Erdenmenschen noch
unausdenkbar, wie groß die Freude der Seele ist, wenn sie sieht, dass der Herr
nicht nur alles vergeben hat, sondern darüber hinaus im Leben der anderen alles
Unrecht zu gebrauchen weiß, um in des andern Leben Seine Gnade voll auswirken
zu lassen. Auch dies ist wieder ein neuer Grund zu größter Dankbarkeit und
Freude. Dort wirkt der himmlische Friede in der Tat wie ein Strom, in dem jede
Erinnerung an das alte, böse und verkehrte Wesen der Sünden ganz ausgelöscht
wird aus der Erinnerung und es wird offenbar an und in denen, die „nach Hause
kommen".
In der dritten Stufe wirkt sich die Schuld
nicht mehr aus, da ist Frieden geworden infolge der tatsächlich vollen Erlösung
durch den Herrn. In diesem Frieden wird der Mensch ein Wesen voller Harmonie
und Ausgeglichenheit, wie es auf Erden im Laufe der Jahrtausende nur wenigen
gelang, die den Tod nicht schmeckten, sondern überkleidet entrückt wurden in
die himmlischen Sphären.
Diese Erkenntnisse führen auch die dortigen Seelen einander immer
näher. Unvorstellbar sind die dort zustande kommenden Freundschaften, die
überreich und seligst machen in der gemeinsamen, anbetenden Betrachtung des
himmlischen Herrn und Schöpfervaters und im gemeinsamen Dienst. In Verbindung
damit wächst der reine Wille immer mehr zu seiner göttlichen Bestimmung empor.
Er lernt Seinen Herrn kennen in der Kraft der Weisheit und Herrlichkeit; er
beugt sich immer mehr in Anbetung und Hingabe in allem. Er geht mit einer
unbeugsamen Entschlossenheit darauf ein zu lernen, was die ewige Liebe von ihm
erwartet. Dadurch reift er immer mehr. Bei aller Freude und bei dem Frieden,
der unausdrückbar ist, ist der Eigenwille immer noch so stark, dass er sich in
mancher Hinsicht in der Gemeinschaft noch behauptet. Doch nicht mehr
dergestalt, wie in den unteren Stufen, aber doch so, dass bei aller
Freundschaft noch verschiedene, unterschiedliche, ja entgegengesetzte Meinungen
zu Tage treten. Damit zeigt sich, dass die höhere Weisheit und Erkenntnis noch
nicht allgemein ist, sondern der Weg höher gehen muss.
Durch die Schulen, in denen die einzelnen auf
ihre höheren Aufgaben vorbereitet werden, wird ja eine solche Gemeinschaft
geboten, die restlose Befriedigung gewährt, so dass kaum eine innere Not
entstehen könnte durch Begegnung mit Andersartigen. Schon die Ausbildung bringt
es mit sich, dass die Gruppen geschlossen sind, was sich durch Abgegrenztheit
anderen gegenüber äußert. Nicht wie in der ersten Stufe mit erdgebundener
Haltung, sondern nur aus der Beziehung zur eigenen Aufgabenbestimmung. Deshalb
können auch die einzelnen in höheren Sphären mit verschiedenen Aufgaben
zusammentreffen. Hier sind die Grade noch bedeutsamer als in der ersten und
zweiten Stufe. Die Berge leuchten hier noch heller und wunderbarer. Sie
trennen von der vierten Stufe. Auch hier gibt es Seelen, die sitzen bleiben und
nicht weiterkommen. Aber immerhin ist der Prozentsatz derer, die
weiterstreben, größer als weiter unten.
Der Freude entsprechend
gestalten sich die Feste hier in ganz besonderer Weise. Denke dir zunächst
einmal die großen Feste der vereinten Seelen, die sich hier treffen und dem
Herrn Jesu innerlich zujauchzen, dass Er sie völlig erlöst hat. Alle
Erdenfreuden verschwinden vor der Stärke dieser Empfindungen. Man kann gar
nicht anders, als sich immer wieder zu freuen, dass der Herr so Großes getan
hat und die Seelen zusammenführte, deren Wesen und Gleichartigkeit der Führung
sie zu besonderen Familien- und Geister-Gruppen vereinigte. In solchen Gruppen
erscheint dann der Herr, wenn auch nicht in Seiner Herrlichkeit der höchsten
Stufe, aber doch so, dass die Seelen einen tiefen Eindruck bekommen von der
Klarheit und Herrlichkeit Seines Wesens. Sein Kommen bedeutet für alle Bewohner
die höchste Freude und den größten Gewinn. Von IHM gehen Strahlen aus, die in
deinem Innern die Freude einer unstillbaren Sehnsucht wecken, IHM
Näherzukommen. So ist Sein Kommen Freude und auch Lockung. Dort ist eine Stunde
zu Seinen Füßen das Herrlichste. ER allein ist die Quelle des Lebens und der
reinsten Glückseligkeit zugleich. Gegen diese Feste sind eure Feste, auch wenn
sie noch so schön sind, nur Schatten, die das wahre Fest nur ahnen lassen, aber
nicht wahrhaft darstellen können.
Menschenherzen im
Fleische sind nicht imstande, jetzt schon das Glück zu ertragen, das damit
verbunden ist.
Herrlich sind die Wohnungen in dieser Stufe. Es lässt sich auf Erden
kein Vergleich ziehen, der einigermaßen die Schönheit deutlich machen könnte.
Hier ist man schon jenseits der irdischen Baustoffe. Wenn sie auch an die Erde
erinnern, weil sie noch nicht durchsichtig sind wie in den höheren Stufen und
Sphären, so ist doch das Material so köstlich und wertvoll, die Farben so
leuchtend und lebendig, dass sie schon mehr himmlisch sind. Und diese Wohnungen
des Lichtes und der Freude werden von solchen bewohnt, die gemeinsam den
Erdenweg gegangen sind oder so gleichartig sind in ihrer Zielrichtung, dass sie
nicht nur die Freude der Gemeinsamkeit haben, sondern gleichzeitig auch die
Hilfe für das Weiterstreben. Und je höher es in den Sphären hinaufgeht, desto
mehr ist diese Geistesverwandtschaft vorherrschend. Störend wirkt hier keiner
mehr für den anderen. Wenn eine Seele sich zurückziehen will, um in der
Gemeinschaft seines himmlischen Lehrers oder in stiller Betrachtung des Herrn
allein zu sein, dann ist der andere von solch zarter Rücksichtnahme, dass
Menschen nur staunen könnten. Es geht eben hier nicht mehr um den
geschöpflichen Menschen, sondern um den Herrn Selbst und um Sein lebendiges
Abbild im neuen Menschen aus Gott.
Wunderbar ist auch das Verhältnis der Lehrer
zu den Schülern. Es ist eher ein Freundschaftsverhältnis, wenn es auch dem
Schüler nie einfallen wird, sich dem Lehrer gleichzusetzen. Aber gerade diese
Hochachtung, die der Schüler seinem Lehrer entgegenbringt, ermöglicht es den
Lehrern, sich ihnen so freundschaftlich zu nahen. Sie haben die große Aufgabe,
die Liebe und das Streben der Jünger ganz dem höchsten Ziele, dem Herrn Selbst,
zuzuwenden. Da gibt es natürlich große Unterschiede. Die einen lernen rascher
als die anderen. Aber es soll ja nur vorwärts gehen.
Ich will dir noch
von den leuchtenden Blumen erzählen, die hier in einer Lieblichkeit strahlen,
die jedes Auge entzückt. Die Farbenpracht ist so herrlich, dass man nicht nur
von Farbtönen sprechen kann, sondern von Farbsymphonien. Und die Luft mit ihrem
Balsam vollbringt wahre Wunder des erneuernden Lebens, das ganze Innere wird
erquickter. Die Herrlichkeiten der Sphären mit ihren Schöpfungswundern, die
den Bewohnern die Größe des allmächtigen und unendlich liebevollen
Schöpfergottes vor Augen führen, helfen alle mit, dass die Freudefähigkeit
dauernd wächst und daraus die Anbetungskraft.
Wie von starken Magneten werden die Seelen
angezogen von den Herrlichkeiten der Sphären und je nach ihrer Beschaffenheit
und Willigkeit dadurch nach oben gezogen. Wenn sie daher auf den letzten
Grenzen stehen und hinüberschauen in das Land des Gehorsams, dann werden ihre
Augen noch leuchtender und erfüllt von der Sehnsucht nach dem Herrn ihres
Lebens, sie jauchzen dem Kommenden entgegen. Wenn aber die Lehrer mit ihnen
hinübertreten in das herrliche Land, dann kommen ihnen dort jene Bewohner
entgegen und bringen ihnen den Willkommensgruß des Herrn zu höherem Glanz.
Ihrem Charakter und ihrer Liebekraft entsprechend sind dort die Kleider, als
Kennzeichen ihrer inneren Reife. Dort entscheidet nicht nur der Geschmack,
sondern die Gesinnung Im Himmel kann man sich keine Kleider anschaffen wie auf
Erden. Der Glanz der Seele, die Reinheit des Charakters entscheiden über die
leuchtenden Gewänder. Das ist für viele zuerst ein schmerzliches Erkennen, und
damit auch Erkennen ihrer bisher noch unerkannten leisen Eitelkeit. Aber es
entspricht der Gerechtigkeit des Herrn, der auch hier einen wunderbaren
Ausgleich schafft für die Eitelkeiten des Geschöpfes, das von der Erde kommt.
Deshalb siehe du zu, dass auch du dort das leuchtende Gewand tragen darfst, das
den Seelen zugehört, die ihre Kleider, d. h. ihre Gesinnung gewaschen haben
im Blute der Demut des Lammes. Die sich Seine Demut zu eigen machten,
welche als Frucht die göttliche Liebe hat. Auszeichnungen sieht man hier noch
nicht viele, sie fehlen aber nicht ganz. Alles, was einem der Herr geben kann,
das gibt Er auch. Aber wie dort alles von der Vereinigung und Ähnlichkeit mit
Christus abhängt, so ist dies auch im Falle Seiner Auszeichnungen. Es ist wohl
denkbar, dass Seelen, die hier in einer Sphäre über eine gewisse Stufe nicht
hinausgekommen sind, in den höheren Sphären einen herrlichen Schmuck bekommen,
ihn aber erst dann tragen können, wenn sie dort sind.
Doch viel wichtiger als Auszeichnungen, so
sehr sie auch erfreuen mögen, ist die Hineingestaltung in das Bild Jesu. Das
allein ist ausschlaggebend. Und wenn auch nicht alle Gesichter gleich
aussehen, so ist es doch gewiss, dass alle IHM im Wesen ähnlich sein müssen
oder es werden müssen, je höher sie zu IHM emporsteigen, empor zu der Größe
Seines Wesens. Daher eile der Herrlichkeit des Herrn entgegen, damit wir dich einst
mit Freuden begrüßen können in der Herrlichkeit der Herrn im Lichte.