Auszüge aus Swedenborg


In seinem Grundlagenwerk "Die Wahre Christliche Religion" stellt Swedenborg die neue aus der geistig, himmlischen Welt geoffenbarte Theologie vor, die er als Grundlage einer „Neuen Kirche“ verstanden wissen wollte. Swedenborg besaß angeblich eine IQ von 200, er hat die größte Systematik, gehört inzwischen zum „Weltkulturerbe“ und es wäre ein großer Fehler an seinem Werk vorbeizugehen. Allerdings schreibt er auf Latein und ist insofern etwas trocken zu lesen.

Zwei in die Kirchelehre eingeschlichene Irrtümer hat er besonders im Visier.

1) Die Trinitätslehre von einem Gott in drei getrennten, von der äußeren Gestalt her unterscheidbaren Personen.

2) Die protestantische Lehre, daß ein einfacher Glaubensakt an Jesus und ein bloßes Bewußtsein, man sein ein Sünder, ausreichend seinen, um in die himmlischen Welten zu gelangen. Mit seinen berechtigten Einwänden gegen den Ablaßhandel schoß Luther insofern mit der Lehre über das Ziel hinaus, der Mensch können zu seiner Seligkeit gar nichts beitragen, selig werde man allein durch den Glauben.

3) Als Drittes kommt die Entsprechungslehre hinzu, welche die Menschheit in ihren Anfängen zwar besaß, diese jedoch in Vergessenheit geriet und nun durch Swedenborg aufs neue geoffenbart wird. Den äußeren Buchstabensinn der Bibel vergleicht Swedenborg mit Sonne und Erde. Dem Anschein nach dreht sich die Sonne um die Erde, in Wirklichkeit ist es jedoch genau umgekehrt. Ähnlich enthalte der Entsprechungssinn der Bibel ganz andere Inhalte als der äußere Buchstabensinn und nur derjenige, der sich für diesen inneren, geistigen und himmlischen Sinn die Offenheit bewahre, könne zu einem wirklichen Verständnis der „Schrift“ kommen.

Im Folgenden einige mir wesentlich erscheinende Auszüge (ich bitte um Nachsicht für manche Mängel meiner Auswahl) aus seinem Werk „Die wahre christliche Religion“:


Band 1

Gott der Schöpfer

Der Herr als Schöpfer

Der Herr als Erlöser


Der Heilige Geist

Band 2

Die Heilige Schrift

Die zehn Gebote

Der Glaube


Die Nächstenliebe

Band 3

Der freie Wille

Die Busse

Umbildung Wiedergeburt

Die Zurechnung

Die Taufe

Das Heilige Abendmahl


Die zweite Ankunft

Daniel Kap 7, Vers 13.14

Ich sah in den Gesichten der Nacht, und siehe mit der Himmel Wolken war kommend wie ein Menschensohn; und Diesem ward gegeben Herrschaft, Herrlichkeit und Reich, und alle Völker, Nationen und Zungen werden Ihn verehren; Sein Herrschen ist ein ewig Herrschen, das nicht vorübergehen, und Sein Reich, das nicht vergehen wird.

Offenbarung Kap. 21,1.2.5.9.10.

Ich Johannes sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, herabkommen von Gott aus dem Himmel, zubereitet wie eine Braut, geschmückt für ihren Mann. Und der Engel sprach mit mir, und sagte: Komm, ich will dir die Braut, des Lammes Weib zeigen; und er entrückte mich im Geist auf einen grossen und hohen Berg, und zeigte mir die grosse Stadt, das heilige Jerusalem, herabkommend aus dem Himmel von Gott. Der auf dem Throne Sitzende sprach: Siehe, Ich mache alles neu; und Er sprach zu mir: Schreibe, denn diese Worte sind wahr und gewiß.


Die wahre christliche Religion,

enthaltend

die ganze Theologie des Neuen Himmels und der Neuen Kirche.


Der Glaube des Neuen Himmels und der Neuen Kirche.

1. Die allgemeine und besondere Glaubensform wird vorausgeschickt, damit dieselbe wie ein Umriss vor dem Werke, welches folgt, und wie die Pforte sei, durch die man in den Tempel eintritt, und auch, damit sie die kurze Zusammenfassung bilde, in der die Einzelheiten, welche folgen, in ihrer Weise enthalten sind. Es wird gesagt der Glaube des Neuen Himmels und der Neuen Kirche, weil der Himmel, in dem die Engel sind, und die Kirche, in der die Menschen sind, Eins ausmachen, wie das Innere und das Aeussere bei dem Menschen; in Folge dessen der Mensch der Kirche, der sich im Guten der Liebe aus den Wahrheiten des Glaubens, und in den Wahrheiten des Glaubens aus dem Guten der Liebe befindet, dem Inwendigen seines Gemüthes nach ein Engel des Himmels ist, und daher auch nach dem Tod in den Himmel kommt, und dort je nach dem Zustand der Verbindung jener beiden sich der Glückseligkeit erfreut. Es wird zur Kenntnis gebracht, dass in dem Neuen Himmel, der eben jetzt vom Herrn eingerichtet wird, dieser Glaube der Umriss, die Pforte und der kurze Inhalt ist.

2. Der Glaube des Neuen Himmels und der Neuen Kirche in seiner allgemeinen Form ist folgender: Der Herr von Ewigkeit, welcher Jehovah ist, kam in die Welt, um die Höllen zu unterjochen, und Sein Menschliches zu verherrlichen; ohne dieses hätte kein Sterblicher selig werden können; und diejenigen werden selig, welche an Ihn glauben. Es wird gesagt “in der allgemeinen Form”, weil darin das Allgemeine des Glaubens besteht, und das Allgemeine des Glaubens das ist, was sich im Ganzen und im Einzelnen finden muss. Allgemeines des Glaubens ist, dass Gott dem Wesen und der Person nach Einer ist, in Welchem eine göttliche Dreieinheit ist, und dass der Herr Gott Heiland Jesus Christus dieser Eine Gott ist. Allgemeines des Glaubens ist, dass kein Sterblicher hätte selig werden können, wenn der Herr nicht in die Welt gekommen wäre. Allgemeines des Glaubens ist, dass Er in die Welt kam, um die Hölle von dem Menschen zu entfernen, und dass Er sie entfernt hat durch Kämpfe wider sie und durch Siege über sie; so hat Er sie unterjocht, und in Ordnung und unter Seinen Gehorsam gebracht. Allgemeines des Glaubens ist, dass Er in die Welt kam, um Sein Menschliches, das Er in der Welt angenommen, zu verherrlichen, das heisst, es mit dem Göttlichen, aus dem es stammte, zu vereinigen; so hält Er ewig die Hölle in Ordnung und unter Seinem Gehorsam. Weil dies nicht anders geschehen konnte, als durch — gegen Sein Menschliches zugelassene — Versuchungen bis zu deren letzter, und die letzte derselben das Leiden am Kreuz war, darum hat Er diesem sich unterzogen. Dies sind die allgemeinen Stücke des Glaubens betreffend den Herrn. Das Allgemeine des Glaubens auf Seiten des Menschen ist, dass er an den Herrn glaube; denn durch das Glauben an Ihn wird eine Verbindung mit Ihm, und durch diese die Seligmachung bewirkt: an Ihn glauben, heisst Vertrauen zu Ihm haben, dass Er selig mache; und weil nur Vertrauen haben kann, wer einen guten Lebenswandel führt, so wird auch dies unter dem Glauben an Ihn verstanden. Dies sagt auch der Herr bei Johannes: “Das ist der Wille des Vaters, dass Jeder, der an den Sohn glaubt, das ewige Leben habe,” 6,40. und anderwärts: “Wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben: wer aber dem Sohne nicht glaubt, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm,” 3,36.

3. Der Glaube des Neuen Himmels und der Neuen Kirche in seiner besondern Form ist folgender: Jehovah Gott ist die Liebe selbst und die Weisheit selbst oder er ist das Gute selbst und das Wahre selbst, und nach dem Göttlich=Wahren, welches das Wort ist, und welches Gott bei Gott war, kam Er herab und nahm das Menschliche an, um alles, was im Himmel, und alles, was in der Hölle, und alles, was in der Kirche war, in Ordnung zu bringen, weil damals die Macht der Hölle die Macht des Himmels, und auf Erden die Macht des Bösen die Macht des Guten überwog, und in Folge dessen eine gänzliche Verdammnis vor der Thüre stand und hereinzubrechen drohte. Diese künftige Verdammnis hat Jehovah Gott durch Sein Menschliches, welches das Göttlich=Wahre war, aufgehoben, und so die Engel und die Menschen erlöst: und nachher hat Er in Seinem Menschlichen das Göttlich=Wahre mit dem Göttlich=Guten, oder die Göttliche Weisheit mit der Göttlichen Liebe vereinigt, und ist so in Sein Göttliches, in dem Er von Ewigkeit war, zugleich mit und in dem verherrlichten Menschlichen zurückgekehrt. Dies ist zu verstehen unter Folgendem bei Johannes: “Das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort, und das Wort ward Fleisch,” Kap 1,1.14. und bei Ebendemselben: “Ich bin vom Vater ausgegangen, und in die Welt gekommen; wiederum verlasse Ich die Welt, und gehe zum Vater,” Kap. 16,28. und ferner unter Folgendem: “Wir wissen, dass der Sohn Gottes gekommen ist, und uns Einsicht gegeben hat, dass wir den Wahren erkennen, und wir sind in dem Wahren, in Seinem Sohne Jesus Christus: dieser ist der wahre Gott, und das ewige Leben,” 1.Joh. 5,20.21. Hieraus erhellt, dass ohne die Ankunft des Herrn in die Welt, niemand hätte selig werden können. Ebenso ist es heut zu Tage; wofern daher der Herr nicht abermals in die Welt käme im Göttlich=Wahren, welches das Wort ist, so könnte niemand selig werden. Das Besondere des Glaubens von Seiten des Menschen ist:

1. Gott ist Einer, und in Ihm ist eine Göttliche Dreieinheit, und Dieser ist der Herr Gott Heiland Jesus Christus.

2. Der seligmachende Glaube ist an Ihn glauben.

3. Das Böse soll man nicht thun, weil es Sache des Teufels und vom Teufel ist.

4. Das Gute soll man thun, weil es Sache Gottes und von Gott ist.

5. Dieses soll der Mensch wie aus sich selbst thun, dabei aber glauben, dass es vom Herrn bei ihm und durch ihn geschehe.

Die zwei ersteren Stücke sind Sache des Glaubens, die zwei letztern Sache der Liebthätigkeit, und das fünfte ist Sache der Verbindung der Liebthätigkeit und des Glaubens, somit des Herrn und des Menschen.


Erstes Kapitel

Gott der Schöpfer.

4. Die christliche Kirche hat von der Zeit des Herrn an die Altersstufen von der Kindheit bis zum letzten Greisenalter durchlaufen; ihre Kindheit war zur Zeit, da die Apostel lebten, und in der ganzen Welt Busse und Glauben an den Herrn Gott Heiland predigten; dass sie diese zwei Stücke predigten, ergibt sich aus Folgendem in der Apostelgeschichte: “Paulus ermahnte Juden und Griechen zur Busse gegen Gott und zum Glauben an unsern Herrn Jesus Christus”, Kap. 20,21. Merkwürdig ist, dass der Herr vor einigen Monaten Seine zwölf Jünger, nun Engel, zusammenberufen, und sie in die ganze geistige Welt ausgesandt hat, mit dem Auftrag, das Evangelium von Neuem daselbst zu predigen, weil die vom Herrn durch sie gegründete Kirche gegenwärtig so sehr zu ihrem Ende gelangt, ist, dass kaum noch einige Ueberreste von ihr vorhanden sind; und es dazu gekommen ist, weil man die Göttliche Dreieinheit in drei Personen zertheilt hat, von welchen jede Gott und Herr ist; und es von da aus sich wie ein Wahnsinn über die ganze Theologie, und so über die Kirche verbreitete, welche vom Namen des Herrn her die christliche genannt wird; Wahnsinn, sage ich, weil die menschlichen Gemüther dadurch in solche Verrücktheit gerathen sind, dass sie nicht wissen, ob Gott Einer ist, oder ob es drei sind; Einer ist Er in der Rede des Mundes, drei aber sind es im Denken des Gemüthes; weshalb sich das Gemüth mit seinem Mund, oder der Gedanke mit seiner Rede im Widerspruch befindet; aus welchem Widerstreit die Folgerung hervorgeht, dass kein Gott sei; der heut zu Tage herrschende Naturalismus hat keinen andern Ursprung. Erwäge, wenn es beliebt, ob nicht, wenn der Mund Einen ausspricht, und das Gemüth drei denkt, inwendig mitten auf dem Wege das Eine das Andere aufhebt, und umgekehrt; daher der Mensch sich Gott kaum anders denkt, wofern er überhaupt denkt, als nach dem blossen Worte Gott, ohne irgend einen die Erkenntnis desselben in sich schliessenden Sinn. Da nun der Begriff von Gott sammt jeder Vorstellung von Ihm so zerrissen ist, so will ich in gehöriger Ordnung von Gott dem Schöpfer, von dem Herrn Erlöser, und von dem Heiligen Geist, dem Einwirkenden [operatore], und zuletzt von der Göttlichen Dreieinheit handeln, damit das Zerrissene wieder als Ganzes hergestellt werde, welches geschieht, wenn die menschliche Vernunft aus dem Wort und dem aus diesem kommenden Licht überzeugt wird, dass eine Göttliche Dreieinheit besteht und dass diese in dem Herrn Gott Heiland Jesus Christus ist, wie die Seele, der Leib, und das Hervorgehende im Menschen, und dass in dieser Weise Gültigkeit hat, was in dem Athanasischen Glaubensbekenntnis steht, dass in Christus Gott und Mensch, oder Göttliches und Menschliches, nicht zwei, sondern in Einer Person sind; und dass, wie die vernünftige Seele und das Fleisch Ein Mensch sind, so Gott und Mensch Ein Christus ist.


Die Einheit Gottes.

5. Da die Anerkennung Gottes in Folge der Erkenntnis desselben das eigentlich Wesentliche und die Seele aller Dinge in der gesammten Theologie ist, so ist nothwendig, dass der Ausgangspunkt von der Einheit Gottes genommen werden, welche der Ordnung nach durch folgende Abschnitte nachgewiesen werden soll:

I. Die ganze heilige Schrift, und von daher die Lehren der Kirchen in der christlichen Welt lehren, dass Gott Einer ist.

II. Es besteht ein allgemeiner Einfluss in die Seelen der Menschen, dahin gehend, dass ein Gott ist, und dass Er Einer ist.

III. Daher kommt, dass es in der ganzen Welt nicht ein Volk von Religion und gesunder Vernunft gibt, das nicht einen Gott, und dass Er Einer ist, anerkenne.

IV. Ueber die Beschaffenheit dieses Einen Gottes sind die Nationen und Völker aus verschiedenen Ursachen in ihren Ansichten von einander abgewichen und weichen noch ab.

V. Die menschliche Vernunft kann, wenn sie will, aus Vielem in der Welt abnehmen oder schliessen, dass ein Gott ist und dass Er Einer ist.

VI. Wofern Gott nicht Einer wäre, hätte das Weltall nicht erschaffen und erhalten werden können.

VII. Der Mensch, welcher Gott nicht anerkennt, ist von der Kirche ausgeschlossen und verdammt.

VIII. Bei dem Menschen, der nicht Einen Gott anerkennt, sondern mehrere, hängt nichts von der Kirche zusammen.

Doch dies soll nun im Einzelnen entwickelt werden.

6. I. Die ganze heilige Schrift, und von daher die Lehren der Kirchen in der christlichen Welt lehren, dass es einen Gott gibt, und dass Er Einer ist.

Dass die ganze heilige Schrift lehrt, dass es einen Gott gibt, hat seinen Grund darin, dass in ihrem Innersten nichts Anderes als Gott, das heisst, das Göttliche ist, das von Gott ausgeht, denn sie ist von Gott diktiert, und von Gott kann nichts ausgehen, als was Er selbst ist und das Göttliche heisst; dies ist in ihrem Innersten. Im abgeleiteten aber, das unterhalb ist, und von daher stammt, ist diese Heilige Schrift dem Verständnis der Engel und der Menschen angepasst; in diesem ist in gleicher Weise das Göttliche, aber in anderer Form, und in dieser heisst es das Himmlische, Geistige und Natürliche Göttliche, welche nur Umhüllungen Gottes sind, weil nämlich Gott selbst, wie Er im Innersten des Wortes, wo Gott in Seinem Sein und Wesen ist, dennoch aber scheint das Göttliche, das im Innersten ist, und durch solche Dinge, welche den Wahrnehmungen der Engel und Menschen angepasst sind, umhüllt wird, hervor wie das Licht durch kristallene Formen, jedoch verschieden je nach dem Zustand des Gemüths, den sich der Mensch aus Gott oder aus sich selbst angebildet hat. Für Jeden, der den Zustand seines Gemüths aus Gott gebildet hat, ist die heilige Schrift wie ein Spiegel, in dem er Gott sieht, jedoch jeglicher auf seine Weise; die Wahrheiten, die er aus dem Worte lehrt, und durch ein denselben gemässes Leben sich aneignet, machen jenen Spiegel aus: hieraus erhellt für’s Erste, dass die heilige Schrift die Fülle Gottes ist. Dass sie nicht nur lehrt, dass es einen Gott gibt, sondern auch dass Er Einer ist, kann aus den Wahrheiten erhellen, welche, wie gesagt, jenen Spiegel bilden, indem sie in Einem Verband zusammenhängen und machen, dass der Mensch sich Gott nur als Einen denken kann; daher kommt, dass Jeglicher, dessen Vernunft einige Heiligkeit aus dem Wort in sich aufgenommen hat, wie von selbst weiss, dass Gott Einer ist, und es ihm gewissermassen als Wahnsinn erscheint, zu sagen, es gebe mehrere; die Engel können den Mund nicht öffnen, um Götter auszusprechen; denn die Himmelsluft, in der sie leb en, widersteht. Dass Gott Einer sei, lehrt die heilige Schrift nicht nur in der allgemeinen Weise, von der die Rede war, sondern auch im Besonderen in vielen Stellen, wie in folgenden: “Höre, Israel, Jehovah, unser Gott, ist ein Jehovah,” 5.Mose 6,4. ebenso Mark 12,29: “Nur bei dir ist Gott, und ausser Mir ist kein Gott,” Jes 45,14.15. “Bin Ich nicht Jehovah, und ausser Mir kein Gott mehr?” Jes 45,20.21. “Ich Jehovah, dein Gott, und einen Gott ausser Mir sollst du nicht anerkennen,” Hos 13,4. “So sprach Jehovah, der König Israel’s: Ich bin der Erste und der Letzte, und ausser Mir ist kein Gott,” Jes 44,6. “An jenem Tage wird Jehovah König über die ganze Erde sein, an jenem Tage wird Jehovah Einer sein, und Sein Name Einer,” Sach 14,9.

7. Dass in den Lehren der Kirchen in der christlichen Welt gelehrt wird, dass Gott Einer ist, ist bekannt; es wird dies deshalb darin gelehrt, weil alle ihre Lehren aus dem Wort sind, und sie in so weit zusammenhängen, als sie Einen Gott nicht blos mit dem Munde, sondern auch mit dem Herzen anerkennen. Denjenigen, welche blos mit dem Munde Einen Gott, dagegen aber drei mit dem Herzen bekennen, wie dies heut zu Tage bei Vielen in der Christenheit sind wie die, welche das Licht fliehen und in Gewölbe gehen, in welchen keine Fenster sind, und an den Wänden herumtappen, und nach Nahrung und Geld suchen, und zuletzt eine Sehkraft gleich jener der Nachteulen erborgen, und in der Finsternis sehen; sie sind einem Weibe ähnlich, das mehrere Männer hat, und daher nicht Gattin, sondern zuchtlose Buhlerin ist; sie sind auch gleich einer Jungfrau, welche von mehreren Freiern Ringe annimmt, und nach der Hochzeit mit dem Einen die Nächte theilt, und dann auch mit den Uebrigen.geschieht, ist Gott nichts Anderes als ein Ausspruch des Mundes, und alles Theologische ist für sie nichts Anderes, als ein in einen Behälter eingeschlossenes Götzenbild von Gold, wozu der öffnende Schlüssel bloß bei den Kirchenvorstehern ist, und diese, wenn sie das Wort lesen, haben keine Wahrnehmung irgend eines Lichtes, das darin enthalten oder davon abgeleitet ist, nicht einmal darüber, dass Gott Einer ist; das Wort ist ihnen wie mit Flecken besudelt, und in Rücksicht der Einheit Gottes verdeckt; sie sind es, welche vom Herrn beschrieben werden bei Matthäus: “Mit dem Gehör werdet ihr hören, und nicht verstehen, und sehend werdet ihr sehen, und nicht unterscheiden: ihre Augen haben sie verschlossen, damit sie nicht mit ihren Augen sehen, und mit den Ohren hören, und sich bekehren, und Ich sie heile,” Kap. 13,14.15. Diese alle sind wie die, welche das Licht fliehen und in Gewölbe gehen, in welchen keine Fenster sind, und an den Wänden herumtappen, und nach Nahrung und Geld suchen, und zuletzt eine Sehkraft gleich jener der Nachteulen erborgen, und in der Finsternis sehen; sie sind einem Weibe ähnlich, das mehrere Männer hat, und daher nicht Gattin, sondern zuchtlose Buhlerin ist; sie sind auch gleich einer Jungfrau, welche von mehreren Freiern Ringe annimmt, und nach der Hochzeit mit dem Einen die Nächte theilt, und dann auch mit den Uebrigen.


8. II. Es besteht ein allgemeiner Einfluß von Gott in die Seelen der Menschen, dahin gehend, dass ein Gott ist, und dass Er Einer ist.

Dass ein Einfließen von Gott in den Menschen Statt hat, ergibt sich offenbar aus dem Bekenntnis Aller, dass alles Gute, das an sich gut ist, und im Menschen ist, und von ihm geschieht, von Gott stammt; ebenso alles, was zur Liebthätigkeit, und alles, was zum glauben gehört; denn man liest: “Der Mensch kann nichts nehmen, wenn es ihm nicht aus dem Himmel gegeben worden ist,” Joh. 3,27. und Jesus sagte: “Ohne Mich könnet ihr nichts thun,” Joh. 15,5. das ist, nichts, das zur Liebthätigkeit und zum Glauben gehört. Dass dieser Einfluß in die Seelen der Menschen stattfindet, hat seinen Grund darin, dass die Seele das Innerste und Höchste des Menschen ist, und der Einfluß von Gott in dieses geht, und von da niedersteigt in das, was unterhalb ist, und es bleibt je nach Maßgabe der Aufnahme; die Wahrheiten, welche die des Glaubens sein sollen, fließen zwar durch das Hören ein, und werden so dem Gemüth eingepflanzt, somit unterhalb der Seele, allein der Mensch wird durch diese Wahrheiten blos zur Aufnahme des Einflusses aus Gott durch die Seele vorbereitet, und wie die Vorbereitung ist, so ist die Aufnahme, und so die Umgestaltung des natürlichen Glaubens in geistigen Glauben. Dass ein Einfließen von Gott in die Seelen der Menschen stattfindet, dass Gott Einer ist, hat seinen Grund darin, dass alles Göttliche sowohl im Ganzen, als im einzelnen genommen, Gott ist, und weil alles Göttliche als Eines zusammenhängt, so muß es nothwendig dem Menschen die Idee Eines Gottes eingeben, und diese Idee gewinnt von Tag zu Tag an Stärke, so wie der Mensch von Gott in’s Licht des Himmels erhoben wird; denn die Engel können in ihrem Lichte sich nicht dazu zwingen, Götter zu sagen, wie denn auch ihre Rede am Ende eines jeden Sinnes sich in Rücksicht der Betonung in Eines endigt; und dies kommt nicht anderswoher, als aus einem Einfluß in ihre Seelen, dass Gott Einer ist. Dass nun aber, obwohl in die Seelen aller Menschen einfließt, Gott sei Einer, dennoch Viele denken, Seine Gottheit sei in Mehrere desselben Wesens getheilt, das hat seinen Grund darin, dass jener Einfluß, wenn er niedersteigt, in nicht entsprechende Formen fällt, und eben die Form ihn verändert, wie dies bei allen Gegenständen der drei Naturreiche geschieht; derselbe Gott, der jedes Thier belebt, ist es auch, der den Menschen belebt; allein die aufnehmende Form macht, dass das Thier ein Thier, und der Mensch ein Mensch ist; das Gleiche geschieht mit dem Menschen, so lang er sein Gemüth mit der Form eines Thieres umkleidet: das gleiche Einfließen findet Statt von der Sonne her in jeden Baum; allein es wird verändert je nach eines jeden Form; das gleiche findet Statt in den Weinstock, wie in den Dornstrauch; allein wenn der Dorn auf den Weinstock gepfropft wird, so wird jener Einfluß verkehrt, und geht nach der Form des Dornes vor sich. Das Gleich geschieht bei den Gegenständen des Mineralreiches; das in den Kalkstein und in den Diamant einfließende Licht ist dasselbe, allein in diesem scheint es durch, und in jenem wird es eingesogen. Was die menschlichen Gemüther betrifft, so zeigen sie Verschiedenheiten je nach ihren Formen, welche inwendig geistig sind gemäß dem Glauben an Gott und zugleich dem Leben aus Gott, und diese Formen werden durchsichtig und engelartig durch den Glauben an Einen Gott, umgekehrt aber werden sie dunkel und thierartig durch den Glauben an mehrere Götter, welcher nur wenig verschieden ist von dem Glauben an keinen Gott.


9. III. Daher kommt, dass es in der ganzen Welt nicht ein Volk von Religion und gesunder Vernunft gibt, das nicht einen Gott, und dass Er Einer ist, anerkennte.

Aus dem göttlichen Einfluß in die Seelen der Menschen, von dem so eben die Rede war, ergibt sich, dass eine gewisse innere Stimme jedem sagt, dass es einen Gott gibt, und dass Er Einer ist: dass es gleichwohl Solche gibt, welche Gott leugnen, und Solche, welche die Natur als Gott anerkennen, und Solche, welche mehrere Götter, und sogar Bilder als Götter verehren, hat seinen Grund darin, dass sie das Inwendige ihrer Vernunft oder ihres Verstandes mit weltlichen und körperlichen Dingen vollgepfropft, und durch diese die ursprüngliche Idee von Gott oder die ihrer Kindheit verwischt, und zugleich dann die Religion von der Brust hinter den Rücken zurückgeworfen haben. Dass die Christen Einen Gott anerkenne, aber in welcher Weise, erhellt aus ihrem Glaubensbekenntnisse, das folgendermaßen lautet: “Der allgemeine Glaube ist der, dass wir Einen Gott in der Dreiheit, und eine Dreiheit in der Einheit verehren; es sind drei göttliche Personen, der Vater, der Sohn, und der Heilige Geist, und doch sind nicht drei Götter, sondern es ist Ein Gott; und eine andere ist die Person des Vaters, eine andere die des Sohnes, und eine andere die des Heiligen Geistes, und sie haben Eine Gottheit, gleiche Herrlichkeit, und gleich ewige Majestät; so ist der Vater Gott, der Sohn ist Gott, und der Heilige Geist ist Gott; wie wir aber durch die christliche Wahrheit angetrieben werden, jede Person für sich als Gott und Herrn zu bekennen, so werden wir durch die allgemeine Religion verhindert, drei Götter und drei Herren zu nennen”. Von solcher Art ist der christliche Glaube betreffend die Einheit Gottes; dass aber in diesem Bekenntnis die Dreiheit Gottes und die Einheit Gottes einander widersprechen, wird man in dem Kapitel von der göttlichen Dreieinheit sehen. Die übrigen Völker in der Welt, welche Religion und gesunde Vernunft haben, stimmen bei, dass Gott Einer ist: so alle Muhamedaner in ihren Reichen; die Afrikaner in vielen Gebieten ihres Welttheils, und auch die Asiaten in vielen des ihrigen, und überdies die heutigen Juden. Die Urmenschen im goldenen Zeitalter, diejenigen nämlich, bei welchen eine Religion war, verehrten Einen Gott, den sie Jehovah nannten; ebenso die Alten im folgenden Zeitalter, bevor die Regierungen monarchisch geworden waren, und mit diesen weltliche, und zuletzt fleischliche Lieblingsneigungen die höheren Gebiete des Verstandes zu verschliessen begannen, welche früher geöffnet, und dann wie Tempel und Allerheiligstes für die Verehrung Eines Gottes waren. Um sie aber wieder aufzuschließen, und so die Verehrung Eines Gottes wiederherzustellen, stiftete Gott der Herr die Kirche bei den Nachkommen Jakob’s, und stellte allen Religionsvorschriften derselben die voran: “Es soll kein anderer Gott vor Meinem Angesichte sein,” 2.Mose 20,3. Auch bedeutet Jehovah, wie Er Sich von Neuem vor ihnen nannte, das höchste und einzige Wesen, aus dem Alles stammt, was im Weltall ist und besteht. Die alten Heiden erkannten als höchsten Gott den Jupiter [Jovem] an, so vielleicht genannt von Jehovah, und schrieben auch mehreren Andern, welche dessen Hof bildeten, Göttlichkeit zu; allein die Weisen des folgenden Zeitalters, wie Plato und Aristoteles, bekannten, dass diese nicht Götter, sondern eben so viele Eigenschaften, Beschaffenheiten und Attribute Gottes seien, welche Götter genannt wurden, weil ihnen allen die Göttlichkeit innewohnte.

10. Jede gesunde Vernunft, wenn sie auch nicht religiös ist, sieht, dass alles Getheilte, wofern es nicht von Einem abhängt, von selbst zerfällt, wie der aus so vielen Gliedmassen, Eingeweiden, Empfindungs- und Bewegorganen zusammengewobene Mensch, wofern er nicht von Einer Seele, und der Körper selbst, wofern er nicht von Einem Herzen, ebenso das Reich, wofern es nicht von Einem König, das Haus, wofern es nicht von Einem Herrn, und jede Verwaltung, deren es in jedem Reiche viele giebt, wofern sie nicht von Einem Beamten abhängt. Was würde ein Kriegsheer gegen die Feinde vermögen ohne einen Feldherrn, der die oberste Gewalt hat, und dem Offiziere untergeordnet sind, von welchen jeder seine Befugnis über die Soldaten hat? Ebenso verhielte es sich mit der Kirche, wofern sie nicht Einen Gott anerkennte, und auch mit dem Engelshimmel, welcher das Haupt der Kirche auf Erden ist, worin der Herr die eigentliche Seele ist, weshalb auch der Himmel und die Kirche Sein Leib heißen; würden diese nicht Einen Gott anerkennen, so wären beide wie ein entseelter Leib, der, weil er zu nichts nütze wäre, weggeworfen und begraben würde.

26. ...dann sagten die Engel: Gut! Und sie baten mich, ich möchte aus ihrem Munde sagen, dass wer sich nicht an den Gott des Himmels und der Erde selbst wendet, nicht in den Himmel kommen könne, weil der Himmel Himmel aus diesem Einzigen Gott ist, und dass dieser Gott Jesus Christus ist, welcher sei Jehovah, der Herr, der Schöpfer von Ewigkeit her, der Erlöser in der Zeit, und der Wiedergebärer in Ewigkeit, und somit zugleich Vater, Sohn und Heiliger Geist, und dass dies das Evangelium sei, das verkündigt werden soll.


11. IV. Ueber die Beschaffenheit dieses Einen Gottes sind die Nationen und Völker aus verschiedenen Ursachen in ihren Ansichten von einander angewichen und weichen noch ab.

Die erste Ursache ist, weil Erkenntnis Gottes und somit Anerkennung Gottes ohne Offenbarung nicht möglich ist; und Kenntnis vom Herrn, und somit Anerkennung, dass in Ihm die ganze Fülle der Gottheit leiblich wohnt, nur aus dem Worte stattfinden kann, welches die Krone der Offenbarung ist; denn der Mensch kann zufolge der gegebenen Offenbarung Gott entgegenkommen, und den Einfluß aufnehmen, und so von einem natürlichen ein geistiger werden. Nun hatte zwar die Uroffenbarung sich über den ganzen Erdkreis verbreitet; allein der natürliche Mensch hatte sie in vielfacher Weise verkehrt; daher Meinungsverschiedenheiten, Uneinigkeiten, Irrlehren und Spaltungen in den Religionen. Die zweite Ursache ist, weil der natürliche Mensch nichts von Gott, sondern nur von der Welt etwas vernehmen und sich aneignen kann; weshalb eine der Grundlehren der christlichen Kirche sagt, dass der natürliche Mensch wider den geistigen sei und sie wider einander kämpfen; daher kommt, dass die, welche aus dem Wort oder aus anderer Offenbarung erkannt hatten, dass ein Gott ist, über die Beschaffenheit Gottes und über seine Einheit von einander abwichen und noch abweichen. Weshalb denn die, deren Geistesblick von den Sinnen des Körpers abhängig war, die aber gleichwohl Gott sehen wollten, sich Bilder machten von Gold, Silber, Stein und Holz, um unter ihnen, als Gegenständen des Gesichts, Gott anzubeten; und dass Andere, welche aus Religion die Bilder verwarfen, sich Gott unter dem Bilde der Sonne und des Mondes, der Gestirne und vieler andern Dinge auf der Erde vorstellten. Solche jedoch, welche sich für weiser hielten als den gemeinen Haufen, dennoch aber natürliche Menschen blieben, erkannten wegen der Unermeßlichkeit und Allgegenwart Gottes beim Erschaffen der Welt die Natur als Gott an, Einige dieselbe in ihrem Innersten, und Einige dieselben in ihrem Aeussersten; und einige erdachten, um Gott von der Natur zu trennen, ein Allerallgemeinstes, das sie das Wesen [Ens] des Universums nannten; und weil sie nichts weiter von Gott wissen, so wird dieses Wesen bei ihnen zu einem Gedankending, das ein Nicht=Etwas bedeutet. Wer kann nicht einsehn, dass die Kenntnisse von Gott Spiegel Gottes sind, und dass die, welche nichts von Gott wissen, Gott nicht in einem den Augen zugekehrten Spiegel, sondern in einem umgewandten Spiegel oder in dessen Rückseite sehen, welche mit Quecksilber oder schwarzem Leim überzogen ist, und das Bild nicht zurückwirft, sondern aufsaugt? Der Glaube an Gott bringt in den Menschen auf einem apriorischen oder inneren Wege, nämlich von der Seele her in die oberen Gebiete des Verstandes ein; die Kenntnisse von Gott hingegen dringen auf einem aposteriorischen oder äußern Wege ein, weil sie vermittelst der Sinne des Körpers vom Verstand aus dem geoffenbarten Wort geschöpft werden; in der Mitte des Verstandes findet nämlich ein Zusammentreffen der Einflüsse Statt, und hier wird der natürliche Glaube, der eigentlich nur eine Ueberredung ist, zu einem geistigen, der die wirkliche Anerkennung ist; weshalb der menschliche Verstand wie eine Wechselbank ist, in welcher der Umsatz geschieht.


Das göttliche Sein, welches Jehovah ist.

18. Es wird zuerst von dem Göttlichen Sein, und nachher von dem Göttlichen Wesen gehandelt; es scheint zwar, als ob diese zwei Eines und dasselbe wären, allein das Sein ist immerhin universeller, als das Wesen; denn das Wesen setzt das Sein voraus, und aus dem Sein wird das Wesen. Das Sein Gottes oder das göttliche Sein kann nicht beschrieben werden, weil es über jede Vorstellung des menschlichen Denkens erhaben ist; dieses erfaßt nur was erschaffen und endlich ist, nicht aber das Unerschaffene und Unendliche, somit nicht das Göttliche Sein; das Göttliche Sein ist das Sein selbst, aus dem Alles ist, und das in Allem sein muß, damit es sei.

Dass Jehovah bedeutet Ich bin und das Sein, ist bekannt; und dass Gott von den ältesten Zeiten her so genannt wurde, erhellt aus dem Buche der Schöpfung oder dem ersten buch Mosis, wo Er im ersten Kapitel Gott genannt wird, im zweiten und den folgenden aber Jehovah Gott: und nachher, als die Nachkommen Abrahams von Jakob her während ihres Aufenthaltes in Aegypten den Namen Gottes vergessen hatten, wurde er in’s Gedächtnis zurückgerufen; wovon es heisst: “Moses sprach zu Gott: Welches ist Dein Name? Gott sprach: Ich bin der Ich bin: so sollst du zu den Kindern Israels sprechen: der Ich bin hat mich zu euch gesandt, und du sollst sagen: Jehovah, der Gott eurer Väter, hat mich zu euch gesandt; dies ist mein Name in Ewigkeit, und dies mein Gedenkzeichen von Geschlecht zu Geschlecht,” 2.Mose 3,14.15.

Weil Gott das Sein ist, so ist Er auch die Substanz; denn das Sein, wenn es nicht Substanz ist, ist ein bloßes Gedankending; die Substanz ist nämlich ein Wesentliches, das besteht; und wer Substanz ist, ist auch Form; denn die Substanz, wenn sie nicht auch Form ist, ist ein Gedankending; weshalb von Gott beides ausgesagt werden kann, doch so, dass er die einzige, eigentliche und erste Substanz und Form sei. Dass diese Form die eigentliche menschliche ist, das heisst, dass Gott der eigentliche Mensch ist, an dem alles unendlich ist, ist in der zu Amsterdam im Jahre 1763 herausgegebenen ‘Engelweisheit betreffend die göttliche Liebe und Weisheit’ nachgewiesen worden; desgleichen, dass die Engel und die Menschen Substanzen und Formen sind, erschaffen und organisirt zur Aufnahme des durch den Himmel in sie einfließenden Göttlichen; weshalb sie im buche der Schöpfung Ebenbilder und Aehnlichkeiten Gottes heißen, Kap. 1,26.27; und anderwärts, dass sie Seine Kinder und aus Ihm geboren seien; dass aber der Mensch in so weit, als er unter göttlicher Leitung lebt, das heisst, sich von Gott führen läßt, mehr und mehr innerlich sein Ebenbild wird, wird im Verfolg dieses Werkes umständlich nachgewiesen werden.

Jehovah Gott ist das Sein in sich, weil Er ist der Ich bin, das Selbst, das Einzige und das Erste von Ewigkeit zu Ewigkeit, aus dem Alles ist, was ist, damit es etwas sei; so und nicht anders ist Er der Anfang und das Ende, der Erste und der Letzte, und das Alpha und Omega.

Dieses Selbst, welches das Göttliche Sein ist, ist nicht an einem Ort, sondern es ist bei denen und in denen, die an einem Orte sind, je nach der Aufnahme; denn von der Liebe und Weisheit oder dem Guten und Wahren, und somit vom Leben, welche das Selbstständige in Gott, ja Gott Selbst sind, kann kein Ort noch ein Fortbewegen von Ort zu Ort ausgesagt werden; daher die Allgegenwart; weshalb der Herr sagt, Er sei mitten unter ihnen; dann auch, Er sei in ihnen und sie in Ihm. Weil Er aber von Keinem so, wie Er in sich ist, aufgenommen werden kann, so erscheint Er, wie Er in Seinem Wesen ist, als Sonne über den engelischen Himmeln, und das aus dieser Hervorgehende ist als Licht Er selbst in Rücksicht der Weisheit, und als Wärme ist es Er selbst in Rücksicht der Liebe; Er selbst ist nicht jene Sonne, sondern die zunächst von Ihm ausgehende Göttliche Liebe und Weisheit, rings um Ihn her, erscheinen vor den Engeln als Sonne; Er selbst in der Sonne ist Mensch, ist unser Herr Jesus Christus, sowohl nach dem Ur=Göttlichen, als nach dem Göttlich=Menschlichen, weil das Selbstständige, welches die Liebe selbst und die Weisheit selbst ist, bei Ihm die Seele vom Vater her war, somit das Göttliche Leben, welches das Leben in sich ist; anders in jeglichem Menschen, in diesem ist die Seele nicht Leben, sondern Aufnahmsgefäss des Lebens; dies lehrt auch der Herr, indem Er sagte: “Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben,” und anderwärts: “Wie der Vater das Leben in Sich selbst hat, so hat Er auch dem Sohn gegeben, das Leben in Sich Selbst zu haben,” Joh. 5,26. Das Leben in Sich Selbst ist Gott.

33. Die gewöhnliche Vorstellung ist, dass die endlichen Dinge, weil Endliches nicht das Unendliche fassen kann, nicht Aufnahmsgefässe des Unendlichen sein können; allein aus dem, was in meinen Werken über die Schöpfung vorgetragen worden ist, ergibt sich, dass Gott Seine Unendlichkeit zuerst abgegrenzt hat durch Substanzen, die Er von sich ausgehen ließ, aus welchen Seine nächste Umgebung entstand, welche die Sonne der geistigen Welt ausmacht; und dass Er nachher durch diese Sonne die übrigen Umkreise bis zum letzten herab, der aus Ruhendem besteht, vollendet, und so die Welt durch Abstufungen mehr und mehr verendlicht hat; dies ist zu dem Ende angeführt worden, damit der menschlichen Vernunft, welche nicht ruht, wenn sie den Grund nicht sieht, ein Genüge geschehe.

Aus dem oben Gesagten kann man ersehen, dass die Räume und Zeiten Alles und Jedes, was in beiden Welten ist, begränzen oder endlich machen, und dass somit die Menschen nicht blos in Rücksicht ihrer Körper, sondern auch in Rücksicht ihrer Seelen endlich sind, und ebenso die Engel und Geister. Aus diesem allen läßt sich der Schluß ziehen, dass Gott unendlich, das heisst, nicht endlich ist, weil Er als Schöpfer, Bildner und Werkmeister des Weltalls alles abgegrenzt hat und zwar durch Seine Sonne, in deren Mitte Er ist, und welche aus dem Göttlichen Wesen besteht, das aus Ihm als Sphäre hervorgeht; in ihr und aus ihr ist der Abgrenzung Erstes; allein ihre Fortbewegung schreitet bis zum Letzten in der Natur der Welt fort; das Er in sich unendlich ist, weil unerschaffen, folgt hieraus.

36. Wir haben unterschieden zwischen dem Sein Gottes und dem Wesen Gottes, weil zwischen der Unendlichkeit Gottes und der Liebe Gottes; und die Unendlichkeit auf das Sein Gottes, die Liebe aber auf das Wesen Gottes bezogen wird; denn das Sein Gottes ist, wie schon oben gesagt worden, umfassender [universalius], als das Wesen Gottes, und ebenso die Unendlichkeit umfassender als die Liebe Gottes; weshalb auch “unendlich” als ein Bestimmungswort für die Wesentheile und Eigenschaften Gottes gebraucht wird, welche alle “unendlich” heissen; wie man denn von der göttlichen Liebe sagt, sie sei unendlich, von der göttlichen Weisheit, sie sei unendlich, und von der göttlichen Macht in gleicher Weise; nicht als wäre das Sein Gottes früher da gewesen, sondern weil es in das Wesen eindringt, als ein damit zusammenhängender, bestimmender, bildender und zugleich erhebender Bestandtheil.

37. I. Gott ist die Liebe selbst und die Weisheit selbst, und diese beiden machen sein Wesen aus.

38. II. Gott ist das gute selbst und das Wahre selbst, weil das Gute Angehör der Liebe und das Wahre Angehör der Weisheit ist

39. III. Gott, weil er die Liebe selbst und die Weisheit selbst ist, ist das Leben selbst, welches das Leben in sich ist.

Es heisst bei Johannes: “Das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort, in ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen,” Kap. 1,1.4; unter Gott wird hier die Göttliche Liebe und unter dem Wort die Göttliche Weisheit verstanden; und die Göttliche Weisheit ist im eigentlichen Sinne das Leben, und das Leben ist im eigentlichen Sinne das Licht, das hervorgeht aus der Sonne der geistigen Welt, in deren Mitte Jehovah Gott ist; die Göttliche Liebe bildet das Leben, wie das Feuer das Licht bildet.

Es gibt zweierlei Dinge, welche das Wesen Gottes ausmachen, die Liebe und die Weisheit; allein drei Dinge sind es, welche das Wesen Seiner Liebe ausmachen: andere ausser sich lieben, eins mit ihnen sein, und sie aus sich beglücken wollen;...

45. Aus der Beschreibung des Wesens der Göttlichen Liebe lässt sich ersehen, welcherlei das Wesen der teuflischen Liebe ist; man kann dieses aus dem Gegensatze sehen; die teuflische Liebe ist die Liebe zu sich, auch diese heisst Liebe, ist aber in sich betrachtet Hass; den sie liebt niemanden ausserhalb ihrer, noch will sie mit Andern verbunden werden, um ihnen, sondern bloß um sich wohlzuthun; sie trachtet aus ihrem Innersten fortwährend darnach, über Alle zu herrschen, und auch die Güter Aller zu besitzen, und zuletzt wie Gott angebetet zu werden;


Zweites Kapitel

Der Herr als Erlöser

81. Im vorigen Kapitel ist von Gott dem Schöpfer, und zugleich dann auch von der Schöpfung gehandelt worden; in diesem Kapitel aber soll von dem Herrn, Erlöser, und zugleich auch von der Erlösung, und im folgenden Kapitel vom Heiligen Geist, und zugleich von der göttlichen Einwirkung gehandelt werden. Unter dem Herrn als Erlöser verstehen wir Jehovah im Menschlichen; denn dass Jehovah selbst sich herabgelassen und das Menschliche angenommen hat, um die Erlösung zu vollbringen, wird im Folgenden bewiesen werden. Dass Er der Herr und nicht Jehovah genannt wird, hat seinen Grund darin, dass der Jehovah des Alten Testaments im Neuen Herr heisst,...

I. Jehovah, der Schöpfer des Weltalls, ist herabgekommen und hat das Menschliche angenommen, um die Menschen zu erlösen und zu beseligen.

II. Er ist herabgekommen als das Göttliche Wahre, welches das Wort ist, ohne jedoch das Göttliche Gute davon zu trennen.

III. Er hat das Menschliche angenommen, gemäss Seiner Göttlichen Ordnung.

IV. Das Menschliche, durch das Er sich in die Welt sandte, ist, was der Sohn Gottes heisst.

V. Der Herr hat sich durch die Handlungen der Erlösung zur Gerechtigkeit gemacht.

VI. Durch eben diese Handlungen hat Er Sich mit dem Vater, und der Vater Sich mit Ihm vereinigt; auch gemäss der Göttlichen Ordnung.

VII. So ist Gott Mensch geworden, und der Mensch Gott in Einer Person.

VIII. Das Fortschreiten zur Vereinigung war der Stand Seiner Entäußerung, und die Vereinigung selbst der Stand Seiner Verherrlichung.

IX. Von nun an kommt keiner von den Christen in den Himmel, wenn er nicht an den Herrn Gott Seligmacher glaubt, und sich allein an Ihn wendet.

Wer weiss nicht, dass das Kind aus dem Vater die Seele und das Leben hat, und dass aus der Seele der Leib stammt? Was wird also deutlicher gesagt, als dass der Herr aus Jehovah Gott Seele und Leben hatte, und da das Göttliche nicht getheilt werden kann, dass des Vaters Göttliches selbst Seine Seele und Sein Leben war? Deshalb nannte der Herr so oft Jehovah Seinen Vater, und Jehovah Gott nannte Ihn Seinen Sohn.

83.  ”Jehovah Gott, und dein Erlöser, der Heilige Israels, der Gott der ganzen Erde wird Er heissen,” Jes 54,5. Aus diesen und gar vielen andern Stellen kann jeder Mensch, welcher Augen und einen durch die Augen geöffneten Geist hat, sehen, dass Gott, welcher Einer ist, herabgestiegen und Mensch geworden ist, um die Erlösung zu vollbringen.

84. Die Erlösung ohne das Menschliche zu bewirken war Gott ... unmöglich,...


85. II. Jehovah Gott kam herab als das Göttliche Wahre, welches das Wort ist, ohne jedoch das Göttliche Gute davon zu trennen.

“Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort, alles ist durch Dasselbe gemacht und ohne Dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. Und das Wort ward Fleisch, und wohnte unter uns,” Kap 1,1.3.14. Dass unter dem Wort hier das Göttliche Wahre verstanden wird, hat seinen Grund darin, dass das in der Kirche befindliche Wort, das Göttliche Wahre selbst ist; denn es ist von Jehovah selbst diktiert, und was von Jehovah diktiert wird, das ist rein das Göttliche Wahre,...

86. Dass Jehovah Gott als das Göttliche Wahre in die Welt herabkam, geschah, um die Erlösung zu vollbringen, und die Erlösung war die Unterjochung der Höllen, und das Ordnen der Himmel, und nach diesen die Gründung der Kirche; dies zu bewerkstelligen vermag das Göttliche Gute nicht, sondern das Göttliche Wahre aus dem Göttlichen Guten; das Göttliche Gute an sich betrachtet ist wieder runde Griff eines Degens, oder wie ein abgestumpftes Holz, oder wie ein bloßer bogen, wogegen das göttliche Wahre aus dem Göttlichen Guten wie ein scharfes Schwert, und ein zum Speer verarbeitetes Holz, und wie ein Bogen mit Pfeilen ist, welche gegen die Feinde etwas vermögen: unter den Schwertern, Speeren und Bogen werden auch im geistigen Sinn des Wortes die kämpfenden Wahrheiten verstanden,...

90. Solche, die nicht wissen, dass die Göttliche Allmacht der Ordnung gemäss verfährt und wirkt, können Vieles, das der gesunden Vernunft zuwiderläuft und sich selbst widerspricht, aus der Phantasie ausbrüten, wie z.B. warum Gott nicht unmittelbar, ohne solchen Entwicklungsgang, das Menschliche annahm; warum Er nicht aus den Elementen von den vier Weltgegenden Sich einen Körper schuf oder zusammenfügte, und so als Gottmensch vor dem jüdischen Volk, ja vor der ganzen Welt Sich sichtbar darstellte; oder, wenn Er geboren werden wollte, warum Er nicht schon dem Embryo oder Sich als Kind all Sein Göttliches eingoß, oder warum Er nicht [gleich] nach der Geburt sich zur Leibeshöhe eines Erwachsenen erhob und alsbald aus der göttlichen Weisheit redete. Solche und ähnliche Dinge können die, welche über die Göttliche Allmacht ohne Hinzunahme der Göttlichen Ordnung denken, empfangen und ausgebären, und so die Kirche mit Wahngedanken und läppischen Dingen erfüllen,...

92. IV. Das Menschliche, durch das Gott Sich in die Welt sandte, ist der Sohn Gottes.

...auch ist das Menschliche wirklich der Sohn Gottes, weil es von Jehovah Gott als dem Vater empfangen wurde, nach Luk 1,32.35. Es heisst Sohn Gottes, Sohn des Menschen und Sohn Maria’s, und unter dem Sohne Gottes wird verstanden Jehovah Gott in Seinem Menschlichen, unter dem Sohn des Menschen der Herr in Rücksicht des Wortes, und unter dem Sohn Maria’s das eigentlich Menschliche, das Er annahm. Dass unter dem Sohne Gottes und unter dem Sohne des Menschen jene zwei verstanden werden, wird im Folgenden bewiesen werden; dass unter dem Sohn Maria’s das blos Menschliche verstanden wird, stellt sich deutlich an der Zeugung des Menschen heraus, sofern die Seele aus dem Vater ist und der  Leib aus der Mutter; denn dem Samen des Vaters wohnt die Seele inne, und diese wird mit einem Körper umkleidet bei der Mutter, oder, was dasselbe ist, alles Geistige, das Mensch hat, ist vom Vater, und alles Materielle kommt ihm von der Mutter; was den Herrn betrifft, so war das Göttliche, das Er hatte, von Jehovah dem Vater, und das Menschliche hatte Er von der Mutter; diese zwei vereinigt sind der Sohn Gottes;

”Es ward mir einst gegeben, mit der Mutter Maria zu sprechen; sie ging einmal vorüber, und erschien im Himmel über meinem Haupt in weissem Gewand wie von Seide, und verweilte dann ein wenig, und sagte, sie sei die Mutter des Herrn gewesen, weil Er von ihr geboren worden, nachdem Er aber Gott geworden, habe Er alles Menschliche aus ihr abgelegt, und darum bete sie Ihn an als ihren Gott, und wolle nicht, dass jemand Ihn für ihren Sohn erkenne, da in Ihm alles göttlich sei.” Hieraus leuchtet nun die Wahrheit hervor, dass in dieser Weise Jehovah Mensch ist wie im Ersten, so auch im Letzen, gemäss den Worten: ”Ich bin das Alpha und Omega, der Anfang und das Ende, Der, welcher Ist, welcher War, und welcher Kommen wird, der Allmächtige,” Offenb 1,8.11.

103. Diesem will ich folgendes Geheimnis beifügen: Die Seele, welche aus dem Vater ist, ist der Mensch selbst, und der Leib, der aus der Mutter ist, ist nicht der Mensch in sich, sondern aus ihm; er ist nur dessen Umkleidung, zusammengewoben aus Dingen, die in der natürlichen Welt sind, die Seele hingegen aus solchen, die in der geistigen Welt sind; ein jeder Mensch legt nach dem Tode das Natürliche, das er von der Mutter an sich hatte, ab, und behält das Geistige, das er vom Vater hatte, bei,...

110. ...Weißt du nicht, dass der Herr, als Er in der Welt war, eine Seele hatte wie jeder andere Mensch. Woher hatte Er diese, als aus Gott dem Vater? Dass dem so ist, erhellt sattsam aus dem Wort der Evangelisten; was ist nun das, Was der Sohn heisst, Anderes, als das Menschliche, das von dem Göttlichen des Vaters empfangen und von der Jungfrau Maria geboren wurde? Die Mutter kann nicht die Seele empfangen; dies widerstreitet ganz und gar der Ordnung, nach der jeder Mensch entsteht; noch kann Gott der Vater die Seele aus Sich hineingeben und hernach zurücktreten, wie jeder Vater in der Welt, weil Gott Sein Göttliches Wesen, und dieses eines und untheilbar ist, und, weil untheilbar, Er selbst ist; daher kommt, dass der Herr sagt, dass der Vater und Er Eins seien, und dass der Vater in Ihm und Er im Vater sei, und vieles Aehnliche mehr. Dies haben auch die Verfasser des Athanasischen Bekenntnisses von Ferne gesehen, weshalb sie, nachdem sie Gott in drei Personen zertheilt haben, dennoch sagen, in Christus seien Gott und Mensch, das heisst, das Göttliche und das Menschliche, nicht zwei, sondern Eines, wie Seele und Leib im Menschen. Dass der Herr in der Welt zum Vater wie zu einem Andern betete und Sich vor dem Vater wie vor einem Andern erniedrigte, geschah nach der von der Schöpfung her festgestellten Ordnung, welche unwandelbar ist und nach welcher Jeder zur Verbindung mit Gott fortschreiten soll; diese Ordnung ist, dass wie der Mensch durch ein Leben nach den Gesetzen der Ordnung, welche Gottes Gebote sind, sich mit Gott verbindet, so Gott Sich mit dem Menschen verbindet, und ihn aus einem natürlichen zu einem geistigen macht. In ähnlicher Weise vereinigte Sich der Herr mit Seinem Vater, und der Vater Sich mit Ihm; war nicht der Herr, da Er noch Kind war, wie ein Kind, da Er noch Knabe war, wie ein Knabe? Liest man nicht, dass Er zugenommen habe an Weisheit und Gnade, und nachher, dass Er den Vater bat, seinen Namen, das heisst, Sein Menschliches, zu verherrlichen? Verherrlichen heisst, durch die Vereinigung mit Sich Göttlich machen; daraus erhellt, dass der Herr im Zustand Seiner Erniedrigung, welcher der Zustand Seines Fortschreitens zur Vereinigung war, zum Vater betete.

Was den Herrn betrifft, so hat Er durch die Handlungen der Erlösung alles Menschliche aus der Mutter abgelegt, und das Menschliche aus dem Vater, welches das Göttliche Menschliche ist, angezogen, und daher kommt, dass in Ihm der Mensch Gott, und Gott Mensch ist.

111. Nach diesem sah man den Himmel offen, und es erschienen Zungen wie Flämmchen, welche herabkamen und bei Einigen einflossen, und diese feierten nun das Göttlich=Menschliche des Herrn und sagten: “Entfernet die Vorstellung von drei Göttern und glaubet, dass im Herrn die ganze Fülle der Gottheit leiblich wohnt, und dass der Vater und Er Eins sind, wie Seele und Leib Eins sind, und dass Gott nicht ein Wind und Aether, sondern dass Er Mensch ist, und dann werdet ihr mit dem Himmel verbunden werden, und vom Herrn her Jesum nennen, und das Göttlich=Menschliche aussprechen können.


95. V. Der Herr hat Sich durch die Handlungen der Erlösung zur Gerechtigkeit gemacht.

Dass der Herr Allein Verdienst und Gerechtigkeit habe durch den Gehorsam, den Er Gott dem Vater in der Welt geleistet, und besonders durch das Leiden am Kreuz, sagt und glaubt man heut zu Tage in den christlichen Kirchen; allein man meinte, das Leiden am Kreuz sei die eigentliche Handlung der Erlösung gewesen, während es doch nicht eine Handlung der Erlösung war, sondern eine Handlung der Verherrlichung Seines Menschlichen, wovon im folgenden Abschnitt von der Erlösung; die Handlungen der Erlösung, durch welche der Herr Sich zur Gerechtigkeit machte, waren, dass Er das Letzte Gericht, das in der geistigen Welt Statt hatte, vollbrachte, und dabei die Bösen von den Guten und die Böcke von den Schafen ausschied, und die, welche Eins ausmachten mit den Thieren des Drachen, aus dem Himmel stieß, und aus den Würdigen einen neuen Himmel gründete, und aus den Unwürdigen eine Hölle; und nach und nach in beiden alles in Ordnung brachte, und überdies eine neue Kirche gründete.

104. VIII. Das Fortschreiten zur Vereinigung war der Stand Seiner EntÄuSSerung, und die Vereinigung selbst der Stand Seiner Verherrlichung.

Dass der Herr, während Er in der Welt war, zwei Zustände hatte, welche die der Entäußerung und der Verherrlichung heissen, ist in der Kirche bekannt; der erste Zustand, welcher der der Entäußerung heisst, wird in vielen Stellen im Worte beschrieben, besonders in den Psalmen Davids, und auch bei den Propheten, und in’s Einzelne gehend bei Jesajas Kap 53, wo es heisst, dass Er bis zum Tod entäußerte Seine Seele, Vers 12. Eben dieser Zustand war der Zustand Seiner Erniedrigung vor dem Vater; denn in ihm betet Er zum Vater, und sagt, dass Er dessen Willen thue, und schreibt alles, was Er gewirkt und gesprochen, dem Vater zu; dass Er zum Vater betete, erhellt aus folgenden Stellen, Matth 14,23; [26,36-44;] Mark 1,35; 6,46; 14,32 bis 39; Luk 5,16; 6,12; 22,41 bis 44; Joh 17,9.15.20 dass Er den Willen des Vaters that, Joh 4,34; 5,20; dass Er alles, was Er wirkte und sprach, dem Vater zuschrieb, Joh 8,26.27.,28; 12,49.50; 14,10; ja am Kreuze rief Er sogar aus: “Mein Gott, Mein Gott, warum verlässest Du mich?” Matth 27,47; Mark 15,34; und überdies hätte Er ohne diesen Zustand nicht gekreuzigt werden können. Der Zustand der Verherrlichung ist auch der Zustand der Vereinigung; in diesem Zustand war Er, als Er vor seinen drei Jüngern verklärt wurde, und auch wenn Er Wunder that, und so oft Er sagte, dass der Vater und Er Eins seien, dass der Vater in Ihm, und Er im Vater sei, dass alles, was der Vater hat, Sein sei; und nach der völligen Vereinigung, dass Er Gewalt über alles Fleisch habe, Joh 17,2 und alle Gewalt im Himmel und auf Erden, Matth 28,18; ausser vielen andern Stellen.

105. Dass der Herr sich in diesen zwei Zuständen, dem der Entäußerung und dem der Verherrlichung befand, hatte seinen Grund darin, dass kein anderes Fortschreiten zur Vereinigung möglich ist, weil diese der göttlichen Ordnung gemäss Statt hat, welche unwandelbar ist; göttliche Ordnung ist, dass der Mensch sich zur Aufnahme Gottes geschickt mache, und sich zum Aufnahmegefäss und zur Wohnung zubereite, in die Gott eingehen, und wie in Seinem Tempel darin wohnen kann; dies soll der Mensch wie von sich selbst thun, dennoch aber anerkennen, dass es von Gott kommt; er soll dies anerkennen, weil er die Gegenwart und Wirksamkeit Gottes nicht empfindet, obgleich Gott alles Gute der Liebe und alles Wahre des Glaubens bei dem Menschen in unmittelbarster Gegenwart wirkt. Nach dieser Ordnung schreitet jeder Mensch fort, und soll nach ihr fortschreiten, damit er aus einem natürlichen ein geistiger werde; ebenso der Herr, um Sein Natürliches Menschliche zum Göttlichen zu machen; daher kommt, dass Er zum Vater betete, dass Er Dessen Willen that, dass Er alles, was Er wirkte und redete, Ihm zuschrieb, und am Kreuze sagte: “Mein Gott, Mein Gott, warum verlässest Du mich?” In einem derartigen Zustand nämlich erscheint Gott als abwesend; allein nach diesem Zustand kommt ein anderer, welcher der Zustand der Verbindung mit Gott ist; in diesem handelt der Mensch in gleicher Weise, allein jetzt aus Gott, und hat nunmehr nicht nöthig, noch so, wie früher, alles Gute, das er will und thut, und alles Wahre, das er denkt und redet, Gott zuzuschreiben, weil dies seinem Herzen eingeschrieben, und daher in jeder seiner Handlungen und Reden ist. In ähnlicher Weise vereinigte Sich der Herr mit Seinem Vater, und der Vater Sich mit Ihm; mit Einem Wort, der Herr verherrlichte Sein Menschliches, das heisst, machte es zum Göttlichen, wie der Herr den Menschen wiedergebiert, das heisst, ihn geistig macht.


Die Erlösung.

114. Dass in dem Herrn zwei Aemter, das priesterliche und das königliche, vereinigt sind, ist in der Kirche bekannt

Was die Erlösung anbetrifft, so gehört sie beiden Aemtern an; was jedoch davon zu dem einen und was zu dem andern gehört, soll im Verfolg enthüllt werden.

I. Die Erlösung selbst war eine Unterjochung der Höllen und Ordnen der Himmel, und mittelst dieser eine Vorbereitung zu einer neuen geistigen Kirche.

II. Ohne diese Erlösung hätte kein Mensch selig werden, noch die Engel im Zustand der Reinheit bestehen können.

III. Der Herr hat auf diese Weise nicht blos die Menschen, sondern auch die Engel erlöst.

IV. Die Erlösung war ein rein Göttliches Werk.

V. Eben diese Erlösung konnte nicht anders geschehen, als durch den menschgewordenen Gott.

VI. Das Leiden am Kreuz war die letzte Versuchung, die Er als der grösste Prophet aushielt, und sie war das Mittel der Verherrlichung Seines Menschlichen, das heisst, der Vereinigung mit dem Göttlichen Seines Vaters, nicht aber die Erlösung.

VII. Der Glaube, das Leiden am Kreuz sei die Erlösung gewesen, ist ein Grundirrthum der Kirche, und dieser Irrthum zugleich mit dem Irrthum von drei göttlichen Personen von Ewigkeit hat die ganze Kirche zu Grunde gerichtet, so dass kein geistiger Ueberrest mehr in ihr vorhanden ist.

Dies soll nun im Einzelnen entwickelt werden.

115. I. Die Erlösung selbst war eine Unterjochung der Höllen und ein Ordnen der Himmel, und mittelst dieser eine Vorbereitung zu einer neuen geistigen Kirche.

Dass diese drei die Erlösung sind, kann ich mit aller Gewißheit sagen,...

Dass die Unterjochung der Höllen, die Anordnung der Himmel und die Gründung der Neuen Kirche die Erlösung waren, hat seinen Grund darin, das ohne sie kein Mensch hätte können selig werden; sie folgen auch der Ordnung nach auf einander; denn zuerst müssen die Höllen unterjocht werden, bevor der Neue Engelshimmel gebildet werden kann, und dieser muss erst gebildet werden, bevor die Neue Kirche auf Erden gegründet werden kann;

118. II. Ohne diese Erlösung hÄtte kein Mensch selig werden, noch die Engel im Zustand der Reinheit bestehen können.

Zuerst soll gesagt werden, was die Erlösung ist; Erlösen bedeutet von der Verdammnis befreien, von dem ewigen Tode erretten, aus der Hölle reissen, und die Gefangenen und Gebundenen der hand des Teufels entziehen; dies ist vom Herrn dadurch geschehen, dass Er die Höllen unterjocht, und einen neuen Himmel gegründet hat. Dass der Mensch ausserdem nicht hätte selig werden können, hat seinen Grund darin, dass die geistige Welt mit der natürlichen Welt in solcher Verknüpfung steht, dass sie nicht getrennt werden können, diese Verknüpfung aber vorzugsweise mit dem Inwendigen der Letztern, das man ihre Seelen und Gemüther nennt, und daher bei den Guten mit den Seelen und Gemüthern der Engel, und bei den Bösen mit den Seelen und Gemüthern der höllischen Geister besteht; sie sind so eng vereinigt, dass wen diese vom Menschen entfernt würden, der Mensch todt wie ein Klotz niederfiele; eben so wenig könnten die Engel und Geister bestehen, wenn ihnen die Menschen entzogen würden. Daraus erhellt, warum die Erlösung in der geistigen Welt geschah, und warum Himmel und Hölle erst geordnet werden müssen, bevor die Kirche auf Erdengegründet werden kann; dass dem so ist, erhellt deutlich in der Offenbarung, dass nämlich, nachdem der Neue Himmel hergestellt war, aus diesem das Neue Jerusalem herabstieg, welches die Neue Kirche ist, Kap 21,1.2.

119. Dass auch die Engel nicht im Zustande der Reinheit hätten bestehen können, wenn nicht vom Herrn die Erlösung vollbracht worden wäre, hat seinen Grund darin, dass der gesammte Engelshimmel zugleich mit der Kirche auf Erden vor dem Herrn wie Ein Mensch ist, dessen Inneres der Engelshimmel, und das Aeussere die Kirche bildet, oder bestimmter, dessen Haupt der oberste Himmel, die Brust und mittlere Gegend des Leibes der zweite und unterste Himmel, und die Lenden und Füsse die Kirche auf Erden sind, während der Herr selbst die Seele und das Leben dieses ganzen Menschen ist; weshalb denn, wofern nicht der Herr die Erlösung vollbracht hätte, dieser ganze Mensch zerstört worden wäre; in Rücksicht der Füsse und Lenden, sobald die Kirche auf Erden, in Rücksicht der Bauchgegend, sobald der unterste Himmel, in Rücksicht der Brust, sobald der zweite Himmel wich, in Folge dessen dann das Haupt, weil es kein Entsprechungsverhältnis mit dem Leibe hat, in Ohnmacht fällt.

121. III. Der Herr hat auf diese Weise nicht blos die Menschen sondern auch die Engel erlöst.

Die Ursache, warum die Höllen zu solcher Höhe hinanwuchsen, war, dass zur Zeit, da der Herr in die Welt kam, der ganze Erdkreis durch Götzendienst und Magie sich ganz von Gott entfernt hatte, und die Kirche, die bei den Kindern Israels, und zuletzt bei den Juden war, durch Verfälschung und Verdrehung des Wortes ganz zerstört worden war, und diese und jene alle nach dem Tod ein die Geisterwelt kamen, und ihre Zahl dort zuletzt so anwuchs und anschwoll, dass sie von da nicht anders ausgetrieben werden konnten, als durch die Herabkunft Gottes selbst, und dann durch die Kraft Seines Göttlichen Arms, und wie dies bewirkt wurde, ist in dem im Jahr 1758 zu London herausgegebenen Werkchen vom letzten Gericht beschrieben worden. Dies ward vom Herrn vollbracht, als Er in der Welt war; ein ähnliches ist auch in unsern Tagen vom Herrn gehalten worden, weil, wie oben gesagt, gegenwärtig Seine zweite Ankunft Statt hat, welche in der Offenbarung allenthalben, und bei Matthäus Kap 24,.30; bei Markus Kap 13,26; bei Lukas Kap 21,27; und in der Apostelgeschichte Kap 1,11 und anderwärts vorausgesagt worden ist; der Unterschied ist, dass bei Seiner ersten Ankunft die Höllen so sehr angewachsen waren von Götzendienern, Magiern und Verfälschern des Wortes, bei dieser Zweiten hingegen von sogenannten Christen, sowohl solchen, die den Naturalismus eingesogen, als solchen, die das Wort verfälscht hatten durch Begründungen ihres mährchenhaften Glaubens an drei göttliche Personen von Ewigkeit, und an das Leiden des Herrn, sofern es die Erlösung selbst gewesen sein soll; denn diese sind es, die unter dem Drachen und seinen zwei Thieren in der Offenbarung Kap 12 und 13 verstanden werden.

2. die zweite Ursache davon, dass der Herr auch die Engel erlöste, ist die, dass nicht nur jeglicher Mensch, sondern auch jeglicher Engel durch den Herrn vom Bösen zurückgehalten, und im Guten festgehalten wird; denn Keiner, weder der Engel, noch der Mensch, ist von sich im Guten, sondern alles Gute ist vom Herrn; wenn nun der Fusschemel der Engel, den sie in der Geisterwelt haben, weggezogen ist, so ergeht es ihnen, wie dem, der auf einem Stuhle sitzt, wenn dessen Fussgestell weggenommen wird.

126. VI. Das Leiden am Kreuz war die letzte Versuchung, welche der Herr als der grösste Prophet bestand, und es war das Mittel zur Verherrlichung Seines menschlichen, das ist, zur Vereinigung mit dem Göttlichen Seines Vaters, nicht aber die Erlösung.

Zwei Dinge sind es, wegen welcher der Herr in die Welt kam, und durch die Er die Menschen und die Engel errettete, nämlich die Erlösung und die Verherrlichung Seines Menschlichen; diese zwei sind unter sich geschieden, machen aber doch Eins aus zum Behuf der Seligmachung. Was die Erlösung sei, ist in den vorhergehenden Abschnitten gezeigt worden, dass sie nämlich war ein Kampf mit den Höllen, ihre Unterjochung, und hernach ein Ordnen der Himmel; die Verherrlichung aber ist die Vereinigung des Menschlichen des Herrn mit dem Göttlichen Seines Vaters; diese ging nach und nach vor sich, und kam vollständig zu Stande durch das Leiden am Kreuz; denn jeder Mensch muss von seiner Seite sich Gott nahen, und in wie weit er Ihm sich naht, in so weit geht Gott Seinerseits in ihn ein. Es verhält sich damit gerade wie mit einem Tempel, dieser muss zuerst gebaut werden, und dies geschieht mit Menschenhänden, und dann muss man ihn einweihen, und hierauf erst beten, Gott möge gegenwärtig sein und Sich mit der Kirche darin vereinigen. Die Vereinigung selbst aber wurde darum durch das Leiden am Kreuz vollständig bewirkt, weil dieses die letzte Versuchung war, der Sich der Herr in der Welt unterzog, und durch die Versuchungen eine Verbindung bewirkt wird; in diesen wird nämlich der Mensch scheinbar sich allein überlassen, obgleich er nicht verlassen ist; denn Gott ist alsdann in seinem Innersten auf’s unmittelbarste gegenwärtig, und unterstützt ihn; wenn daher jemand in der Versuchung überwindet, so wird er mit Gott auf’s Innigste verbunden, und so wurde der Herr mit Seinem Vater auf’s Innigste vereinigt. Dass der Herr im Leiden am Kreuz Sich selbst überlassen war, erhellt aus Seinem Ausruf am Kreuz: ‘Gott, warum hast du Mich verlassen?’” und auch aus folgenden Worten des Herrn: “Niemand nimmt die Seele von Mir, sondern Ich lasse sie von Mir selbst, Ich habe macht, sie zu lassen, und habe macht, sie wieder zu nehmen, dies Gebot habe Ich von Meinem Vater empfangen,” Joh 10,18. Hieraus kann nun erhellen, dass der Herr nicht dem Göttlichen, sondern dem Menschlichen nach gelitten hat, und dass alsdann die innigste und somit vollständige Vereinigung erfolgt ist.

132. VII. Der Glaube, das Leiden am Kreuz sei die Erlösung gewesen, ist ein Grundirrthum der Kirche, und dieser Irrthum zugleich mit dem Irrthum von drei göttlichen Personen von Ewigkeit hat die ganze Kirche zu Grunde gerichtet, so dass kein geistiger Ueberrest mehr in ihr vorhanden ist.

Was füllt und stopft heut zu Tage die Bücher der Orthodoxen mehr, und was wird in den höheren Lehranstalten eifriger gelehrt und eingeflösst, und von den Kanzeln herab häufiger gepredigt und ausgerufen, als dass Gott der Vater, erzürnt über das menschliche Geschlecht, dieses nicht nur von Sich entfernt, sondern auch es zu allgemeiner Verdammnis verurtheilt, folglich es mit dem Fluch belegt habe; dass Er aber, weil Er gnädig ist, Seinen Sohn bewogen oder erweckt habe herabzusteigen, und die beschlossene Verdammnis auf sich zu nehmen, und so den Zorn Seines Vaters zu versöhnen, und dass Er nur so und nicht anders den Menschen mit einiger Gunst anblicken könnte; dann auch, dass dies wirklich durch den Sohn bewirkt worden sei, dass dieser nämlich die Verdammnis des menschlichen Geschlechts auf sich nehmend, sich von den Juden habe geisseln in’s Angesicht speien, und hernach wie ein Fluch Gottes sich kreuzigen lassen, 5.Mose 21,23, und dass der Vater, nachdem dies geschehen, besänftigt worden sei, und aus Liebe zum Sohne die Verdammnis zurückgezogen habe, jedoch nur von denen, für welche derselbe einstehen würde, und dass Er so zum Mittler vor Seinem Vater für immer geworden sei? Dieses und Aehnliches hört man heut zu Tage in den Kirchen, und hallt wieder von den Wänden, wie das Echo aus den Wäldern, und erfüllt die Ohren Aller in ihnen. Allein wer, dessen Vernunft aus dem Worte erleuchtet und gesund geworden ist, kann nicht sehen, dass Gott die Barmherzigkeit und Gnade selbst, weil die Liebe und das Gute selbst, ist, und dass diese Sein Wesen ausmachen, und das es daher ein Widerspruch ist, zu sagen, dass die Barmherzigkeit selbst oder das Gute selbst einen Menschen mit Zorn anblicken, und dessen Verdammnis beschliessen, und dabei doch Sein Göttliches Wesen bleiben könne? So etwas lässt sich kaum von einem gut denkenden, sondern nur von einem schlecht denkenden Menschen, und nicht von einem Engel des Himmels, sondern nur von einem Geist der Hölle erwarten, weshalb es abscheulich ist, es Gott zuzuschreiben. Forscht man aber nach der Ursache, so ist es die, dass diese das Leiden am Kreuz für die Erlösung selbst nahmen; daraus flossen jene Dinge hervor, wie aus einem Falschen Falsches in stetiger Reihe, oder wie aus einem Essigkrug nichts als Essig, oder aus einem verrückten Geist nichts als Verrücktes; denn aus Einem Erschlossenen folgen wieder Sätze derselben Sippschaft, sie liegen inwendig in dem Schlusse verborgen, und gehen nach einander daraus hervor, und aus jenem vom Leiden am Kreuz, dass es die Erlösung war, können noch weitere ärgerliche und für Gott schimpfliche Folgerungen hervorgehen und gezogen werden, so das endlich geschieht, wie Jesajas sagt: “Priester und Prophet taumeln von starkem Getränk, sie wanken im Urtheil, alle Tische sind voll vom Auswurf der Entleerung,” Kap 28,7.8.

133. In Folge dieser Vorstellung von Gott und von der Erlösung wurde die ganze Theologie aus einer geistigen in eine natürliche auf der niedrigsten Stufe verwandelt, und dies geschah, weil man Gott blos natürliche Eigenschaften zuschrieb, während doch von dem Begriff über Gott und von dem Begriff über die Erlösung, welche Eins ausmacht mit der Seligmachung, alles zur Kirche Gehörige abhängt; denn dieser Begriff ist, wie das Haupt, von dem alle Theile des Körpers ausgehen; ist daher jener geistig, so wird alles zur Kirche Gehörige geistig, ist er aber natürlich, so wird alles zur Kirche Gehörige natürlich: da nun die Vorstellung von Gott und von der Erlösung blos natürlich, das heißt, sinnlich und fleischlich geworden ist, so ist auch alles blos natürlich, was die Häupter und Glieder der Kirche in ihren Lehrbestimmungen überliefert haben und überliefern; und daraus kann nichts als Falsches ausgebrütet werden, weil der natürliche Mensch fortwährend gegen den geistigen ankämpft, und daher die geistigen Dinge für Gespenster und Lustgebilde ansieht. Man kann daher sagen, dass in Folge dieser sinnlichen Vorstellung von der Erlösung, und somit von Gott, die Wege zum Himmel, welche die zu dem Herrn Gott Heiland sind, von Dieben und Räubern besetzt worden seien, Joh 10,1.8.9., und das in den Kirchen die Thürflügel niedergerissen, und so Drachen, Uhu, Zijim und Jjim eingedrungen sind und misstönig zusammen schreien.

134. ...Ist es nicht unmöglich, Jemanden die Sünden zu vergeben und Jemanden zu erneuern, wiederzugebären und selig zu machen in Folge bloßer Zurechnung, und in dieser Weise die Ungerechtigkeit in Gerechtigkeit und den Fluch in Segen umzuwandeln? Kann er nicht so die Hölle in den Himmel, und den Himmel in die Hölle, oder den Drachen in Michael, und Michael in den Drachen verwandeln, und so den Kampf zwischen denselben abschneiden? Was braucht es mehr, als dem Einen die Zurechnung eures Glaubens zu entziehen und sie in den Andern hinein zu versetzen? Auf diese Weise müßten wir, die wir im Himmel sind, ewig zittern. Auch ist es nicht der Gerechtigkeit und dem Recht gemäss, dass der Eine den Frevel des Andern auf sich nehme, und der Frevler schuldlos, und der Frevel in dieser Weise abgewaschen werde; ist dies nicht sowohl gegen die göttliche, als die menschliche Gerechtigkeit? Die christliche Welt weiss noch nicht, dass es eine Ordnung gibt, und noch weniger, worin die Ordnung besteht, die Gott, als Er die Welt schuf, zugleich einführte, und dass Gott nicht ihr zuwider handeln kann, weil Er so wider Sich selbst handeln würde; denn Gott ist die Ordnung selbst.”

...er wird dich lehren in Betreff des Herrn, dass das Leiden am Kreuz nicht die Erlösung war, sondern die Vereinigung des Menschlichen des Herrn mit dem Göttlichen des Vaters; dass hingegen die Erlösung eine Unterjochung der Höllen und ein Ordnen der Himmel war, und dass es ohne deren Vollbringung von Seiten des Herrn, als Er in der Welt war, kein Heil gäbe für irgend Jemand auf Erden, noch für irgend Jemand in den Himmeln; und er wird dich noch weiter die von der Schöpfung her eingeführte Ordnung lehren, nach der man leben muss, um selig zu werden, und dass die, welche nach derselben leben, den Erlösten beigezählt und Erwählte genannt werden.”

Und nun sprach ich mit ihnen in Folge der mir gewordenen Eingebung, und sagte: “Tretet herzu, so viele eurer können, und höret, was im Wort und Vermittelung, Vertretung, Entsündigung und Versöhnung verstanden wird. Diese vier sind Prädikate der Gnade des Einen Gottes in Seinem Menschlichen; Gott dem Vater kann man sich durchaus nicht nahen, noch kann Er sich irgend einem Menschen nahen, weil Er unendlich und in Seinem Sein ist, welches Jehovah ist, und wenn Er von diesem aus dem Menschen sich nahen würde, so würde Er ihn auflösen, wie Feuer das Holz auflöst, und es in Asche verwandelt; dies erhellt daraus, dass Er zu Moses, der Ihn sehen wollte, sagte, niemand könne Ihn sehen, und leben, 2.Mose 33,20; und dass der Herr sagt, niemand habe Gott je gesehen, als der Sohn, der im Schoosse des Vaters ist, Joh 1,18; Matth 11,27; ferner, niemand habe die Stimme des Vaters gehört, noch Seine Gestalt gesehen, Joh 5,37. Man liest zwar, Moses habe Jehovah von Angesicht zu Angesicht gesehen, und mit ihm gesprochen von Mund zu Mund; allein dies geschah durch einen Engel, und in gleicher Weise bei Abraham und Gideon. Da nun Gott der Vater in sich so beschaffen ist, so gefiel es Ihm, das Menschliche anzunehmen, und in diesem die Menschen vorzulassen, und so sie zu hören und mit Ihnen zu reden; und dieses Menschliche ist es, was der Sohn Gottes heisst, und dieses ist es, was vermittelt, vertritt, versöhnt und entsündigt. So will ich denn sagen, was jene vier Prädikate von dem Menschlichen Gottes bezeichnen: die Vermittlung bedeutet, dass dasselbe das Zwischenihneliegende sei, durch das der Mensch Gott dem Vater, und Gott der Vater Sich dem Menschen nahen, und so ihn lehren und führen kann, damit er selig werde; weshalb der Sohn Gottes, unter welchem das Menschliche Gottes, des Vaters, verstanden wird, der Heiland, und in der Welt Jesus heisst, das ist, das Heil. Die Vertretung bedeutet die fortwährende Vermittelung; denn die Liebe selbst, der die Barmherzigkeit, Milde und Gnade angehört, vertritt fortwährend, das heisst, sie mittelt, für die, welche Seine Gebote halten, und die Er liebt. Die Entsündigung bedeutet die Entfernung der Sünden, in die der Mensch sich stürzen würde, wenn er dem blossen Jehovah sich nahete. Die Versöhnung bedeutet die Wirksamkeit der Milde und Gnade, damit der Mensch nicht durch die Sünden in die Verdammnis gerathe, desgleichen die Obhut, damit er die Heiligkeit nicht entweihe; dies bedeutete der Gnadenstuhl über der Lade in der Stiftshütte. Es ist bekannt, dass Gott im Worte durch Scheinbarkeiten gesprochen hat, z.B. dass Er zürne, sich räche, versuche, strafe, in die Hölle werfe, verdamme, ja dass Er Böses thue, während Er doch auf niemanden zürnt, sich nicht rächt, nicht versucht, straft, in die Hölle wirft, verdammt; was eben so weit von Gott entfernt ist, als der Himmel von der Hölle, ja noch unendlich weiter, daher es ein Sprechen nach dem Scheine ist. Ein solches Sprechen nach dem Schein ist in anderem Sinn auch die Entsündigung, Versöhnung, Vertretung und Vermittelung, unter welchen verstanden werden Prädikate des Zugangs zu Gott und der Gnade von Gott durch Sein Menschliches; und weil diese nicht verstanden wurden, so hat man Gott in Drei zertheilt, und auf diese Drei die ganze Kirchenlehre gegründet, und so das Wort verfälscht; daher kommt der Gräuel der Verwüstung, der vom Herrn bei Daniel und weiter bei Matthäus Kap 24 vorhergesagt worden.”


Drittes Kapitel

Der heilige Geist und die göttliche Einwirkung

138. Alle vom geistlichen Stande, welche irgend eine richtige Idee von unserem Herrn und Heiland gehegt haben, werden, sobald sie in die geistige Welt eintreten, was meistens am dritten Tage nach dem Hingang geschieht, zuerst von der göttlichen Dreieinheit unterrichtet, und insbesondere betreffend den heiligen Geist, dass er nicht ein Gott für sich sei, sondern dass unter ihm im Worte verstanden werde die von dem Einen und Allgegenwärtigen Gott ausgehende Einwirkung,...

I. Der Heilige Geist ist die Göttliche Wahrheit, und auch die Göttliche Kraft und Einwirkung, hervorgehend von dem Einen Gott, in welchem eine Göttliche Dreieinheit ist, somit von dem Herrn Gott Heiland.

II. Die Göttliche Kraft und Einwirkung, welche unter dem Heiligen Geist verstanden wird, ist im Allgemeinen die Umbildung und Wiedergeburt, und diesen gemäss die Erneuerung, Belebung, Heiligung und Rechtfertigung, und diesen gemäss die Reinigung vom Bösen und die Vergebung der Sünden, und zuletzt die Seligmachung.

III. Jene Göttliche Kraft und Einwirkung, welche unter der Sendung des Heiligen Geistes verstanden wird, ist bei den Geistlichen insbesondere die Erleuchtung und Unterweisung.

IV. Der Herr wirkt diese Kräfte in denen, die an Ihn glauben.

V. Der Herr wirkt aus Sich vom Vater her, und nicht umgekehrt.

VI. Der Geist des Menschen ist dessen Gemüth, und alles, was aus diesem hervorgeht.

Durch den Heiligen Geist wird im eigentlichen Sinne bezeichnet das Göttliche Wahre, somit auch das Wort, und in diesem Sinn ist der Herr selbst auch der Heilige Geist;...so sind die drei Wesentheile, welche Vater, Sohn und Heiliger Geist genannt werden, im Herrn Eins.

142. II. Die Göttliche Kraft und Einwirkung, welche unter dem Heiligen Geist  verstanden wird, ist im Allgemeinen die Umbildung und Wiedergeburt, und diesen gemäss die Erneuerung, Belebung, Heiligung und Rechtfertigung, und diesen gemäss die Reinigung vom Bösen und die Vergebung der Sünden, und zuletzt die Seligmachung.

Diese sind der Reihe nach die Kräfte, welche der Herr bei denen wirkt, die an Ihn glauben, und sich zu Seiner Aufnahme und Wohnung fähig und geschickt machen; und dies geschieht durch das Göttliche Wahre, und bei den Christen durch das Wort; denn dieses ist das einzige Mittel, durch das der Mensch dem Herrn sich naht, und in das der Herr eingeht; denn der Herr ist, wie oben gesagt worden, das Göttliche Wahre selbst, und alles, was aus diesem hervorgeht, ist selbiges; allein man muss darunter das Göttliche Wahre aus dem Guten verstehen, welches ein und dasselbe ist mit dem glauben aus der Liebthätigkeit; denn der Glaube ist nichts Anderes als Wahrheit, und die Liebthätigkeit nichts Anderes als Güte. Durch das Göttliche Wahre aus dem guten, das heisst durch den Glauben aus der Liebthätigkeit wird der Mensch umgebildet und wiedergeboren, sodann erneuert, lebendig gemacht, geheiligt, gerechtfertigt, und je nach dessen Fortschreiten und Wachsthum wird er vom Bösen gereinigt, und die Reinigung von diesem ist die Vergebung der Sünden.


146. III. Jene Göttliche Kraft und Einwirkung, welche unter der Sendung des Heiligen Geistes verstanden wird, ist bei den Geistlichen insbesondere die Erleuchtung und Unterweisung.

Die im vorigen Abschnitt aufgezählten göttlichen Einwirkungen, nämlich die Umbildung, Wiedergeburt, Erneurung, Lebendigmachung, Heiligung, Rechtfertigung, Reinigung, Sündenvergebung und zuletzt die Seligmachung, fliessen sowohl bei den Geistlichen, als bei den Laien vom Herrn her ein, und werden von denen, aufgenommen, die im Herrn sind und in welchen der Herr ist, Joh 6,56; 14,20; 15,4.5.

DIE GÖTTLICHE DREIEINHEIT.


108. ... dass im Herrn die göttliche Dreiheit verbunden sei, ist der Hauptgegenstand dieses Werkes.


163. Es ist von Gott dem Schöpfer und zugleich dann
von der Schöpfung, und nachher von dem Herrn Erlöser und zugleich dann von der Erlösung, und zuletzt von dem Heiligen Geist und zugleich dann von der Göttlichen Einwirkung gehandelt worden, und weil somit von dem Dreieinigen Gott gehandelt worden ist, so ist nothwendig, dass auch gehandelt werde von der Göttlichen Dreieinheit, welche in der christlichen Welt bekannt, und dennoch unbekannt ist; denn nur durch sie erlangt man einen richtigen Begriff von Gott, und der richtige Begriff von Gott ist in der Kirche wie das innere Heiligthum und der Altar im Tempel, und wie die Krone auf dem Haupt und das Scepter in der Hand des auf dem Thron sitzenden Königes; von ihm hängt auch wie eine Kette von ihrem obersten Ring der ganze theologische Organismus ab, und es erhält, wenn ihr es glauben wollt, Jeglicher seine Stelle in den Himmeln gemäss seinem Begriffe von Gott; denn dieser ist wie der Probirstein, durch den das Gold und Silber, das ist, das Gute und Wahre, wie diese bei den Menschen beschaffen seien geprüft wird, denn es gibt bei ihm gar kein heilbringendes Gute, das nicht von Gott wäre, noch irgend etwas Wahres, das nicht seine Beschaffenheit aus dem Schoosse des Guten zöge. Damit man aber mit beiden Augen sehe, was die Göttliche Dreieinheit ist, soll die Darstellung in Abschnitte zerlegt werden, welche folgende sein werden:


I.
   Es gibt eine Göttliche Dreieinheit, bestehend aus Vater, Sohn und Heiligem Geist.
II.
Diese Drei, Vater, Sohn und Heiliger Geist, sind die drei Wesenheiten des Einen Gottes, welche Eins ausmachen,   wie   die   Seele,   der   Leib   und   die Wirksamkeit bei dem Menschen.
III. V
or Erschaffung der Welt war diese Dreieinheit nicht, sondern sie ist nach Erschaffung der Welt, als Gott Mensch wurde, vorgesehen und verwirklicht worden, und zwar in dem Herrn Gott Erlöser und Heiland Jesus Christus.

IV.
Die Dreiheit Göttlicher Personen von Ewigkeit, oder   vor   Erschaffung    der    Welt,    ist    in    den Denkvorstellungen eine Dreiheit von Göttern,  und diese  kann  nicht  ausgemerzt  werden  durch  das Mundbekenntnis Eines Gottes.
V.
Die Personendreiheit war in der apostolischen Kirche unbekannt, sie wurde aber von der Nicänischen Kirchenversammlung ausgeheckt, und von da aus in die römisch=katholische Kirche, und von dieser in die von ihr getrennten Kirchen eingeführt.
VI.
Aus    der    Nicänischen und zugleich der Athanasischen Dreieinigkeit entstand ein Glaube, der die ganze christliche Kirche verkehrte.
VII.
Von daher stammt jener Gräuel der Verwüstung und jene Trübsal, dergleichen nie war, noch sein wird, und die der Herr bei Daniel und den Evangelisten, sowie in der Offenbarung vorhergesagt hat.
VIII.
Dann auch dies: Wenn nicht der Herr einen Neuen Himmel und eine Neue Kirche gründete, würde kein Fleisch erhalten werden.
IX.
Aus der Dreiheit der Personen, von welchen, nach dem Athanasischen Bekenntnis, jede einzeln für sich Gott    ist,    entstanden    mehrere    ungereimte    und fremdartige    Vorstellungen    von     Gott,     welche Wahnbilder und Fehlgeburten sind.

Doch dies soll nun im Einzelnen entwickelt werden.

164. I. ES GIBT EINE GÖTTLICHE DREIEINHEIT, BESTEHEND AUS VATER, SOHN UND HEILIGEM GEIST.

Dass es eine Göttliche Dreieinheit gibt, bestehend aus Vater, Sohn und Heiligem Geist, erhellt deutlich aus dem Wort, und zwar aus folgenden Stellen in ihm: Der Engel Gabriel sprach zu Maria: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten, darum auch das Heilige, das aus dir geboren wird, der Sohn Gottes genannt werden wird," Luk 1,35; hier werden drei genannt: der Höchste, welcher Gott der Vater ist, der Heilige Geist, und der Sohn Gottes. "Als Jesus getauft wurde, siehe, da thaten sich die Himmel auf, und Johannes sah den Heiligen Geist, wie eine Taube herabsteigen und über Ihn kommen, und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Dieser ist Mein geliebter Sohn, an dem Ich Wohlgefallen habe," Matth. 3,15.17; Mark 1,10.11; Joh 1,32. Noch deutlicher aus folgenden Worten des Herrn an die Jünger: Gehet hin, machet zu Jüngern alle Völker, taufet sie im Namen des Vaters, und des Sohnes, und des Heiligen Geistes," Matt 28,19; und überdies aus Folgendem bei Johannes: "Drei sind die da zeugen im Himmel, der Vater, das Wort, und der Heilige Geist," 1.Br. Kap 5,7. und außerdem, dass der Herr zu Seinem Vater gebetet, und dass Er von Ihm und mit Ihm gesprochen, und gesagt habe, er werde den Heiligen Geist senden, und dass Er diesen auch gesandt habe. Und überdies, dass die Apostel in ihren Briefen häufig sowohl den Vater, als den Sohn und den Heiligen Geist genannt haben. Hieraus erhellt, dass es eine göttliche Dreieinheit gibt, bestehend aus Vater, Sohn und Heiligem Geist.

165. Wie aber jene Stellen zu verstehen sind, ob so, dass es drei Götter gebe, welche dem Wesen und somit auch dem Namen nach Ein Gott sind, oder so, dass sie drei Objekte Eines Subjektes, dass sie also blos Eigenschaften oder Attribute Eines Gottes seien, welche so genannt werden, oder ob anders, kann die sich selbst überlassene Vernunft durchaus nicht sehen; was ist nun zu thun. Es gibt keinen andern Rath, als dass der Mensch sich an den Herrn Gott Heiland wende, und unter Seiner Leitung das Wort lese, denn Er ist der Gott des Wortes; dann wird er erleuchtet werden und Wahrheiten sehen, die auch die Vernunft anerkennen wird. Dagegen aber, wenn du dich nicht an den Herrn wendest, so magst du tausendmal das Wort lesen, und darin eine Göttliche Dreieinigkeit und auch eine Einheit sehen, jedoch du wirst nichts anderes herausbringen, als dass drei Göttliche Personen, deren jede einzeln für sich Gott ist, und somit drei Götter sind; weil aber dies dem allgemeinen Menschenverstand Aller in der ganzen Welt widerstreitet, so kam man, um den Schmähungen zu entgehen, auf die Erfindung, dass obwohl ihrer in Wahrheit drei seien, doch der Glaube dringend fordere, dass nicht drei Götter genannt werden, sondern Einer; und überdies, um nicht mit Tadel überschüttet zu werden, dass ganz besonders in dieser Rücksicht der Verstand eingekerkert und unter dem Gehorsam des Glaubens gefesselt gehalten werden müsse; und dies solle hinfort vermöge christlicher Ordnung ein unantastbares Heiligthum in der christlichen Kirche sein. Eine solche gliederlahme Frucht ward dadurch erzeugt, dass man nicht unter der Leitung des Herrn das Wort las; und Jeder, der nicht unter Seiner Leitung das Wort liest, der liest es unter der Leitung der eigenen Einsicht, und diese ist wie eine Nachteule für Dinge, die im geistigen Lichte sind, wohin alles Wesentliche der Kirche gehört. Und während ein Solcher die Stellen im Worte, welche die Dreieinigkeit betreffen, liest, und sich auf deren Grund denkt, sie seien, obwohl drei, doch nur Eines, so erscheint ihm dies als eine Antwort vom Dreifuß herab, die er, weil er sie nicht begreift, zwischen den Zähnen hin und her wirft; denn brächte er sie vor die Augen, so wäre sie ein Räthsel, das je mehr er sich bemüht, es zu lösen, nur um so mehr sich in Finsternis verwickelt, bis er darüber ohne Verstand zu denken anfängt, was dann eben so viel ist als ohne Auge sehen. Kurz, die, welche das Wort unter der Leitung der eigenen Einsicht lesen, was bei allen der Fall ist, die nicht den Herrn als Gott des Himmels und der Erde anerkennen, und daher nicht einzig Ihn angehen und verehren, können spielenden Knaben verglichen werden, die ein Tuch vor die Augen binden und in gerader Richtung vorwärts gehen wollen, und auch glauben gerade aus zu gehen, dennoch aber Schritt für Schritt zur Seite abweichen, und endlich in entgegengesetzter Richtung fortgehen, an einen Stein stoßen und fallen. Auch sind sie Seefahrern ähnlich, die ohne Kompaß segeln, und das Schiff auf Klippen führen und zu Grunde gehen. Auch sind sie wie Einer, der über ein sehr weites Feld in dichtem Nebel wandelt, und einen Skorpion sieht, und in der Meinung, es sein ein Vogel, ihn mit der Hand fassen und aufheben will, und dann eine tödtliche Wunde erhält; auch gleicht er einer Tauchente, oder Weihe, welche etwas vom Rücken eines großen Fisches über Wasser sieht, und hinfliegt, und den Schnabel darin einhackt, dann aber von dem Fisch hinabgezogen und ertränkt wird; und wieder ist er wie Einer, der ohne Führer oder Faden in ein Labyrinth hineingeht, und je tiefer er eindringt, desto mehr die Ausgangswege verliert. Ein Mensch, der nicht unter der Leitung des Herrn das Wort liest, sondern unter der Leitung der eigenen Einsicht, hält sich für einen Luchs und für vieläugiger als Argus, während er doch inwendig gar nichts Wahres sieht, sondern blos Falsches, das ihm, nachdem er sich davon überredet hat, wie ein Leitstern erscheint, nach dem er alle Segel seines Denkens richtet, alsdann aber die Wahrheiten nicht besser sieht, als der Maulwurf, und wenn er sie sieht, dieselben zu Gunsten seiner Phantasie dreht, und so die heiligen Dinge des Wortes verkehrt und verfälscht.

166.   II. DIESE DREI, VATER,   SOHN UND HEILIGER GEIST,   SIND DIE DREI WESENHEITEN DES EINEN GOTTES,   WELCHE EINS AUSMACHEN,    WIE DIE SEELE, DER LEIB UND DIE WIRKSAMKEIT BEI DEM MENSCHEN.

Es gibt allgemeine und auch besondere Wesenheiten Eines Gegenstandes, und diese machen mit jenen Ein Wesen aus; die allgemeinen Wesenheiten Eines Menschen sind dessen Seele, Leib und Wirksamkeit; dass diese Ein Wesen ausmachen, kann man daraus sehen, dass das Eine aus dem Andern und um des Andern willen ist, in stetiger Reihenfolge; denn der Mensch nimmt seinen Anfang mit der Seele, welche das eigentliche Wesen des Samens ist; sie bildet nicht nur den Ausgangspunkt für alles, was zum Körper gehört, sondern bringt es auch seiner Ordnung nach hervor, und nachher dasjenige, was aus diesen beiden, der Seele und dem Leib, zugleich hervorgeht und deren Wirksamkeit genannt wird; aus dem Hervorgebracht werden des einen von dem andern, und der damit gegebenen Einimpfung und Verbindung erhellt daher, dass diese drei Eines Wesens sind, und deshalb die Wesenheiten genannt werden.

167.    Dass in dem Herrn Gott Heiland diese drei Wesenheiten waren und sind, nämlich Seele, Leib und Wirksamkeit, erkennt jeder an; dass Seine Seele von Jehovah  dem  Vater   war,   kann   nur   von   einem Antichristen geläugnet werden; denn in dem Worte beider Testamente heisst Er der Sohn Jehovahs, der Sohn Gottes, des Höchsten, der Eingeborne; es ist also das Göttliche des Vaters,  wie die  Seele im Menschen, Sein erstes Wesentliche; dass der Sohn, den Maria geboren, der Leib Seiner Göttlichen Seele ist, folgt daraus; denn nichts anderes als der aus der Seele empfangene und abstammende >Leib wird im Mutterleib zubereitet; dieser ist also das andere Wesentliche; dass die Wirksamkeit das dritte Wesentliche ausmacht, gründet sich darauf, dass sie aus der Seele und dem Leib zusammengenommen hervorgeht, und das, was hervorgeht, desselben Wesens mit dem ist, durch das es hervorgebracht wird. Dass die drei Wesenheiten, welche sind der Vater, der Sohn und der Heilige Geist, in dem Herrn Eins sind, wie Seele, Leib und Wirksamkeit im Menschen, erhellt deutlich aus den Worten des Herrn, dass der Vater und Er Eins seien, und dass der Vater in Ihm und Er im Vater sei; desgleichen dass Er und der Heilige Geist Eines sind, weil der Heilige Geist das aus dem Herrn vom Vater hervorgehende Göttliche ist, wie oben Nr. 153.154 vollständig aus dem Worte nachgewiesen wurde; weshalb es abermals beweisen, ein überflüssiges Wiederkäufen und so viel wäre, als nach der Sättigung den Tisch noch mit Speisen beladen.

168. Wenn man sagt, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist seien drei Wesenheiten des Einen Gottes, wie Seele, Leib und Wirksamkeit bei dem Menschen, so erscheint es vor dem menschlichen Gemüth, wie wenn diese drei Wesenheiten drei Personen wären, was jedoch nicht möglich ist; versteht man es aber so, dass das göttliche des Vaters, welches die Seele ausmacht, und das Göttliche des Sohnes, welches den leib ausmacht, und das Göttliche des Heiligen Geistes oder das ausgehende Göttliche, welches die Wirksamkeit ausmacht, drei Wesenheiten Eines Gottes seien, so geht es in den Verstand ein; denn Gott der Vater ist Sein Göttliches, der Sohn aus dem Vater das seinige, und der Heilige Geist aus beiden seinige, und weil diese Eines Wesens und einmüthig sind, so machen sie Einen Gott aus. Nennt man aber dieses Dreifache Göttliche Personen, und schreibt einer jeden ihre Eigenthümlichkeiten zu, wie dem Vater die Zurechnung, dem Sohne die Vermittelung, und dem Heiligen Geist die Einwirkung, so wird das Göttliche Wesen, das doch Eines und untheilbar ist, ein getheiltes, und somit ist keiner von den dreien in Fülle Gott, sondern jeder nur in einem Drittel der Macht, was der gesunde Verstand nothwendig verwerfen muss.

....

171. Die Dreieinigkeit, welche die heutige christliche Kirche angenommen, und die sie ihrem Glauben einverleibt hat, geht dahin, dass Gott der Vater von Ewigkeit her einen Sohn gezeugt habe, und dass alsdann der Heilige Geist von beiden ausgegangen, und dass jeder [von diesen] Gott für sich sei; diese Dreieinigkeit kann von den menschlichen Gemüthern nicht anders aufgefaßt werden, denn als eine Dreiherrschaft, und als die Regierung dreier Könige in Einem Reich, oder dreier Feldherrn über ein Heer, oder dreier Herrn in Einem Haus, von welchen jeder die gleiche Gewalt hat; was anderes würde hievon die Folge sein, als Zerstörung? Wollte jemand diese Herrschaft Dreier und zugleich deren Einheit im Bild oder Schattenriß vor dem Auge des Geistes darstellen, so könnte er sie seinem Blick nicht anders vorstellen, als in der Gestalt Eines Menschen mit drei Köpfen auf Einem Körper, oder dreier Körper unter Einem Kopf. Ein so ungeheuerliches Bild der Dreieinigkeit muss vor denen erscheinen, welche an drei göttliche Personen, von welchen jede Gott für sich ist, glauben, und sie zu Einem Gott verbinden und läugnen, dass Gott, weil Er Einer ist, auch Eine Person ist. Dass ein von Ewigkeit gezeugter Sohn Gottes herabgestiegen sei und das Menschliche angenommen habe, kann mit den Mythen der Alten verglichen werden, nach welchen die menschlichen Seelen seit Urbeginn der Welt erschaffen sind, und dann in Leiber eingehen und Menschen werden; dann auch mit jenen ungereimten Annahmen, dass, wie Viele in der Jüdischen Kirche geglaubt hatten, die Seele des Einen in einen Andern übergehe, z.B. die Seele des Elias in den Leib Johannes des Täufers, und dass David in seinen Leib oder in den eines Andern zurückkehren, und herrschen werde über Israel und Juda, weil es bei Ezechiel heisst: ”Ich wird einen Hirten über sie erwecken, der sie weiden soll, ihn, Meinen Diener David, dieser soll ihr Hirt sein, und Ich Jehovah werde sein ihr Gott, und David Fürst in ihrer Mitte,” Kap 34,23.24.25; andere Stellen zu übergehen; sie wußten nicht, dass hier unter David der Herr verstanden wird.


172. IV. Die Dreiheit Göttlicher Personen von Ewigkeit, oder vor Erschaffung der Welt, ist in den Denkvorstellungen eine Dreiheit von Göttern, und diese kann nicht ausgemerzt werden durch das Mundbekenntnis Eines Gottes.

Dass die Dreiheit göttlicher Personen von Ewigkeit eine Dreiheit von Göttern ist, erhellt deutlich aus Folgendem im Athanasischen Glaubensbekenntnis: ”Eine andre ist die Person des Vaters, eine andere die des Sohnes, und eine andere die des Heiligen Geistes; Gott und Herr ist der Vater, Gott und Herr ist der Sohn, und Gott und Herr ist der Heilige Geist; dennoch aber sind nicht drei Götter und Herren, sondern es ist ein Gott und Herr; wie wir durch die christliche Wahrheit angetrieben werden, jede Person einzeln für sich als Gott und Herrn anzuerkennen, so werden wir durch die katholische Religion verhindert, drei Götter oder drei Herren zu nennen.” Dieses Glaubensbekenntnis ist aber als ein ökumenisches oder allgemeines von der ganzen christlichen Kirche angenommen, und alles, was man heut zu Tage von Gott weiss und anerkennt, ist aus ihm. Dass von denen, die auf der Nicänischen Kirchenversammlung waren, aus der das sogenannte Athanasische Symbol als ein nachgeborner Sprößling hervorging, keine andere Dreieinigkeit als eine Dreieinigkeit von Göttern, verstanden wurde, kann Jeder, der es nur mit offenen Augen liest, sehen; dass eine Dreiheit von Göttern nicht blos von ihnen verstanden worden ist, sondern auch keine andere Dreiheit in der christlichen Kirche verstanden wird, ist eine Folge davon, weil alle Erkenntnis von Gott daher stammt, und Jeder im Glauben an die darin enthaltenen Worte bleibt. Dass keine andere Dreieinigkeit als eine Dreieinigkeit von Göttern heut zu Tage in der christlichen Kirche verstanden wird, dafür berufe ich mich auf Jeden, den Laien wie den Geistlichen, die belorbeerten Magister und Doktoren, wie die geweihten Bischöfe und Erzbischöfe, und auch die bepurpurten Kardinäle, ja den römischen Papst selbst; es frage sich jeder, und dann spreche er sich aus gemäss den Vorstellungen seines Geistes; aus den Worten dieser allgemein angenommenen Lehre von Gott ist dies so offenbar und durchscheinend, wie das Wasser durch einen krystallenen Becher, dass nämlich drei Personen seien, und jede von ihnen Gott und Herr; ferner dass man, der christlichen Wahrheit gemäss, jede der Personen einzeln für sich als Gott und Herrn bekennen oder anerkennen müsse, dass aber die Religion, d.h. der katholische oder christliche Glaube verbiete, drei Götter und Herren auszusprechen oder zu nennen; und dass sonach die Wahrheit und die Religion oder die Wahrheit und der Glaube nicht Ein Ding, sondern zwei einander widerstreitende Dinge seien. Dass aber beigesetzt wurde, es seien nicht drei Götter und Herren, sondern Ein Gott und Herr, das geschah, damit man nicht vor der ganzen Welt dem Gelächter ausgesetzt würde; denn wer würde nicht laut auflachen bei drei Göttern? Wer aber sieht dabei nicht den innern Widerspruch? Hätte man hingegen gesagt, Göttliches Wesen komme dem Vater, Göttliches Wesen dem Sohn, und göttliches wesen dem Heiligen Geist zu, es seien jedoch nicht drei göttliche Wesen, sondern nur eines und Dieses untheilbar, dann wäre jenes Geheimnis erklärbar gewesen, sofern nämlich unter dem Vater das Urgöttliche, unter dem Sohn das Göttliche Menschliche aus diesem, und unter dem Heiligen Geist das hervorgehende Göttliche verstanden wird, welche drei Einem Gott angehören; oder wenn man unter dem Göttlichen des Vaters Aehnliches versteht, wie bei dem Menschen unter der Seele, unter dem Göttlich=Menschlichen Aehnliches wie unter dem Leib dieser Seele, und unter dem Heiligen Geist Aehnliches wie unter der Wirksamkeit, die aus beiden hervorgeht, alsdann werden drei Wesenheiten verstanden, die Einer und derselben Person angehören, und so zugleich ein einziges und untheilbares Wesen ausmachen.

173. Dass die Vorstellung von drei Göttern nicht beseitigt werden kann durch das Mundbekenntnis Eines Gottes, kommt daher, dass dieselbe von dem Knabenalter an dem Gedächtnis eingepflanzt worden ist, und jeder Mensch aus dessen Inhalt denkt. Denn das Gedächtnis ist bei dem Menschen, wie der Wiederkäumagen bei Vögeln und [Land=] Thieren; diese bringen in denselben die Speisen, von denen sie nach und nach ernährt werden, und nehmen sie von Zeit zu Zeit von da heraus, und lassen sie in den eigentlichen Magen hinab, in dem diese Speisen verdaut und zu allen Nutzzwecken des Körpers verwendet werden; der menschliche Verstand ist dieser Magen, wie das Gedächtnis der erstere. Dass die Vorstellung dreier göttlicher Personen von Ewigkeit, welche dieselbe ist mit der Vorstellung dreier Götter, durch das Mundbekenntnis Eines Gottes sich nicht beseitigen lässt, kann Jeder schon daraus sehen, dass es noch nicht beseitigt ist, und dass es deren unter den Berühmtheiten, die nicht wollen, dass sie beseitigt werde; denn sie bestehen darauf, dass die drei göttlichen Personen Ein Gott seien, läugnen aber hartnäckig, dass Gott, weil Er Einer ist, auch Eine Person sei; aber welcher Weise denkt nicht bei sich, dass jeden Falls unter der Person nicht eine Person, sondern das Prädikat einer Beschaffenheit zu verstehen sei? Worin aber diese bestehe, weiss man nicht, und weil man es nicht weiss, so bleibt das dem Gedächtnis von Kindheit an Eingepflanzte stehen, wie die Wurzel eines Baumes in der Erde, aus der, wenn man diesen abhaut, immer wieder ein neuer Sprössling hervorwächst. Du aber, mein Freund, haue nicht blos diesen Baum ab, sondern rotte auch seine Wurzel aus, und pflanze dann in deinen Garten Bäume von guter Frucht; sei also auf der Hut, dass nicht in deinem Gemüth die Vorstellung dreier Götter sich festsetze, und der Mund, dem keine Vorstellung innewohnt, Einen Gott ausspreche. Was anderes ist denn der Verstand oberhalb des Gedächtnisses, der sich drei Götter denkt, und der Verstand unterhalb dessen, aus dem der Mund Einen Gott ausspricht, zusammengenommen, als ein Schauspieler auf dem Theater, der zweierlei Rollen spielen kann, indem er von der einen Seite in die andere hinüberläuft, und von der einen Seite her etwas sagen und von der andern her dem widersprechen, und so im Widerstreit hier sich einen Weisen und dort sich einen Thoren nennen kann? Was anderes aber ist die Folge, als dass er, wenn er in der Mitte steht, und nach beiden Seiten hinblickt, denkt, dass weder an dem Einen, noch an dem Andern etwas sei, und so etwa, dass weder ein Gott sei, noch dass deren drei seien, somit gar keiner? Der heut zu Tage herrschende Naturalismus stammt aus keinem andern Ursprung. Im Himmel vermag niemand eine Dreiheit von Personen, deren jede einzeln für sich Gott ist, auszusprechen; denn schon die Himmelsluft, in der ihre Gedanken, wie die Töne in unserer Luft, schweben und sich wellenförmig bewegen, widerstrebt; nur der Heuchler vermag es dort; allein der ton seiner Rede knirscht in der Himmelsluft wie ein Zahn, der sich an dem andern reibt, oder er kreischt wie ein Rabe, der wie ein Sangvogel singen will. Ich hörte auch aus dem Himmel, dass den durch Begründungen dem Gemüth eingepflanzten glauben an die Dreiheit von Göttern durch das Mundbekenntnis eines einzigen Gottes beseitigen, ebenso unmöglich sei, als einen Baum durch seinen Samen, oder das Kinn eines Menschen durch eines seiner Barthaare hindurchziehen.

177. VI. Aus der Nicänischen und zugleich der Athanasischen Dreieinigkeit entstand ein Glaube, der die ganze christliche Kirche verkehrte.

Dass die Nicänische und zugleich Athanasische Dreieinigkeit eine Dreieinigkeit von Göttern ist, ist aus ihren Glaubensbekenntnissen oben Nr. 172 nachgewiesen worden; aus ihnen ist der Glaube der heutigen Kirche entstanden, welcher der an Gott Vater, Gott Sohn und Gott den heiligen Geist ist; an Gott Vater, dass Er die Gerechtigkeit des Heilandes, Seines Sohnes, zurechne, und sie den Menschen zuschreibe; an Gott den Sohn, dass er Einsteher und Bürge sei; an den Heiligen Geist, dass er die zugerechnete Gerechtigkeit des Sohnes wirklich einschreibe, und sie befestige und besiegle, indem er den Menschen rechtfertigt, heiligt und wiedergebieret; dies ist der heutige Glaube, der allein schon bezeugen kann, dass es eine Dreiheit von Göttern ist, welche anerkannt und verehrt wird. Aus dem Glauben einer jeden Kirche strömt aber nicht nur ihr ganzer Gottesdienst, sondern auch all ihr Dogmatisches hervor; weshalb man sagen kann, wie der Glaube, so ist auch ihre Lehre. Dass dieser Glaube, weil er ein Glaube an drei Götter ist, alles zur Kirche Gehörige verkehrt hat, folgt daraus; denn der Glaube ist das Ursprüngliche, und die Lehrbestimmungen, sind das Abgeleitete, und das Abgeleitete nimmt vom Ursprünglichen sein Wesen her. Unterwirft man der Prüfung die einzelnen Lehrbestimmungen, wie die von Gott, von der Person Christi, von der Liebthätigkeit, von der Busse, von der Wiedergeburt, vom freien Willen, von der Erwählung, vom Gebrauch der Sakramente, der Taufe und des Heiligen Abendmahles, so wird man deutlich sehen, dass die Dreiheit der Götter jeder einzelnen innewohnt, und wenn sie auch nicht wirklich darin zu sein scheint, doch aus ihr wie aus ihrer Quelle herfliesst; weil aber eine solche Prüfung hier nicht angestellt werden kann, und dennoch der Mühe werth ist, sie anzustellen, damit die Augen geöffnet werden, so soll diesem Werk ein Anhang beigefügt werden, in dem dieses bewiesen werden wird. Der Glaube der Kirche von Gott ist wie die Seele des Leibes, und die Lehrbestimmungen sind wie die Glieder des letztern; und weiter ist der Glaube an Gott wie eine Königin, und die Dogmen sind wie ihre Hofbedienten, und wie diese am Mund der Königin hängen, so hängen die Dogmen von dem Ausspruch des Glaubens ab; schon allein aus diesem glauben kann man sehen, wie das Wort in seiner Kirche verstanden wird; denn der glaube macht für sich zurecht, und zieht wie mit Seilen an sich alles, was er kann; ist er ein falscher Glaube, so treibt er Unzucht mit jeder Wahrheit in ihm, gibt ihr eine verkehrte Deutung und verfälscht sie, und macht den Menschen in geistigen Dingen wahnsinnig; ist er aber der wahre Glaube, dann begünstigt ihn das ganze Wort, und der Gott des Wortes, welcher der Herr Gott Heiland ist, giesst Licht ein, und haucht mit Seinem Göttlichen Beifall an und macht den Menschen weise. Dass der heutige glaube, welcher in seiner innern Form der an drei Göttern, in der äußern aber der an Einen Gott ist, das Licht im Wort ausgelöscht, und den Herrn von der Kirche entfernt, und so deren Morgen in Nachthinabgestürzt hat, wird man ebenfalls im Anhang sehen; dies ist geschehen von Seiten der Irrlehrer vor der Nicänischen Kirchenversammlung, und nachher von den Irrlehrern aus ihr und nach ihr. Allein wie kann man Kirchenversammlungen vertrauen, die nicht durch die Thüre in den Schafstall eingehen, sondern anderswo einsteigen, nach den Worten des Herrn bei Johannes, Kap 10,1.9? Ihr Berathschlagen ist nicht unähnlich dem Herumtappen eines Blinden am Tage, oder eines Sehenden in der Nacht, welche beide die Grube nicht sehen, bevor sie in dieselbe hineingestürzt sind. Wie kann man zum Beispiel den Kirchenversammlungen vertrauen, welche die Stellvertreterschaft des Papstes, die Vergötterung der Todten, die Anrufung derselben, als ob sie Gottheiten wären, die Verehrung ihrer Bilder, die Kraft des Ablasses, und die Theilung des Abendmahls und so vieles andere zur Satzung erhoben haben? Wie kann man ferner einer Kirchenversammlung trauen, welche die abscheuliche Vorherbestimmung festgesetzt, und diese als das Palladium der Religion vor den Tempeln ihrer Kirche ausgehängt hat? Wende dich aber, mein Freund, vielmehr an den Gott des Wortes, und so an das Wort, und gehe in dieser Weise durch die Thüre ein in den Schafstall, das ist, in die Kirche, so wirst du erleuchtet werden, und dann wie von einem Berge herab selbst nicht nur vieler andern, sondern auch deine eigenen früheren Schritte und Irrgänge im dunkeln Wald unterhalb des Berges sehen.

...

179. VII. Von daher stammt jener Gräuel der Verwüstung und jene Trübsal, dergleichen nie war, noch sein wird, und die der Herr bei Daniel und den Evangelisten, sowie in der Offenbarung vorhergesagt hat.

Bei Daniel liest man Folgendes: ”Endlich über den Vogel der Gräuel die Verwüstung, und bis zur Vollendung und Entscheidung wirds über die Verwüstung triefen,” Kap 9,27. Bei dem Evangelisten Matthäus sagt der Herr Folgendes: ”Alsdann werden viele falsche Propheten aufstehen, und Viele verführen; wenn ihr nun sehen werdet den Gräuel der Verwüstung, der von Daniel dem Propheten vorausgesagt worden, stehen an heiliger Stätte, wer es liest, der merke es wohl,” Kap 24,11.15. und nachher in demselben Kapitel: ”Alsdann wird eine grosse Trübsal sein, dergleichen nicht gewesen ist von Anfang der Welt bis jetzt, noch sein wird,” Vers 21. Von dieser Trübsal und jenem Gräuel ist gehandelt worden in sieben Kapiteln in der Offenbarung; sie sind es, welche verstanden werden unter dem schwarzen Pferd und unter dem blassen Pferd, welche hervorkamen aus dem Buche, dessen Siegel das Lamm öffnete, Offenb 6,5 bis 8. Ferner unter dem aus dem Abgrund aufsteigenden Thier, das Krieg führte mit den zwei Zeugen, und sie tödtete, Kap 11,7 folg. So wie auch unter dem Drachen, der vor dem gebärenden Weibe stand, um ihre Frucht zu verschlingen, und sie in die Wüste verfolgte, und dort aus seinem Munde Wasser schoss wie einen Strom, um sie zu ersäufen, Kap 12, wie auch unter den Thieren des Drachen, dem einen aus dem Meer, und dem andern aus der Erde, Kap 13. Ferner unter den drei Geistern gleich Fröschen, die aus dem Mund des Drachen, aus dem Mund des Thieres, und aus dem Mund des falschen Propheten hervorgingen, Kap 16,13. Und überdies unter dem, dass nachdem die sieben Engel die Zornschalen Gottes, in welchen die sieben letzten Plagen waren, ausgegossen hatten auf die Erde, in das Meer, in die Quellen und Ströme, in die Sonne, auf den Thron des Thieres, in den Euphrat, und zuletzt in die Luft, ein grosses Erdbeben entstand, dergleichen nicht gewesen ist, seit Menschen waren, Kap 16. Das Erdbeben bedeutet die Verkehrung der Kirche, welche durch Falsches und durch Verfälschungen des Wortes geschieht, das Gleiche, was die grosse Trübsal bedeutet, dergleichen vom Anfang der Welt an nicht war, Matth 24,21. Aehnliches wird verstanden unter den Worten: ”Der Engel schlug die Sichel an, und las den Weinberg der Erde, und warf ihn in die grosse Kelter des Zornes Gottes, und getreten war die Kelter, und es ging Blut heraus bis an die Zügel der Pferde, tausend sechshundert Stadien weit,” Kap 14,19.20. Das Blut bedeutet das verfälschte Wahre; vieles Andere in jene sieben Kapiteln zu übergehen.

180. Bei den Evangelisten Matth 24; Mark 13 und Luk 21 sind die aufeinanderfolgenden Abirrungen und Verderbnisse der christlichen Kirche beschrieben, und unter der grossen Trübsal, dergleichen nicht gewesen ist sei Anfang der Welt, noch sein wird, wird dort, wie hin und wieder anderwärts im Worte, verstanden die Befehdung des Wahren von Seiten des Falschen bis dahin, dass nichts Wahres mehr übrig ist, das nicht verfälscht und zu seinem Ende gelangt wäre; dies wird auch verstanden unter dem Gräuel der Verwüstung daselbst, und eben dies auch unter der Verödung über dem Vogel der Gräuel, und unter der Vollendung und Entscheidung bei Daniel; und eben dasselbe wird auch beschrieben in der Offenbarung unter dem, was so eben daraus angeführt worden ist. Dies ist dadurch bewirkt worden, dass die Kirche die Einheit Gottes in der Dreiheit, und Seine Dreiheit in der Einheit nicht in Einer Person anerkannte, sondern in Dreien, und dass man in Folge dessen die Kirche im Gemüth auf die Vorstellung dreier Götter, und im Mund auf das Bekenntnis Eines Gottes gründete; denn so trennte man sich vom Herrn, und zwar zuletzt bis dahin, dass man gar keine Idee der Göttlichkeit in Seiner Menschlichen Natur mehr übrig behielt, während Er doch Gott der Vater im Menschlichen ist und daher auch der Vater der Ewigkeit heisst, Jes 9,.5., und zu Philippus sagt: ”Wer Mich siehet, siehet den Vater,” Joh 14,7.9.

81. Allein die Frage ist, woher die eigentliche Quellader stamme, aus der ein solcher Gräuel der Verwüstung, wie er bei Daniel Kap 9,27 beschrieben wird, und eine solche Trübsal entsprungen ist, dergleichen nicht war und nicht sein wird, Matth 24,21; und die Antwort ist: Eben aus dem in der christlichen Welt allgemein herrschenden Glauben, und seinem Einfluss, seiner Wirksamkeit und Zurechnung, gemäss den Ueberlieferungen. Es ist zu verwundern, dass die Lehre von der Rechtfertigung durch jenen blossen Glauben, obgleich er nicht Glaube, sondern ein Hirngespinst ist, in den christlichen Kirchen alle Stimmen für sich hat, das heisst, in dem geistlichen Stand beinahe als das einzige Theologische bei ihnen herrscht; sie ist es, die alle angehenden Studirenden von der Geistlichkeit auf den Hochschulen begierig lernen, in sich aufnehmen und verschlingen, und nachher wie von himmlischer Weisheit inspirirt in den Kirchen lehren, in Schriften verbreiten, und durch die sie Namen, Ruf und Ruhm höherer Gelehrsamkeit erstreben und erjagen, und wegen der sie mit Diplomen, Preisen und Belohnungen beschenkt werden; und dies geschieht, obgleich durch jenen blossen glauben heut zu Tage die Sonne verfinstert, der Mond seines Scheins beraubt, die Sterne der Himmel herabgefallen und die Kräfte der Himmel erschüttert worden sind, nach den Worten der Voraussagung des Herrn bi Matthäus, Kap 24,29. Dass die Lehre dieses Glaubens die Gemüther heut zu Tage so blind gemacht hat, dass sie nicht den Willen, und in Folge dessen auch gleichsam nicht das Vermögen haben, irgend eine Göttliche Wahrheit inwendig im Lichte der Sonne oder auch nur im Lichte des Mondes zu sehen, sondern nur äusserlich nach irgend einer rauhen Oberfläche im Herdlichte bei Nacht, hat sich mir hinlänglich bewahrheitet, weshalb ich weissagen kann: Würden die göttlichen Wahrheiten von der wahren Verbindung der Liebthätigkeit und des Glaubens, von dem Himmel und der Hölle, vom Herrn, vom Leben nach dem Tod, und von der ewigen Seligkeit, mit silbernen Buchstaben geschrieben vom Himmel herabgelassen, so würden sie von den Gerecht= und Heiligsprechern durch den blossen Glauben nicht des Lesens würdig geachtet werden; ganz anders aber, wenn ein Blatt über die Rechtfertigung durch den blossen Glauben aus der Hölle heraufgeschoben würde; nach diesem würden sie greifen, es küssen, und im Busen nach Hause tragen.


Zweiter Band

Die Heilige Schrift

Geistiges Bibelverständnis

201. IV. Der geistige Sinn des Wortes war bisher unbekannt.

Dass Alles und Jedes, was in der Natur ist, geistigen Dingen entspricht, und ebenso Alles und Jedes, was im menschlichen Körper ist, ist in dem Werke von dem ‘Himmel und der Hölle’, Nr. 87 bis 105 gezeigt worden. Was aber Entsprechung sei, wußte man bisher nicht; in den ältesten Zeiten hingegen war sie vollständig bekannt; den für die, welche damals lebten, war die Wissenschaft der Entsprechungen die Wissenschaft der Wissenschaften, und so allgemein, dass alle ihre Schriften und Bücher in Entsprechungen geschrieben waren; das Buch Hiobs, das ein Buch der alten Kirche ist, ist voll von Entsprechungen. Die Hieroglyphen der Aegypter und auch die Mythen der Urmenschen waren nichts Anderes; alle alten Kirchen waren Geistiges vorbildende Kirchen; ihre Gebräuche und auch die Satzungen, nach welchen ihr Gottesdienst eingerichtet war, bestanden aus lauter Entsprechungen, ebenso alle Dinge der Kirche bei den Kindern Israel’s; die Brandopfer, die Sühnopfer, die Speis= und Trankopfer mit ihren Einzelnheiten waren Entsprechungen; ebenso die Stiftshütte mit allen darin befindlichen Dingen; dann auch ihre Feste, z.B. das Fest der ungesäuerten Brote, das Laubhüttenfest, und das Fest der Erstlinge; auch das Priesterthum Aarons und der Leviten, so wie ihre heiligen Gewänder; welches aber die geistigen Dinge waren, denen jene und diese entsprachen, ist in den zu London herausgegebenen ‘Himmlischen Geheimnissen’ gezeigt worden; außerdem waren auch alle Satzungen und Rechtsverhältnisse, welche ihren Gottesdienst und ihr Leben betrafen, Entsprechungen. Da sich also die göttlichen Dinge in der Welt in Entsprechungen darstellen, so ist auch das Wort in lauter Entsprechungen geschrieben worden; weshalb der Herr, weil Er aus dem Göttlichen sprach, in Entsprechungen sprach; denn was aus dem Göttlichen ist, das fällt in der Natur in Dinge, welche den Göttlichen Dingen entsprechen, und die dann die göttlichen Dinge, welche die Himmlischen und geistigen heissen, in ihrem Schosse bergen.


Weshalb wird erst jetzt der geistige Entsprechungssinn der Bibel wieder offenbart?

206. Dass die Wissenschaft der Entsprechungen, durch welche der geistige Sinn des Wortes gegeben wird, nach jenen Zeiten nicht enthüllt wurde, geschah deswegen, weil die Christen in der Urkirche gar sehr einfältig waren, so dass sie vor ihnen nicht enthüllt werden konnte; denn wäre sie enthüllt worden, so hätte sie ihnen nichts genützt, und wäre auch nicht verstanden worden. Nach ihren Zeiten brach Finsternis über die ganze christliche Welt herein, zuerst durch die ausgestreuten Irrlehren Mehrerer, und bald nachher durch die Beschlüsse und Entscheidungen der Nicänischen Kirchenversammlung betreffend drei göttliche Personen von Ewigkeit, und betreffend die Person Christi, als Sohn Maria’s, und nicht als Sohn Jehovah Gottes; woraus der heutige Rechtfertigungsglaube hervorquoll, in welchem man sich an drei Götter ihrer Ordnung nach wendet, und von welchem Glauben alle und jede Dinge der heutigen Kirche wie die Glieder des Körpers von ihrem Haupte abhängen; und weil man alle Theile des Wortes zu Bestätigung dieses Irrglaubens anwandte, so konnte der geistige Sinn nicht enthüllt werden; denn wäre er enthüllt worden, so würde man auch diesen Sinn auf jenen Glauben angewendet, und dadurch das eigentlich Heilige des Wortes entweiht, und so sich den Himmel gänzlich verschlossen, und den Herrn von der Kirche entfernt haben.

255. Ich sprach mit Einigen in der geistigen Welt, die vor vielen Jahrhunderten gelebt, und sich in den falschen Ansichten ihrer Religion bestärkt hatten, und ich fand, dass sie noch immer fest in denselben blieben. Ich sprach auch mit Einigen daselbst, welche in derselben Religion gewesen waren, und wie jene gedacht, sich aber nicht in dem Falschen derselben bestärkt hatten, und ich erfuhr, dass sie, von Engeln unterrichtet, das Falsche verworfen und die Wahrheiten angenommen hätten, und dass diese selig wurden, jene aber nicht. Jeder Mensch wird nach dem Tode von Engeln unterrichtet, und es werden diejenigen angenommen, welche die Wahrheiten und aus den Wahrheiten das Falsche sehen; allein die Wahrheiten sehen blos diejenigen, die sich im Falschen nicht bestärkt haben, die sich aber bestärkt haben, wollen die Wahrheiten nicht sehen, und wenn sie dieselben sehen, wenden sie sich ab, und lachen dann entweder darüber oder verfälschen dieselben;...

256. Doch dies soll durch ein Beispiel erörtert werden: Im Worte wird in vielen Stellen Gott Zorn, Grimm, Rache zugeschrieben, und dass Er strafe, in die Hölle werfe, versuche, und dergleichen ehr; wer dies einfältig und wie ein Kind glaubt, und deshalb Gott fürchtet, und sich hütet, gegen ihn zu sündigen, der wird wegen dieses einfältigen Glaubens nicht verdammt. Wer sich aber darin bestärkt, bis dahin, dass er glaubt, dass Zorn, Grimm, Rache, und somit Solches, was Sache des Bösen ist, bei Gott sich finde, und dass er aus Zorn, Grimm und Rache den Menschen strafe und in die Hölle werfe, der wird verdammt, weil er das ächte Wahre zerstört hat; welches ist, dass Gott die Liebe selbst, die Barmherzigkeit selbst, und das Gute selbst ist, und wer dieses alles ist, nicht zürnen, ergrimmen, noch sich rächen kann; diese Dinge werden aber Gott im Worte beigelegt, weil es so erscheint, dergleichen sind Scheinwahrheiten.

Es besteht eine Entsprechung aller Teile des Himmels mit allen Teilen des Menschen (aus Himmel und Hölle)

87. Was Entsprechung [correspondentia] sei, weiß man heutzutage nicht; daß man es nicht weiß, rührt von mehrerlei Ursachen her; die haupt­sächlichste ist, daß der Mensch sich vom Himmel entfernt hat durch dieLiebe zu sich und zur Welt; denn wer sich und die Welt über alles liebt, derhat sein Absehen auf nichts anderes, als auf weltliche Dinge, weil diese denäußeren Sinnen schmeicheln und die Genußsucht ergötzen, nicht aber auf die geistigen Dinge, weil diese die inneren Sinne ansprechen und das Gemüt erfreuen; weshalb man diese von sich stößt und sagt, sie seien zu hoch, als daß sie Gegenstand des Denkens sein könnten. Anders verhielten sich die Alten; ihnen war die Wissenschaft der Entsprechungen die vornehmste aller Wissenschaften; durch sie auch gelangten sie zur Einsicht und Weisheit; und die Angehörigen der Kirche hatten durch sie Gemeinschaft mit dem Him­mel; denn die Wissenschaft der Entsprechungen ist eine Engelwissenschaft.
Die Urmenschen [Antiquissimi], die himmlische Menschen waren, dachten,
wie die Engel, aus der Entsprechung selbst; darum auch redeten sie mit den Engeln und darum erschien ihnen öfter der Herr und unterrichtete sie. Heutzutage aber ist diese Wissenschaft so ganz verloren gegangen, daß man nicht mehr weiß, was Entsprechung ist1.

88. Da nun ohne die Kenntnis dessen, was Entsprechung ist, nichts im Licht erkannt werden kann von der geistigen Welt, noch von ihrem Einfluß in die natürliche, noch auch nur, was das Geistig e ist gegenüber dem Natürli­chen, noch etwas im Licht vom Geist des Menschen, den man die Seele nennt, und von seiner Einwirkung auf den Körper, noch vom Zustand des Menschen nach dem Tod; so muß gesagt werden, was Entsprechung ist und wie sie beschaffen ist: so wird dann auch der Weg zum folgenden gebahnt.

95. Daß der Himmel in zwei Reiche abgeteilt ist, deren eines das himmlische Reich heißt, das andere das geistige Reich, sehe man oben in seinem Abschnitt: das himmlische Reich entspricht im allgemeinen dem Herzen und allem, was im ganzen Leib zum Gebiet des Herzens gehört; und das geistige Reich entspricht der Lunge und allem, was im ganzen Körper zu ihr gehört. Das Herz und die Lunge bilden auch zwei Reiche im Men­schen; das Herz regiert in ihm durch die Schlag- und Blutadern und die Lunge durch die Nerven- und Bewegfibern, beide in jeglicher Kraft und Bewegung. In jedem Menschen sind auch in seiner geistigen Welt, die sein geistiger Mensch heißt, zwei Reiche; das eine ist das des Willens und das andere das des Verstandes; der Wille regiert durch die Neigungen zum Guten, der Verstand durch die Neigungen zum Wahren; diese Reiche
entsprechen auch den Reichen des Herzens und der Lunge im Körper: ebenso in den Himmeln; das himmlische Reich ist das Wollende des Him­mels, und in ihm herrscht das Gute der Liebe, und das geistige Reich ist dasVerständige des Himmels, und in ihm herrscht das Wahre: diese sind das, was den Verrichtungen des Herzens und der Lunge im Menschen entspricht. Von dieser Entsprechung rührt her, daß das Herz im Wort den Willen und auch das Gute der Liebe bezeichnet, und das Atemholen der Lunge den Verstand und das Wahre des Glaubens; daher kommt auch, daß dem Herzen Neigungen zugeschrieben werden, obgleich sie nicht in ihm sind und nicht aus ihm kommen1.

96. Das Entsprechungsverhältnis der zwei Reiche des Himmels zum Herzen und der Lunge ist das allgemeine Entsprechungsverhältnis des Himmels zum Menschen; ein weniger allgemeines aber ist das zu den einzelnen Gliedmaßen, Organen und inneren Teilen desselben; und wel­cherlei dieses sei, soll nun auch gesagt werden: Diejenigen im Größten Menschen, das ist im Himmel, die sich im Haupt befinden, sind vor den übrigen in allem Guten; denn sie sind in der Liebe, im Frieden, in der Unschuld, Weisheit, Einsicht, und hieraus in der Freude und Seligkeit; diese fließen in das Haupt und in alle Dinge ein, die beim Menschen zum Haupt gehören, und entsprechen ihnen. Diejenigen im Größten Menschen, das ist im Himmel, die sich in der Brust befinden, sind im Guten der Liebtätigkeit und des Glaubens und fließen auch in die Brust des Menschen ein und entsprechen ihr. Diejenigen aber im Größten Menschen oder dem Himmel, die sich in den Lenden und in den Zeugungsorganen daselbst befinden, sind in der ehelichen Liebe. Die in den Füßen sich befinden, sind im letzten Guten des Himmels, welches Gute das geistig Natürliche heißt. Die sich in den Armen und Händen befinden sind in der Macht des Wahren aus dem Guten. Die in den Augen Befindlichen sind im Verstand. Die in den Ohren sind im Aufmerken und Gehorsam. Die in der Nase sind in der Wahrneh­mung [in perceptione]. Die im Mund und in der Zunge Be findlichen sind in der Redefertigkeit [in sermocinatione] aus dem Verstand und der Wahr­nehmung. Die in den Nieren Befindlichen sind in dem sichtenden, aus­scheidenden und zurechtweisenden Wahren. Die in der Leber, Gekrösedrüse und Milz Befindlichen sind in mannigfaltiger Reinigung des Guten und Wahren: anders wieder bei den übrigen. Sie fließen in die ähnlichen Teile des Menschen ein und entsprechen ihnen. Der Einfluß des Himmels geht in die Verrichtungen [functiones] und Nutzzwecke [usus] der Glieder ein, und die Nutzzwecke, weil sie aus der geistigen Welt stammen, gestalten sich in solche Dinge, die in der natürlichen Welt sind, und stellen sich so in der Wirkung dar; daher rührt die Entsprechung.

97. Daher kommt, daß durch ebendieselben Gliedmaßen, Organe und inneren Teile [viscerea] im Wort ähnliches bezeichnet wird, denn in diesem hat alles seine Bedeutung gemäß den Entsprechungen; durch das Haupt wird daher die Einsicht und Weisheit bezeichnet; durch die Brust die Liebtätigkeit; durch die Lenden die eheliche Liebe; durch die Arme und Hände die Macht des Wahren; durch die Füße das Natürliche; durch die Augen der Verstand; durch die Nase die Wahrnehmung [perceptio]; durch die Ohren der Gehorsam; durch die Nieren die Sichtung [lustratio] des Wahren, und so weiter1. Daher kommt auch, daß der Mensch zu sagen pflegt, wenn von einem Einsichtsvollen und Weisen [die Rede ist], er habe Kopf; von demje­nigen, der in der Liebtätigkeit steht, er sei ein Busenfreund; von demjenigen, der in der Wahrnehmung ist, er habe eine scharfe Nase; von dem, der in der Einsicht ist, er habe ein scharfes Auge; von dem, der in der Macht ist, er habe weitreichende [oder lange] Hände; von dem, der aus Liebe will, [er wolle es] von Herzen; diese und viele andere Redensarten des Menschen rühren von der Entsprechung her; denn dergleichen stammen aus der geisti­gen Welt, obgleich der Mensch es nicht weiß.

106. Mit einem Wort, alle Dinge, die in der Natur entstehen, von ihrem Kleinsten bis zum Größten, sind Entsprechungen1. Sie sind aber Entspre­chungen, weil die natürliche Welt mit all dem Ihrigen aus der geistigen Welt entsteht und besteht, und beide aus dem Göttlichen; wir sagen, daß sie [so] auch bestehe, weil alles davon besteht, wovon es entstanden ist [denn das Bestehen ist ein fortwährendes Entstehen], und weil nichts bestehen kann
durch sich, sondern durch ein ihm Vorhergehendes, somit durch das Erste; wird es also von diesem getrennt, so geht es völlig zugrunde und verschwin­det.


Die zehn Gebote

289. Dass die zehn Gebote im geistigen und im himmlischen Sinne in allumfassender Weise alle Vorschriften der Lehre und des Lebens, somit alles, was zum Glauben und zur Liebthätigkeit gehört, in sich schliessen, hat seinen Grund darin, dass das Wort im Buchstabensinn in Allem und Jedem desselben, oder im Ganzen und in jedem Theil, zwei inwendigere Sinne birgt, einen, welcher der geistige heisst, und einen andern, welcher der himmlische heisst, und das in diesen Sinnen die göttliche Wahrheit in ihrem Licht, und die göttliche Güte in ihrer Wärme ist. Da nun das Wort im Ganzen und in jedem Theil von dieser Art ist, so ist nothwendig, dass die zehn Gebote des Dekalogs nach diesen drei Sinnen, welche der natürliche, der geistige und der himmlische heissen, erklärt werden.


Erstes Gebot.

Es soll kein anderer Gott vor Meinem Angesicht sein.

295. Der himmlische Sinn dieses Gebotes ist,

dass Jehovah, der Herr, der Unendliche, der Unermessliche und der Ewige ist

dass Er der Allmächtige, der Allwissende und der Allgegenwärtige ist, dass Er der Erste und der Letzte ist, der Anfang und das Ende, welcher War, Ist und Sein wird, dass Er die Liebe selbst und die Weisheit selbst, oder das gute selbst und das Wahre selbst, folglich das Leben selbst, somit der Einzige ist, aus dem Alles ist.

296. Viele, welche einen andern Gott, als den Herrn und Heiland Jesus Christus, welcher Jehovah Gott selbst in menschlicher Gestalt ist, anerkennen und verehren, sündigen wider dieses erste Gebot; ebenso auch die, welche drei göttliche Personen von Ewigkeit als wirklich existirend sich einreden; je wie sich diese in solchem Irrthum bestärken, werden sie mehr und mehr natürlich und fleischlich, und können dann keine göttliche Wahrheit inwendig begreifen, und wen sie dieselben hören und aufnehmen, so beflecken und umhüllen sie dieselbe...


Zweites Gebot.

Du sollst den Namen Jehovah’s, deines Gottes, nicht in’s Eitle ziehen; denn nicht ungestraft wird Jehovah denjenigen lassen, der Seinen Namen in’s Eitle zieht.

Dass der Name Jehovah Gottes an sich heilig ist, zeigt sich an dem Namen, sofern die Juden nach ihrer ersten zeit nicht wagten und auch jetzt nicht wagen, den Namen Jehovahs auszusprechen, und das ihretwegen auch die Evangelisten und Apostel es nicht wollten, und daher statt “Jehovah” sagen “der Herr”,..

Dass das Göttlich=Menschliche des Herrn unter dem Namen Jehovah Gottes im himmlischen oder höchsten Sinne verstanden wird, erhellt aus folgenden Stellen: Jesus sprach: “Vater, verherrliche Deinen Namen, und es kam eine Stimme aus dem Himmel, welche sprach: Ich habe ihn nicht nur verherrlicht, sondern werde ihn auch ferner verherrlichen,” Joh 12,28. “Alles, was ihr bitten werdet in Meinem Namen, das will Ich thun, damit der Vater verherrlicht werde im Sohne; wenn ihr etwas bitten werdet in Meinem Namen, so werde Ich es thun,” Joh 14,13.14. Im Gebet des Herrn wird durch “Geheiligt werde Dein Name,” im himmlischen Sinn auch nichts Anderes bezeichnet, desgleichen durch den Namen, 2.Mose 23,21; Jes 63,16.


Drittes Gebot.

Gedenke des Sabbathtages, dass du ihn heiligest;

302. Durch dieses Gebot wird im geistigen Sinn bezeichnet des Menschen Umbildung und Wiedergeburt vom Herrn; durch die sechs Tage der Arbeit der Kampf gegen das Fleisch und seine Begierden, und zugleich dann gegen das Böse und Falsche, das bei ihm aus der Hölle ist; und durch den Siebenten Tag wird die Verbindung mit dem Herrn und die Wiedergeburt dadurch bezeichnet;

303. Im himmlischen Sinn wird unter diesem Gebot verstanden die Verbindung mit dem Herrn und er Friede, welcher alsdann Statt hat, weil Schutz vor der Hölle; denn durch den Sabbath wird die Ruhe, und im höchsten Sinn der Friede bezeichnet; weshalb der Herr der Fürst des Friedens heisst,..


Viertes Gebot.

Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit deine Tage verlängert werden, und es dir wohl gehe auf Erden.

306. Im geistigen Sinn wird unter: den Vater und die Mutter ehren, verstanden Gott und die Kirche verehren und lieben;...

307. Im himmlischen Sinn wird unter dem Vater verstanden unser Herr Jesus Christus, und unter der Mutter die Gemeinschaft der Heiligen, unter welcher Seien durch den ganzen Erdkreis zerstreute Kirche verstanden wird.


Fünftes Gebot.

Du sollst nicht töten

311. Im himmlischen Sinne wird unter Töten verstanden, dem Herrn vermessen zürnen, Ihn hassen, und Seinen Namen vertilgen wollen; solche sind die, von welchen es heisst, dass sie Ihn kreuzigen; was sie auch thun würden, gerade wie die Juden, wenn Er, wie früher, in die Welt käme; dies wird verstanden unter dem Lamm, das stand wie gemordet, Offenb 5,6; 13,8., und unter dem Gekreuzigten, Offenb 11,8; Hebr 6,6; Gal 3,1..


Sechstes Gebot.

Du sollst nicht ehebrechen.

314. Im geistigen Sinne wird unter Ehebrechen verstanden, das Gute des Wortes schänden, und seine Wahrheiten verfälschen;

315. Im himmlischen Sinn wird unter Ehebrechen verstanden die Heiligkeit des Wortes leugnen, und es entheiligen; dass dies in diesem Sinne verstanden wird, folgt aus dem vorigen geistigen Sinne, welcher ist sein Gutes schänden und seine Wahrheiten verfälschen. Die Heiligkeit des Wortes leugnen und entweihen die, welche alles, was die Kirche und Religion betrifft, im Herzen verlachen; denn alles, was zur Kirche und Religion gehört, ist in der christlichen Welt aus dem Wort.


Siebentes Gebot.

Du sollst nicht stehlen.

318. Im geistigen Sinn wird unter stehlen verstanden, Andere der Wahrheiten ihres Glaubens berauben, was durch Falsches und Ketzerisches geschieht. Priester, welche blos des Gewinnes wegen oder um zu Ehren zu gelangen dienen, und Dinge lehren, von welchen sie sehen oder aus dem Worte sehen können, dass sie nicht wahr sind, sind geistige Diebe,

319. Im himmlischen Sinn werden unter den Dieben die verstanden, welche dem Herrn die göttliche Gewalt entziehen; dann auch die, welche Sein Verdienst und Seine Gerechtigkeit sich zueignen; diese, obgleich sie Gott anbeten, vertrauen doch nicht Ihm, sondern sich, und glauben auch nicht an Gott, sondern an sich.


Achtes Gebot.

Du sollst nicht gegen deinen Nächsten als falscher Zeuge antworten.

322. Im geistigen Sinn wird unter falsch zeugen verstanden überreden, dass das Falsche des Glaubens das Wahre des Glaubens sei, und dass das böse des Lebens das Gute des Lebens sei, und umgekehrt,...

323. Im himmlischen Sinne wird unter falsch zeugen verstanden den Herrn und das Wort lästern, und so die Wahrheit selbst aus der Kirche verdrängen, denn der Herr ist die Wahrheit selbst, und in gleicher Weise das Wort.


Neuntes und zehntes Gebot.

Du sollst dich nicht gelüsten lassen des Hauses deines Nächsten, du sollst dich nicht gelüsten lassen des Weibes deines Nächsten, noch seines Knechts, noch seiner Magd, noch seines Ochsen, noch seines Esels, noch irgend etwas, das dein Nächster hat.

...weil diese beiden Gebote Einen Inhalt zusammen bilden, und 2.Mose 20,17 und 5.Mose 5,18 Einen Vers, so unternahm ich, von diesen beiden Geboten zugleich zu handeln, jedoch nicht darum, dass ich wollte, dass sie in ein Gebot verbunden würden; sie sollen vielmehr wie zuvor in zwei abgetheilt werden, weil diese Gebote die zehn Worte heissen, 2.Mose 34,28; 5.Mose 4,13; 10,4.

Kurz, die beiden Gebote beziehen sich, im geistigen Sinne verstanden, auf alles das, was oben im geistigen Sinne angeführt worden ist, als solches zurück, das nicht begehrt werden soll; ebenso auf alles, was oben als ihr Inhalt im himmlischen Sinn aufgeführt wurde, dieses aber wieder anzuführen, wäre überflüssig.

328. Die Begierden des Fleisches, der Augen und der übrigen Sinne, getrennt von den Begierden, das heisst, den Neigungen, Verlangen und Lustreizen des Geistes, sind ganz gleich den Begierden der Thiere; weshalb sie an sich thierische Wildheit haben; die Neigungen des Geistes hingegen sind wie die der Engel, und daher wahrhaft menschlich zu nennen; in wieweit daher jemand den Begierden des Fleisches fröhnt, in so weit ist er Thier und wildes Thier; in wie weit er hingegen den Verlangen des Geistes huldigt, in so weit ist er Mensch und Engel.

330. Oben wurde bemerkt, in wie weit der Mensch das Böse fliehe, in so weit wolle er das Gute; der Grund ist: weil das Gute und das Böse Gegensätze sind; denn das Böse ist aus der Hölle und das Gute ist aus dem Himmel; in wie weit daher die Hölle, das heisst, das Böse entfernt wird, in so weit nahet sich der Himmel und hat der Mensch sein Absehen auf das Gute. Dass dem so sei, stellt sich deutlich heraus an acht Vorschriften der zehn Gebote, wenn man sie aus diesem Gesichtspunkt betrachtet, als:

I. In wie weit jemand nicht andere Götter verehrt, in so weit verehrt er den wahren Gott.

II. IN wie weit jemand nicht den Namen Gottes in’s Eitle zieht, in so weit liebt er das, was von Gott ist.

III. In wie weit jemand nicht morden, noch aus Hass und Rache handeln will, in so weit will er dem Nächsten wohl.

IV. In wie weit jemand nicht Unzucht treiben will, in so weit will er keusch mit seinem Weibe leben.

V. In wie weit jemand nicht stehlen will, in so weit folgt er der Redlichkeit.

VI. In wie weit jemand nicht falsch zeugen will, in so weit will er das Wahre denken und reden.

VII. und VIII. In wie weit jemand nicht begehrt was des Nächsten ist, in so weit will er, dass dem Nächsten aus dem Seinigen wohl sei.

Hieraus erhellt, dass die Vorschriften der zehn Gebote alles in sich enthalten, was zur Liebe gegen Gott und zur Nächstenliebe gehört; weshalb Paulus sagt: Wer den Andern liebt, hat das Gesetz erfüllt; denn jenes: du sollst nicht Unzucht treiben, nicht morden, nicht stehlen, nicht falsch zeugen, dich nicht gelüsten lassen, und so ein ander Gebot mehr ist, das fasst sich in diesem Wort zusammen; du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; die Liebe thut dem Nächsten nichts Böses. Des Gesetzes Erfüllung ist also die Liebe,” Röm 13,8.9.10.

Dass der Mensch sich selbst vom Bösen reinigen, und nicht erwarten soll, dass der Herr dies unmittelbar thue, ist vergleichungsweise so, wie wenn ein Knecht mit von Russ und Koth besudeltem Gesicht und Kleid einhergehend zu seinem Herrn träte, und sagte: Herr, wasche mich ab! Würde nicht der Herr zu ihm sagen: Thörichter Knecht, was sprichst du? siehe, hier ist Wasser, Seife und Leintuch; hast du nicht Hände und Kraft in ihnen? wasche dich selbst ab! und Gott der Herr wird sagen: Es gibt Mittel der Reinigung von Mir, und auch dein Wollen und dein Können ist von Mir; gebrauche also diese Meine Geschenke und Gaben wie die deinigen, so wirst du rein werden, und so weiter. Dass der äussere Mensch gereinigt werden müsse, jedoch durch den innern, lehrt der Herr bei Matthäus Kap. 23 von Anfang bis zu Ende.


Der Glaube

...der Glaube nämlich, unter welchem auch das Wahre verstanden wird, ist das Erste der Zeit nach, die Liebthätigkeit hingegen, unter welcher auch das Gute verstanden wir, ist das Erste dem Endzweck nach, und das, was das Erste dem Endzweck nach ist, das ist in Wirklichkeit das Erste, weil das Vorzüglichere, somit auch das Erstgeborne;...

337. Dass der seligmachende Glaube der an Gott den Heiland ist, hat seinen Grund darin, dass Er Gott und Mensch ist, und Er im Vater und der Vater in Ihm ist, und so Eins; daher die, welche sich an Ihn wenden, sich zugleich auch an den Vater, und so an den Einen und einzigen Gott wenden, und einen seligmachenden Glauben an einen Andern gibt es nicht. Dass man glauben, das heisst, Glauben haben solle an den Sohn Gottes, den Erlöser und Heiland, empfangen von Jehovah und geboren von Maria, der Jungfrau, genannt Jesus Christus, ergibt sich aus den häufig von Ihm selbst und nachher von den Aposteln wiederholten Geboten. Dass der Glaube an Ihn von Ihm geboten ist, erhellt deutlich aus folgenden Stellen: ”Jesus sagte: dies ist der Wille des Vaters, der Mich gesandt hat, dass Jeder der den Sohn sieht, und an Ihn glaubt, das ewige Leben habe, und Ich ihn auferwecke am letzten Tage,” Joh 6,40. ”Wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben, wer aber dem Sohne nicht glaubt, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm,” Joh 3,36.

[Paulus sagte] “Er habe die Gerechtigkeit, die aus dem Glauben Christi, die Gerechtigkeit, die aus Gott dem Glauben zu Theil wird,” Phil 3,9. ”Hier sind die Gottes Gebote halten, und den Glauben Jesu Christi,” Offenb 14,12. ”Durch den Glauben, welcher ist in Christo Jesu,” 2. Timoth 3,15. ”In Jesu Christo gilt nur der Glaube, der durch die Liebe thätig ist,” Gal 5,6. Hieraus kann erhellen, welcher Glaube von Paulus verstanden wurde in dem heut zu Tage in der Kirche so viel angeführten Ausspruche: ”So schließen wir also, dass der Mensch durch den Glauben gerechtfertigt werde, ohne die Werke des Gesetzes,” Röm 3,28., nämlich nicht der an Gott den Vater, sondern an Seinen Sohn, noch weniger der an drei Götter der Reihe nach, an Einen, von welchem, an einen Andern, wegen dessen, und an einen Dritten, durch welchen. Dass man in der Kirche glaubt, ihr Dreipersönlichkeitsglaube sie in jenem Ausspruch von Paulus verstanden worden, kommt daher, dass die Kirche vierzehn Jahrhunderte hindurch, oder seit dem Nizänischen Konzil, keinen andern Glauben anerkannte, und daher auch von keinem andern wußte, und so dafür hielt, derselbe sei der einzige, und einen andern könne es nicht geben; wo immer denn im Wort des Neuen Testaments der Glaube gelesen wird, da glaubt man, dieser sei es, und bezog auf ihn den ganzen Inhalt der Stelle; in Folge dessen ging der einzig seligmachende Glaube, welcher der an Gott den Heiland ist, zu Grunde, und daher auch schlichen sich so viele Trugschlüsse und so viele widersinnige, der gesunden Vernunft widerstreitende Sätze in ihre Lehren ein. Denn die ganze Lehre der Kirche, welche den Weg zum Himmel, oder zur Seligkeit, lehren und zeigen soll, hängt vom Glauben ab; und weil, wie gesagt, so viele Trugschlüsse und Widersinnigkeiten in ihnen eingeschlichen sind so war nothwendig, dass man als Dogma ausrief, der Verstand müsse gefangen genommen werden unter den Gehorsam des Glaubens. Da nun in dem Paulinischen Ausspruch, Röm 3,18.,, unter dem Glauben nicht der Glaube an Gott den Vater, sondern an Seinen Sohn verstanden wird, und unter den Werken des Gesetzes daselbst nicht verstandne werden die Werke des Gesetzes der zehn Gebote, sondern die Werke des mosaischen Gesetzes für die Juden, wie dies aus den darauf folgenden Worten, und auch aus ähnlichen in dem Briefe an die Galater, Kap 2,14.15. erhellt, so fällt der Grundstein des heutigen Glaubens, und mit ihm der darauf gebaute Tempel, wie ein in die Erde versinkendes Haus, das nur noch mit der Dachspitze hervorragt.

339. Dass man glauben, das heisst, den Glauben haben soll an Gott den Heiland Jesus Christ, hat seinen Grund darin, dass derselbe auf einen sichtbaren Gott gerichtet ist, in welchem der unsichtbare ist, und der Glaube an einen sichtbaren Gott, welcher Mensch und zugleich Gott ist, in den Menschen eingeht;...

mit Einem Wort, der Glaube an einen unsichtbaren Gott ist in Wirklichkeit ein blinder, weil das menschliche Gemüth seinen Gott nicht sieht und das Licht dieses Glaubens, weil es nicht ein geistig natürliches ist, ist ein unächtes Licht; und dieses Licht ist wie das Licht im Leuchtwurm, und wie das Licht in Sümpfen oder auf schwefelhaltigen Schollen zur Nachtzeit, und wie das Licht an faulendem Holze. Aus diesem Lichte entsteht nichts Anderes, als was der Phantasie angehört, in der man das Erscheinende für seiend hält, während es doch nichts ist; der Glaube an einen unschaubaren Gott leuchtet mit keinem andern Licht, und besonders wenn man denkt, dass Gott ein Geist sei, den Geist aber sich als Aether denkt; was folgt daraus Anderes, als dass der Mensch zu Gott aufsieht, wie er zum Aether aufsieht, und so Ihn im Weltall sieht, und wenn er Ihn in diesem nicht findet, die Natur des Weltalls für Gott hält? Aus dieser Quelle stammt der heut zu Tage herrschende Naturalismus; sagt nicht der Herr, dass niemand je die Stimme des Vaters gehört, noch seine gestalt gesehen habe, Joh 5,37., und auch: niemand hat Gott je gesehen, und: der Eingeborne Sohn, der im Schoß des Vaters ist, Er hat [Ihn] geoffenbart, Joh 1,18. Nicht hat jemand den Vater gesehen, ausser der bei dem Vater ist; Er hat den Vater gesehen, Joh 6,46. Ferner, niemand komme zum Vater, ausser durch Ihn, Joh 14,6. und weiter, dass den Vater derjenige Mensch sehe und erkenne, der Ihn sieht und erkennt, Joh 14,7., folg.? Ein anderer dagegen ist der Glaube an Gott den Heiland; weil dieser Gott und Mensch ist, und angegangen und mit dem Gedanken geschaut werden kann, so ist der Glaube nicht unbegrenzt, sondern hat einen Anfangs= und einen Endpunkt, und bleibt, wenn er einmal aufgenommen ist, wie wenn jemand einen Kaiser oder König gesehen hat, so oft er sich dessen erinnert, ihr Bild zurückkehrt. Das Schauen dieses Glaubens ist wie bei Einem, der eine glänzend weiße Wolke, und in deren Mitte einen Engel gesehen hat, der den Menschen zu sich einladet, damit er in den Himmel erhoben werde. So erscheint der Herr denen, die den Glauben an Ihn haben, und naht sich Jedem, der ihn erkennt und anerkennt, welches geschieht, so wie derselbe Seine Gebote kennt und thut, welche sind, das Böse fliehen und das Gute thun; und zuletzt kommt Er in sein Haus, und macht zusammt dem Vater, der in Ihm ist, Wohnung bei ihm, nach den Worten bei Johannes: Jesus sagte: Wer Meine Gebote hat, und sie thut, der ist es, der Mich liebet; und wer Mich liebt, der wird von meinem Vater geliebt werden, und Ich werde ihn lieben, und Mich ihm offenbaren, und wir werden zu ihm kommen, und Wohnung bei ihm machen,” Kap 14,21.23. Dies ist geschrieben worden in Gegenwart der zwölf Apostel des Herrn, welche, als ich dies schrieb, vom Herr zu mir gesandt wurden.


Die Liebthätigkeit oder die Nächstenliebe

und

die guten Werke.

392. Es ist vom Glauben gehandelt worden, nun folgt von der Liebthätigkeit, weil der Glaube und die Liebthätigkeit verbunden sind wie das Wahre und Gute, und diese beiden wie das Licht und die Wärme zur Zeit des Frühlings; so wird gesagt, weil das geistige Licht, welches das Licht ist, das aus der Sonne der geistigen Welt hervorgeht, seinem Wesen nach das Wahre ist, weshalb das Wahre in jener Welt, wo immer es erscheint, je nach seiner Reinheit mit Glanz leuchtet, und die geistige Wärme, welche gleichfalls aus jener Sonne hervorgeht, ihrem Wesen nach das Gute ist. Dies ist gesagt worden, weil es sich mit der Liebthätigkeit und dem Glauben in ähnlicher Weise verhält, wie mit dem Guten und Wahren; denn die Liebthätigkeit ist der Inbegriff aller Dinge des Guten, die der Mensch dem Nächsten erweist, und der Glaube ist der Inbegriff aller Dinge des Wahren, die der Mensch denkt über Gott und über die göttlichen Dinge.

393. Unverbrüchliche Wahrheit ist, dass der Glaube und die Liebthätigkeit nicht getrennt werden können, wenn dem Menschen geistiges Leben, und somit Seligkeit zu Theil werden soll;...

...wer sieht nicht aus einer gewissen innern Anschauung, und stimmt folglich nicht mit dem Verstande bei, wenn er jemand sagen hört, dass wer gut lebt und recht glaubt, selig werde? Und wer wirft es nicht aus dem Verstand, wie jenen in’s Auge gefallenen Splitter aus, wenn er hört, dass wer recht glaubt, und nicht gut lebt, auch selig werde? Denn es dringt sich ihm in Folge inwendiger Wahrnehmung sogleich der Gedanke auf: wie kann jemand recht glauben, während er doch nicht gut lebt, und was ist alsdann das Glauben anderes, als die Figur eines gemalten Glaubens, und nicht ein lebendiges Bild desselben?


Es gibt drei allgemeine Liebesgattungen, die Liebe des Himmels, die Liebe der Welt und die Liebe zu sich.

...unter der Liebe des Himmels wird die Liebe zum Herrn und auch die Liebe gegen den Nächsten verstanden...

Die Liebe zur Welt ist nicht blos die Liebe zu zeitlichen Gütern und Besitzthümern, sondern auch die Liebe zu allem, was die Welt darreicht, und die Sinne des Körpers ergötzt...

Die Liebe zu sich ist nicht blos die Liebe zu Ehre, Ruhm, Geltung, Vorrang, sondern auch die Liebe, sich für Aemter zu befähigen, und sich dieselben zu verschaffen, und so über Andere zu herrschen.

... hier mag nur bemerkt werden, dass jene drei Liebesgattungen alsdann einander gehörig untergeordnet sind, wenn die Liebe des Himmels das Haupt, die Liebe der Welt die Brust und den Leib, und die Liebe zu sich die Füsse und Fussohlen bildet.

Diese drei Liebesgattungen sind im Wirken wie der Wille, der Verstand und die Handlung; der Wille fliesst ein in den Verstand, und versieht sich da mit den Mitteln, durch welche er die Handlung hervorbringt. Doch hierüber wird man Mehreres sehen im folgenden Abschnitt, in welchem nachgewiesen werden wird, dass jene drei Liebesgattungen, wenn sie einander gehörig untergeordnet sind, den Menschen vervollkommnen, wenn sie aber einander nicht gehörig untergeordnet sind, ihn verkehren und umwenden.

Der Mensch hat zwei Vermögen, welche sein Leben ausmachen, das eine heisst der Wille, und das andere der Verstand; sie sind unter sich geschieden, jedoch so geschaffen, dass sie Eins ausmachen, und wenn sie Eins sind, so heissen sie das Gemüth;...

Nichts ist wichtiger zu wissen, als wie Wille und Verstand Ein Gemüth ausmachen; sie machen Ein Gemüth aus, wie das Gute und das Wahre Eins ausmachen; denn es besteht eine gleiche Ehe zwischen Willen und Verstand, wie zwischen dem Guten und Wahren;

...die Verbindung des Guten und Wahren heisst im Himmel eine himmlische Ehe; denn in dieser Ehe sind alle, welche dort sind.

wie alles im Weltall, was der göttlichen Ordnung gemäss ist, sich auf das Gute und Wahre bezieht, so auch alles, was gegen die göttliche Ordnung ist, sich auf das Böse und Falsche zurückbezieht,….

Niemand, der im Bösen und dem Falschen daraus ist, durch Begründung und Leben, kann wissen, was Gut und Wahr ist, weil er sein Böses für Gutes, und in Folge dessen sein Falsches für Wahres hält; Jeder hingegen, der im Guten und dem Wahren daraus ist durch Begründung und Leben, kann wissen, was böse und falsch ist; der Grund ist, weil alles Gute und dessen Wahres seinem Wesen nach Himmlisches ist, alles Böse dagegen und alles Falsche daraus seinem Wesen nach Höllisches ist, alles Himmlische aber im Licht, und alles Höllische in der Finsternis ist.”

409. Und ich habe aus dem Himmel gehört, dass der Herr Jeglichem seine Sünden vergibt, und niemals rächt, ja nicht einmal zurechnet, weil Er die Liebe selbst und das Gute selbst ist, dass aber gleichwohl die durch die Sünden nicht abgestreift sind, denn diese werden nur durch die Busse abgestreift; denn wenn Er zu Petrus sagte, er solle siebzigmal siebenmal vergeben, was wird nicht der Herr thun?


IX. Die Wohlthaten der Liebthätigkeit bestehen darin, den Armen zu geben und den Nothleidenden Hilfe zu leisten, jedoch mit Klugheit.

In dem gemeinen Glauben liegt, dass die Liebthätigkeit nichts anderes sei, als den Armen geben, den Nothleidenden beistehn, Sorge für Wittwen und Waisen tragen, Beiträge geben zu Erbauung von Spitälern, Krankenhäusern, Pilgerhäusern, Waisenhäusern, besonders aber zu Kirchen, und zu deren Ausschmückung und Dotirung; Allein Vieles hievon ist nicht die eigentliche Liebthätigkeit, sondern Aeusserliches derselben. Diejenigen, welche die Liebthätigkeit in solche Wohlthaten setzen, können nicht anders als ein Verdienst in diese Werke setzen, und obwohl sie mit dem Munde bekennen, sie wollen nicht, dass dieselben Verdienste seien, so liegt doch inwendig bei ihnen der Glaube an Verdienst. Dies stellt sich deutlich nach dem Tode an ihnen heraus; denn sie zählen dann ihre Werke auf, und verlangen die Seligkeit als Lohn; es wird aber alsdann untersucht, aus welchem Ursprung und somit von welcher Beschaffenheit dieselben sind, und wenn man findet, dass sie entweder aus dem Hochmuth oder dem Haschen nach Ruhm, oder aus blosser Freigebigkeit, oder aus Freundschaft, oder aus blos natürlicher Neigung, oder aus Heuchelei hervorgegangen sind, so werden sie dann nach diesem Ursprung gerichtet, denn die Beschaffenheit des Ursprungs wohnt den Werken inne; ächte Liebthätigkeit aber geht aus denen hervor, welche dieselbe sich angeeignet haben aus Gerechtigkeit und Urtheil bei den Werken, die sie thun ohne ein Absehen auf Lohn, gemäss den Worten des Herrn, Luk 14,12.13.14. Diese nennen die Dinge der oben erwähnten Art auch Wohlthaten, so wie auch Pflichten, [bei ihnen] jedoch sind es Werke der Liebthätigkeit.

428. Solche, die von Geburt her mitleidig sind, und ihr natürliches Mitleiden nicht dadurch zu einigem geistigen machen, dass sie es aus ächter Liebthätigkeit üben, die glauben, Liebthätigkeit sei, jeglichem Armen geben, und jedem Nothleidenden beistehn, ohne vorher zu untersuchen, ob dieser Arme und Nothleidende gut oder böse ist; den sie sagen, dies sei nicht nothwendig, weil Gott blos auf die Hilfe und das Almosen sehe. Allein diese werden nach dem Tode wohl unterschieden und ausgesondert von denen, welche die Wohlthaten der Liebthätigkeit mit Klugheit gethan hatten; denn die, welche dieselben aus jener blinden Idee von Liebthätigkeit gethan hatten, thun dann eben so wohl den Bösen, als den Guten wohl, und die bösen thun dadurch Böses, und beleidigen durch dieses die Guten; und deshalb haben solcherlei Wohlthäter auch Schuld an der Verletzung der Guten; ...

439. Ein Verdienst in die Werke setzen, die um der Seligkeit willen gethan werden, ist verdammlich, denn es liegt darin Böses verborgen, von dem der Thäter nichts weiss; es liegt darin verborgen die Läugnung des Einfliessens und Einwirkens Gottes in den Menschen, das Vertrauen auf eigene Kraft in Dingen des Heils, der Glaube an sich und nicht an Gott, die Selbstrechtfertigung, die Seligmachung durch eigene Kräfte, die Vernichtung der göttlichen Gnade und Barmherzigkeit, die Verwerfung der Umbildung und Wiedergeburt durch göttliche Mittel; insbesondere die Schmälerung des Verdienstes und der Gerechtigkeit des Herrn Gott Heilandes, die ein Solcher sich zueignet; überdies ein beständiges Absehen auf Lohn, den Solche als den ersten und letzten Zweck im Auge haben; die Ersäufung und Auslöschung der Liebe zum Herrn und der Liebe gegen den Nächsten, eine gänzliche Unwissenheit und Unempfänglichkeit für das Angenehme der himmlischen Liebe, das ohne Anspruch auf Verdienst ist, und blosses Gefühl der Selbstliebe;

440. Allein [darauf] denken, dass man in den Himmel komme, und dass man deshalb das Gute thun müsse, heisst nicht sein Absehn auf den Lohn als Endzweck haben, und ein Verdienst in die Werke setzen; denn darauf denken auch die, welche den Nächsten wie sich
selber, und Gott über alles lieben; denn diese denken so aus dem Glauben an die Worte des Herrn, dass ihr Lohn gross  sein werde  in den   Himmeln,   Matth 5,11.12;  6,1;   10,41.42;   Luk   6,23.35;   14,12.13.14; Joh 4,36. Dass die, welche Gutes gethan haben, als
Erbschaft besitzen werden das von Gründung der Welt an bereitete Reich, Matth 25,34.  Dass Jeglichem vergolten werden nach seinen Werken, Matth 16,27; Joh  5,29;   Offenb   14,13;   20,12.13;   Jerem   25,14; 32,19; Hosch 4,9; Sach 1,6 und anderwärts.               Diese  sind nicht in der Zuversicht des Lohnes in Folge von Verdienst, sondern im Glauben an die Verheißung aus Gnade; diesen ist die Freude, dem Nächsten Gutes zu thun, der Lohn; diese Freude haben die Engel im Himmel, und sie ist eine geistige Freude, welche ewig ist, und jede natürliche Freude unendlich übersteigt; die, welche in dieser Freude sind, wollen nichts von Verdienst hören,  denn sie  lieben das Thun,   undempfinden darin Glückseligkeit, und Solche betrüben sich, wenn man glaubt, sie thun es um der Vergeltung
willen; sie sind wie die, welche den Freunden Gutes thun um der Freundschaft willen, dem Bruder um der Brüderschaft willen, der Frau und den Kindern um der Frau und der Kinder willen, dem Vaterland um des Vaterlandes willen, somit aus Freundschaft und Liebe; die, welche wohl thun, sagen auch und überzeugen andere davon, dass sie es nicht um ihret= sondern um jener willen thun.


XIV. Das sittliche Leben ist Liebthätigkeit, wenn es zugleich geistig ist.

443. Jeder Mensch lernt von den Eltern und Lehrern sittlich leben, das heisst, eine bürgerlich gute Person vorstellen und die Pflichten der Ehrenhaftigkeit erfüllen, welche sich auf die mancherlei Tugenden beziehen, die die wesentlichen Stücke der Ehrenhaftigkeit sind, und sie darstellen durch ihre Formen, welche die des Anstandes heissen, und wie er an Alter zunimmt, das Vernünftige hinzufügen, und das Sittliche des Lebenswandels durch dasselbe vervollkommnen;

444. Dass das moralische Leben, wenn es zugleich geistig ist, ein Leben der Liebthätigkeit ist, gründet sich darauf, dass die Uebungen des moralischen Lebens und die der Liebthätigkeit dieselben sind; denn Liebthätigkeit ist, dem Nächsten wohl wollen, und daher auch gut mit ihm verfahren, und dies ist auch Sache des moralischen Lebens; das geistige Gesetz ist das des Herrn: “Alles, was ihr wollt, das euch die Leute thun sollen, das thut auch ihr ihnen, dies ist das Gesetz und die Propheten,” Matth 7,12.

Dass die Liebthätigkeit diese (Gebote) alle erfüllt, erhellt aus Folgendem bei Paulus: ”Liebet euch einander, denn wer den Andern liebt, hat das Gesetz erfüllt; denn jenes: du sollst nicht ehebrechen, nicht morden, nicht stehlen, nicht ein falscher Zeuge sein, dich nicht gelüsten lassen, und wenn noch ein anderes Gebot ist, wird in dem Einen Wort zusammengefasst: Du sollst den Nächsten lieben wie dich selbst; die Liebe thut dem Nächsten nichts Böses; Erfüllung des Gesetzes ist also die Liebe,” Röm 13,8.9.10.

458. Hieraus erhellt, woher und wie beschaffen die Verbindung der Liebe zu Gott und der Liebe gegen den Nächsten ist, dass dies ein Einfluss der Liebe Gottes gegen die Menschen ist, und dass deren Aufnahme von Seiten des Menschen, und die Mitwirkung bei ihm, die Liebe gegen den Nächsten ist; kurz, es ist die Verbindung nach folgendem Worte des Herrn: ”An jenem Tage werdet ihr erkennen, dass Ich in Meinem Vater bin, und ihr in Mir, und Ich in euch,” Joh 14,20.; und nach folgendem Wort: “Wer Meine Gebote hat, und sie thut, der ist es, der Mich liebt, und Ich werde ihn lieben, und Mich ihm offenbaren, und Wohnung bei ihm machen,” Joh 14,21.22.23. Die Gebote des Herrn beziehen sich alle auf die Liebe gegen den Nächsten, und sind ihrem Hauptinhalt nach, ihm nichts Böses thun, sondern ihm Gutes thun; dass diese Gott lieben, und Gott sie liebt, liegt in jenen Worten des Herrn. Weil diese zwei Arten der Liebe so verbunden sind, so sagt Johannes: ”Wer die Gebote Jesu Christi hält, der bleibt in Ihm, und Er in ihm. Wenn jemand sagt: Ich liebe wirklich Gott, und hasst doch seinen Bruder, so ist er ein Lügner; denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er siehet, wie kann er Gott lieben, den er nicht siehet? Dies Gebot haben wir von Ihm, dass wer Gott liebt, auch seinen Bruder liebe,” 1. Brief 3,24; und Kap. 4,20.


Dritter Band

Der freie Wille

475. Damit aber begriffen werden könne, wieder Mensch in der Mitte zwischen Himmel und Hölle, und dadurch in geistigem Gleichgewicht gehalten werden kann, aus dem er freien Willen hat, so soll es mit Wenigem gesagt werden. Die geistige Welt besteht aus Himmel und Hölle, der Himmel ist über dem Haupt, und die Hölle ist unter den Füssen, nicht jedoch in der Mitte der von den Menschen bewohnten Erde, sondern unterhalb der Erden jener Welt, welche auch aus geistigem Ursprung, und daher nicht im Ausgedehnten, sondern in der Erscheinung des Ausgedehnten sind. Zwischen dem Himmel und der Hölle ist ein grosser Zwischenraum, welcher denen, die sich dort befinden, wie ein ganzer Weltkreis erscheint; in diesen Zwischenraum dünstet von der Hölle her Böses in aller Fülle aus, und andererseits fliesst aus dem Himmel Gutes dahinein, ebenfalls in aller Fülle; dies ist der Zwischenraum, von dem Abraham zu den Reichen in der Hölle sagte: “ ”Zwischen euch und uns ist eine grosse Kluft befestigt, so dass die, welche von hier zu euch hinüberschreiten wollen, es nicht können, noch die, welche dort sind, zu uns herüber kommen,” Luk 16,26.

In Mitten dieses Zwischenraums ist jeder Mensch seinem Geiste nach, blos zu dem Ende, dass er in freiem Willen sei.

477. Das der Mensch in diesem grossen Zwischenraum gehalten wird, und zwar hier fortwährend in dessen Mitte, geschieht einzig zu dem Ende, dass er in freiem Willen in geistigen Dingen sei, denn dieses Gleichgewicht ist ein geistiges Gleichgewicht, weil es das zwischen Himmel und Hölle, somit zwischen dem Guten und Bösen ist. Alle, die in jenem grossen Zwischenraum sind, sind ihrem Inwendigen nach entweder mit Engeln des Himmels oder mit Teufeln der Hölle verbunden, heut zu Tage aber entweder mit Engeln Michaels, oder mit Engeln des Drachen. Jeder Mensch begibt sich nach seinem Tode zu den Seinigen in jenem Zwischenreich, und gesellt sich zu denen, die in gleicher Liebe sind; denn die Liebe verbindet dort Jeglichen mit Gleichen, und macht, dass er frei Athem holt, und im Zustand seines vergangenen Lebens ist; allmählig jedoch wird dann das Aeussere, das mit dem Innern nicht eins ausmachte, abgelegt; und ist dies geschehen, so wird der Gute in den Himmel erhoben, und der Böse begibt sich in die Hölle, jeder zu Solchen, mit welchen er seiner herrschenden Liebe nach Eins ausmacht.


Die Busse

510. Es gibt Mehreres, was bei dem in die ersten Lebensalter vorschreitenden Menschen zur Kirche vorbereitet, und in sie einführt; allein das, was bei dem Menschen sie hervorbringt, sind die Handlungen der Busse; Handlungen der Busse sind alle die, welche bewirken, dass er das Böse, das Sünde wider Gott ist, nicht will, und in Folge dessen es nicht thut; denn bevor dies geschieht, steht der Mensch ausserhalb der Wiedergeburt; Es gibt Mehreres, was bei dem in die ersten Lebensalter vorschreitenden Menschen zur Kirche vorbereitet, und in sie einführt; allein das, was bei dem Menschen sie hervorbringt, sind die Handlungen der Busse; Handlungen der Busse sind alle die, welche bewirken, dass er das Böse, das Sünde wider Gott ist, nicht will, und in Folge dessen es nicht thut; denn bevor dies geschieht, steht der Mensch ausserhalb der Wiedergeburt;

Dass die Busse das Erste der Kirche ist, geht deutlich aus dem Worte hervor; Johannes der Täufer, welcher vorausgesandt war, die Menschen zuzubereiten zu der Kirche, welche der Herr stiften sollte, predigte, während er taufte, zugleich auch die Busse;

woraus erhellt, dass das Erste der Kirche die Busse ist.

511. Dass bei dem Menschen nicht früher die Kirche ist, als nachdem bei ihm die Sünden entfernt worden sind, kann Jeder aus der Vernunft schliessen,...


II. Die Zerknirschung, von der man heut zu Tage sagt, sie gehe dem Glauben voran, und es folge ihr der Trost des Evangeliums, ist nicht die Busse.

512. In der protestantischen Christenheit lehrt man eine gewisse Art von Beängstigung, Schmerz und Schrecken, die man Zerknirschung nennt, welche bei den Wiederzugebärenden ihrem Glauben vorangehen, und auf welche der Trost des Evangeliums folgen soll; sie sagen, diese Zerknirschung entsteht bei ihnen aus der Furcht vor dem gerechten Zorn Gottes und dessen Folge, der ewigen Verdammnis, die Jedem vom Fall Adams und von dem daher rührenden Hang zum bösen her anhänge, und ohne diese Zerknirschung werde der Glaube, welcher sich das Verdienst und die Gerechtigkeit des Herrn und Heilandes zurechnet, nicht geschenkt, und diejenigen, welche diesen Glauben erlangt haben, empfangen den Trost des Evangeliums; welcher dahin gehe, dass sie gerechtfertigt, das heisst, erneuert, wiedergeboren und geheiligt werden, ohne all ihre Mitwirkung, und so werden sie aus der Verdammnis in den ewigen Segen versetzt, welcher das ewige Leben sei. Doch in Betreff dieser Zerknirschung ist zu erwägen:

1. Ob sie Busse ist.

2. Ob sie irgend welchen Wert hat.

3. Ob es eine gibt.

513. Ob die Zerknirschung Busse sei, oder nicht, kann man aus der Beschreibung der Busse im folgenden ersehen, wonach diese nicht Statt finden kann, wofern der Mensch nicht blos im Allgemeinen, sondern auch im Einzelnen weiss, dass er ein Sünder ist, was niemand wissen kann, wenn er sich nicht erforscht, und jenes [Böse] bei sich seiht, und um dessen willen sich verdammt. Jene Zerknirschung aber, von der man sagt, sie sei zum Glauben nothwendig, hat nichts mit diesen Dingen gemein, denn sie ist blos ein Denken, und daraus hervorgehendes Bekennen, dass man in die Sünde Adams und in den Hang zu dem daraus entspringenden Bösen geboren, und deshalb dem Zorne Gottes, und in Folge dessen nach Verdienst der Verdammnis, dem Fluch und ewigen Tod verfallen sei: woraus erhellt, dass diese Zerknirschung nicht Busse ist.

514. Das andere Moment ist, ob die Zerknirschung, da sie nicht Busse ist, irgend welchen Wert habe; man sagt uns, sie trage zum Glauben bei, wie das Vorhergehende zum Nachfolgenden, ohne jedoch in denselben einzugehn, und sich mit ihm zu verbinden, indem sie sich mit ihm vermische; allein was ist der Glaube, welcher nachfolgt, anderes, als dass Gott der Vater die Gerechtigkeit Seines Sohnes zurechne, und den alsdann keiner Sünde sich bewussten Menschen für gerecht, neu und heilig erkläre, und ihn so mit dem im Blut des Lammes gewaschenen und weiss gemachten Rock bekleide; und wen er in diesem Ehrenkleid einhergeht, was ist dann das Böse seines Lebens anderes, als Schwefelsteine, die in den Grund des Meeres geworfen worden, und was alsdann die Sünde Adams anderes, als, als etwas, das entweder zugedeckt, oder entfernt, oder durch die zugerechnete Gerechtigkeit Christi weggeräumt ist? Wandelt der Mensch in Folge jenes Glaubens in der Gerechtigkeit und zugleich dann in der Unschuld Gottes, des Heilandes, wozu dient dann jene Zerknirschung, als zur Zuversicht, dass man im Schoss Abrahams sei, und von da aus die, welche nicht vor dem Glauben zerknirscht wurden, entweder als Unselige in der Hölle, oder als Todte ansieht? Denn man sagt uns, der lebendige Glaube sei nicht in denen, welche der Zerknirschung ermangeln; daher man auch sagen kann, wenn Solche sich in verdammliches Böse versenkt haben oder versenken, so achten sie eben so wenig darauf, oder fühlen es eben so wenig, als junge Schweine, die im Koth in den Abzugsgräben liegen, den Gestank. Hieraus erhellt, dass jene Zerknirschung, so lange sie nicht Busse ist, gar nichts ist.

515. Das dritte zu erwägende Moment ist, ob es eine solche Zerknirschung ohne Busse gebe. In der geistigen Welt fragt ich Viele, welche den das Verdienst Christi zurechnenden Glauben bei sich begründet hatten, ob sie irgend Zerknirschung gehabt hätten, und sie gaben zur Antwort: ”Wozu Zerknirschung, da wir von den Knabenjahren an als gewiss glaubten, dass Christus durch sein Leiden alle unsere Sünden weggenommen hat? Mit diesem Glauben stimmt die Zerknirschung nicht zusammen; denn Zerknirschung ist, sich in die Hölle werfen und das Gewissen quälen, während man doch weiss, dass man erlöst, und so aus der Hölle herausgenommen, und folglich von der Verdammnis befreit ist? Diesem fügten sie noch bei, die Satzung von der Zerknirschung sei eine blosse Erfindung, die anstatt der Busse, welche so oft im Wort erwähnt, und auch aufgelegt wird, angenommen wurde; vielleicht sei sie irgend eine Rührung des Gemüths bei den Einfältigen, die nur wenig vom Evangelium wissen, wenn sie von den Qualen in der Hölle hören, oder an sie denken; und sie sagten, der Trost des Evangeliums, der ihnen von der ersten Jugend an eingeflösst worden, habe die Zerknirschung so gründlich entfernt, dass sie bei deren Nennung im Herzen über sie gelacht haben, da die Hölle ihnen keinen grösseren schrecken habe einjagen können, als das Feuer des Vesuvs und des Aetna denen, die zur Warschau und Wien wohnen, und keinen grössern, als die Basilisken und Schlangen in den Wüsten Arabiens, oder die Tiger und Löwen in den Wäldern der Tartarei denen, die in irgend einer Stadt Europa’s in Sicherheit, Stille und Ruhe sind; und dass der Zorn Gottes sie eben so wenig erschreckt und zerknirscht habe, als der Zorn des Königs von Persien die, welche in Pennsylvanien sind. Hiedurch und auch durch die von ihren Ueberlieferungen hergenommenen Gründe bin ich bestärkt worden, dass die Zerknirschung, wenn sie nicht Busse ist, wie diese im Folgenden beschrieben wird, nichts Anderes als ein Spielwerk der Phantasie ist. Dass die Protestanten statt der Busse die Zerknirschung annahmen, geschah auch aus dem Grunde, damit sie von den Römisch=Katholischen, welche auf Busse und zugleich Liebthätigkeit dringen, losgerissen würden, und nachdem sie die Rechtfertigung durch den blossen Glauben begründet hatten, führten sie als Grund an, dass durch die Busse wie durch die Liebthätigkeit etwas vom Menschen, das nach Verdienst schmecke, in ihren Glauben hineinkommen, und diesen schwärzen würde.

520. Dass jeder Mensch [mit dem Hang] zum Bösen geboren wird, so dass er von Mutterleib an nichts als Böses ist, ist in der Kirche bekannt, und es ist bekannt geworden in Folge dessen, dass von den Kirchenversammlungen und von den Vorstehern der Kirchen gelehrt wurde, dass die Sünde Adams sich auf seine ganze Nachkommenschaft fortgepflanzt habe, und diese die einzige sei, wegen welcher jeder Mensch nach ihm und zugleich mit ihm verdammt sei, und sie diejenige sei, die jedem Menschen von Geburt her anhänge.

521. Allein, mein Freund, das Erbböse stammt nirgend anderswoher, als von den Eltern; nicht zwar das Böse selbst, das der Mensch wirklich begeht, wohl aber die Neigung zu demselben. Dass dem so ist, wird Jeder anerkennen, sobald er nur die Vernunft den Erfahrungsbelegen hinzufügt: Wer weiss nicht, dass die Söhne in eine gemeinsame Aehnlichkeit mit ihre Eltern in Rücksicht der Gesichter und der Sitten und Gesinnungen geboren werden, und selbst die Enkel und Urenkel in die der Grossväter und Urgrossväter, und daran von Vielen die Familien, und selbst die Nationen, wie die afrikanischen von den europäischen, die neapolitanischen von den deutschen, die Engländer von den Franzosen, und so weiter, unterschieden werden; und wer erkennt nicht den Juden am Gesicht, an den Augen, Reden und Geberden? Und wenn man die aus eines Jeden angestammter Gemüthsanlage ausströmende Lebenssphäre empfinden könnte, so würde man in gleicher Weise von der Aehnlichkeit der Sinnes= und Gemüthsarten überzeugt werden. Hieraus folgt, dass der Mensch nicht in das Böse selbst hinein geboren wird, sondern nur in den Hang zu bösem, der aber mehr oder weniger zu besonderem Bösen sich hinneigt, weshalb auch nach dem Tode Keiner nach irgend welchem Erbbösen, sondern nur nach dem wirklichen gerichtet wird, das er selbst begangen hat. Dies geht auch augenscheinlich hervor aus folgender Satzung des Herrn: ”Nicht soll der Vater sterben um des Sohnes, noch soll der Sohn um des Vaters willen sterben, sondern jeder soll durch seine Sünde sterben,” 5.Mose 24,16.

522. Dass alles Böse, wenn es nicht entfernt wird, bei dem Menschen bleibt, und dass der Mensch, wenn er in seinem Bösen bleibt, nicht beseligt werden kann, folgt von selbst; dass keinerlei Böses anders entfernt werden kann, als vom Herrn bei denen, welche an Ihn glauben, und den Nächsten lieben, kann aus dem bisher Abgehandelten deutlich erhellen, besonders aus folgendem im Kapitel vom Glauben, dass der Herr, die Liebthätigkeit und der Glaube Eins ausmachen, wie das Leben, der Wille und der Verstand, und dass, wenn sie getrennt werden, jegliches zu Grunde geht, wie eine in Staub zerfallene Perle, und aus der weitern daselbst, dass der Herr die Liebthätigkeit und der Glaube im Menschen, und dass der Mensch die Liebthätigkeit und der Glaube im Herrn ist. Allein es fragt sich, wie der Mensch in diese Vereinigung eintreten kann; und die Antwort ist, dass er es nicht kann, wofern nicht sein böses zum Theil durch die Busse entfernt wird. Wir sagen, der Mensch müsse es entfernen, weil der Herr nicht unmittelbar ohne die Mitwirkung des Menschen es thut; was auch in demselben Kapitel und im folgenden vom freien Willen vollständig gezeigt worden ist.

523. Man behauptet, niemand könne das Gesetz erfüllen, und zwar um so weniger, weil wer gegen Eine Vorschrift der zehn Gebote sich verfehlt, gegen alle sich verfehlt; allein diese Redensart ist nicht so zu verstehen wie sie klingt; denn sie muss so verstanden werden, dass wer aus Vorsatz und Bestärkung gegen Ein Gebot handelt, gegen alle handelt, weil aus Vorsatz und Begründung handeln, so viel ist, als gänzlich läugnen, dass es Sünde ist, so dass man, wenn gesagt wird, es sei Sünde, dies als Nichtiges verwirft; und wer in dieser Weise die Sünde läugnet und verwirft, der macht sich auch nichts aus allem, was man Sünde heisst. In jenen Vorsatz kommen diejenigen, welche nichts von der Busse hören wollen; umgekehrt aber kommen in den Vorsatz, an den Herrn zu glauben und den Nächsten zu lieben, diejenigen, welche durch die Busse einiges Böse, das Sünde ist, entfernt haben; diese werden vom Herrn in dem Vorsatz, noch von weiterem abzustehen, gehalten; daher denn, wenn Solche aus Unwissenheit oder sehr mehr mächtiger Begierde sündigen, ihnen dies nicht zugerechnet wird, weil sie sich dasselbe nicht vorgesetzt hatten, noch sich darin bestärken.


V. Die Erkenntnis der Sünde und die Selbstprüfung sind der Anfang der Busse.

525. An Erkenntnis der Sünde kann es Niemanden in der christlichen Welt fehlen; denn Jeder wird von Kindheit an unterrichtet, was böse sei, und vom Knabenalter an, was sündhaftes Böse sei; dies lernen alle Jünglinge von den Eltern und Lehrern, und auch aus den zehn Geboten, dem Elementarbuch für Alle innerhalb der Christenheit, und im Verfolg nachher aus den Predigten in den Kirchen, und aus den Unterweisungen in den Häusern; und in Fülle aus dem Wort; und überdies aus den bürgerlichen Gesetzen der Gerechtigkeit, welche das Gleiche lehren, wie die zehn Gebote, und das Wort an anderen Stellen; denn das böse der Sünde ist nichts Anderes, als das Böse wider den Nächsten, und das Böse wider den Nächsten ist auch das Böse wider Gott, welches Sünde ist. Allein die Erkenntnis der Sünde frommt gar nichts, wofern nicht der Mensch die Handlungen seines Lebens prüft, und sieht, ob er dergleichen etwas im Verborgenen oder öffentlich gethan hat; zuvor ist dies alles nur ein Wissen, und so lang ist das, was der Prediger vorträgt, blos etwas, das im linken Ohre tönt, und von da aus in das rechte zieht und entweicht; und zuletzt wird es zum blossen Gedanken und zur frömmelnden Erregung der Lunge, und bei vielen zur Einbildung und Chimäre. Ganz anders aber, wenn der Mensch gemäss den Erkenntnissen dessen, was Sünde ist, sich prüft, und auf etwas bei sich stösst, und zu sich sagt: Dieses Böse ist Sünde, und dann aus frucht vor der ewigen Strafe davon absteht; dann erst wird der unterweisende und mit Gebet verbundene Vortrag in den Kirchen mit beiden Ohren aufgenommen und beherzigt, und der Mensch wird aus einem Heiden ein Christ.

527. Gleichwohl jedoch gibt es Einige, welche sich nicht prüfen können, wie die Kinder, die Knaben und die Mädchen bevor sie zu dem Alter gelangen, da sie sich selbst beschauen können; ebenso die Einfältigen, die keiner Reflexion fähig sind; dann auch alle die, welche keine Gottesfurcht haben; und ausser diesen Einige, welche am Gemüth und Körper krank sind; und überdies die, welche, bestärkt in der Lehre von der Rechtfertigung durch den blossen Zurechnungsglauben an das Verdienst Christi, sich beredet haben, es komme durch die Prüfung und darauf folgende Busse etwas vom Mensche hinein, das den Glauben verderben, und so das Heil von seinem einzigen Herd wegrücken und fortstossen würde. Diesen und jenen dient blos das Mundbekenntnis, und dass dieses nicht die Busse ist, ist oben in diesem Kapitel gezeigt worden.

529. Wer kann nicht mittelst der ihm verliehenen Vernunft einsehn, dass es nicht Busse ist, wenn man blos mit dem Munde bekennt, man sei ein Sünder, und darüber mancherlei äussert, wie der Heuchler, wovon oben Nr. 518 Erwähnung geschehen ist; denn was ist dem Menschen, wenn er in Angst und Kampf ist, leichter, als Seufzer und Stöhnen aus der Lunge auszuhauchen, und von da durch die Lippen herauszustossen, und auch an die Brust zu schlagen, und so sich aller Sünden schuldig zu geben, während er sich doch keiner einzigen bei sich bewusst ist? Geht denn zugleich mit dem Seufzer auch die teuflische Rotte, die seinen Neigungen inne wohnt, heraus? Zischt diese nicht vielmehr dazu, und bleibt, wie früher, in ihm als in ihrem Haus? Hieraus erhellt, dass eine solche Busse nicht verstanden wurde im Wort, sondern, wie die Worte lauten, von den bösen Werken.

530. Die Frage ist also: Wie soll man Busse thun? Und die Antwort ist: Werkthätig, und dies heisst, sich prüfen, seine Sünden erkennen und anerkennen, zu dem Herrn flehen, und ein neues Leben anfangen. Dass Busse nicht möglich ist ohne Selbstprüfung, ist indem vorhergehenden Abschnitte gezeigt worden; allein wozu die Selbstprüfung sonst, als damit Einer seine Sünden erkenne, und wozu das Erkennen, wen er nicht anerkennt, und um Beistand flehe, und von da aus ein neues Leben anfange, welches der Endzweck ist, wegen dessen er sich prüft? Dieses ist die wirkliche Busse.


Die Umbildung und Wiedergeburt.

571. Nachdem von der Busse gehandelt worden ist, so führt die Ordnung auf die Umbildung und Wiedergeburt, weil diese auf die Busse folgen, und durch die Busse befördert werden. Es sind zwei Zustände, in welche der Mensch eingehen und die er durchlaufen muss, während er aus einem Natürlichen ein Geistiger wird. Der erste Zustand heisst die Umbildung, und der andere die Wiedergeburt. Der Mensch blickt im ersten Zustand aus seinem Natürlichen zum Geistigen hin, und sehnt sich nach diesem, im andern Zustand wird er ein natürlich Geistiger; der erste Zustand wird gebildet durch die Wahrheiten, welche Gegenstand des Glaubens sein sollen, und durch welche er auf die Liebthätigkeit hinblickt; der andere Zustand wird durch das Gute der Liebthätigkeit gebildet, und von diesem aus geht er in die Wahrheiten des Glauben sein; oder, was dasselbe ist, der erste Zustand ist der des Denkens aus dem Verstand, der andere aber ist der des Liebens aus dem Willen; wenn dieser Zustand anfängt und fortschreitet, geht eine Veränderung im Gemüthe vor, denn es findet eine Umwendung statt, weil alsdann die Liebe des Willens in den Verstand einfliesst, und diesen treibt und lenkt, in Eintracht und Uebereinstimmung mit seiner Liebe zu denken; in wie weit daher das Gute der Liebe die erste stelle einnimmt, und die Wahrheiten des Glaubens die zweite, in so weit ist der Mensch geistig und ist eine neue Kreatur und handelt dann aus der Liebthätigkeit, und spricht aus dem Glauben, und fühlt das Gute der Liebthätigkeit, und wird das Wahre des Glaubens inne, und ist dann im Herrn, und im Frieden, und so ein Wiedergeborner.

572. Dass der Mensch, wofern er nicht von Neuem geboren wird, nicht in das Reich Gottes eingehe kann, ist eine Lehre des Herrn bei Johannes, wo Folgendes steht: ”Jesus sprach zu Nikodemus: Wahrlich, wahrlich, Ich sage dir: so jemand nicht von Neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen;” und wieder: “Wahrlich, wahrlich, Ich sage dir, so jemand nicht geboren sein wird aus Wasser und Geist, kann er nicht in das Reich Gottes eingehn,; was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch, und was aus dem Geist geboren wird, ist Geist,” Kap 3,3.5.6.

574. Dass der Mensch wiedergeboren werden soll, ergibt sich aus aller Vernunft; denn der Mensch wird von den Eltern her in böses aller Art geboren, und dieses haftet in seinem natürlichen Menschen, der aus sich schnurstracks wider den geistigen Menschen ist; und doch ist er zum Himmel geboren, und kommt nicht zum Himmel, wofern er nicht geistig wird, was einzig geschieht durch die Wiedergeburt; daraus folgt nothwendig, dass der natürliche Mensch mit seinen Begierden bezähmt, unterjocht und umgekehrt werden muss, und dass er sonst sich um keinen Schritt dem Himmel nähern kann, sondern mehr und mehr sich in die Hölle versenkt.

Was die Liebthätigkeit und den Glauben betrifft, so ist der Herr thätig, und der Mensch ist thätig aus dem Herrn; denn das Thätige des Herrn ist in dem Passiven des Menschen; weshalb das Vermögen gut zu handeln vom Herrn ist, und somit der Wille zum Handeln wie das Eigenthum des Menschen ist, weil er in der Wahlfreiheit ist, in Folge dessen er mit dem Herrn zusammenwirken, und so sich verbinden, und auch aus der Macht der Hölle, die ausserhalb ist, wirken, und so sich trennen kann. Die mit der Thätigkeit des Herrn zusammenstimmende Thätigkeit des Menschen ist das, was hier unter der Mitwirkung verstanden wird;

577. Hieraus folgt auch dies, dass der Herr beständig in Thätigkeit ist, den Menschen wiederzugebären, weil Er beständig in Thätigkeit ist, ihn selig zu machen, und Keiner selig gemacht werden kann, wofern er nicht wiedergeboren wird,...

579. Damit dies verstanden werde, ist Einiges über die Erlösung vorauszuschicken: Der Herr ist in die Welt gekommen hauptsächlich in zweierlei Absicht, einmal um die Hölle vom Engel und vom Menschen zu entfernen, und dann um Sein Menschliches zu verherrlichen; denn vor der Ankunft des Herrn war die Hölle so sehr angewachsen, dass sie die Engel des Himmels beunruhigte, wie sie denn auch durch Sichzwischeneindrängen zwischen Himmel und Welt die Gemeinschaft des Herrn mit den Menschen der Erde unterbrach, in Folge dessen nichts Göttlich=Wahres und Gutes vom Herrn zu den Menschen hindurchdringen konnte; weshalb eine gänzliche Verdammnis dem ganzen menschlichen Geschlecht bevorstand, und auch die Engel des Himmels nicht länger mehr in ihrer Reinheit bestehen konnten. Damit also die Hölle entfernt, und so jene bevorstehend Verdammnis aufgehoben würde, kam der Herr in die Welt, und entfernte die Hölle, und unterjochte sie, und öffnete so den Himmel, damit Er nachher bei den Menschen der Erde gegenwärtig sein, und diejenigen, welche nach Seinen Geboten leben, erretten, folglich sie wiedergebären und selig machen könnte; denn selig gemacht werden die, welche wiedergeboren werden.

582. Sagt nach vernünftigem Nachdenken, wie das ganze Menschengeschlecht beschaffen wäre, wenn der Glaube der heutigen Kirche sehen bliebe, welcher ist, dass sie erlöst seien durch das blosse Leiden am Kreuz, und das die, welche mit diesem Verdienst des Herrn beschenkt sind, nicht unter der Verdammnis des Gesetzes seien; ferner dass dieser Glaube, von dem der Mensch gar nicht weiss, ob er ihm inne wohnt, die Sünden vergebe, und wiedergebäre, und dass die Mitwirkung des Menschen im Akte desselben, während derselbe gegeben wird und in ihn eingeht, jenen Glauben zerstören, und mit ihm die Seligkeit wegnehmen würde, weil er sein Verdienst mit dem Verdienste Christi vermischen würde; sprecht, sage ich, nach vernünftigem Denken, ob nicht damit das ganze Wort verworfen worden wäre, da ja in demselben vornehmlich die Wiedergeburt durch geistige Abwaschung vom Bösen und durch Ausübung der Liebthätigkeit gelehrt wird; was wären alsdann die zehn Gebote, dieser Ausgangspunkt der Wiedergeburt, anderes als ein Stück Papier, das man in Kramläden verkauft und Gewürzdüten daraus macht? Was wäre alsdann die Religion, als ein Gewinsel, dass man ein Sünder sei, und ein Flehen, dass Gott der Vater sich erbarme um des Leidens Seines Sohnes willen, somit eine Sache des blossen Mundes aus der Lunge, und gar nicht eine Sache der That aus dem Herzen? Und was wäre alsdann die Erlösung anderes als ein päpstlicher Ablass?

592. Allein der innere und der äussere Mensch der neuen Kirche sind ganz andere; der innere Mensch ist Angehör seines Willens, aus dem er denkt, wenn er sich selbst überlassen ist, was zu Hause geschieht; der äussere Mensch hingegen ist sein Thun und Reden, die von ihm in der Versammlung, also auswärts ausgehen; mithin ist der innere Mensch Liebthätigkeit, weil diese Sache des Willens ist, und zugleich Glaube, welcher Sache des Denkens ist; diese beiden machen vor der Wiedergeburt den natürlichen Menschen aus, der in dieser Weise getheilt ist in ein Inneres und ein Aeusseres; dies zeigt sich daran das der Mensch in der Versammlung oder auswärts nicht so handeln und reden darf, wie wenn er sich selbst überlassen oder zu hause ist. Die Ursache dieser Theilung ist, dass die bürgerlichen Gesetze Strafen vorschreiben für die, welche Böses thun, und Belohnung für die, welche Gutes thun, und so zwingen sie sich, den äußern Menschen von dem Innern Menschen zu trennen; denn Keiner will bestraft, und Jeder will belohnt werden, was durch Reichthum und Ehrenstellen geschieht; diese beiden aber erlangt der Mensch nicht, wenn er nicht nach jenen Gesetzen lebt; daher kommt, dass es auch bei denen eine Moralität und ein Wohlwollen im Aeussern gibt, die keine Moralität und kein Wohlwollen im Innern haben; aus dieser Quelle stammt alle Heuchelei, Schmeichelei und Verstellung.

596. Die Ursache, warum alsdann ein Kampf entsteht, ist, weil der innere Mensch umgebildet worden ist durch die Wahrheiten, und aus diesen sieht, was böse und falsch ist, und dieses noch im äussern oder natürlichen Menschen ist; deshalb entsteht zuerst ein Zwiespalt zwischen dem neuen Willen, welcher oben ist, und zwischen dem alten Willen, welcher unten ist, und weil er Statt hat zwischen den Willen, so hat er auch Statt zwischen den Lustreizen von beiden; denn es ist bekannt, dass das Fleisch wider den Geist ist, und der Geist wider das fleisch, und dass das fleisch mit seinen Lüsten bezähmt werden muss, bevor der Geist wirken, und der Mensch ein neuer werden kann. Nach diesem Zweispalt der Willen entsteht ein Kampf, welcher derjenige ist, den man die geistige Versuchung nennt; allein diese Versuchung oder Anfechtung findet nicht Statt zwischen Gutem und Bösen, sondern zwischen den Wahrheiten des Guten und dem Falschen des Bösen; denn das Gute kann nicht von sich aus kämpfen, sondern es kämpft durch die Wahrheiten, noch das Böse aus sich, sondern durch sein Falsches, so wie auch nicht der Wille aus sich kämpfen kann, sondern durch den Verstand, in dem seine Wahrheiten sind. Der Mensch fühlt diesen Kampf nicht anders als in sicht, und wie Gewissensbisse; dennoch aber ist es der Herr und der Teufel, das ist, die Hölle, welche in dem Mensche kämpfen, und um die Herrschaft über den Menschen streiten, oder wer ihn besitzen soll; der Teufel oder die Hölle fällt den Menschen an, und ruft sein Böses hervor, und der Herr beschützt ihn, und ruft sein Gutes hervor. Obgleich aber dieser Kampf in der geistigen Welt vorgeht, so findet er doch im Menschen Statt zwischen den Wahrheiten des Guten und dem Falschen des Bösen, welche in ihm sind; weshalb der Mensch kämpfen soll ganz wie von sich; denn er ist in der Willensfreiheit, für den Herrn zu handeln, und auch für den Teufel zu handeln; für den Herrn ist er, wenn er in den Wahrheiten aus dem Guten bleibt, und für den Teufel, wenn in Falschem aus dem Bösen. Hieraus folgt, dass der, welcher siegt, sei es nun der innere oder der äussere Mensch, über den andern herrscht; ganz wie bei zwei Feinden, welche kämpfen, wer der Herr des Reiches der Andern sein soll; wer siegt, erhält das Reich und bringt Alle in ihm unter seinen Gehorsam; hier also, wenn der innere Mensch siegt, so herrscht er und unterjocht alles Böse des äußern Menschen, und dann wird die Wiedergeburt fortgesetzt; siegt hingegen der äussere Mensch, so herrscht dieser, und zerstreut alles Gute des äußern Menschen, und dann geht die Wiedergeburt zu Grunde.

598. Der Mensch ist nach überstandener Versuchung dem innern Menschen nach im Himmel, und durch den äussern in der Welt; daher durch Versuchungen bei dem Menschen eine Verbindung des Himmels und der Welt bewirkt wird, und nun der Herr bei ihm der Ordnung gemäss seine Welt vom Himmel aus regiert. Das Gegentheil geschieht, wenn der Mensch natürlich bleibt, alsdann gelüstet ihn, den Himmel von der Welt aus zu beherrschen; von dieser Art wird jeder, der in der Herrschsucht aus Liebe zu sich ist;...

599. Der Herr vollzieht in den Anfechtungen oder Versuchungen der Menschen eine besondere Erlösung, so wie Er eine allgemeine bewirkte, als Er in der Welt war; der Herr hat in der Welt durch Kämpfe und Versuchungen Sein Menschliches verherrlicht, das heisst, es göttlich gemacht; ebenso nun im besondern bei dem Menschen; wenn dieser in Versuchungen ist, kämpft Er für ihn, und überwindet die höllischen Geister, die ihn anfechte, und verklärt ihn nach der Versuchung, das heisst, macht ich geistig. Der Herr hat nach Seiner allgemeinen Erlösung alles im Himmel und in der Hölle in Ordnung gebracht; eben dies thut er bei dem Menschen nach der Versuchung; Er bringt nämlich alles, was bei diesem zum Himmel und zur Welt gehört, in Ordnung.

610. Dem oben Gesagten soll noch beigefügt werden, dass die Wiedergeburt des Menschen nicht in Einem Augenblick geschieht, sondern allmählig von Anfang bis zum Ende des Lebens in der Welt, und das sie nach diesem fortgesetzt und vollendet wird; und weil der Mensch durch Kämpfe und Siege über das Böse seines Fleisches umgebildet wird, darum sagt der Sohn des Menschen zu jeder von den sieben Kirchen, dass Er dem, der überwindet, Geschenke geben werde, wie zur Kirche von Ephesus: Wer überwindet, dem will Ich zu essen geben vom Baum des Lebens, Offenb 2,7; zur Kirche von Smyrna: Wer überwindet, der soll keinen Schaden leiden vom andern Tode, Vers 11; zur Kirche von Pergamus: Wer überwindet, dem will Ich zu essen geben von dem verborgenen Manna, Vers 17; zur Kirche in Thyatira: Wer überwindet, dem will Ich Macht über die Heiden geben, Vers 26; zur Kirche in Sardes: Wer überwindet, soll angethan werden mit weissen Kleidern, Kap 3,5; zur Kirche in Philadelphia; Wer überwindet, den will Ich zur Säule im Tempel Gottes machen, Vers 12; zur Kirche in Laodicäa: Wer überwindet, dem will Ich geben mit Mir auf meinem Thron zu sitzen, Vers 21. zuletzt soll noch dies beigefügt werden: in wie weit der Mensch wiedergeboren, oder, in wie weit die Wiedergeburt bei ihm vollendet wird, in so weit schreibt er sich nicht etwas von Gutem und Wahrem, das heisst, von Liebthätigkeit und Glauben zu, sondern dem Herrn; denn die Wahrheiten, die er allmählig schöpft, lehren dieses deutlich.

611. In wie weit der Mensch wiedergeboren wird, in so weit werden die Sünden entfernt, weil die Wiedergeburt ist, das Fleisch bändigen, dass es nicht herrsche, und den alten Menschen mit seinen Begierden zähmen, dass er sich nicht erhebe, und das Verständige verderbe, nach dessen Verderbnis der Mensch nicht mehr besserungsfähig ist; diese Besserung kann nicht Statt haben, wenn nicht der Geist des Menschen, der oberhalb des Fleisches ist, unterrichtet und vervollkommnet wird. Wer, dessen Verstand noch gesund ist, kann nicht hieraus schliessen, dass dergleichen nicht in Einem Augenblick geschehen kann, sondern, wie dies oben gezeigt worden ist, nur allmählig,...

Dadurch ist mir enthüllt worden, wie die Wiedergeburt vor sich geht, dass sie nämlich ganz in der Weise geschieht, wie die Hölle entfernt, und so von dem Himmel getrennt wird; denn der Mensch ist, wie oben gesagt worden, seiner ersten Natur nach die er von der Geburt her hat, eine Hölle in verjüngtestem Abbild, und seiner andern Natur nach, die er von der zweiten Geburt her hat, ein Himmel in kleinstem Abbild. hieraus folgt, dass das Böse bei dem Menschen in ähnlicher Weise entfernt und ausgeschieden wird wie die Hölle und der Himmel im grossen Bilde, und dass das Böse so wie es entfernt wird, sich vom Herrn abwendet, und sich allmählig umwendet, und dass dies in demselben Grade geschieht, in dem der Himmel eingepflanzt, das ist, so wie der Mensch ein neuer wird. Diesem soll der Beleuchtung wegen noch das beigefügt werden, dass jegliches Böse bei dem Menschen in Verbindung steht mit Solchen in der Hölle, die in ähnlichem Bösen sind und umgekehrt, dass jegliches Gute bei dem Menschen in Verbindung steht mit Solchen im Himmel, die in ähnlichem Guten sind.

614. Aus dem Angeführten kann erhellen, dass die Vergebung der Sünden nicht deren Ausrottung oder Abwaschung, sondern dass sie deren Entfernung und somit Absonderung ist; ferner dass alles Böse, das der Mensch sich wirklich angeeignet hat, bleibt; und da die Sündenvergebung deren Entfernung und Absonderung ist, so folgt, dass der Mensch durch den Herrn vom Bösen abgehalten und im guten erhalten wird, und dass dieses es ist, was dem Menschen durch die Wiedergeburt gegeben wird. Einst hörte ich Einen im untersten Himmel sagen, er sei rein von Sünden, weil sie abgewaschen seien, und zwar, wie er hinzusetzte, durch das Blut Christi; weil er jedoch innerhalb des Himmels, und aus Unwissenheit in diesem Irrthum war, so wurde er in seine eigenen Sünden versetzt, zu denen er sich auch, wie sie zurückkehrten, bekannte; worauf er den neuen Glauben annahm, dass nämlich jeder Mensch, so wie jeder Engel, aus dem Herrn vom bösen abgehalten, und im Guten gehalten wird. Hieraus erhellt, was die Sündenvergebung ist, dass sie nämlich nicht eine augenblickliche ist, sondern dass sie der Wiedergeburt folgt je nach Massgabe ihrer Fortschritte.

618. Dreierlei ist, wodurch der Mensch wiedergeboren wird, der Herr, der Glaube und die Liebthätigkeit; diese drei würden wie in die Erde vergrabene Kostbarkeiten edelster Art verborgen bleiben, wenn nicht die göttlichen Wahrheiten aus dem Worte sie aufschlössen; ja sie würden vor denen, welche die Mitwirkung läugnen, verborgen bleiben, wenn sie auch hundert oder tausend Male das Wort läsen, obwohl sie in diesem in hellem Lichte zu Tage liegen. Denn was den Herrn betrifft, wer, der in den heutigen Glauben sich bestärkt hat, sieht wohl mit geöffnetem Auge das in ihm, dass Er und der Vater Eins sind, und dass Er der Gott des Himmels und der Erde ist, und dass es der Wille des Vaters ist, dass man an den Sohn glaube, und so Unzähliges dieser Art betreffend den Herrn in beiden Testamenten;...

621. Die Engel fuhren fort: [Sehr ihr nicht ein,] dass der Mensch Busse wegen seiner Sünden thun muss, um selig zu werden, und dass der Mensch, wenn er nicht Busse thut, in den Sünden bleibt, in die er geboren ist, und dass Busse thun heisst, das Böse nicht wollen, weil es wider Gott ist, und einmal oder zweimal im Jahre sich untersuchen, sein Böses sehen, es vor dem Herrn bekennen, um Hülfe flehen, davon abstehen, und ein neues Leben anfangen; und das, so weit er dies thut, und an den Herrn glaubt, seine Sünden vergeben werden? Da sagten einige von der Versammlung: Dies sehen wir ein und so auch, was die Sündenvergebung ist. Sie baten dann die Engel, sie noch weiter zu unterrichten, und zwar für jetzt von Gott, von der Unsterblichkeit der Seele, von der Wiedergeburt, und von der Taufe. Die Engel versetzten hierauf: Wir werden euch nichts sagen, als was ihr verstehet, denn sonst fällt unsere Rede, wie der regen, in den Sand, und in die Samen in ihm, welche, obschon vom Himmel bewässert, dennoch verwelken und zu Grunde gehen. Sie sagten nun von Gott: Alle, welche in den Himmel kommen, erhalten daselbst einen Ort, und mit diesem ewige Freude, gemäss ihrer Vorstellung von Gott, denn diese Vorstellung beherrscht durchgängig alle Theile des Gottesdienstes. Der Begriff von Gott als einem Geist ist, wenn man den Geist für eine Art von Aether oder Wind hält, eine leere Vorstellung, der Begriff von Gott als Menschen aber ist die richtige Vorstellung; denn Gott ist die göttliche Liebe und die göttliche Weisheit mit allen ihren Eigenschaften und ihr Subjekt ist der Mensch, und kein Aether oder Wind. Die Vorstellung von Gott im Himmel ist die Vorstellung von dem Herrn und Heiland; Er ist der Gott des Himmels und der Erde, wie Er selbst gelehrt hat; eure Vorstellung von Gott sei der unsern ähnlich und wir werden zusammengesellt werden. Als sie dies gesagt hatten, erglänzten ihre Angesichter. Von der Unsterblichkeit der Seele sagten sie: Der Mensch lebt ewig, weil er durch Liebe und Glauben mit Gott verbunden werden kann; dies kann ein Jeder. Das auf diesem Können die Unsterblichkeit der Seele beruhe, könnet ihr einsehe, wenn ihr etwas tiefer darüber nachdenket. von der Wiedergeburt: Wer sieht nicht, dass Jeder Mensch die Freiheit hat, an Gott zu denken, oder nicht an Ihn zu denken, wenn er nur unterrichtet ist, dass ein Gott ist; Jeder hat also Freiheit in geistigen Dingen sowohl, als in bürgerlichen und natürlichen; der Herr gibt diese unausgesetzt Allen; der Mensch hat daher die Schuld, wenn er nicht an Ihn denkt; der Mensch ist Mensch vermöge dieses Könnens, das Thier aber Thier, weil es dieses Können nicht hat; der Mensch kann daher sich umbilden und wiedergebären wie von sich, wenn er nur von Herzen anerkennt, dass es vom Herrn ist; Jeder, welcher Busse thut, und an den Herrn glaubt, wird umgebildet und wiedergeboren; beide soll der Mensch wie von sich thun; allein das wie von sich ist von dem Herrn. Es ist wahr, dass der Mensch aus sich ganz und gar nichts dazu beiragen kann, allein dessen ungeachtet seid ihr doch nicht als Bildsäulen, sondern als Menschen erschaffen, damit ihr es von dem Herrn her wie von euch selbst thuet; dies ist das Einzige Gegenseitige der Liebe und des Glaubens, das der Herr Sich überhaupt vom Menschen geleistet haben will. Mit Einem Wort: Thut es von euch selbst, und glaubet, dass es von dem Herrn sei, so thut ihr es auf diese Weise wie von euch.


I. Ohne die Kenntnis des geistigen Sinnes des Wortes kann niemand wissen, was die zwei Sakramente, die Taufe und das Heilige Abendmahl, in sich schliessen und bewirken.

667. Dass in Allem und Jedem des Wortes ein geistiger Sinn sei, und dass dieser Sinn bisher unbekannt war, und dass er nunmehr wegen der vom Herrn zu gründenden Neuen Kirche aufgeschlossen worden ist, ist in dem Kapitel von der ‘Heiligen Schrift’ gezeigt worden; welche Beschaffenheit dieser Sinn hat, kann man nicht nur dort, sondern auch in dem Kapitel von den ‘zehn Geboten’ sehen, welche auch nach diesem Sinn erklärt worden sind. Wäre dieser Sinn nicht aufgeschlossen worden, wer würde wohl über jene beiden Sakramente, die Taufe und das Heilige Abendmahl, anders denken als nach dem natürlichen Sinn, welcher der Sinn des Buchstabens ist, und wer würde nicht laut oder leise bei sich sprechen: Was ist die Taufe anderes als ein Ausgiessen von Wasser über den Kopf des Kindes, und was für eine Beziehung hat dies zur Seligkeit? und weiter: Worin liegt das Heilige in diesen Dingen, als darin, dass sie von dem geistlichen Stand aus als göttliche Heiligthümer angenommen und anbefohlen wurden, während sie an sich nichts Anderes sind als Zeremonien, von welchen die Kirchen sagen, sie werden, wenn das Wort Gottes zu jenen Elementen hinzutritt, zu Sakramenten?

669. Die zwei Sakramente, die Taufe und das Heilige Abendmahl sind in der christlichen Kirche wie zwei Kleinode im Szepter des Königs; kennt man ihren Nutzen nicht, so sind sie blos wie zwei Figuren von Ebenholz an einem Stab. Diese zwei Sakramente in der christlichen Kirche können auch mit zwei Rubinen oder Karfunkeln am Staatsmantel des Kaisers verglichen werden, kennt man ihren Werth nicht, so sind sie blos wie zwei Karneole oder Krystalle an irgend einem Obergewand. Ohne die Heilswirkungen dieser zwei Sakramente, so wie sie durch den geistigen sinn enthüllt worden sind, würden über sie blos Muthmassungen ausgestreut werden...

Jene Sakramente können auch einem doppelten Tempel verglichen werden, von welchen der eine unterhalb, der andere oberhalb ist, und in deren unterem das Evangelium von der neuen Ankunft des Herrn, so wie auch von der Wiedergeburt und Beseligung durch Ihn verkündigt wird; aus diesem Tempel führt um den Altar herum ein Gang in den obern Tempel hinauf, in dem das Heilige Abendmahl gefeiert wird, und von da findet ein Uebergang in den Himmel Statt, wo der Herr sie aufnimmt.

II. Unter der Waschung, welche die Taufe heisst, wird eine geistige Waschung verstanden, welche die Reinigung vom Bösen und Falschen, und somit die Wiedergeburt ist.

Allein die Waschungen und vieles dergleichen wurden den Kindern Israels darum auferlegt und befohlen, weil die bei ihnen gegründete Kirche eine vorbildliche Kirche war, und diese von der Art war, dass sie die christliche Kirche der Zukunft im Bilde darstellte; weshalb der Herr, als Er in die Welt kam, die Vorbildungen, welche alle äusserlich waren, abschaffte, und eine Kirche gründete, bei welcher alles innerlich war; so hob der Herr die Abbilder auf, und enthüllte die Urbilder selbst, wie jemanden einen Vorhang wegzieht oder die Thüre öffnet, und macht, dass man das Inwendige nicht nur sieht, sondern auch zu ihm hingeht; der Herr behielt von jenen allen nur zwei bei, welche alles zur innern Kirche Gehörige in Einer Zusammenfassung enthalten sollten, und diese sind die Taufe an der Stelle der Waschungen, und das Heilige Abendmahl an der Stelle des Lammes, das jeden Tag und vollständig am Passahfeste geopfert wurde.

672. Welcher Mensch von gesunder Vernunft kann nicht sehen, dass das Waschen des Gesichtes, der Hände und der Füsse und aller Glieder, ja des ganzen Körpers in einem Bad nichts Anderes bewirkt, als dass die Unreinigkeiten weggespült werden, damit man vor den Menschen in menschlicher Gestalt rein erscheine? Und wer kann nicht einsehen, dass nicht irgend ein Waschen in den Geist des Menschen eindringt, und diesen in gleicher Weise rein macht?

673. Hieraus folgt, dass die Waschungen und auch die Taufhandlungen, wofern nicht das Innere des Menschen vom bösen und Falschen gereinigt wird, nicht mehr bewirken, als die von den Juden gereinigten Schüsseln und schalen, und als, wie dort weiter folgt, die Gräber, welche auswendig schön erscheinen, inwendig aber voller Todtengebeine und aller Unreinigkeit sind, Matth 23,25 bis 28.;

III. Weil durch die Beschneidung der Vorhaut die Beschneidung des Herzens vorgebildet wurde, ist anstatt der Beschneidung die Taufe eingesetzt worden, zu dem Zweck, dass eine innere Kirche folge auf die äussere Kirche, welche in Allem und Jedem die innere Kirche vorbildete.

Das Hauptsächlichste, was die israelitische Kirche von den übrigen in der asiatischen Welt, und nachher von der christlichen unterschied, war die Beschneidung; und weil, wie gesagt, alle Dinge der israelitischen Kirche, welche äusserliche waren, alle Dinge der christlichen Kirche, welche innerliche sind, abbildeten, darum war das Hauptzeichen jener Kirche inwendig das Gleiche mit dem Zeichen der christlichen Kirche; denn die Beschneidung bezeichnete die Verwerfung der Begierden des Fleisches, und so die Reinigung vom Bösen; das Gleiche bezeichnet auch die Taufe; woraus erhellt, dass die Taufe statt der Beschneidung anbefohlen wurde, sowohl zu dem Zwecke, dass die christliche Kirche von der jüdischen Kirche unterschieden würde, als auch, dass die innerliche Kirche dadurch näher erkannt werden möchte, und diese Erkenntnis stellt sich heraus in den Heilswirkungen der Taufe, wovon in der Folge.

676. Es gab bei den Kindern Israels, und gibt heut zu Tage noch bei den Juden Viele, welche glauben, dass sie vor Allen auserwählt seien wie sie beschnitten sind, wie unter den Christen, weil sie getauft sind, während doch beide, die Beschneidung und die Taufe, blos zum Zeichne und zur Erinnerung gegeben sind, dass sie vom Bösen gereinigt, und so auserwählt werden sollen. Was ist das Aeussere ohne das Innere bei den Menschen, als wie ein Tempel ohne Gottesdienst, der von keinem Nutzen ist, als dass er zum Stall dienen kann?

VI. Der dritte Nutzen der Taufe, nämlich der als Endzweck beabsichtigt ist, [ist,]dass der Mensch wiedergeboren werde.

684. Dieser Nutzen ist der eigentliche Nutzen, wegen dessen die Taufe Statt hat, somit der als Endzweck beabsichtigte; der Grund ist, weil der wahre Christ den Herrn Erlöser, Jesus Christus, erkennt und anerkennt, und dieser, weil Er Erlöser ist, auch Wiedergebärer ist; dass die Erlösung und die Wiedergeburt Eins ausmachen, sehe man in dem Kapitel von der Umbildung und Wiedergeburt, Art. III; dann auch weil der Christ das Wort besitzt, in dem die Mittel der Wiedergeburt beschrieben stehen, und die Mittel in ihm sind der Glaube an den Herrn und die Liebthätigkeit gegen den Nächsten; dies ist dasselbe mit dem, was vom Herrn gesagt wird, dass ”Er nämlich mit heiligem Geist und mit Feuer taufe,” Matth 3,11; Mark 1,8 bis 11; Luk 3,16; Joh 1,33; unter dem heiligen Geist wird das Göttliche Wahre des Glaubens, und unter dem Feuer das Göttliche Gute der Liebe oder Liebthätigkeit verstanden, beides als hervorgehend vom Herrn;...

Aus dem schon früher und dem so eben Gesagten kann man sehen, dass die drei Nutzzwecke der Taufe als Eines zusammenhängen, gerade wie die erste Ursache, die Mittel=Ursache, welche die wirkende ist, und die letzte Ursache, welche die Wirkung und der eigentliche Endzweck ist, wegen dessen die früheren sind; denn der erste Nutzen ist, dass man ein Christ heisse, der zweite aus diesem folgende ist, dass man den Herrn als Erlöser, Wiedergebärer und Heiland erkenne und anerkenne, und der dritte ist, dass man von Ihm wiedergeboren werde, und wenn dies geschieht, so ist man erlöst und beseeligt.

...der Christ soll also wissen, dass der, welcher nicht an den Herrn glaubt, nicht wiedergeboren werden kann, obgleich er getauft ist, und dass die Taufe ohne den Glauben an den Herrn gar nichts bewirkt,...


Das Heilige Abendmahl

Ohne die Kenntnis der Entsprechungen zwischen den natürlichen und den geistigen Dingen kann niemand die Heilswirkungen des Heiligen Abendmahls wissen.

699. Welcher wahre Christ erkennt nicht an, dass jene zwei Sakramente heilig sind, ja dass sie das Heiligste des Gottesdienstes in der Christenheit sind? Wer aber weiss, worin ihre Heiligkeit besteht, oder woher sie stammt? Aus der Einsetzung des Heiligen Abendmahls weiss man nach dem natürlichen Sinn weiter nichts, als dass Christi Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken gegeben wird, und dass deren Stelle das Brot und der Wein vertreten; wer kann hienach anders denken, als dass es blos heilig ist wegen des vom Herrn ausgegangenen Gebotes?

700. Solche Vorstellungen werden über dieses heiligste Sakrament in der ganzen Christenheit heut zu Tage gehegt, einzig deshalb, weil sie mit dem Buchstabensinn des Wortes zusammentreffen, und der geistige Sinn bisher verborgen war, und nicht früher als jetzt erst enthüllt wurde, in ihm allein aber die Heilswirkung des Heiligen Abendmahls in ihrer Wahrheit ersichtlich wird.


Aus den erkannten Entsprechungen weiss man, was unter dem Fleisch und Blut des Herrn, und dass das Gleiche unter dem Brot und Wein verstanden wird, dass nämlich unter dem Fleisch des Herrn und unter dem Brot das Göttliche Gute seiner Liebe und auch alles Gute der Liebthätigkeit, und unter dem Blut des Herrn so wie unter dem Wein das Göttliche Wahre Seiner Weisheit, und auch alles Wahre des Glaubens, und durch das Essen die Aneignung verstanden wird.

704. Dass hier unter dem Fleisch nicht Fleisch, und unter dem Blut nicht Blut verstanden wird sondern das unter beiden im natürlichen Sinne das Leiden am Kreuz, dessen man gedenken solle, verstanden wird, kann Jeder aus dem Himmel Erleuchtete in sich wahrnehmen; daher sagte Er, als Er dieses Mahl des letzten jüdischen Paschas und des ersten christlichen Paschas einsetzte: ”Dies thut zu Meinem Gedächtnis,” Luk 22,19; 1.Korinth 11,24.25. Ebenso, dass unter dem Brot nicht Brot, noch unter dem Wein Wein verstanden wird, sondern im natürlichen Sinne Aehnliches wie unter dem Fleisch und Blut, nämlich Sein Leiden am Kreuz; denn man liest: ”Jesus brach das Brot, und gab es den Jüngern, und sprach: Dies ist Mein Leib; und den Kelch nehmend, gab Er ihnen denselben, und sprach: dies ist Mein Blut,” Matth 26; Mark 14, Luk 22.; weshalb Er das Leiden am Kreuz auch den Kelch hiess, Matth [26,39.42.44; Mark] 14,36; Joh 18,11.

705. Dass unter diesen vier Gegenständen, dem Fleisch, Blut, Brot und Wein, die ihnen entsprechenden geistigen und himmlischen Dinge verstanden werden, kann aus den Stellen im Wort erhellen, in welchen sie genant werden.

Wer sieht nicht, dass in diesen Stellen unter dem Fleisch nicht Fleisch kund unter dem Blut nicht Blut verstanden wird, sondern die entsprechenden geistigen und himmlischen Dinge?

Da alle geistigen und himmlischen Dinge sich einzig auf das Gute und Wahre zurückbeziehen, so folgt, dass unter dem Fleisch verstanden wird das Gute der Liebthätigkeit, und unter dem Blut das Wahre des Glaubens, und im höchsten Sinne der Herr in Rücksicht des Göttlich=Guten der Liebe und in Rücksicht des Göttlich=Wahren der Weisheit.

706. Dass unter dem Blut des Herrn Sein Göttlich=Wahres und das des Wortes verstanden wird, hat seinen Grund darin, dass unter Seinem Fleisch geistig verstanden wird das Göttliche Gute der Liebe, und diese zwei im Herrn vereinigt sind. Es ist bekannt, dass der Herr das Wort ist, und dass alle Theile des Wortes sich auf zwei Dinge zurückbeziehen, das Göttliche Gute und das Göttliche Wahre; wird also das Wort für den Herrn genommen, so ist offenbar, dass jene beiden unter Seinem Fleisch und Blut verstanden werden.

IV. In dem Heiligen Abendmahl ist der Herr vollständig gegenwärtig mit Seiner ganzen Erlösung.

716. Dass in dem Heiligen Abendmahl der Herr ganz und gar gegenwärtig ist, sowohl nach Seinem verherrlichten Menschlichen, als nach Seinem Göttlichen, aus Dem das Menschliche stammt, ergibt sich augenscheinlich aus Seinen eigensten Worten. Dass Sein Menschliches im Heiligen Abendmahl gegenwärtig sei, aus folgenden: ”Jesus nahm das Brot, brach es und gab es den Jüngern, und sprach: ‘Dieses ist Mein Leib, und den Kelch nehmend, gab Er ihnen denselben, und sprach: Dieser ist Mein Blut,” Matth 26; Mark 14; Luk 22. Dann bei Johannes:” Ich bin das Brot des Lebens, wer von diesem Brot isset, wird in Ewigkeit leben; das Brot, das Ich geben werde, ist Mein Fleisch; wahrlich, wahrlich, Ich sage euch, wer Mein Fleisch isset, und Mein Blut trinkt, bleibt in Mir, und Ich in Ihm, und lebt in Ewigkeit,” Joh 6; aus diesen Worten erhellt augenscheinlich, dass der Herr nach Seinem verherrlichten Menschlichen im Heiligen Abendmahl ist. Dass der Herr auch nach Seinem Göttlichen, von dem das Menschliche stammt, im heiligen Abendmahle vollständig gegenwärtig ist, ergibt sich augenscheinlich daraus, dass Er das Brot ist, das aus dem Himmel herabkam, Joh 6; vom Himmel kam Er herab mit dem Göttlichen, denn es heisst: ”Das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort, alles ist durch dasselbe gemacht worden; und das Wort ward Fleisch,” Joh 1,1.3.14., und weiter daraus, “dass der Vater und Er Eins sind,” Joh 10,30; ”dass alles, was der Vater hat, Sein ist,” Joh 3,35; 16,15; ”dass Er im Vater, und der Vater in Ihm ist,” Joh 14,10.11 u.s.w. und weiter daraus, dass Sein Göttliches eben so wenig von Seinem Menschlichen getrennt werden kann, als die Seele von dem Leib; sagt man also, dass der HerHerr nach Seinem Menschlichen vollständig im heiligen Abendmahl ist, so folgt, dass Sein Göttliches, aus Welchem es stammt zugleich auch darin ist. Da nun Sein Fleisch das Göttliche Gute Seiner Liebe, und das Blut das Göttliche Wahre Seiner Weisheit bezeichnet, so ist offenbar, dass der Herr vollständig, sowohl nach Seinem Göttlichen, als nach dem verherrlichten Menschlichen, allgegenwärtig im Heiligen Abendmahl ist; das es mithin ein geistiges Essen ist.

721. Dass die Taufe eine Einführung in die Kirche sei, ist in dem Kapitel von der Taufe gezeigt worden; dass aber das Heilige Abendmahl eine Einführung in den Himmel ist, erhellt aus dem oben Gesagten, wen es erkannt worden ist. Diese zwei Sakramente, die Taufe und das Heilige Abendmahl, sind wie zwei Pforten zum ewigen Leben; jeder Christenmensch wird durch die Taufe, welche die erste Pforte ist, eingelassen und eingeführt in diejenigen Dinge, welche die Kirche aus dem Wort von dem ewigen Leben lehrt, welche alle die Mittel sind durch die der Mensch zum Himmel vorbereitet und hingeführt werden kann. Die andere Pforte ist das Heilige Abendmahl, durch diese wird jeder Mensch, der sich vom Herrn hatte vorbereiten und führen lassen, wirklich in den Himmel eingelassen und eingeführt; mehr allgemeine Pforten gibt es nicht.

723. Dass durch diese drei, den Herrn, die Liebthätigkeit und den Glauben, als Eines der Mensch wiedergeboren werde, und dass er, wofern er nicht wiedergeboren wird, nicht in den Himmel kommen könne, ist in dem Kapitel von ‘der Umbildung und Wiedergeburt’ gezeigt worden; und deshalb kann der Herr keinen Andern als den Wiedergebornen den Himmel öffnen, und wird nach dem natürlichen Tod keinem Andern der Eintritt in denselben gestattet. Unter den Wiedergebornen, welche würdig hinzugehen, werden diejenigen verstanden, welche innerlich in jenen drei wesentlichen Erfordernissen der Kirche und des Himmels sind nicht aber diejenigen, welche es blos äusserlich sind; denn diese bekennen den Herrn nicht mit der Seele, sondern blos mit der Zunge, und üben die thätige Liebe gegen den Nächsten nicht mit dem Herzen, sondern blos mit dem Körper; von dieser Art sind alle, welche Unrecht thun, nach folgenden Worten des Herrn: ”Dann werdet ihr anheben zu sagen: Herr, wir haben vor dir gegessen und getrunken, allein Ich werde ihnen sagen: Ich kenne euch nicht, woher ihr seid weichet von Mir alle Uebelthäter,” Luk 13,26.27.

725. Dass zum Heiligen Abendmahl diejenigen würdig gehen, welche im Glauben an den Herrn und in Liebthätigkeit gegen den Nächsten sind und dass die Wahrheiten des Glaubens eine Gegenwart des Herrn, und das Gute der Liebthätigkeit zusammt dem Glauben eine Verbindung bewirken, ist oben in mehreren Kapiteln gezeigt worden, woraus folgt, dass die welche würdig zum Heiligen Abendmahl gehen, mit dem Herrn verbunden werden, und die, welche mit dem Herrn verbunden sind in Ihm sind und Er in ihnen.