60. Betrachtung
Wodurch man zur Gemeinschaft mit Gott und Jesus Christus gelangen könne.
Deinem Wunsch entsprechend will ich dir etwas von dem mitteilen, was ich
gegenwärtig am meisten genieße, und womit ich derzeit vor allen
Dingen umgehe: es ist die Gemeinschaft mit Gott als einem reinen, unveränderlichen
Licht, die Gemeinschaft mit seinem in den Geist erhöhten und verklärten
Sohne, die Gemeinschaft mit allen wiedergeborenen Kindern des Lichts. Weiter
bewegt mich das, was in dieser Gemeinschaft bestehen kann, und was nicht,
und wie diese Gemeinschaft eine einige ist. Ich kann aber nicht weiter gehen,
als ich selbst empfangen habe.
Gott ist ein reines Licht und Finsternis ist in ihm nicht denkbar. Er geht
im Lichte aus in die Freiheit und Herrlichkeit zu seiner Selbstoffenbarung
im Lichtsraum, da niemand zukommen kann. Licht ist sein Kleid, das er anhat.
Er ist der Vater der Lichter und offenbart sich in lauter Lichtsgeburten.
Jesus ist das Licht der Welt, das Licht und Wort des Lebens. Er ist die
Sonne der inneren Welt, das allerhöchste, ja das einzige Mittelwesen
zwischen Gott und den gläubigen, wiedergeborenen Menschen. Er ist als
ein Licht, als die Herrlichkeit des Vaters vom Himmel auf die Erde gekommen,
da er schon vorher war, aber unerkannt. Er kam in eine finstere Wolke, in
unser Fleisch und Blut, und beherrschte in Geistes und Lichtskraft die natürliche
Finsternis, bis sie ganz vom Geist und Licht verschlungen wurde, bis er in
den Geist erhöht und im Licht verklärt ward. Dieser Jesus war der
Abglanz der Herrlichkeit Gottes; er war in seiner himmlischen Menschheit Gottes
Herrlichkeit, und seine himmlische Menschheit aus Maria war es, worauf sich
die himmlische Menschheit abglänzte. Aus dieser strahlte das Licht der
Herrlichkeit Gottes und dessen Vollkommenheit wieder in andere gottsuchende,
wahrheitsliebende Seelen aus, die dann in sein Bild verklärt und umgebildet
wurden. Dieser Jesus hatte als Marien- und Menschensohn eine spiegelnde, transformierende,
d. h. sich umformende, umgestaltende Seele; und weil er immer auf den Vater
der Lichter sah und nur wollte, was er wollte, konzentrierten sich alle Strahlen
der Herrlichkeit Gottes in ihm.So wurde er sozusagen das Zentrum, worein
alle Gotteskräfte sich wesentlich ergossen. So war er, bis er in den
Geist erhöht wurde, die Sonne der äußeren Welt, das Licht
der Welt. Seit seiner Erhöhung in den Geist ist er die Sonne der inneren
Welt.
Alle, die ihn recht betrachten, erblicken in ihm ihre verlorene Herrlichkeit
und schauen hindurch in das vollkommene Gesetz der Freiheit. Ein warmer, herzbelebender
Reiz der Herrlichkeit erfasst die Seele, so dass sie solch Bild und den Samen
der Herrlichkeit aus dem in den Geist erhöhten und verklärten Gottmenschen,
dem Vater der Ewigkeiten, in sich zieht. Der Willensgeist der Seele tritt
gleichsam aus der Unruhe und dem finsteren Chaos ihres Naturlebens mit Gott
in seine Lichtsfreiheit; solches geschieht aber in Kraft der Vereinigung
mit der göttlich-menschlichen, in den Geist erhöhten Sonne der
inneren Welt und in Kraft der Tinktur dieser Lebenssonne. Auf diese Weise
wird die Seele in ihr Urbild verklärt. So erleuchtet Jesus, das Licht
des Lebens, alle, die als finstere Naturmenschen in diese Welt gekommen sind.
Alle, die aus Adam ein natürliches Leben haben, werden aus Christus
ein geistliches bekommen, die einen schon in dieser, die andern aber erst
in jener Welt. Gott ruft das Licht aus der Finsternis hervor. Durch seinen
Geist der Ewigkeit setzt er die Seel in starke Impression und Bangigkeit,
in Angst und finster Qual. Der Anblick Jesu in seinem seligmachenden Lebenswort
verursacht sodann eine Scheidung zwischen Licht und Finsternis in der Seele.
Nun ist der Mensch fröhlich und selig im Licht und freut sich in dem
Herrn, seinem Gott.
Die Kinder des Lichts sind Lichter der Welt und Salze der Erde. Sie sind
ein Abglanz Jesu Christi, wie Jesus ein Abglanz des himmlischen Vaters ist.
Sie wandern als am Tag und hassen das Arge als die Hölle. Sie wandeln
im Licht und haben Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn, dem reinen Licht.
Sie sind nach ihrer himmlischen Geburt Geist vom Geist und Licht vom Licht
geboren. Die Kinder des Lichts strafen die Finsternis an sich und anderen.
Was sich mit der Gemeinschaft Gottes nicht verträgt, können sie
weder an sich selbst dulden noch in ihrer Gemeinschaft ungestraft lassen.
Wer Finsternis liebt tut oder verteidigt, kann in ihrer Gemeinschaft nicht
bestehen. Sie können nicht sagen, dass sie keine Finsternis habe, aber
sie lieben und tun sie nicht. Gerne gehen sie von ihr aus und lassen sich
durch das Sünde- und Finsternisfühlen nur in die Freiheit hineinjagen
und ins göttliche Licht hineintreiben. Sie fassen alle Lichts- und Lebensstrahlen
Jesu in sich auf und strahlen solche wieder in Gott und ihre Nebenmenschen
zurück; darum sind sie Lichter der Welt. Weil sie als geistlichgesinnte
mit dem Herrn im Geist zusammenfließen, werden sie voller Lichts- und
Geisteseindrücke, voll wesentlicher Wahrheiten, voll Salz der Herrlichkeit,
das sie zum Opfer Gottes macht; darum sind sie das Salz der Erde. Sie sind
Jesu Herrlichkeit, das sie zum Opfer Gottes macht; darum sind sie das Salz
der Erde. Sie sind Jesu Herrlichkeit, und darum erfüllt er sie mit all
der Fülle, mit der er selber vom Vater erfüllt ist. Sie können
nicht mit Lust und Willen sündigen; es ginge solches wider ihre Lichts-
und Geistesnatur. Weil sie in Christus bleiben, wandeln sie, wie er gewandelt
hat, und bringen viele Früchte des Geistes und der Gerechtigkeit ins
ewige Leben. Sie reinigen sich von aller Befleckung des Fleisches und des
Geistes und suchen die Heiligung, die Gottes Gnade in ihnen angefangen hat,
in der Furcht Gottes zu vollenden. Weil sie die Hoffnung haben, Gott einmal
zu schauen und Jesus ähnlich zu werden, reinigen sie sich, gleichwie
auch er rein ist. Die Bergpredigt Jesu und alle seine anderen Reden versetzen
die Kinder des Lichts in das Wonnegefühl des Geistes.
Das Blut Jesu reinigt nur die Menschen von aller Sünde, die im Licht
wandeln, in der Lichtsgemeinschaft Gottes stehen, im Licht die Finsternis
erkennen, die erkannte Finsternis hassen und Gott bekennen, weil sie gerne
von ihr frei sein möchten. Solche Seelen sind schon in eine Lichtswonne
getreten, haben sich von der erkannten Finsternis geschieden und sind in die
Freiheit Gottes gedrungen. In Lichtstinktur dringt in Jesus ein, und die
Tinktur Jesu durchdringt ihren Lebensumlauf im Blut und ihren ganzen Körper.
Sie löscht das finstere Höllenfeuer im Menschen aus, reinigt das
Herz als Lebenszentrum, und das Gewissen als Wahrheitsgefühl. Ja, solche
Seelen geht die Versöhnung Jesu an, ob sie auch noch so voller Sünde
wären, weil sie diese nicht wollen und nicht lieben. Wollten und liebten
sie mit Wissen eine Finstrernis, so würde sie das aus der Lichtsgemeinschaft
Gottes und seines Sohnes solange ausschließen, bis sie die Finsternis
haßten und ließen.
Nachdem ich dir nun von Gott und seinem Sohn, von den Kindern des Lichts
und von ihrer Gemeinschaft geschrieben habe, will ich noch einiges von dem
sagen, was in dieser Lichtsgemeinschaft bestehen kann, und was von ihr ausgeschlossen
ist. Gott ist Licht, Jesus ist Licht, und alle Kinder Gottes sind auch Lichter.
In Gott ist keine Finsternis; in Jesus ist keine Finsternis. Solange er im
Fleische war, beherrschte er in Kraft des göttlichen Lichtlebens das
finstere Naturleben, und nun ist er in den Geist erhöht und verklärt.
In dem Naturleben der Kinder Gottes dagegen ist Finsternis, und sie fühlen
in ihrem Lebensrade wohl das Wirken des Erbgiftes und das Wüten der Sünde;
aber sie gehen mit Sinn und Willen, mit ihrer ganzen Tinktur aus ihr aus
und gehen ins Licht Gottes ein. Darum kann in ihrer Gemeinschaft nicht bestehen,
wer noch irgendeine Sünde und Finsternis liebt und tut. Es kann der
Lichtscheue, der eines falschen Geistes, argen Herzens und boshafter Seele
ist, in ihrer Gemeinschaft nicht geduldet werden. Wer hingegen das Licht
liebt, der Wahrheit sich ergibt und gerne sich alles aufdeckt, was Gott haßt,
taugt in die Gemeinschaft der Kinder des Lichts und wird erfahren, dass ihn
das Blut Jesu von all dem reinigt, was ihm wider seinem Willen vom Bösen
noch anklebt. Das Blut Jesu wird als ein Feuer, in dem der Geist der Ewigkeit,
der Geist des Ausbrennens, wirkt, ihn in Herz und Gewissen von allen toten
Werken reinigen. Es wird die finstere Wut des Erbgifts entkräften und
die Werke des Teufels zerstören. Wen Jesus freimacht, der ist recht
frei. Wer von der Sündenherrschaft nicht frei wird, hat die Freiheit
noch nie recht und ganz begehrt, ist noch nicht im Ernst mit Seele und Sinn
von der Finsternis ausgegangen. – Der Herr Jesus nehme unser ganzes Herz
in Liebe gefangen und schenke uns eine außerordentliche Liebe zum Licht,
so werden wir ewig bei ihm im Licht sein!
Mel. Gott ist gegenwärtig
Gott ist Licht und Liebe, wenn wir uns bekehren, wird sein Geist uns dieses
lehren. Gott ist Geist und Leben, wenn wir uns ihm lassen, werden wir ich
also fassen. Wer ihn liebt und sich übt nur im Licht zu wandeln, fühlt
ihn also handeln.
Gott kann sich nicht ändern; er bleibt Licht und Liebe, zart und rein
sind seine Triebe. In dem sanften Sausen sieht man ihn erscheinen, nicht in
dem was Menschen meinen. Jehovah ist nur nah in dem Gott und Menschen, wie
wir ihn uns wünschen.
Wer Gott anders findet hat ihn nicht gesehen in dem Lebenslicht aufgehen.
Gott ist Zorn und Feuer allen bösen Dingen, die nicht in die Einheit
dringen. Er verzehrt, was nicht wert, dass es ewig bleibe im verklärten
Leibe.
Jesus ist dir nahe. Eins ist not alleine: Jesus liebe, such und meine! Steig
nicht über Sterne, Jesus da zu finden; du musst dich ins Innre wenden!
Kehre ein; Such allein Jesus, der erstanden und im Grund vorhanden!
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