Die Offenbarung der Herrlichkeit Gottes

In Gott selbst, oder die Lehre von der ursprünglichen und urbildlichen Herrlichkeit Gottes


Selbstoffenbarung Gottes

§ 2.
Gott, außer aller Creatur, in sich selbst betrachtet, ist in einer beständigen Bewegung und Geburtsoffenbarung begriffen, vermöge der er sich aus dem verborgenen Ungrund in einen lichten Urgrund einführt, und so sich selbst aus sich selbst in sich selbst offenbart. Dies ist die Offenbarung der Herrlichkeit Gottes in sich selbst oder die Zeugung des Sohnes aus dem Vater...

Es sind nicht zwei Götter in zwei Persönlichkeiten, sondern der zeugende und gebärende Kräftequell ist der Vater, und der Geborene der Sohn.

§ 3.
Es ist hienach in Gott zu betrachten:
1) die unergründliche göttliche Geburtsquelle, als der Vater;
2) der göttliche Geburtsprozess, als die Zeugung des Sohnes aus dem Vater;
3) die urgründliche oder ursprüngliche Herrlichkeit Gottes; als der eingeborene Sohn.

§4.
Gott ist ein grenzenloser, unräumlicher, unfasslicher, unberührlicher, ungeborener, ewig verborgener Geist, außer seiner göttlichen Offenbarung betrachtet. Dieser ist es, was wir Vater nennen, und auch in der Schrift Vater genannt wird.
Außer dem Sohn ist die Gottheit ein ewiger Geist, der nicht erreicht werden kann. Gott ist ein Geist, nemlich (!sic) ein geistiges, allgegenwärtiges, allwirksames Wesen, nicht persönlich, leibhaft, räumlich, tastlich und begreiflich; nur in dem eingeborenen, der in den Centralkräften seines Schooses, in dem Lichtraum seiner göttlichen Ewigkeit offenbar, sonst in seinen ewigen Kräften ein unergründliches unfassliches Wesen.
Gott ist ein Geist, dies ist der Vater, der ein Geist ist nach den Worten unseres Herrn, der an keinen Ort und keine Stelle gebunden ist, noch gebunden werden kann: ein Geist, der sich nirgend ein- noch ausbannen lässt, den Nichts fassen, halten, einschränken, messen oder ergreifen kann. Dieses allgegenwärtige, anbetungswürdige Wesen ist in Allem und durch Alles mit seiner ewigen Kraft und Göttlichkeit, überall ganz ungeteilt und ungetrennt in seinen Kräften und Eigenschaften, kann sich offenbaren, wann und wo und wie es will, in der Centralkraft, in der es den Herzenssohn offenbart, als sich selbst in seiner göttlichen Ewigkeit. Dies ist also die allerheiligste Quelle der gebärenden Offenbarung derselbe Vater und Gott, den ich anbete in der Kraft aller seiner Kräfte.

§ 5.
Im göttlichen Ungrund ist eine Fülle von leidenden und wirkenden Kräften, vornehmlich sind aber drei Central- oder Schooskräfte, A, O und U, welche die Dreieinigkeit Gottes im Ungrunde seiner Freiheit bilden.

§ 6.
Unter diesen Schooskräften des Vaters ist
das A die aktive, schöpferisch zeugende Aktionskraft,  
das O die empfangende, in sich fassende Reaktionskraft,
das U aber die erste lusterweckende Ursache und bewegende Kraft des göttlichen Willens zur Selbstoffenbarung.
A sind die zeugenden, wirkenden Aktionskräfte und
O sind die mütterlich-artigen und anziehenden Geburtskräfte...
...das U ist die Ursache der Bewegung, nicht die wirkende, sondern die lusterweckende zur Bewegung, zur Aktion als der Kraft zur Reaktion. ...die heiligste, reinste ausgedehnteste Liebe- Lichtslust,...

§ 7.
...die Gottheit ist ein Geist; und dieser Geist der Ewigkeit ist eine Geburtsquelle aus unterschiedlichen oder unterschiedlich wirkenden Kräften. Alle diese Kräfte sind einem Rade, einem siebenfachen Radequell ähnlich nach Ezech. 1. Die allerheiligsten und allerseligsten Geburts- und Zeugungs-Quells-Kräfte sind wirkend und leidend, sind an- und einziehend, einfassend und wieder ausdehnend, sind sich selbst offenbarend in ihren Centralkräften. Oder, in ihrem Schoose offenbart sich im allerheiligsten Lichtraum die Gottheit selbst, und was sie offenbart, das ist sie selbst. Denn jene Centralkräfte sind der Schoos des zeugenden Vaters und der gebärenden Mutter, und ist doch weder Vater noch Mutter, sondern wirkende, bewegende, anziehende und einfassende Kraft oder Kräfte. Das was sich offenbart, ist Gott im Ungrunde, und der geoffenbart wird, ist ebenderselbe, der sich zur selbst eigenen Offenbarung in einen Grund einführt.    


Der göttliche Geburtsprozess als die Zeugung des Sohnes aus dem Vater

§ 8.
Aus dieser Geburtsquelle gebiert der Vater den Sohn ..., indem der ewige Wille ... zuerst sich selbst zusammenzieht und füllt, wodurch die finstere Feuersnatur entsteht, aus welcher er sodann ... in die Flamme des Lichtes und der Herrlichkeit ausbricht.
Das Feuer ist der Vater des Lichts; das Licht, der Glanz vom Feuer, ist der Sohn, das geoffenbarte Herz Gottes;...
...dies vom zeugenden Willen und gebärenden Feuer geborene und geoffenbarte flammende Licht ist der eingeborene Sohn oder das geoffenbarte Herz der Gottheit, der geoffenbarte Gott.


Der eingeborene Sohn als die ursprüngliche und urbildliche Herrlichkeit Gottes

§ 15.
Jesus Jehova ist der geoffenbarte Gott, und zwar der in drei Gestalten , nicht aber in drei Personen Gezeugte und Geborene, und Dreieinige ... in Menschengestalt.

(Mit den drei Gestalten sind offensichtlich drei Aspekte oder Wesenszüge gemeint, während im heutigen Sprachebrauch Gestalt und Person nahezu identisch ist, was für Michael Hahn nicht in Frage kommt.) M. Hahn sagt:
Die Gottheit ist nur in Christo leibhaft und persönlich.
..., weil die heilige Schrift wohl Vieles von der heiligen, anbetungswürdigen Dreieinigkeit enthält und schreibt, , aber nicht von dreifacher Persönlichkeit, sondern dreifacher Offenbarung. Das, was von drei Persönlichkeiten für Grund angegeben wird, scheint mir nicht gottgeziemend.

§ 20. Gott wollte sich in seinen Ausgängen begränzend, begreiflich und betastlich machen. Der erste Ausgang ist die himmlische Menschheit, oder Gott in Menschengestalt, geboren von dem Ungeborenen.

§ 21. Das anbetungswürdige Ebenbild des unsichtbaren ewigen Geistes Gottes ist der eingeborene Sohn, in dem Schoos der Centralkräfte gezeugt und geboren.

§ 24. Wenn sich der Schöpfer offenbaren will, in reinen unverderbten Wesen, in einer Lichtwelt, so nimmt er Wesen und Leben nicht anderswo her, als aus sich: denn was sollte er sonst seyn, als er?

§ 25. Der Schöpfungsstoff selbst, woraus die Creatur gemacht ist, ist die Leiblichkeit oder ewige Natur Gottes(§. 14.), d. h. der dreieinige Kraftausfluß, in welchem die sieben Geister Gottes wirken. (§. 18.)

Gleichwie vom Feuer und Licht eine Luft ausgehet, also geht vom Vater und Sohn der heilige Geist aus;...

Zu bemerken ist noch: was von den sieben Eigenschaften gesagt wurde, muß nicht so successiv, wie es die menschliche Sprache genöthigt ist, betrachtet werden. Denn alle diese Wirkungen geschehen in Einem und demselben Augenblicke, auch gehen sie nicht außer einander vor, wie es bei ihrer Schilderung das Ansehen hat, sondern sie existieren als Kräfte, Dinge, welche geistlich, folglich im höchsten Grade penetrabel sind, in einander oder Einer im Andern, ohne sich aus der Stelle zu verdrängen. Sie wirken als ein Geburtsrad gemeinschaftlich, und kann keine ohne die andere sich offenbaren.

§ 37. Das Wesen des Bösen ist eigentlich kein Wesen, es sind nur Gestalten der verkehrten  Kräfte, es sind außer Ordnung gebrachte Dinge, und ein unreifes, durcheinandergeworfenes Gemeng und finster Chaos.

§ 47. Gott ist Geist, ist Liebe und ist Licht, eine ewige, unwandelbare, lautere, pure Lichts- und Lebensquelle; das finstere Principium hat er nicht quellend und offenbar gemacht mit seinen Wundern; er hat es nur dem abgefallenen Engelsfürsten zugelassen, es zu erforschen und alsdann zu offenbaren;...

Die Offenbarung der Finsternis ist eine Offenbarung des Zorns Gottes, welchen der abgefallene Engelfürst erweckt hat.

§ 48. Die Dinge wie sie vor Luzifers Fall betrachtet werden sind gut, aber nicht vollkommen gut, wie Gott. Denn sie sind nicht unversuchbar zum Bösen.
...ehe der Lucifer im Guten fest worden, hat er die Macht seines Entstehungsgrundes erforscht, nämlich die unanfängliche und uranfängliche Magia, und als ein Unverständiger und Unweißer, im Plan Gottes Unwissender, sich einer Macht angemaßet, die er nicht in Ordnung zu brauchen wusste; hat also damit dem Plan der Weisheit entgegen gewirkt, Gottes Kräfte missbraucht, und die Ordnung verkehrt,...
Satan will – das ist sein eigentlicher Fall – nicht von Gott dependieren und abhangen, sondern sein eigener Schöpfer und Macher seyn. ... will die Gottheit selber in Eigenheit gebrauchen und beherrschen.

§ 49. Dadurch dass Satan einen eigenen Willen fasste, hat er sich zwat nicht vom ewigen Wort (§ 27.), wohl aber vom Liebelichtsleben Gottes abgerissen ... und hat den Zorn Gottes erweckt.
Satan verließ die Weisheit und bekommt kein Lebenswasser mehr, ein süßes Licht zu bleibe; darum wir er und alle seine Kräfte finster und bitter, und die Weisheit leuchtet nimmer in ihm.

Das immer begehrende Lebensfeuer muß Lebenswasser zum Licht haben; sonst kann das Licht und die Seligkeit  im Licht nicht bestehen. Das Lebensfeuer wird sonst ein finsteres, sich selbst quälendes Wesen. Und so ist es dem Satan ergangen. Nun lebt, wirkt und ist er im Zorn Gottes.

§ 50. Mit diesem Zorn hat Satan sein ganzes Fürstentum angezündet und vermöge der centralen Stellung, die er in demselben hatte, dessen ganzen Raum sammt seinen Engel in sein Verderben hineingezogen.  Er ist mit seien Engel aus dem Licht geschieden und in das von ihm erweckte Reich der Finsternis und Hölle verstoßen worden.

(Zitiert nach W. F. Stroh, die Lehre des württembergischen Theosophen Johann Michael Hahn systematisch entwickelt.)