Band I

 

DIE WEISHEITSLEHRE DES HEILIGEN GRAAL

 

 

 

Dreifaltigkeit Gottes (Trinitas)

 

Kapitel I.

 

Über jede Form von Offenbarung erhaben ist die göttliche Dreifaltigkeit in ihrer Einheit, die erste und zugleich letzte Definition, welche von dem Wesen Gottes gegeben werden kann.

 

Das Mysterium der Einheit der göttlichen Natur, die zugleich die Dreiheit der göttlichen Personen ist, nämlich des Vaters, des Sohnes (des ewigen Wortes des Vaters) und des Heiligen Geistes (der vom Vater und vom Sohn ewig ausgeht), ist das größte Geheimnis der göttlichen Offenbarung. Ihr wahres Wesen zu erfassen ist nur demjenigen gegeben, der sich durch ein übersinnliches Leben so vereinigt hat mit dem Leben des Sohnes, der zum Erlöser der Menschheit führte, dass er durch den Sohn gleichsam mit dem Vater in dem Heiligen Geist verbunden ist, da die Drei im Wesen eins sind.

(M. E. macht Intermediarius hier ein Zugeständnis an die kath. Lehre, denn in Band 3 spricht sie „von dem Sohn, der das göttliche Antlitz des Vaters darstellt“ und somit das eigentliche Personsein Gottes ausdrückt. Damit widerspricht sie im Grund der drei Personenlehre zugunsten einer Lehre von drei Seinsweisen Gottes und bestätigt J. Böhme: „denn Gott ist keine Person, als nur in Christo“ Mysterium Magnum, 7. Kapitel, Vers 5. Kommentar von mir, Dieter Ulmer)

 

Als der Sohn sich als den Gottmenschen  C h r i s t u s  offenbart hat und das Leben eines Menschen führte, damit Er zum Erlöser der Menschheit werde, da verband sich die göttliche Dreifaltigkeit, die im wesentlich eine Einheit ist, direkt mit der Menschheit und mit der geoffenbarten Welt.; sie bleibt von der Zeit an mit ihr verbunden, bis – „an das Ende der Erdenzeiten“ – bis zu der Zeit, wo die Welt, die sich in dem ganzen Reiche des Raumes und der Zeit offenbart und dadurch vergänglich ist, aufhören wird zu sein. Das Eintreffen des Sohnes in der Welt der Offenbarung, insbesondere Sein Erscheinen und Leben auf der Erde inmitten der gefallenen Menschheit, wird daher als der zweite Schöpfungsakt bezeichnet, weil von dem Momente an die göttliche Dreifaltigkeit unmittelbar in die zeiträumliche Welt einwirkt; im Gegensatz zum ersten Schöpfungsakt, bei welchem die Dreifaltigkeit über aller Offenbarung stehend, wie durch Spiegelung ihres Wesens die Dreiheit oder göttliche Triade hervortreten lässt, welche, noch Eins seiend, eine erste Offenbarung und erste Schöpfung darstellt als die lebendige, leuchtende  H i m m e l s r o s e.

 

Als Spiegelung des  G o t t – V a t e r s  entsteht der  U r v a t e r  als das Zentrum der ersten Offenbarung, welches das Leben und den Mittelpunkt bildet und als solchen  auch das Wesen der Trinität – des Sohnes und des Heiligen Geistes – im Abbild in sich enthält. Das Leben des Vaters wird vorzugsweise gespiegelt im urväterlichen, lebensausstrahlenden Centrum (! sic), sodaß es die Überhand über die zwei anderen Angesichte erhält.

 

Der Heilige Geist aus der göttlichen Trinität offenbart sich im Abbild gleich wie ein leuchtender Weisheitsspiegel, der das urväterliche Centrum wie eine Peripherie umgibt und das vom Centrum ausgestrahlte Leben in Erleuchtung und Vollkommenheit zurückstrahlt.

 

Der Sohn offenbart sein Wesen als das Wort oder die Stimme Gottes, als der Mittler

C h r i s t u s, der als klingender Bote zwischen dem lebenden Centrum und der leuchtenden Peripherie sich bewegt. Von dem Herzen des Urvaters ausgehend, belebt und durchtönt Er die Peripherie, die als Weisheitselement die lebendige Urform der ersten Offenbarung darstellt.

 

In dieser Urform, die im Gegensatz zum urväterlichen Prinzip, das der Urmutter genannt werden kann, ist auch im Abbild das Wesen der göttlichen Trinität in Einheit enthalten; das Wesen des Heiligen Geistes wird aber vorzugsweise als Weisheitselement gespiegelt.

 

C h r i s t u s  der Mittler spiegelt in sich die göttliche Dreifaltigkeit als Einheit, es spiegelt sich in Ihm dabei sein eigenes Wesen, das des Sohnes, vorzugsweise als das W o r t.

 

Während die göttliche Dreifaltigkeit so aufgefasst wird, als stelle der Heilige Geist dabei die innigste Verbindung zwischen dem Vater und dem Sohne dar, wobei die göttliche Dreifaltigkeit zugleich die Einheit ist, so wird in der ersten Offenbarung die Spiegelung des Angesichtes des Heiligen Geistes wie hinausprojiziert als Weisheitselement und bildet als lebendiger Geist die lebendige Urform. Vom innerlichsten Leben der Trinität wird er in der Projizierung der Dreiheit das äußerlichste Prinzip, - obwohl Inneres und Äußeres auch in diesem Abbilde als himmlische Triade oder Dreiheit noch immer ein sind. So offenbart sich als erstes Abbild der göttlichen Dreifaltigkeit die Triade in der Himmelsrose. Sie ist die erste Schöpfung, welche über Zeit und Raum hinausragt. Die Trinität selbst aber steht über jeder Offenbarung bis zu dem Moment, wo sie sich vermittels des Sohnes als Gottmenschen mit den im Raume und in der Zeit sich offenbarenden Welt verbindet.

 

 

Spiegelung der Dreifaltigkeit Gottes

als Himmlische Triade.

 

Kapitel II.

 

Die heilige Dreifaltigkeit Gottes spiegelt sich überall im Universum und auf mannigfache Weise in den verschiedenen Regionen, welche durch Offenbarung entstehen; zunächst in der Triade, durch welche die Himmelsrose entsteht. Das Centrum, welches der Urvater genannt werden kann, sowie die Peripherie, die Grundform oder das urmütterliche Element der Weisheit, sind auf dreifache Art gestaltet; ebenso der Mittler, Christus (der Name Christi „Mittler“ in der Triade weist auf Seine ewige gottmenschliche Würde hin, im Sinne der wesentlichen Einheit zwischen dem göttlichen Worte und dem himmlischen Urbilde sowie auf Seine einigende Wirkung zwischen Urvater und Urmutter.); - und diese drei Wesen bilden zusammen wieder  e i n e  Dreiheit. Auch das, was zwischen Centrum und Peripherie sich an lebendigen Kräften offenbart, ist auf dreifache Weise eingeteilt, wie in neun Regionen, in welchen drei Hierarchien von Wesen tätig sind, die aber im Wesen eins und nicht räumlich voneinander getrennt sind durch die Regionen.

 

Die drei Prinzipien: Stärke oder Contraktion (Concentration ! sic), Liebe oder Expansion (Ausdehnung) und Weisheit (Union oder Verbindung der zwei anderen Tätigkeiten) sind sowohl im urväterlichen Prinzip, wie im urmütterlichen und in dem des Mittlers Christus vorhanden. Es überwiegt aber die Wirkung einer bestimmten Kraft und zwar ist diese verschieden in einem jeden der drei Wesen. Im Centrum, in dem urväterlichen Prinzip, ist die Stärke, die Concentration, vorherrschend; der Urvater ist die Stärke, in Ihm ruht alles; Er bewahrt in sich den Willen, dem die Entstehung des Universums zu Grunde liegt; doch nur ein geringer Teil dieser Kraft zeigt sich in der Offenbarung. In Ihm ist deswegen die Stärke, weil Er in sich zurückbehält unendlich mehr als das, was hinausgestrahlt wird durch Offenbarung. In Ihm und auf Ihm ruht alles, das was aus Ihm hervorgeht, ist gering im Verhältnis zu seinem Wesen. Ein ewiger Quell von lebendiger Wärme ist in Ihm.

 

Das urmütterliche Prinzip, als Urform oder Peripherie, bewahrt in sich dasjenige, was als Kraft aus dem Centrum im Universum geoffenbart wird. So wird diese Kraft umgebildet, zerteilt, verbunden, geordnet und begrenzt.. In diesem Prinzip überwiegt die Potentialität der Weisheit, ein bindendes und zugleich befreiendes Element, wodurch dasjenige, was als Wärme vom Centrum ausgeht, wie Licht zurückgestrahlt wird, wie Licht aber, das innerhalb der Peripherie bewahrt bleibt und als inneres Licht verstanden werden muß.. Die Kräfte, die vom Centrum ausgehen, werden dadurch behütet und bewahrt, dann zurückgestrahlt in höherem, vollkommenerem Maße; durch die Zusammenwirkung dieser beiden Kräfte entstehen die Hieratrchien oder himmlischen Chöre; sie sind wie die Sprache zwischen Centrum und Peripherie.

 

In dem Mittler Christus überragt die Expansion. Er ist der Bote zwischen dem urväterlichen und dem urmütterlichen Element.; sein Weg führt durch das Himmelreich, wo die hierarchischen Wesen tätig sind; er geht vom Centrum zur Peripherie, Liebe ausstrahlend überall, und kehrt von der Peripherie wieder zurück zum Centrum.

 

Die Trinität, über aller Offenbarung stehend, entfaltet ihre Tätigkeit in drei Wesen: Im Ur-Vater, in der Urmutter und in dem Mittler. (Der hier und im Nachfolgenden oft gebrauchte Ausdruck „Urmutter“ will immer als urmütterliches Prinzip verstanden sein; nur der Kürze halber wurde das Wort „Urmutter“ gewählt.)

 

Das urmütterliche Prinzip ist wie das Auge Gottes, es ist der göttliche Blick, welcher durch Schauen die Urbilder schafft; es ist die Lichtjungfrau, die Urbilder zu Urformen webt.

 

Der Mittler Christus, ist die Stimme Gottes, das lebendige Wort, welches Leben in die Urbilder bringt und harmonischen Einklang zwischen denselben hervorruft. Dieser Klang gibt die Linien an, nach welchen die Urformen durch die Lichtjungfrau gewoben werden. Das Wort Gottes enthält im Abbild die Trinität Vater – Sohn – Heiliger Geist; durch dieses wird alles belebt; seine dreifache Geisteskraft durchsingt und durchklingt die Himmelsrose und lebt in jedem der Urbilder.

 

Der Ur-Vater ist wie der Odem und das Leben Gottes, der das bewusste Leben, das Gefühl des  S e i n s  in die Urbilder bringt und auch ein Zusammenleben der Urbilder mit ihrer Umwelt möglich macht. In sich trägt er die Dreiheit: der  A u s a t m u n g  - diese ist die Offenbarung des göttlichen Geistes, als das Wesen des Ur-Vaters, des leben-ausstrahlenden Centrums; der  E i n a t m u n g  - diese ist die geistige Flamme, die das Geoffenbarte zerstören und in sich aufnehmen würde, wenn es Gottes Wille wäre. Zwischen beiden ist ein Moment der göttlichen Ruhe, die  S u s p e n s i o n  - wenn alles schweigt; dies ist das Angesicht Gottes, da zeigt sich Sein wahres Bild unverschleiert, so wie es über alle Offenbarung hinaus dasteht.

 

Der sich offenbarende göttliche Geist, das göttliche Antlitz und die Flamme, formen das dreifache Angesicht Gottes in dem Urvater. Es offenbart sich Gott in der Lichtjungfrau durch S c h a u e n; es offenbart sich Gott in dem Mittler Christus dem Wort durch  S p r e c h e n; es offenbart sich Gott unmittelbar als Vater in dem lebendigen Geist des Ur-Vaters durch

A t m e n.

 

Das Wort Christus, offenbart sich in und durch die Lichtjungfrau als das, was die Urbilder, welche durch die Lichtjungfrau zu Urformen gewoben werden, belebt. In das Seelische bringt er das geistige Element und dieser Geist tönt durch das Seelische als Stimme Gottes. Im Wort, in dem Mittler Christus offenbart sich der Ur-Vater durch den lebendigen Geist, dieser ist der lebendige Odem, welcher das Wesen des Mittlers, Christi, ausmacht. Durch die Lichtjungfrau wird das, was was als seelisches Element lebt, dreifach gestaltet; durch das Wort ist das, was als geistiges Leben da ist, auf dreifache Art gebildet; durch den Ur-Vater wird das ganze Universum in dreifachem Rhythmus geschaffen und alles, was darin lebt, erhält eine dreifache Bewusstseinsmöglichkeit.

 

Der Urvater als lebensspendendes Centrum, ist das Herz, welches das Leben des Universums reguliert und durch welches die beiden Strömungen des Ein- und Ausatmens in rythmischer Folge stattfinden. Der Ur-Vater, die Ur-Mutter und der Mittler, Christus, stellen in ihrer Tätigkeit die drei Prinzipien dar als: Stärke, (oder Willen) Weisheit (oder Denken), Liebe (oder Fühlen), welche als Einheit das Wesen Gottes in der Offenbarung sind.

 

Centrum und Peripherie sind zweifach und zugleich bilden sie eine Einheit, denn der Raum, welcher zwischen beiden entsteht, ist wie ein lebendiges Wesen und wird durch das Leben des Wortes erfüllt. Eine leuchtende, klingende Himmelsrose, aus deren Herz immerfort hervorquillt der lebendige Odem, durch den die Blätter sich bilden, sich erstrecken bis zur Peripherie, um wieder ins Zentrum zurückzukehren. Sie ist die erste, ursprüngliche Offenbarung Gottes.

 

 

Die Hierarchien.

 

Kapitel III.

 

Die Blätter der Himmelsrose, die den lebendigen Raum zwischen Mittelpunkt und äußerer Peripherie erfüllen, bilden Chöre oder Gruppen von geistigen Wesen, welche in verschiedene Reihen gegliedert sind, je nach dem die Region, in der sie sich bewegen, dem Centrum näher ist oder weiter davon entfernt liegt.

 

Der lebendige Raum, welcher sich als Offenbarungsfeld zwischen Centrum und Peripherie – Herz und Auge Gottes – befindet, und der durch das lebendige Wort erfüllt wird, zerteilt sich nach dem Prinzip der Dreiheit in die verschiedenen Regionen. Jede dieser Regionen wird durch das göttliche Wort belebt auf solche Weise, dass vom Wort, welches aus dem Centrum zur Peripherie tönt, die Laute jede Region nacheinander durchdringen. Dadurch wird in jeder einzelnen Region ein gewisser Teil des Wortes festgehalten; jede Region hat ihren bestimmten Ton und Buchstaben (des Wortes) und nach diesem wird alles was sich darin befindet aufgebaut und belebt. So entstehen die verschiedenen Reihen von Wesen, welche die Hierarchien genannt werden. Es sprach das Ur-Väterliche Centrum, und die Sphären der Hierarchien entstanden. Sie waren verschieden voneinander. Die Wesen aber, welche da leben, können sich so bewegen, dass sie vom Centrum ausgehend bis zur Peripherie die die verschiedenen Regionen durchwandern und von der Peripherie wieder zum Centrum zurückkehren; so sind sie wie lebendige Blätter jener Himmelsrose, wie leuchtende Flammen, die in den himmlischen Regionen gleichwie an einer Leiter auf und nieder gehen.

 

Die himmlischen Regionen vom Centrum bis zur Peripherie sind eingeteilt in drei Regionen, von welchen jede wiederum dreifach ist, sodaß es neun Regionen gibt, in welchen die Wesen, sich anpassend an die bestimmte Sphäre, in der sie sich befinden, auf neunfache Weise gestaltet sind und auch auf neunfache Weise tätig wirken. Ihre Tätigkeit besteht darin, dass sie jeden Ton, welcher speziell die Region ihrer Wirksamkeit durchdringt, wie ein Echo wiederholen, sich damit durchdringen und damit geeignet werden, insbesondere die Offenbarung Gottes anzuerkennen, welche ihrer Region angehört. Die Regionen, die dem Centrum an nächsten liegen, können als über den Regionen liegend, die der Peripherie näher sind, zunächst nicht betrachtet werden. Sie sind nur im Typus verschieden, weil die ersten mehr dem urväterlichen, die letzteren mehr dem urmütterlichen Element entsprechen; dasselbe gilt auch von den Wesen, die sich in ihnen befinden. Das Wort Gottes, das vom Centrum ausgehend den lebendigen Raum durchklingt bis zur Peripherie, wo es zurückgestrahlt wird, ist wie eine Zwiesprache zwischen Urvater und Urmutter; die Töne sind mehr oder weniger rein, je weiter sie sich vom Urvater oder von der Urmutter entfernen.

 

Durch Luzifers Fall aber kann die Antwort auf das Wort Gottes nur in absoluter Klarheit in den himmlischen Sphären ertönen, weil Luzifer in dem Reiche, wo er wirkt, seine Stimme hineinmischt. Die hierarchischen Wesen, die wie die Abbilder der himmlischen Hierarchien auf Gottes Befehl ihr Wirkungsfeld in den Kosmos hineinverlegten, um dort als Diener Gottes den Widersacher zu bekämpfen, erscheinen dort wie verschieden an Höhe und Wert, indem die, welche näher der göttlichen Offenbarung liegen, die Laute des Wortes, das ihrer Region entspricht, am reinsten aufbewahren können. Nun können auch die Wesen in den äußersten Regionen nicht mehr direkt vom Centrum das Wort verstehen, noch den Sinn des Wortes; sie sind gebunden an den Ton, welcher nur für ihre Region passt und müssen indirekt, durch Vermittlung der Wesen aus den dem Centrum näher liegenden Regionen, den Willen Gottes erfahren. So ist es dann auch die Aufgabe dieser Hierarchien, insbesondere die der höheren, nicht nur in der Anschauung Gottes zu verweilen durch Hinaufschauen, sondern auch Hinuntersehen auf die unter ihnen stehenden hierarchischen Wesen, damit diese durch sie den Willen Gottes erkennen.

 

Die in nächster Nähe des Urvaters befindlichen Wesen, die  S e r a p h i m , haben in sich die Kraft ausgeprägt, die in der göttlichen Triade dem Mittler Christus, der Liebe, entspricht. Wie wärmende Flammen umgeben sie das göttliche Centrum, ihr Leben durchwärmt und durchströmt das Universum, sie fühlen und Leben in Gott selbst.

 

Die Wesen, welche in der nächsten Region sind, haben jebe Kraft in sich, die in  der Triade der Urmutter, der Weisheit, entspricht. Sie sind wie leuchtende Strahlen; das Angesicht Gottes schauen sie unmittelbar, im göttlichen Lichte leben sie als die himmlischen

C h e r u b i m. In der dritten Region, vom Centrum entfernt (welche der der Cherubim folgt), sind die Wesen, die in ihrer Natur dem göttlichen Willen entsprechen. Sie stehen unmittelbar in der Kraft des Vaters, durch sie strömt seine Willenskraft in das Universum ein. Er ruht auf ihnen; es sind die himmlischen Throne. Dies sind die drei Regionen, welche sich in der nächsten Nähe Gottes befinden; sie bilden die drei höchsten Hierarchien und die erste der drei hierarchischen Gruppen oder Triaden. Sie entsprechen insbesondere dem väterlichen Elemente, indem sie dem Centrum am nächsten sind.

 

Die zweite der hierarchischen Gruppen besteht aus den Chören der K y r i o t h e t e s,

D y n a m e i s,  E x u s i a i  oder Herrschaften, Mächte und Gewalten. Von diesen sind die Herrschaften in der Region, welche auf die der Throne folgt; die Herrschaften sind begabt mit der Kraft, die der Weisheit entspricht. Als Licht strahlen sie diese Weisheit aus und erleuchten inspirierend diejenigen Wesen, welche in den Regionen wirken, die der ihrigen am nächsten sind. Die Mächte sind wie Boten die die Weisheit der Herrschaften mit der Tätigkeit der Gewalten verbinden; sie bewegen sich in der Region, welche zwischen beiden liegt. Sie entsprechen der Liebe und der Wirkung des Mittlers Christus in der himmlischen Triade. Die Gewalten festigen die Weisheit, die ihnen mit der Bewegung der Mächte zuströmt, sie entsprechen dem centralen Prinzip, dem väterlichen Element in der zweiter hierarchischen Gruppe, gleichwie die Throne in der ersten. Die zweite Triade ist gleichsam der Vermittler zwischen der ersten und dritten hierarchischen Gruppe, sie wirkt wie der Mittler Christus, der als Wort zwischen Vater und Mutter klingt.

 

Die dritte Triade besteht aus den Chören der Fürstentümer (Archai), der Erzengel (Archangeloi) und der Engel (Angeloi). In dieser entsprechen die Fürstentümer dem väterlichen Element; sie fassen den Willen des Vaters auf, indem sie diesem Willen gemäß tätig sind. Die Erzengel in der nächsten Region sind mit dem Prinzip der Weisheit verbunden; in Weisheit ergießen sie ihr Wesen und leuchten dadurch in die nächstliegende Region der Engel hinein. Die Engel, welche in der neunten Region sind, befinden sich am weitesten entfernt von dem Centrum und der Peripherie am nächsten. In ihnen lebt das Element der Liebe, so wie in den Mächten aus der zweiten Triade und in den Seraphim aus der ersten. Die dritte Triade, welche dem urmütterlichen Element, der Urform, am nächsten ist, stimmt auch im Wesen mit der Kraft der Urmutter überein, wie die erste mit der Kraft des Urvaters und die zweite mit der des Mittlers Christus. Sein Wesen ist die Liebe; in der zweiten Triade sind die Wesen, welche insbesondere dem Element der Liebe entsprechen, in der mittleren Region, der fünften, und halten sozusagen das Gleichgewicht. In der ersten Triade, die im Ganzen dem Wesen des Urvaters entspricht,, sind die Seraphim als Träger der Liebe dem Centrum am nächsten und in der dritten Triade, der das Wesen der Urmutter zu Grunde liegt, sind die Träger des Liebesprinzips die Engel, nahe der Peripherie in der neunten Region. Centrum und Peripherie sind unmittelbar von den Trägern des Liebesprinzips umgeben: der Urvater von den Wesen, bei welchen das aktive Willenselement der seraphischen Wärme entspricht; die Urmutter den Wesen, welche die weisheitsvolle Liebe, die sich als Hingabe offenbart in sich tragen, von den Engeln. Zwischen beiden ist Christus, das Wort Gottes, der Bote, der Mittler zwischen urväterlichen Willen und urmütterlicher Weisheit. Er selbst ist das Element der Liebe, es ist das Centrum seines Wesens. So ist auch in der zweiten Triade die Region, in welcher die Träger der Liebe sind, in der Mitte dieser Triade und ebenso in der Mitte aller Regionen.

 

Es kann das Prinzip der Liebe als das wichtigste betrachtet werden in der Schöpfung, weil direkt neben die zwei schaffenden Elemente die Träger der Liebe gestellt sind; auch stehen diese Träger der Liebe in den mittelsten Region des Geschaffenen. Nach dem Willen des Urvaters, mit der Weisheit der Urmutter wird das Universum gebildet; die Kraft der göttlichen Liebe durchlebt das Geschaffene als der Mittler – Christus – und die himmlischen Träger der Liebe sind dem Urvater und der Urmutter am nächsten gestellt. So ist die Anordnung der himmlischen Chöre in den auf einander folgenden Regionen vom Centrum bis zur Peripherie; sie bilden die Himmelsrose.

 

 

 

Lucifer

 

Kapitel IV.

 

 

Die Ausstrahlung des Urvaters ist die Emanation von himmlischen Wesen, die bis zur Urform hinausgehen, um dann wieder zum Centrum zurückzukehren. So formen sie diie lebendigen Blätter der Himmelsrose. Centrum und Peripherie sind von einander verschieden und doch im Wesen eins; die lebendigen Blätter sind wie geflügelte Boten, welche die Wirkungen zwischen beiden rhythmisch erleben.

 

Ein Bote aber, welcher von dem Centrum ausgestrahlt war, kehrt nicht zurück als er die Peripherie erreicht hat. Dieses Wesen ist ausersehen, das erste mächtige Geschöpf Gottes zu sein, das das den Vater durch alle Hierarchien hindurch bis an die Peripherie vertreten soll gleichwie ein Diener seinen Herrn. Deshalb ist diesem Geschöpf solche Macht gegeben, dass es, wie im Abbild, die drei Prinzipien Gottes selbst im Aspekt der göttlichen Triade in sich tragen kann. Jenes Wesen, das wie ein leuchtendere Stern aus dem Urvater hervorging, kann vom Centrum bis zur Peripherie sich frei bewegen und die Regionen der hierarchischen Chöre durchwandern. Es ist das erste Geschöpf, welches die göttliche Triade, wie in einem schwachen Nachklang, in sich erleben konnte. Die Chöre der himmlischen Hierarchien zusammengenommen haben das Verständnis für den Vater, den Mittler Christus und die Urmutter; jeder einzelne von ihnen ist aber nur teilweise erleuchtet, je nach der Region, in der er sich befindet, und der Gruppe, welcher er angehört. Das erste Geschöpf aber hat dem Urvater gegenüber die Macht, mit einer gewissen Willkür sich zu offenbaren, desgleichen auch dem Mittler und der Urmutter gegenüber, weil es ein Abbild jener drei Prinzipien in sich trägt. Jene Freiheit, welche Gott ihm wie ein Zeichen des Vertrauens gibt und mit welchem er in Harmonie mit dem göttlichen Schöpfungsplan seinem Herrn und Schöpfer dienen soll, wird so durch dieses Wesen missbraucht, dass es jenes väterliche Prinzip, welches es in sich erlebt, dem Urvater entgegen stellt: Es stellt seinen eigenen Willen dem göttlichen Willen gegenüber. So streitet es mit dem Element der Liebe, mit dem Mittler Christus, als es statt göttlicher Liebe  E i g e n l i e b e  offenbart; so stellt es seine  e i g e n e W e i s h e i t  der Weisheit der göttlichen Urmutter entgegen. Dadurch hat es sich außerhalb der Regionen der göttlichen Offenbarung gestellt; es tritt aus dem Lichtkreis des göttlichen Reiches heraus – hinein in ein unbekanntes Reich der Finsternis, in dem es selbst herrschen und sich als Gott durch Offenbarung der Dreiheit und Ausstrahlung des eigenen Wesens fühlen möchte. Statt des ersten Geschöpfes Gottes ist es der Sohn der Finsternis geworden. Mit dem Lichte, das es als göttliches Geschöpf in sich trägt, leuchtet es in das Reich der Finsternis hinein;  L u c i f e r  der Lichtträger ist es, aber Träger des Eigenlichtes, nicht des göttlichen Lichtes, weil er geschaffen war, um das göttliche Licht zu tragen, selbst aber das Licht schaffen wollte. Abgefallen von der Triade, herausgetreten aus dem Reiche der himmlischen Wesen, hat er ein düsteres Reich für sich geformt, in welchem er allein Herr ist, wo er alles, was an göttlicher Offenbarung da ist, auf anti-göttliche Weise als Eigen-Offenbarung gibt, so dass alles in umgekehrter Art vorhanden ist. Luzifers Reich ist entstanden außerhalb des Reiches Gottes, es ist das Reich der umgekehrten Himmelsrose, welches aber deshalb, weil Luzifer nur Gottes Geschöpf ist und nicht selbst ein Gott, wie ein niedriges Reich betrachtet werden muß, im Vergleich mit den himmlischen Reichen Gottes.

 

So ist unter dem Reiche, in welchem die Trinität durch ihr Abbild herrscht, ein neues Reich entstanden. Durch den Abfall Luzifers wird unter die Dreiheit eine neue Zahl gestellt; aus der Dreiheit entsteht eine Vierheit und vier ist die Zahl, die sich überall zeigt, wo nicht nur die göttliche Welt, sondern auch die Welt Luzifers in Erscheinung tritt.

 

Aus der Urform, dem Reiche der göttlichen Weisheit, ist Luzifer herausgefallen in die niederen Regionen und dadurch, dass er als erstes kraftvolles Geschöpf durch Gott nach seinem Bild geschaffen ist in dreifacher Art, kann er auf die einheitliche Urform so einwirken, dass neben dem dreifachen, als Abbild der Triade, ein Vierfaches erscheint. So entstehen die vier Himmelsrichtungen O-S-W-N. Von diesen sind die drei ersten in ihrer Eigenart in Harmonie mit dem Wesen der Triade, sodaß O-W Linie mit den Elementen der Weisheit (Ur-Mutter) und Kraft (Ur-Vater) übereinstimmt. Die Linie S-N ist so geformt, dass die Himmelsrichtung S dem Wesen des Mittlers Christus entspricht; die Richtung des N aber ist der Punkt, wo durch Luzifers Abfall die einheitliche Peripherie zunächst durchbrochen wird, als er das Reich der Finsternis betritt.  Luzifer hat auf das Prinzip der Urform, auf die Lichtjungfrau selbst nicht einwirken können; doch außerhalb der ursprünglichen Peripherie liegen jene Regionen, in welchen er zwischen den anwesenden Archetypen der Geschöpfe auftreten kann.

 

Zwischen der himmlischen Urperipherie und dem Urcentrum befinden sich befinden sich jene drei Himmel oder Sphären, die als Empyreum, Kristallhimmel und Fixsternhimmel bezeichnet werden. Im ersten Himmel, der dem Urcentrum am nächsten gedacht wird, lebt das Licht der Urweisheit. In dieser Sphäre schaut die Seele die ewige Himmelsrose, welche in sich das Wesen des Urvaters, des Wortes und der Urmutter als Einheit umfasst und in der die himmlischen Hierarchien die lebendigen Blätter bilden. Ihr Centrum ist der Urvater in dreifachem Aspekt, ihre Peripherie die Urform, dazwischen lebt der Mittler. Die zweite Region ist der sogenannte Kristallhimmel; da wirkt das Element der Liebe auf solche Weise, dass wiederum eine Bewegung zwischen erster und dritter Sphäre zustande kommt. Dem Prinzip der Weisheit gemäß entsteht durch die sich hingebende Liebe für die dritte Sphäre der Plan, nach welchem die starke Kraft, die dieser Sphäre angehört, wirken wird. Während die zweite Sphäre als Einheit sich offenbart, ist in dieser dritten Sphäre schon merkbar die Wirkung von Luzifers Abfall. Es sollte da, wo das Prinzip der Stärke, des Willens Herrscht, eine Centralisation stattfinden, eine Widerspiegelung des urväterlichen Elements; doch hat sich gerade dort das Prinzip des Abfalles und der Zerspaltung durch Luzifers Absturz gebildet. Die Zerspaltung nach den vier Richtungen O-S-W-N bewirkt, dass in dem sogenannten Fixsternhimmel die einheitliche Urform sich in zwölffacher Zerspaltung offenbart. Jene zwölf Teile, welche beruhen auf den vier Himmelsrichtungen und den drei Prinzipien (oder Eigenschaften der Urform) tragen heute die Namen der zwölf sogenannten Himmels-Constellationen oder Fixsternzeichen. Sie sind das Abbild des ursprünglich einheitlichen Fixsternhimmels, so wie dieser wie in zwölf Centren zerspaltet sich darstellen muß für jene Regionen, die außerhalb der Urperipherie liegen.

 

Diese zwölffache Peripherie ist die Grenze, wo sich die rein himmlischen Sphären und der Bereich Luzifers sich treffen. Von da an hört das Reich des Himmels auf und alles, was sich als göttlich offenbart, ist vermischt mit der Wirkung Luzifers. Immer tiefer tritt Luzifer in das Reich der Finsternis ein, je weiter er sich entfern von der leuchtenden Himmelsrose. Der zwölffache Umkreis, die Region der Fixsterne, ist die äußerste Grenze seines Wirkens. So ist schon von Anfang an durch den Vater der weitere Weg Luzifers begrenzt worden durch die Urform, das Prinzip der göttlichen Weisheit. Wie auf zwölffache Weise schaut das Auge Gottes die Taten Luzifers an. Freiheit wollte der Schöpfer seinem Geschöpf lassen, aber als die Freiheit missbraucht war, wurde von Anfang an eine Grenze gezogen für die Möglichkeit dieses Missbrauchs. Es ist dadurch, dass die zwölffache Peripherie den Umkreis von Luzifers Wirkungsfeld formt, eine bestimmte Grenze für die Tiefe seines Falles gestellt; diese Grenze kann nur der Punkt sein, welcher überall am weitesten von der Peripherie entfernt ist und daher in der Mitte liegt. Luzifer geht von der Peripherie zu diesem Mittelpunkt, wo er seinen tiefsten Fall erlebt und sich von den himmlischen Sphären und dem urväterlichen Element am weitesten entfernt hat.

 

Seitdem Luzifer aus der letzten Region der himmlischen Sphären herausgefallen ist, an dem Punkte, welchem die Himmelsrichtung des Nordens entspricht, bildet er immer neue Regionen bei seiner weiteren Entfernung von den himmlischen Reichen. Die Zerteilung dieser Regionen ist abhängig von den ersten Grundlinien, nach welchen die zwölffache Zerspaltung geschah. Diese zwölf Teile befinden sich nebeneinander im Raume, sie liegen in ein und derselben Region. Durch die weiteren Taten Luzifers entstehen andere Regionen, mehr oder weniger entfernt vom Fixsternhimmel; weil sie aber unter- oder nacheinander entstehen, statt nebeneinander, und doch auf der Zerteilung von 3 und 4 beruhen, offenbaren diese Regionen sich nicht als zwölffach, sondern als siebenfach. Statt im Raume nebeneinander, sind sie in der Zeit nacheinander und so kann gesagt werden, dass durch Luzifers Abfall ein Reich entsteht, welches aus der Ewigkeit in das Zeitliche versetzt wird.

 

So wie in den himmlischen Regionen alles ist, weil es da keine Zeit, sondern Ewigkeit gibt, in welcher alles für ewig da ist, so ist im Reiche Luzifers die Ewigkeit zerbrochen in die Dreiheit der Zeit (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft) und dadurch entsteht, statt des ewigen S e i n s,  W e r d e n  und  V e r g e h e n  mit dem dazwischen liegenden Momente des

D a s e i n s; es entsteht die Dualität von Entwicklung und Zerstörung. Die Grenze des Reiches, wo Luzifer wirkt, die Region des Fixsternhimmels, ist ebenso die Grenze, wo die Ewigkeit aufhört und das Zeitliche anfängt; zwar scheinbar ewig, ist auch dieses Reich schon der Herrschaft der Zeit unterstellt.

 

So ist dieses Reich als ein vergängliches zu betrachten. In allem, was sich im Zeitlichen entfaltet, ist immer nur ein Teil desjenigen offenbart, was ursprünglich dem Ewigen angehört; dasjenige, was sich dort entwickelt, kann sich nur teilweise ausleben. Es entsteht jedes Mal eine Dualität als Einheit, welche eine Licht- und eine Schattenseite zeigt. Es ist mit der siebenfachen Offenbarung in der Zeit nacheinander ein nicht geoffenbartes Fünffaches verbunden, welches neben der siebenfachen Offenbarung im Raum da ist, obwohl nicht in der Zeit wahrnehmbar. So ist alles in diesem Reich siebenfach geoffenbart, es hat aber ungeoffenbart in sich das Fünffache.

 

In dem Zwiegespräch zwischen Urvater und Urmutter ist durch den Fall Luzifers etwas Neues hinzugetreten. Der Urvater spricht und neun Chöre von himmlischen Wesen entstehen; dann klingen wie ein Echo aus der Urform die Töne zurück, und weit über sie hinaus tönt das Wesen des göttlichen Wortes in dreifacher Weise. Nach dem Sturz Luzifers hat sich seine Stimme in das Neufache eingemischt. Dasjenige, was wie ein Echo zurückklingen soll, tönt dann weiter durch, bis in das Reich, wo er wirkt. Weil in ihn die drei Prinzipien hineingelegt sind, hat Luzifer eine dreifache Möglichkeit des Klanges erhalten und dadurch gesellt sich zu dem neunfachen Klang der Stimme des Vaters der dreifache Ton von Luzifers Stimme. Nach dem Klang jenes zwölffachen Tones ist alles gestattet, was sich außerhalb der Himmelsrose befindet. So erfüllen die neun himmlischen Chöre das Reich Gottes mit neunfachem Klang, welcher durch das lebendige Wort, das dreifache Wesen des Mittlers, Christus, zusammengefasst und erhoben wird. In jenem Reich, wo Luzifer wirkt, ist ein schwacher Nachklang jener neunfachen Harmonie vorhanden, aber durch das dreifache mittönen Luzifers ist die Harmonie in Disharmonie verwandelt, und der Klang ist dadurch unklar geworden.

 

Die Schaffenden Töne des Sohnes sind wie das Leben der neun himmlischen Chöre zwischen dem väterlichen Centrum und der Peripherie. Wenn diese Töne durch die Urform in das Reich in das Reich, wo Luzifer wirkt, eindringen, bilden sich auch da Wesen, welche zwar nicht zu den himmlischen Chören gehören, aber doch auch als Hierarchien betrachtet werden können; sie sind wie Abbilder der ersten. Sie sind gruppiert in Regionen von verschiedener Höhe. Von der Region des Fixsternhimmels bis in die nächste Nähe des Tiefpunktes von Luzifers Fall befinden sich diese Hierarchien.

 

Weil in diesem Reiche alles auf siebenfache Weise eingeteilt ist, so dass es auch da nur sieben Wirkungssphären gibt, statt neu, so können nur sieben von den neun Hierarchien in den Offenbarungen tätig sein. Es wirken Hierarchien, welche den der himmlischen Seraphim und Cherubim entsprechen, in der nächsten Nähe der himmlischen Urform, in der Nähe des Fixsternhimmels; in den sieben niederen Regionen wirken sie nicht direkt. Diejenige Hierarchie, welche der der himmlischen Throne entspricht, ist in jener Region tätig, wo Luzifer in der ersten Region, die unterhalb des Fixsternhimmels liegt, einen ersten Wirkungskreis ausbildet. Die höchsten Regionen in dem Reiche Gottes, welche durch die Seraphim belebt werden, liegen da in der nächsten Nähe des väterlichen Centrums. In dem Reiche, wo Luzifer wirkt, ist es umgekehrt, und die Seraphim sind am weitesten entfernt von dem Centrum, das durch Luzifer als Anticentrum gebildet ist. Die luziferische Gegenwirkung formt ein umgekehrtes Bild des göttlichen Reiches, das aus der Ewigkeit in das Zeitliche versetzt worden ist, in das, was dreifach zerbrochene Ewigkeit ist.

 

Durch die dreifache Kraft, die in ihm lebt, als Gegenbild der göttlichen Triade, hat Luzifer auch Wesen beleben können, die in den Regionen seines Reiches tätig sind nach seinem Willen, den er dem göttlichen Willen gegenübergestellt hat. Diese Wesen stellt er zwischen die Regionen, wo die Hierarchien nach dem Willen Gottes tätig sind; sie wirken in die Regionen der Hierarchien hinein, jedoch so, dass ihre Wirkung die der wahren Hierarchien kreuzt. Sie können mit demselben Namen genannt werden wie die wahren Hierarchien, nur dass jene im Ton niedriger sind wie diese, weil nicht der Vater, sondern Luzifer sie bildete. Jene Wesen aber sind alle so geformt, dass sie wie einen halben Ton niedriger sind als die wahren, die durch die Stimme Gottes geschaffen wurden.

 

Durch Luzifers Stimme hervorgerufen, können sie nur Dissonanz in ihrem Wesen tragen. Statt durch Gottes Kraft, durch Gnade, geschaffen zu sein, hat Luzifers Eigenwille sie hervorgebracht; nicht  m i t  dem göttlichen Willen, sondern  g e g e n  diesen Willen sind sie entstanden. Aber nur allmählich in der Zeit, konnten sie nacheinander entstehen und sie sind auch den Gesetzen der Zeit untertan. Es wirken auch die wahren Hierarchien nicht in gleichem Maße zu gleicher Zeit, weil auch sie ins Reich der Vergänglichkeit hineinversetzt sind, wo die Regionen nacheinander gebildet und belebt werden.

 

Die göttliche Triade, die als Dreiheit in Einheit gleichzeitig tätig ist, wird in den Regionen, wo Luzifer weilt, zu einer solchen Offenbarung, die in der Zeit nacheinander geschieht, so dass drei einzelne Offenbarungen entstehen, welche wie durch eine Grenze von einander abgetrennt sind in der Zeit. Es entwickelt sich etwas,, was auf umgekehrte Weise den drei göttlichen Attributen entspricht; dieses aber wird zu einer dreifachen Hüllennatur, welche statt göttlicher Tätigkeit einen negative Form ist.

 

So entstehen nacheinander zunächst drei Hüllen oder Räume in den drei Regionen, die Luzifer in seinem weiteren Fall zunächst durchstreift; sie sind die makrokosmischen Centren, die vom Fixsternhimmel umgeben sind.

 

In der Region, welche der des Fixsternhimmels am nächsten liegt, woselbst die Hierarchie der wahren Throne wirkt, und die hierarchischen Diener Luzifers diese Wirkung durchkreuzen, entsteht zunächst eine Form, die dem Wesen des Urvaters in umgekehrter Weise entspricht; sie ist wie eine lebendige Hülle, in welcher das Prinzip des Willens insbesondere tätig ist. Daher ist sie gleichsam aus Wärmestoff gestaltet, aus dem, was in dem urväterlichen Centrum das immer hervorquellende Leben ist; weil in diesem Reich immer Dualität herrscht, so ist diese Wärmeoffenbarung verbunden mit der des Gegenteils, der Kälte.

 

Dies ist das zuerst entstandene kosmische Centrum, das eine Hülle, einen Raum, darstellt, den Luzifer beherrscht. Diese Hülle,  in der Zeit entstanden, ist den Gesetzen der Vergänglichkeit unterworfen; sie entwickelt sich, bildet sich aus, besteht und erreicht ihren Daseins-Höhepunkt, um dann allmählich zu vergehen.

 

Nach ihr folgt die Ausbildung einer Form in der Region, die weiter entfernt vom Fixsternhimmel ist als die erste und die als zweite Region betrachtet werden kann. Diese lebendige Form, die wieder Luzifer als Hülle dient, entsteht da, wo die Hierarchie der wahren Herrschaften tätig ist, der die Hierarchie Luzifers entgegensteht. Diese Hülle entspricht auf umgekehrte Weise dem Wesen des Mittlers in der göttlichen Triade; sie offenbart sich als leuchtende Schönheit, welche gleichwie ein Opfer liebevoll ihr Licht ausstrahlt. Als Gegenteil entsteht aber die Finsternis, als ein Resultat der Arbeit der luziferischen Hierarchien. Auch diese Form entsteht und vergeht in der Zeit.

 

Nach ihr wird in der dritten Region, woselbst die Hierarchie der wahren Mächte wirkt, deren Taten wiederum durch die Diener Luzifers durchkreuzt werden, eine andere lebendige Form ausgebildet, die nach dem Wesen des urmütterlichen Prinzips, der Weisheit (auf umgekehrte Weise) gestaltet ist. Diese Form trägt in sich wie eine Wiederholung dessen, was in den zwei früheren Formen war; wie auch in der Triade jeder einzelne Teil die Kräfte der zwei anderen in sich trägt, aber mit Überwiegen des einen.

 

Gleichwie in den himmlischen Sphären die Urbilder sich gestalten durch die Stimme Gottes, das lebendige Wort, so ist in dieser dritten Hülle der Klang das belebende Element. Weil dieser Klang aber zweifach gestaltet ist und zwar durch die entgegengestellten Wirkungen der wahren und der luziferischen Hierarchien, besteht er aus harmonischen und disharmonischen Tönen, und dadurch können nur Gebilde entstehen, welche ein disharmonisches und zu gleicher Zeit dualistisches Element in sich tragen. Dieses dualistische Element hat in der Entwicklung dieser dritten Hülle dazu geführt, dass sich allmählich ein Teil, in welchem die disharmonischen Töne vorherrschen, herausbildet aus einem anderen Teil, in welchem die Disharmonie überragt. Diese dritte Hülle, welche nach dem Wesen des urmütterlichen Prinzipes gestaltet ist auf umgekehrte Weise, ist so ausgebildet worden, dass in der Dualität etwas entstand wie ein Zerrbild von dem, was sich in der Triade als Sprache oder Wirkung zwischen dem urväterlichen Zentrum und der urmütterlichen Peripherie offenbart.

 

Es zerspaltet sich die Hülle in zwei Teile, von welchen der eine als Centrum wirkt, der andere als Peripherie. Wie eine Sonne, strahlt das Centrum, der Teil, in welchem die Harmonie vorherrscht, sein Licht und seine Kraft zur Peripherie, aus der die Disharmonie heraustönt und die wie eine düstere Hülle jenes Centrum umgibt. Statt der leuchtenden Peripherie der himmlischen Regionen, der reinen Lichtjungfrau, die die Willensoffenbarungen des Urvaters zu Urformen verwebt, die geformt sind nach Angabe des Wortes Gottes, nach dem Wesen des Gottes-Sohnes, ist jene düstere Peripherie entstanden, wie ein erstes weibliches Prinzip des Kosmos, welches in sich aufnimmt die Lichtkräfte des Centrums, der Sonne, und sie verwebt zu Formen, die nicht nach dem Worte Gottes, sondern nach dem Wesen Luzifers gebildet sind.

 

In Chaos Finsternis und Disharmonie wirren diese Zerrbilder durcheinander, teilweise von einander getrennt, teilweise mit einander verbunden; der Ton, welcher aus ihnen zurückklingt wie ein Echo, und der Klang, den sie formen, ist wie ein Schrei, ein Teil der großen Dissonanz, die das Leben dieser Peripherie ausmacht.

 

Jenes erste weibliche Prinzip, welches im Gegensatz zu der himmlischen Lichtjungfrau – zu dem reinen urmütterlichen Elemente – ohne Licht, ohne Reinheit und ohne Weisheit ist, kennt statt dem Willen des Vaters nur Luzifers Willen, der vom Centrum aus der Peripherie entgegenstrahlt. Statt des göttlich urväterlichen Prinzips aber ist aus jener Willensoffenbarung etwas entstanden, was sich als erstes männliches Prinzip zeigt. In die Entwicklung dieses dritten Raumes hat Luzifer das hineingebracht, worin er seine Wirkung insbesondere geltend machen kann, jenes dualistische Element, das sich als männlich und weiblich offenbart in dem Reiche, welches Luzifer angehört.

 

In den himmlischen Sphären ist das urväterliche und das urmütterliche eine unzertrennbare Einheit, die sich zweifach offenbart; der Mittler ist der Bote, die Verbindung dieser Zweiheit zur Einheit. In der dritten Region im Kosmos wird ein zweifaches Element entwickelt, das ursprünglich miteinander verbunden, auseinandergetrennt wird und sich dann verbindet in der Zeit...

 

 

 

 

Band I,  2. Teil

 

Die zweite Schöpfung Trinitas

 

Kapitel I.

 

 

Die göttliche Dreifaltigkeit, die in ihrem Wesen eine Einheit ist, hat sich wie im Abbild, zunächst als die himmlische Triade, die ebenso eine Einheit bildet in der Himmelsrose, offenbart. Die Triade zeigt in dem urväterlichen Willens oder Kraftcentrum, der urmütterlichen Peripherie oder dem Weisheitsprinzip und dem Mittler Christus, der das Wesen der  L i e b e  ist, und die urväterliche Kraft mit der urmütterlichen Weisheit in 

L i e b e  zur Einheit bringet.

 

Das Herz der Himmelsrose ist das urväterliche Centrum, von welchem das göttliche Leben und der Wille Gottes ausstrahlen; die Peripherie ist der Spiegel, der die Kräfte des Centrums durchleuchtet mit dem Weisheitselement und sie dann zurückstrahlt. Der Urvater ist der Mittelpunkt der ersten Offenbarung, und das Abbild, in welchem das Gesicht des

V a t e r s  aus der  T r i n i t ä t  vorzugsweise gespiegelt wird. Der Urvater offenbart sich in der Peripherie, die als Weisheitsspiegel ein Abbild des Antlitzes des  H e i l i g e n 

G e i s t e s  ist. Es ist das Antlitz des Vaters in Vreinigung mit dem des Heiligen Geistes der ersten Offenbarung, die als Spiegelung der Trinität entsteht, unmittelbar zugewandt worden.

 

Auf diese erste Offenbarung – die Himmelsrose – folgt die Ausbildung der niederen Regionen, als Luzifer, als Luzifer die himmlischen Regionen verlässt und ein Reich für sich formt. Alles, was durch seine Wirkung entsteht, zeigt das Wesen der himmlischen Triade wie in einem zerbrochenen Abbild. Sein Reich besteht aus einem Gegenbild der Himmelsrose, die den Regionen der Ewigkeit angehört. Dadurch, dass die Ewigkeit zerbrochen ist, in das zeitliche Element von Vergangenheit Gegenwart und Zukunft, kann sich nichts zu gleicher Zeit völlig offenbaren, sondern alles erscheint nacheinander, dem Gesetze der Zeit gemäß. Es wird das Gegenbild der Himmelsrose durch dieses Gesetz so durchbrochen, dass sich die Einheit in eine Vielheit verändert, die nur nacheinander in der Zeit ein Dasein führen kann.

 

Als endlich Luzifer sich bemüht, in der vierten Region seines Reiches das Anti-Centrum der himmlischen Rose zu bilden, und den Fall des Menschen bewirkt, ist dadurch der Mensch aus den Händen Gottes und Seines Dieners Michael in die Hände Luzifers geraten. Von diesem Centrum sendet er seine Kräfte aus und als die Peripherie seines Centrums strahlt der Teil seines Wesens die Kräfte zurück, welcher durch alle Regionen bis an den Fixsternhimmel wirken kann im makrokosmischen Aspekte. Die luziferischen Hierarchien wirken zwischen diesem Centrum und seiner Peripherie; der irdisch gewordene Mensch ist mit diesem Centrum verbunden worden, so wie er als  h i m m l i s c h e r  Mensch im Herzen des Urvaters lebt. So hätte Luzifer für die Zeit, in welcher der vierte Schöpfungsraum besteht, ein Gegenbild formen können von der Himmelsrose selbst, wenn nicht auch in diesem Reiche die Diener Gottes immer tätig gewesen wären. Sie können, von dem Herzen des Urvaters ausgehend, dieses kosmische Reich betreten; das Reich der Himmelsrose aber ist Luzifer unerreichbar, und dadurch sind die Diener Gottes doch am Ende stärker als er.

 

Bis zu der Zeit, da die zweite Schöpfung stattfindet, ist es beständig das Ziel Luzifers, das Gegenbild der Himmelsrose zu gestalten und immerzu wird er darin zurückgehalten durch die Kräfte des Erzengels Michael, der mit seinen Taten umbildend und zerstörend einwirkt, je nachdem es die Notwendigkeit verlangt.

 

*   *   *

 

Immer noch ist die erste Schöpfung in bezug auf die Erde und den ersten Menschen wie abgeleitet und ausgehend von der Himmelsrose zu betrachten, wenn sie auch in den dualistischen Regionen des Kosmos verläuft und deshalb der Gegenwirkung Luzifers ausgesetzt ist. So ist auch bei der ersten Schöpfung, die ihren Ursprung in dem urväterlichen Centrum der Himmelsrose hat, das Angesicht des  V a t e r s  in der Trinitätnoch immer der Himmelsrose zugewandt, in Vereinigung mit dem des Heiligen Geistes, der sein Abbild hat in dem Weisheitsspiegel der urmütterlichen Peripherie  oder der Lichtjungfrau.

 

Die zweite Schöpfung tritt ein, als eine Folge der Änderung, die sich in der Trinität so darstellt, dass das Antlitz des Sohnes, in Vereinigung mit dem des Heiligen Geistes, statt des Angesichtes des Vaters, sich der Himmelsrose zuwendet.

 

Was dieser Umwendung zugrunde liegt, ist nicht zu erfassen, es kann nur geahnt werden, wie der Sohn, von unendlicher Liebe erfüllt, vereint mit dem Heiligen Geiste, sich der absterbenden Schöpfung zuwendet und sich nach ihr hinneigt. Christus, der Mittler, tritt durch diese Wendung so hervor, dass Er, der bisher die urväterliche  K r a f t  mit der urmütterlichen Weisheit in  L i e b e  vereinte, nun selber zum strahlenden Centrum wird. Dieses Centrum erhält seine Kräfte zurückgestrahlt, nachdem sie mit dem Wesen der Lichtjungfrau durchleuchtet worden sind. Verbunden mit dem urväterlichen Centrum, mit dem Er eine Einheit bildet, und dennoch an sich seiend, wird der Gottessohn Christus das neue Centrum, welches dadurch, dass das Angesicht des Sohnes sich der Himmelsrose zugewandt hat, die Einstrahlung der Trinität in ihrer ganzen Fülle , Kraft und Gewalt in sich erhält.

 

Während die größte Machtfülle bisher vom urväterlichen Centrum in lebendig- schaffender Kraft ausströmte – weil das Angesicht des Vaters in der Trinität der Himmelsrose zugewandt war und das urväterliche Prinzip als Abbild sich in seiner schaffenden Kraft offenbarte, so erhält nun Christus die Fülle der Macht, die er dann in die Peripherie hineinstrahlt.

 

Es sind aber nicht die  s c h a f f e n d e n  Willenskräfte des urväterlichen Prinzips, die er ausströmt, sein Wesen ist die  L i e b e. Die ganze Schöpfung, zunächst die Himmelsrose, nimmt dadurch einen anderen Aspect an. Die bisher tätige schaffende Kraft wird beherrscht durch die Kraft der Liebe, die statt neues zu schaffen, das Geschaffene das Geschaffene mit ihrem Wesen durchlebt und durchtönt. Es ist der göttliche Wille in die göttliche Liebe übergegangen, die, statt Neues zu schaffen, das Geschaffene mit ihrem Wesen durchlebt und durchtönt. Es ist der göttliche Wille in die göttliche Liebe übergegangen, und durch das Wort wird der Wille und die Weisheit Gottes offenbart.

 

 

 

Die Offenbarung des Sohnes

 

Kapitel II.

 

Als nach Luzifers Fall die himmlischen Chöre, die lebendigen Blätter der Himmelsrose, in die Regionen des dualistischen Reiches hineinwirken, damit auch da der göttliche Wille durchgeführt werde, ist schon Christus als Erlöser dort tätig. Sein Leben ertönt als  W o r t, als Stimme Gottes, in jede Region dieses Reiches hinein, insbesondere da, wo Er sich mit dem besonderen Centrum verbindet, das in einer jeden Region ausgebildet wird. Es ist beschrieben worden wie das  W o r t, als Stimme Gottes, während der Ausbildung des ersten Schöpfungsraumes sich unter die Fürstentümer begibt, die durch Luzifer verführt wurden, sich zu tief in die Formen hineinzuversenken, die durch ihn im ersten Schöpfungsraum entstanden sind. Da tritt Christus, als der Erlöser auf, der die Verführten zurückführt, sie wie die Stimme Gottes mahnend, sie erinnernd an das, was als Gottes Wille dem Willen Luzifers entgegengestellt ist.

 

Auch während der zweite Schöpfungsraum ausgebildet wird in der zweiten Region, tönt das Wort in der Mitte der verführten Erzengel, und als der dritte Schöpfungsraum sich entwickelt hat und die Engel stürzen, ist auch da der Mittler Christus mit den verirrten; als die Stimme Gottes ruft Er sie zurück in die himmlischen Regionen.

 

Es hat das Wort durch alle Hierarchien geklungen, die, dem Willen des Urvaters gemäß, im Kosmos tätig sein sollten, als der Mittler während der Ausbildung des dritten Schöpfungsraumes den gefallenen Engeln die Erlösung gebracht hat. Die Hierarchien, die als Abbild der urväterlichen himmlischen Chöre (welche die lebendigen Blätter der Himmelsrose darstellen), tätig sind, gehören dem Wesen Christi an; sie sind mit seinem Leben durchdrungen worden als Er in ihrer Mitte weilte und können die „christlichen Chöre“ (Christi Legiones) genannt werden, im Gegensatz zu den ihnen entgegengestellten luziferischen Dienern.

 

Es steigt der Gottes-Sohn hinab und durchdringt die hierarchischen Wesen; die dadurch Anteil nehmen an seinem Wesen; sie sind wie das Echo des  W o r t e s, wie die Saiten der makrokosmischen Harfe, auf welcher das Wort Gottes ertönt.

 

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Band III, Teil I

 

Ex Deo nascimur!

 

 

Die Formel, welche zu dem Symbol des Kreuzes und der Rosen gehört, wird in diesem Werk ausführlich und zwar auf solche Weise behandelt, dass eine jeder der Sätze in jedem Teile, ihrem inneren, wahren Sinne nach, erklärt werden wird. Es werden dadurch die Mysterien der Erweckung zu den Menschen reden von ihrem inneren Centrum auf dem Gebiete der Mystik, denn der Mensch muß den Inhalt und die Bedeutung dieses Spruches an sich selbst erleben und erfahren. Er muß sich dessen bewusst werden, dass er aus Gott geboren ist, in Christo sterben soll, um durch den Heiligen Geist erweckt zu werden. Es sind in diesem Spruche enthalten: Anfang, Mitte und Ende, oder Ausgangspunkt, Wendepunkt und Vollendung der ganzen Schöpfung, der Menschheit und des einzelnen Menschen.

 

*   *   *

 

Aus Gott geboren ist der Mensch; dreifach ist er als Imago Coelestis.

 

I n  sich trägt er von den drei Personen Gottes: Vater, Sohn, Heiliger Geist, das Ebenbild; an sich  i s t  er eine dreifache Einheit.

 

Von dem Sohn, der das göttliche Antlitz des Vaters darstellt, ist dem Menschen die Gott-Ebenbildlichkeit gegeben, denn der Mensch ist das Ebenbild des Sohnes, der zweiten Person Gottes, innerhalb der Schöpfung; als selbstständiges Geschöpf wurde ihm die Möglichkeit des freien Willens überlassen, als der Wille Gottes, der den Menschen geschaffen (Voluntas Dei), sich zurückzog in der Selbstbegrenzung (Noluntas Dei).

 

Die Imago Coelestis offenbart sich in drei himmlischen Angesichtern des einen menschlichen Urbildes, das den Höhepunkt des gesamten menschlichen Himmelreiches und der ganzen Schöpfung bildet, weil es die göttliche Trinität (Trinitas) mit dem Himmel und den Himmel mit dem Universum verbindet.

 

Das unwandelbare menschliche Urbild (Imago Coelestis) ist eine Dreiheit, die eine indirekte Spiegelung der Trinität und ein menschliches Wesensbild der drei Himmel ( des Empyreums, des Primum Mobile und des Fixum Coeli) darstellt. Die Imago Coelestis offenbart sich der geistigen Schauung des Sehers als eine Vision von  d r e i  himmlischen Angesichtern. Das erste nach oben schauende und in der ewigen Betrachtung des Antlitzes Gottes verlorene Angesicht der Imago Coelestis ist jene im Empyreum leuchtende Gestalt (Aspect) derselben, der die größte Erhabenheit und Macht eigen ist, weil sich das Höchste, der Geist oder die Persönlichkeit der Imago Coelestis hier dem göttlichen Worte, dem Sohne, opfert. Dadurch erreicht die menschliche Natur eine geheimnisvolle Einheit mit der göttlichen Natur und wird vergöttlicht (im Sinne der Theosis), ohne den kreatürlichen Willen zu verlieren. Die Weisheitssprache der Mysterien nennt diesen höchsten Aspect der Imago Coelestis“ Gottmensch“, wobei sie auf seine personale Wesenseinheit mit dem Sohne, dem Logos, hinweist und diese Selbstopferung als höchste priesterliche Würde bezeichnet.

 

 Das zweite Angesicht der Imago Coelestis, das durch seine Einheit mit dem Gottmenschen erhalten bleibt, stellt eine Selbstcontemplation als volles Eigenbewusstsein des menschlichen Wesens dar. Als Geschöpf Gottes, das ein eigenes freies Dasein führen kann, ist das Menschenwesen im Primum mobile unter anderen himmlischen Wesen in leuchtender Gestalt zu schauen. Die Weisheitssprache der Mysterien nennt dieses Menschenwesen den „ewigen Menschensohn“, weil sie in ihm das Kreatürliche des Reinmenschlichen, des aus Gott unmittelbar hervorgegangenen Wesens (ex Deo nascimur) erkennt; als der Träger der himmlischen Weisheit und der höchsten menschlichen Selbsterkenntnis wird er als „Hierophant“ bezeichnet.

 

Das dritte Angesicht der Imago Coelestis, das im Fixum Coeli leuchtet und in das Archäum, das Reich des Urkosmos, sowie nach der Bildung des Kosmos in die siderischen Regionen des Universums hinabschaut, spiegelt in sich die Liebe des ersten und die Weisheit des zweiten Angesichtes und strömt seine Macht als Willensstärke in alle Regionen des Kosmos aus.

 

Die Weisheitssprache der Mysterien nennt ihn: „Himmlischer Mensch“, wobei sie auf sein überkosmisches Wesen und seine von oben herabströmende, das ganze Universum beherrschende Willensstärke, die ihn mit königlicher Würde begleitet, hinweist.

 

Unaussprechlich groß und erhaben ist das Mysterium des dreieinigen menschlichen Urbildes als Imago Coelestis, weil es das Mysterium der Trinität im Wechselspiel in sich spiegelt und das Mysterium der Menschwerdung in seiner letzten Tiefe birgt.

 

Jede natürlich Erkenntnis und jedes menschliche Wissen versagt bei der Schwelle des übernatürlichen und überrationalen Mysteriums der Imago Coelestis. Die Weisheitssprache weist auf seinen himmlischen und esoterischgen Charakter hin, indem sie zugleich über über ein menschliches Urbild und seine drei Angesichter oder Gestalten, über die Natur, das Wesen, und über die Person, den Geist dieses Urbildes sowie jedes seiner drei Angesichter redet. Sie redet über den „ewigen Menschensohn“ im Himmel, der an der ewigen Menschwerdung Gottes keinen unmittelbaren Anteil nimmt, , obwohl sie weiß, dass der vom Himmel aus ins Reich der gefallenen Menschheit und Natur Herabgestiegene zugleich der Menschensohn und Mensch Jesus ist, weil Er in Seiner Selbsterniedrigung freiwillig die Schuld und die Sündenlast des Menschenwesens, des ersten Adam, der Sohn der Jungfrau, auf Erden zu leben, zu leiden und am Kreuz zu sterben. Der Gottmensch Christus wurde als der Erlöser zugleich auch der Menschensohn Jesus, weil er den ganzen Weg des aufsichstehenden, sichselbstüberlassenen Menschen bis zum Zustande der Gottverlassenheit vollendete.

 

In der Imago Coelestis des Menschenoffenbart sich eine positive und eine negative Wirkung in bezug auf seine Natur, welche geregelt wird durch den Willen Gottes, als Voluntas und Noluntas Die.

 

Gleichwie die Peripherie Gottes muß der Mensch sein Selbst erleben, wenn ihm der Wille aus dem göttlichen Centrum zustrahlt; wie ein eigenes Centrum, von dem die eigenen Willensimpulse ausgehen, wird er dieses Selbst erleben, wenn der Wille Gottes sich zurückgezogen hat.

 

Wenn der Geist Gottes das Geschöpf durchleuchtet, und dieses sich als Peripherie erkennt, wird die  S e e l e  in ihm offenbar; fühlt sich das Geschöpf selber wie ein Centrum, so ist der Geist in ihm tätig. Es sind in der Imago Coelestis Geist und Seele in ihrer dreifachen Natur auf dreierlei Weise wirksam.

 

Im himmlischen  G o t t m e n s c h e n  hat sich der Geist innig verbunden mit dem Sohn, weil seine Person sich völlig mit der zweiten Person Gottes vereint hat; die  S e e l e  ist dadurch die leuchtende klare Peripherie des Sohnes, in welcher sich das göttliche Antlitz spiegelt.

 

Im ewigen  M e n s c h e n s o h n  erkennt sich der Geist als Menschengeist, als Centrum aller Kraft und Gewalt, mit welcher Gott den Menschen als Geschöpf begnadet und beschenkt hat, und als Schlüssel des wahren Menschenwesens. Durch die  S e e l e  erlebt der Menschensohn das innere Band, welches ihn mit dem Schöpfer und allem Geschaffenen verbindet und durch welches nicht nur das Mysterium des Menschen, sondern das aller Wesen ihm offenbart ist.

 

Im himmlischen  M e n s c h e n, in die siderischen Regionen hineinschauend, ist es der Geist, der ihn sich selbst erkennen lässt als den von Gott ermächtigten König über diese Regionen; die  S e e l e  offenbart ihm, wie sich Gott in jenen Regionen und ihren Bewohnern zu erkennen gibt, sowohl wie in dem höchsten Himmel. 

 

Vom Urbeginne an opferte der Gottmensch sine höchste Person (Hypostasis) dem Sohne, indem er sich völlig versenkte in das göttliche Antlitz. Es war die Aufgabe des ewigen Menschensohnes, die Person, die, in der Imago Coelesis sich dreifach offenbarend, dennoch eine Einheit war, in sich selbst als Individualität zu beschließen, sie zu hüten und zu bewahren gegenüber allen sie umgebenden Einflüssen des Universums. Der himmlische Mensch, der in die siderischen Regionen hineinschaute, sollte durch die Kraft und Gewalt seiner Person über diese Regionen herrschen und vermittels der himmlischen Eigenschaften, die er als Imago Coelestis besaß, in sie einwirken. Als Gegenpol des Gottmenschen, der sein Person dem Höchsten opferte, sollte der himmlische Mensch die Göttlichkeit seiner Person begründen gegenüber den niederen Regionen und durch diese herrschen.

 

 

Teil III

 

Per Spiritum Sanctum reviviscimus

 

Da die Imago Coelestis im Centrum des Bewußtseins als Kern anwesend ist und zur Entfaltung kommen kann bei jedem Menschen, der im Inneren seines Wesens den Willen und die Kraft dazu besitzt, so sind nicht die äußeren Vorgänge – so wie diese in den vor-christlichen Mysterien an den Menschen geschahen – Hauptsache, sondern die größte Bedeutung erhalten die eigenen Erlebnisse des Bewusstseins, in dem die Entfaltung der Imago Coelestis stattfindet. Wie es den Mysterien der Erweckung angepasst ist, wird dem Bewusstsein des Menschen die  E r l e u c h t u n g, nachdem es sich – durch die Läuterung -  von den Kräften seiner niederen Natur und damit aus der Macht seiner Hüllen befreit hat. Das heißt, es wird das Bewusstsein durch das große Licht, das sich von oben und von allen Seiten her über dasselbe ergießt, überstrahlt. Im Centrum dieses Lichtes aber ist es wie ein neues, geistiges Bewusstsein, mit welchem dann der Mensch zurückblickt auf jenes Wesen, das er bis dahin als sich selbst erlebt und betrachtet hat.

 

Nun weiß es, dass aus dem früheren Wesen das neue Centrum des Bewusstseins sich entfaltet, wie ein Höheres aus dem Niedern. Ein Schattenbewusstsein scheint das vorhergekannte zu sein, welches an die Hülle gebunden ist, und jene Hülle selber bildet sich für das geistige Bewusstsein zu einer Gestaltung, die nur mit Schrecken betrachtet werden kann. Sie zeigt sich als das Abbild der makrokosmischen Religionen, die dem Reiche der gefallenen Engel angehören. Verlassen von den höheren Seelenkräften,  die sich dem geistigen Bewußtseinscentrum zugesellt haben, steht da dasjenige, was am Menschen kosmisch und irdisch ist; verbunden mit diesem ist der Teil seines Bewusstseins geblieben, welcher an die kosmisch irdische Hülle gefesselt war.

 

Es ist dies das Erlebnis der beiden Quellen, von welchen die eine, als die Quelle der himmlischen  Freude, das geistige himmlische Leben des neuen Bewusstseins darstellt, während die andere die Quelle der Schmerzen ist, die Summe von dem, was der kosmisch-irdische Mensch in bezug auf seine Hülle innerhalb der kosmischen Regionen nach dem Fall geworden und das, was dann der Mensch noch aus sich selber gemacht hat, da er das Centrum dieses Bewusstseins mit diesen Hüllen verband, statt dasselbe mit der dreifach-göttlichen Seelenkraft zu vereinen. Die Quelle des Schmerzes ist nicht ewig, sondern zeitlich, da sie sich auf das Reich des Zeitlichen bezieht und durch Vergeistigung des kosmisch-irdischen Gebildes des Menschen verwandelt werden kann in die Quelle der himmlischen Freude.

 

Bei dieser Arbeit der Umbildung der kosmisch-irdischen Hülle, die sich als niedere Natur in jener Gestalt zusammengefügt hat, welche dann dem Bewusstsein gegenübersteht, wird die dreifach-göttliche Seelenkraft des Menschen ihm zur machtvollen Gehilfin. Sie offenbart sich dann auf drei verschiedene Arten und in und in dreierlei Vermögen der Seele, die Beziehung haben zur Kraft des Lichtes, des Klanges und des Lebens oder Seins. Schon bei der ersten Erfahrung, als sich das geistige Bewusstsein selber schaut, ist es die Kraft des Lichtes, die dieses Schauen ermöglicht. In inneren Lichte wirkt diese Seelenkraft, welche selber aus Licht besteht, bildend; sie formt und webt im Seelenlichte selber und ist der Spiegel des himmlischen Lichtes, das in ihr zurückgestrahlt wird. Es ist die siderische Hülle des Menschen, die von ihrer Kraft speziell berührt und verwandelt wird. Die an den Kosmos gebundene Lichtkraft, welche in der siderischen Region leuchtet, wie in der entsprechenden Hülle des Menschen, wird durch die himmlische Lichtkraft der lebendigen Seele, als die freie Imagination, zu ihrem ursprünglichen und himmlischen Urtypus zurückgeführt.

 

Wenn das Bewusstsein des Menschen nicht nur schaut, sondern auch erleben kann den Rhythmus des geistigen Bewusstseins, sodaß es zum Verständnis und Wissen von ihm kommt, so wird die Harmonie hergestellt zwischen geistigem und menschlichem Bewusstsein, welche durch die Seelenkraft des Tönens, des Schalles und Wiederhalles hervorgerufen wird. Sie wirkt auf die elementalische Hülle, welche durch diese Kraft belebt und verwandelt wird, bis sie das Instrument dieser Seelenkraft, als Inspiration, sein kann innerhalb der kosmischen Regionen. Erlebt das menschliche Bewußtsein sich selbst dann in Vereinigung mit dem geistigen Bewusstsein, so hat es sein Lebenscentrum, welches vorher mit seiner kosmisch-irdischen Hülle verbunden gewesen, nicht nur von letzterer befreit, sondern es hat den Schwerpunkt seines Lebenscentrums verlegt aus dem Menschlichen und Kosmischen in das Geistige und Himmlische. Die Seelenkraft des lebendigen Seins, die dem Bewußtseinscentrum des Menschen am nächsten ist, hat diesen Umschwung herbeigeführt; sie gibt dem menschlichen Bewusstsein die Möglichkeit, sich als lebendiges Centrum zu erleben, über das ihm ursprünglich Eigene hinaus, durch die Einigung mit dem, was dem geistigen Leben angehört. Als Vermittlerin zwischen menschlicher Seelenkraft und Geist, wird sie die Kraft der  I n t u i t i o n  genannt. Durch sie wird die irdische Hülle des Menschen bearbeitet. Nur diese Kraft des lebendigen Seins kann, als intensivste der drei Seelenkräfte, mit ihrer Lebenskraft die starre physische Materie durchdringen und umbilden, sodaß dieselbe ihr gehorcht.

 

Gleichwie die Umbildung der kosmisch-irdischen Hülle vermittels der dreifach-göttlichen Seelenkraft und des Bewusstseins des Mensche vorgeht, nachdem ein geistiges Bewusstsein aus demselben hervortrat, so wird die Beziehung zwischen dem menschlichen und dem geistigen Bewusstsein durch dieselbe dreifache Kraft geregelt. Durch die Kraft der Imagination, die Inspiration und der Intuition erhält das menschliche Bewusstsein die Möglichkeit das geistige Bewusstsein im Licht zu schauen, Verständnis für dasselbe zu haben durch Schall und Widerhall, im Tönen des harmonischen Einklanges und sich vereint mit demselben zu erleben.

 

Der Anblick dieses geistigen Bewusstseins, als Teil des himmlischen Menschen, des Menschensohnes und des Gottmenschen, das Wissen, dass dieses Bewusstsein zur Imago Coelestis gehört, und das Erlebnis der Einheit desselben mit dieser, werden vermittels der drei göttlichen Seelenkräfte hervorgerufen. So werden die Beziehungen des menschlichen Bewusstseins zur kosmisch irdischen Hülle sowohl, wie die Beziehungen des menschlichen  zum geistigen Bewusstsein und endlich die Beziehungen des geistigen Bewusstseins zur Imago Coelstis mit Hilfe der drei göttlichen Seelenkräfte offenbar, welche die himmlische Natur des Menschen ausmachen.

 

Hat das Bewusstsein des Menschen diese Beziehungen erlebt, so sieht es sich zwischen die beiden Gestalten gestellt, von welchen die eine die Vergangenheit in bezug auf seine kosmisch-irdische Hülle darstellt, an welche ein Teil des Bewusstseins gefesselt blieb, während die andere die Zukunft zeigt, so wie diese sich gestalten wird, wenn das geistige Bewusstsein der Beherrscher des Daseins geworden und die Vereinigung desselben mit der Imago Coelestis vollzogen sein wird. Dann hat der Mensch mit seinem Bewusstsein die Kräfte der makrokosmischen Regionen erlebt, wie diese sich in seiner Hülle abbilden; das geistige Bewusstsein, mit der Imago Coelestis verbunden, wurde ihm offenbar so wie es, im Innersten seines Wesens lebend, sich nach außen entfaltet. Zur Verwirklichung der Vereinigung mit der Imago Coelestis ist das Nacherleben des Leidensweges Christi notwendig.

 

Es führt dieser Weg zunächst in das innere des Menschen hinein; erst nach der Kreuzigung wird das Bewußtsein des Menschen in den Kosmos selber hineingeführt, wo es dann nach der Auferweckung als Sieger über den Kosmos, die Auffahrt zum Himmel unternehmen kann. Als Vertreter der Mysterien der Erlösung boten die Mysterien der Erweckung nach dem dreizehnten Jahrhundert die Möglichkeit, durch ihre Vermittlung sowohl den Weg, der in die Regionen des Kosmos hinausführte, wie den, der das menschliche Bewusstsein in die Natur seiner Hülle hineinversetzt, zu betreten. So kann das geistige Bewusstsein dem Menschen offenbar werden als geistiges Centrum innerhalb der kosmischen Regionen, mit der Imago Coelestis vereint. Doch ist um diesen Weg zu betreten, notwendig, dass zuerst in das Innere des Menschen hinein die nötigen Schritte getan werden, aufdaß der Mensch zuerst au und in sich selber die Kräfte des Kosmos und das Wesen der Imago Coelestis empfunden hat und dadurch vorbereitet ist auf dasjenige, was ihm bevorsteht, wenn er mit dem Bewußtseinscentrum in die Regionen des Kosmos hinaustritt.

 

Es ist zunächst die Disharmonie, die sich als Chaos in den kosmischen Regionen offenbart, von welcher das menschliche Bewusstsein sich umgeben fühlt. Gleichwie auf die Befreiung aus der Macht der eigenen Hülle das Schauen dieser Hülle mit dem an sie gebundenen Teil des Bewusstseins folgt, so tritt dem menschlichen Bewusstsein bei seinem Eintritt in die Regionen des Kosmos ein Bild entgegen, welches dem Reiche der gefallenen Engel und ihrer Wirkung im Kosmos entspricht. Dieses Bild ist – wie die kosmisch-irdische Hülle des Menschen mit dem an sie gefesselten Teil des Bewusstseins – auf eine Kombination zurückzuführen aus jenen siderischen Zeichen, welche die Kraft des Denkens, des Fühlens und des Wollens mit der von ihr abhängig gewordenen  P e r s o n  des Menschen darstellen. Das Chaos, welches das Bewußtseinscentrum umgibt, wird von diesem allmählich erlebt wie ein Gebilde, dessen Gestaltung auf die Zusammenfügung der Zeichen des Adlers, Stieres, Löwens und des Wassermannes beruht.

 

Auf das Erlebnis dieses Bildes des Kosmos folgt dann ein zweites, durch welches dem Bewusstsein des Menschen das Reich der göttlichen Boten, das in den kosmischen Regionen anwesende Urbild des Universums, offenbar wird. Dem Chaos und der Disharmonie sind entgegengestellt die rhythmische Ordnung und die Harmonie; letztere wirken gestaltend und erlösend auf die erstere ein, so wie die himmlische Natur die niedere Natur des Menschen umbildet und verwandelt. Da das Bewusstsein eines Menschen, der den Weg in die kosmischen Regionen hineinfindet, die Umbildung seiner niederen Natur in der eigenen Hülle schon vorgenommen hat, so kann die Verbindung dieser kosmisch-irdischen Hülle mit dem Reich der göttlichen Boten innerhalb der Regionen des Kosmos durch ihn wahrgenommen und erlebt werden. Die Weisheitssprache nennt das Urbild des Kosmos den Urkosmos oder das Archäum (siehe das Buch „Universum).

 

Das, was Urbild dieser Hülle genannt werden kann – als der himmlische Plan, welcher ihre Grundlage bildete, ehe das kosmisch-irdische Zerrbild derselben entstand – wird dem Bewusstsein des Menschen klar. Frei von der Begrenzung dieser Hülle, über ihr und den entsprechenden Regionen stehend, wie ein geistiges, ewiges Centrum, kann es drei verschiedene Urtypen in jener Hülle und die ihr entsprechende Gestaltung wahrnehmen. Die Gestaltung, die mit der Forma Elementalis des Kosmos übereinstimmte, ehe sie durch das Bewusstsein umgebildet worden ist, wird ihrem Urtypus nach geschaut und erkannt als der Spiegel und Behälter der Kräfte, welche zum Menschen als bewusstem Individuum gehören. Die lebendigen Wogen des inneren Lebens werden in dieser Gestaltung oder Hülle aufgefangen und teilweise wieder von ihr ausgestrahlt. Sie ist ein peripherischer Spiegel, in welchen das Leben eines inneren Centrums einstrahlt, der aber durch eine teilweise Ausstrahlung der Kraft aus dem Centrum sich für die Umgebung wie ein leuchtender Mittelpunkt ausnimmt, dessen Peripherie diese Umgebung bildet. So ist diese Hülle nicht mehr ein Abbild dieser Forma Elementalis des Kosmos, welche in der Fläche begrenzt wird, sondern ihre Begrenzung ist aufgehoben, und sie kann sich mit dem Reiche der göttlichen Boten vereint erleben, da sie mit dem himmlischen Urbilde in Harmonie getreten ist. Ihrem Typus nach ist sie sonnenhaft, denn sie hat die Eigenschaft, welche dem himmlischen Urbild von dem entspricht, was sich kosmisch als Sonne ausnimmt.

 

Die siderische Hülle erblickt das Bewusstsein des Menschen als ein Gebilde, innerhalb dessen die Taten und Kräfte der Wesen, die im Kosmos wirken, abgebildet werden. Nach der vorgenommenen Umbildung dieser Hülle sind es die Taten der himmlischen Boten, als der Hierarchien, welche dann reflektiert werden in diesem leuchtenden Spiegel. Wie Lichtsterne, Lichtstäbe und verschiedenartige Lichtstrahlen nehmen diese Spiegelungen sich aus. Die Hülle selber, die wie die elementalische Hülle zunächst eine ovale Form hat, ist an der äußeren Grenzlinie umgeben von einer Aureole von Lichtbündeln, die in sie einstrahlen und in ihr abgebildet werden. Wenn die Hülle sich allmählich ausbreitet und über die ursprüngliche Grenzlinie hinauswächst, bildet sie eine völlige Einheit mit den Lichtstrahlen, die sie umgeben. Dann ist sie mit den Taten der göttlichen Boten vereint, zu deren Reich sie selbst geworden ist. Die Kreislinie als Begrenzung der Forma Sideralis des Kosmos, ist in der siderischen Hülle des Menschen dann überwunden. Dasjenige, was als Urbild des Sternenhimmels ist und geistig demselben zu Grunde liegt, bildet dieses Reich an sich und ist auch das Urbild der siderischen Hülle des Menschen.

 

Erlebt das Bewusstsein des Menschen das wahre Wesen seiner irdischen Hülle als das Urbild desselben, so wird die Hülle sich als ein Tempel zeigen, welcher auf der Grundform des Kreuzes aufgebaut erscheint. Gleichwie durchsichtiger Kristall, in welchem die Farben blau und rot in violettem Glanze gespiegelt werden, nimmt sich das innere dieses Tempels aus, dessen Säulenreihen und Bogen aus diesem kristallisierten Lichte bestehen. Die mächtige Harmonie des lebendigen dreifachen Klanges durchtönt das Ganze, welches auf Grund dieser Töne aufgebaut ist und durch das Weiterklingen derselben zusammengehalten wird. Im oberen Teil des Kreuzes ist der Altar des Tempels unter dem offenen Dome, durch welchen das Geisteslicht von außen her einstrahlt; ein zweites Licht fällt auf das Centrum des Kreuzes, welches sich dem Altare gegenüber befindet. Wird das Bewusstsein des Menschen, das sich außerhalb des Tempels erlebt, jedoch frei in diesen eintreten kann, den Versuch machen, dasjenige, was es als Urbild kennt, mit dem, was ihm als irdische Hülle bekannt gewesen ist, zu vergleichen, so wird nicht nur der gewaltige Unterschied zwischen Urbild und Zerrbild sich zeigen, sondern es wird ein Teil der irdischen Form völlig wegfallen, da dieser Teil, als ein Werk der gefallenen Engel, dem Urbilde nicht anzupassen sein wird. Ein unvollkommenes Abbild vom oberen Teil des Kreuzes bildet der Kopf und Schädel der irdischen Hülle des Menschen; die beiden Schultern und Hände können mit den beiden Armen des Kreuzes verglichen werden. Der untere Teil des Kreuzes fällt bis in die Mitte der menschlichen Gestalt, wo auch der Punkt ist, wo das freigewordene Bewußtseinscentrum die irdische Hülle verlassen kann, als Gegenpol desjenigen Punktes, an dem es aus dem oberen Kopfe heraustritt. Die weitere Gestaltung der irdischen Hülle liegt außerhalb der Grundform des Urbildes und alle Kräfte, welche an dieser Gestaltung tätig waren, und noch sind, gehören dem Reiche der gefallenen Engel, dem bloßen Kosmos, und deshalb der niederen Natur des Menschen an, die zur höheren, himmlischen Natur umgewandelt werden muß während jener Periode der Läuterung, welche die Vorbereitung bildet zu den weiteren Stufen, die zur Erweckung aus dem irdischen zum geistigen Leben führen.

 

Wenn das Bewusstsein des Menschen sich als geistiges Centrum in den Regionen des Kosmos frei fühlt und seine dreifache Hülle in Beziehung zum Reiche der göttlichen Boten steht, so wird es seine Verbindung mit der Imago Coelstis erleben. Nicht nur die Reiche der göttlichen Boten werden ihm offenbar, sondern das Reich der Imago Coelstis an sich innerhalb der Regionen des Kosmos. Entstanden ist dieses Reich durch die Taten der Erlösung, welche geschahen, seitdem die Imago Coelestis die Regionen des Kosmos betrat, als der Mensch auf Erden lebte, um dieselbe mit seiner Kraft zu durchsetzen, und seinen Aufstieg durch die Regionen des Kosmos bis zu den himmlischen Reichen vollendete.

 

Wie der Mensch vorher die Kraft der Imago Coelestis im Bewußtseinscentrum und durch dieses auf seine Hülle wirkend erlebte, so wird ihm dann offenbar, wie die Imago Coelestis innerhalb des Kosmos die Macht und Gewalt des Himmels vertritt. Was dem Bewusstsein des Menschen als die Erde und als Teil des kosmischen Corpus Materiale bekannt gewesen ist, verwandelt sich in dasjenige, was es durch die Verbindung mit dem Wesen Christi innerlich geworden ist. Mit der Durchdringung seines Geistes ist die irdische Hülle des Kosmos zu dem geworden, was ein himmlisches Urbild derselben darstellt, gleichwie eine Form, welche dem göttlichen Leben, dem Geiste, der in ihr waltet, angepasst ist.

 

Für das Bewusstsein des Mensch erweitert sich jenes Urbild seiner irdischen Hülle, die er als Tempel schaute, zum mächtigen Weltentempel, als Urbild des kosmischen Corpus Materiale. In diesem Tempel, leuchtend und durchsichtig, lebt und webt der harmonische Dreiklang als der dreifache Ton des Wortes, welches diesen Tempel erbaut hat, denselben mit seiner lebendigen Kraft durchsetzt und dadurch in Stand hält. In diesem Weltentempel oder Architempel waltet der  G e i s t  G o t t e s; die Kraft des  W o r t e s  durchtönt ihn mit seinem lebendigen Wesen; das Licht des  H e i l i g e n  G e i s t e s  strahlt in denselben hinein über dem Altar des Allerheiligsten. Belebt durch die göttliche Dreieinheit, deren Geist das Innere des Tempels mit seiner Gegenwart erfüllt, ist die Gestalt des Tempel auf die Form des Kreuzes erbaut worden. Die Grundform desselben führt deshalb auf die Vierzahl zurück als jener Zahl, die demjenigen, was sich in den Regionen des Kosmos offenbart, zugrunde liegt.

 

Im Reiche des Geistes, in den himmlischen Regionen, beruht die Offenbarung aller Wesen, die zu denselben gehören, auf der Zahl des Geistes, der Dreizahl, die in ihrem Wesen Eins ist. Das Urbild des Universums beruht auf der Dreizahl; in den Regionen des Kosmos, als dem Reich der gefallenen Engel, wurde das Zerrbild des Universums zunächst auf der Zahl Drei nachgebildet. Durch die Gegenwirkung der göttlichen Boten innerhalb dieser Regionen entstand ein dreifaches Reich, das dem Urbilde des Universums, de, Archäum entspricht. Im Kampfe zwischen den beiden Reichen formte sich ein Centrum, als Punkt des Gleichgewichtes, in welchem die Resultate des Streites sich aufzeichneten. Dieser centrale Punkt steht unter der Obhut des Engels des Angesichtes Gottes, Michaels, und dieses Centrum bildet die erste Grundlage, auf welcher sich das Reich der Imago Coelestis innerhalb der kosmischen Regionen aufgebaut hat. Was für den kosmisch-irdischen Menschen das Centrum des Bewusstseins bedeutet – welches schwebend ist zwischen seiner niederen Natur, oder seiner dreifachen Hülle, und der himmlischen Natur, als dreifach-göttlichen Seelenkraft in ihm – ist für den Kosmos der centrale Punkt, der zwischen dem Reiche der gefallenen Engel und dem Reich der göttlichen Boten sich gestaltete als Grundlage für das Reich der Imago Coelestis im Kosmos, so wie das Centrum des Bewusstseins dies im Menschen ist. Deshalb wird neben der Zahl drei, sei es in Bezug auf die Regionen des Kosmos oder auf das dreifache Reich der göttlichen Boten, der centrale Punkt noch in Betracht zu ziehen sein, weil dieser Punkt zu beiden Reichen in Beziehung steht. So wird die Vierzahl eine Grundzahl für das, was sich im Kosmos offenbart, und für den Kosmos selber. Im Menschen ist mit seiner dreifachen Hülle ein Teil des Bewusstseins verknüpft worden und bildet mit derselben eine Vierheit; hat er dieses aus der Macht der Hülle befreit, so steht es als eine Einheit der niederen Dreiheit gegenüber, indem es sich mit der dreifach-göttlichen Seelenkraft, der höheren Dreiheit, verbindet.

Es werden in dem Weltentempel, als Urbild des Corpus Materiale, vom menschlichen Bewusstsein erblickt in den vier Ecken desselben diejenigen Gestalten, die innerhalb des Kosmos die Kraft des  D e n k e n s,  F ü h l e n s  und  W o l l e n s  darstellen unter der Form des  A d l e r s, des  S t i e r e s  und des  L ö w e n, verbunden mit dem Menschenantlitz als der vierten Gestalt. Als das Bewußtseinscentrum sich zum ersten Male, frei von seiner Hülle, in den Regionen des Kosmos selbst erlebt, nahmen diese Regionen sich gleichwie ein Chaos aus, das sich allmählich als ein Gebilde zeigte und welches bestand aus der Zusammenfügung jener vier siderischen Zeichen, so wie diese im Reiche der gefallenen Engel der gefallenen Engel sich als disharmonische Kräfte offenbaren mussten. Im Gegensatz zu diesem Zerrbilde erlebt nun das Bewußtseinscentrum das Urbild des kosmischen Corpus Materiale und das Reich der Imago Coelestis; so werden auch die Urbilder der vier betreffenden Zeichen offenbar. Am oberen Ende des Kreuzes ist, weiß und gold, das Urbild der Adler-Gestalt zu erblicken; an den beiden Armen des Kreuzes befinden sich das Urbild der Stiergestalt und das des Löwen, und zwar so, dass die erste im Glanze des Blau und als Silber an der linken Seite, das Löwenbild in strahlendem Rot, in eherner Gestalt, an der rechten Seite des Adlers steht. Dem Adler gegenüber offenbart sich das Menschenantlitz – als Urbild des himmlischen Menschen und Teil der Imago Coelestis – in seiner Einheit mit dem  M e n s c h e n s o h n  und dem  G o t t m e n s c h e n, der das Ebenbild des Sohnes, des Menschenantlitzes in der Trinität, ist. Das Wesen der Imago Coelstis, im Menschenantlitz abgebildet, wirkt auf die drei Urbilder des Adlers, Stieres und des Löwen so ein, dass auch diese den Menschentypus erhalten. Sie offenbaren sich dann als drei mächtige Könige, von denen ein jeder herrscht über eine bestimmte Seelenkraft, die zur himmlischen Natur des Universums und des Menschen gehört, und vom Geiste der Imago Coelestis, als Abbild des Sohnes, belebt wird. In seinem Tempel dienen diese Könige und Priester des ewigen Wortes, vom Geiste Gottes gestärkt und durch das Licht des Heiligen Geistes durchleuchtet. Sie stellen auch das Urbild der drei Kräfte dar, welche sich im Abbilde und im Raume als Tiefe, Länge und Breite ausnehmen, und aus deren Verbindung die drei Dimensionen entstehen. 

 

 

 

Band IV

 

DAS GROSSE ZEICHEN

 

Die Reinigung (Katharsis) des Herzens

 

 

Die drei Stufen der Einweihung sind jenem Bewusstsein des Menschen anzupassen, das innerhalb der drei Hüllen des Kosmos lebt. „Selig sind die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen“, spricht Christus; nur das gereinigte Herz kann das kreuzförmige Siegel seines inneren Lebens öffnen, und nur aus dem reinen, geläuterten Herzen kann das Lichtcentrum als die Blüte einer inneren Verklärung und Erleuchtung des Herzens hervorgehen. Nur aus jener inneren Erleuchtung heraus, kann der Aufschwung, der zu dem zu dem siderischen Leben führt, zur Einigung mit der positiven Lichtseite des Kosmos stattfinden. Das Bild des Kreuzes ist immer wieder der Ausgangspunkt für das höhere Leben im Menschen, sei es, dass es sich unmittelbar auf das Geistesleben, die Einswerdeung mit Christus auf dem spirituellen Weg, sei es auf den mittelbaren Aufstieg des inneren Bewußtseinscentrums in den Kosmos und in die eigenen Hüllen des Menschen auf dem psychischen Weg bezieht. Das Kreuz wird zum Stamme des Lebensbaumes des Kosmos, nachdem die Lichtblüten des neuen Lebens seinem dürren Holze entsprossen sind.

 

Die Reinigung des Herzens bedeutet zugleich die Reinigung des Willenscentrums, der Denkkraft und des Empfindungslebens im Menschen. Wenn das Herz die Fesseln des Materiellen Lebens innerlich zersprengt und im elementalischen Leben aufblüht, so treten auch die drei dem inneren Bewusstseinsleben verwandten Kräfte des Denkens Wollens und Fühlens in das elementalische Leben ein, um dort in einer entsprechenden Weise tätig zu sein. Nicht länger durch jene Kräfte, die in der Welt des Größten Widerstandes mächtig sind, gebunden und gehemmt, wird sich das von den Fesseln des physischen Organismus befreite Denken, Wollen und Fühlen unendlich kraftvoller, intensiver und umfassender gestalten können. Die aufwärtsstrebende Denkkraft, die aus dem erwachten Bewusstseinsleben hervortritt, wird nicht mehr ein blasses abstraktes Spiegelbildvereinzelter Tatsachen abgeben und nicht mehr analysierend, kombinierend und kritisierend wirken, sondern das Denken wird eine bewusste Aufnahme und Verarbeitung jener Weisheit sein, die aus dem Leben der kosmischen Forma Elementalis  strömt und auch die elementalische Hülle des Menschen durchflutet und umspült. Es wird nicht wie in der materiellen Welt ein bestimmtes Objekt gedacht, sondern das Denken wird von der Weisheit erfüllt und ernährt werden, wodurch es zu einer schöpferischen, lebendigen und harmonischen Kraft werden kann.Die durch das Denken hervorgebrachten Formen und Gebilde sind farbige, leuchtende und belebte Wesen, die wie eine elementalische Peripherie das schöpferische Denkcentrum umgeben. Denn alles blasse farblose, durch die materiellen Bedingungen und starren Begrenzungen eingeengte Leben blüht in dem elementalischen Leben zu intensiverem, umfassenderem und freierem Dasein auf.

 

Die Willenskraft gestaltet sich im elementalischen Dasein zu einem Centrum der Stärke, von dem die Kraft des lebendigen Schaffens ausströmt. Diese Kraft bewirkt, dass sich das Gewollte sogleich zur Realität gestaltet und zwar zu Formen, Figuren und Gebilden, die machtvoll auf das Willenscentrum reagieren und wie ausgesandte Diener sich dorthin bewegen, wohin der Wille es gebietet. Deshalb kann eine ungereinigte Willenskraft, wenn diese in der elementalischen Hülle des Menschen centralisiert wir und bewusst nach außen tritt und in der entsprechenden Welt zu wirken anfängt, eine schreckliche Verheerung anrichten, wenn auch zunächst nicht in der materiellen Welt selber.

 

Der Mensch, der sich in  der elementalischen Hülle nicht bewusst erlebt, kann von der elementalischen Welt aus leicht beeinflusst werden, und wenn die Einwirkung schädlich ist, wird dieselbe mittelbar auch dem physischen Körper Nachteil verursachen. Auf diese Gefahr ist schon hingewiesen, als von magischen Einwirkungen die Rede war.

 

Im Lebenscentrum der elementalischen Hülle, das als das elementalische Herz betrachtet werden kann, verbindet sich das innere Bewusstseinsleben mit der Kraft des Wollens. Von diesem Centrum aus wird die Verbindung mit anderen elementalischen Lebewesen hergestellt; auch steigt von diesem Centrum aus die Kraft des Denkens aufwärts nach jenem elementalischen Nebencentrum, das im physischen Körper dem Kopfe entspricht.

 

Die Kraft des Fühlens bewegt sich, vom Lebenscentrum ausgehend, zunächst abwärts und durchdringt dann die ganze elementalische Hülle. Sowie das Denken in der elementalische Hülle zur lebendigen, schaffenden Kraft der Weisheit geworden ist, wird das Fühlen zur gestaltenden, bildenden Kraft der Schönheit. Die Harmonie, die die Schönheit, als sich in der Form offenbarenden Weisheit, durchflutet und umringt das Fühlen in der elementalischen Hülle. So ist das Elementenmeer dann ein von Weisheit, Kraft und Harmonie der Schönheit durchdrungenes Lebenselement für jene Wesen, die bewusst die positive Seite dieser kosmischen Region erleben können. Doch ist dort auch die Schattenseite vorhanden, die von den entgegengesetzten Kräften erfüllt ist. In dieser werden die Wesen zum Bewusstsein kommen, die nicht die lichten, sondern die dunklen Kräfte des Kosmos im eigenen Innenleben entfaltet haben und diesen infolgedessen dann auch äußerlich begegnen müssen, da sie mit denselben verbunden sind.

 

Die Offenbarungen der Weisheit, Lebenskraft und Schönheit, die schon in der Natur und in den Gestalten der materiellen Welt zu finden sind, werden innerhalb des elementalischen Lebens unendlich mächtiger und lichtvoller, denn der dichteste Schleier der Natur ist dort gehoben worden. Das Schwere, Undurchdringliche und Finstere der gröbsten Materie der physischen Welt wird in der elementalischen Hülle zu einem feineren, lichtvolleren Stoff, und statt des starren, beharrlichen Widerstandes der festen physischen Formen erscheint eine Beweglichkeit und Verwandlungsfähigkeit in bezug auf Umfang und Form. Es kann dadurch auch zwischen den elementalischen Hüllen und ihrer Umwelt eine inwendigere Verbindung bestehen, denn alles lebt und webt mehr ineinander in dieser Welt. Deshalb tritt auch hier nicht mehr das Gefühl der Absonderung, der Vereinsamung und des Abgeschlossenseins so stark auf, wie das in der materiellen Welt und beim Leben im physischen Körper der Fall ist.

 

Doch ebenso wie sich die Weisheit, die Lebenskraft und die Schönheit an der Natur des elementalischen Lebens intensiver und stärker offenbaren als an der Natur der materiellen Welt, so treten auch in dem ersteren die die entgegengesetzten Kräfte stärker und unmittelbarer in die Erscheinung. Jene Kräfte die in der irdischen Natur als chaotisch, verheerend, als hässlich und disharmonisch auftreten, steigern sich ins Unermessliche, wo dieselben innerhalb der elementalischen Natur wirken und dort, ungehindert durch den größten Widerstand, weniger stark begrenzt durch die festen Formen der materiellen Welt, ihr Spiel treiben können. Dann wird hinter dem gelüftetem Schleier ein Schreckensbild offenbar, denn, wo einmal die physischen Hemmnisse gefallen sind, ist auch ihr Schutz verschwunden, und die beweglichen wandelbaren Grenzen der elementalischen Formen bieten dem inneren Leben wenig Sicherheit gegen das Einbrechen der tobenden, brausenden Wellen des in Aufruhr geratenen Elementenmeeres. Wie eine Schnecke in ihr Gehäuse, kann sich der innere Mensch in seine physische Hülle zurückziehen, wenn er befürchtet, dem Anprall äußerer Ereignisse nicht gewachsen zu sein. In der elementalischen Hülle kann sich der innere Mensch nicht auf eine derartig äußere Weise schützen; da muß sich das innere Bewusstseinsleben selbst den Schutz bilden; von innen heraus muß es selbst Widerstand leisten und wie eine Art geistige Wand aufrichten, an welcher dasjenige abprallt, was an das innere Leben nicht herankommen soll. Das Denken, Wollen und Fühlen des Menschen soll von den chaotischen, verheerenden und unharmonischen Kräften der elementalischen Natur nicht überwältigt werden, wenn das Bewusstsein innerhalb der elementalischen Hülle lebt. Der Mensch, der selber die dualistische Natur der dreifachen Hülle des Kosmos in der Natur seiner physische, elementalischen und siderischen Hülle spiegelt, wird unbedingt die Kräfte der Lichtseite sowie der Schattenseite jener Natur an sich selbst und an seiner Umwelt erleben müssen, solange er die eigene Hüllennatur nicht geläutert hat, so dass die dunklen Kräfte dem Menschen nichts mehr anhaben können.

 

Wenn der Mensch die Läuterung seiner niederen Natur bewusst durchmacht, während er in der physischen Hülle lebt, wird er noch den äußeren Schutz jener festen starren Umhüllung und Begrenzung empfinden und sich unterdessen im Inneren die geistigen Kräfte aneignen, die dann von innen nach außen hin die geistige Wand erbauen, die ihm als Abwehr gegen schädliche Einflüsse von außen dienen wird. Da die siderische Hülle die elemmentalische Hülle durchdringt, umringt und belebt, und beide die physische Hülle beleben (sowohl im Kosmos wie in einem jeden physischen Körper), so kann der Mensch, der im physischen Körper lebt, schon die Natur seiner elementalischen und seiner siderischen Hülle reinigen und verklären. Dadurch kommt er mit der Lichtseite des Kosmos, als der reinen Natur desselben in Beziehung, und wenn das innere Bewusstseinsleben dann in den feineren Hüllen des Menschen erwacht, ist er Herr über die eigene niedere Natur geworden und hat die geistige Scheidewand zwischen sich und den zerstörenden Naturgewalten errichtet.

 

Hieraus wird wohl ersichtlich sein, wie außerordentlich wichtig es ist, dass sich der Mensch vorbereite und nicht unwissend und unbewusst den Einflüssen der elementalischen Strömungen, die heute in die materielle Welt hineinzufließen beginnen, ausgesetzt bleibe. Wenn jene elementalischen Strömungen auf ein Herz stoßen, das nicht in sich aufgegangen ist, sondern den elementalischen Strömungen verschlossen blieb, so gehen jene Strömungen an dem inneren Bewusstseinsleben vorbei und fließen unbewusst und ungehemmt in jenes Denken, Wollen und Fühlen hinein, das ungeläutert und an die materielle Welt gefesselt geblieben ist. Dieses Denken, Wollen und Fühlen wird dann zwar beeinflusst und belebt, doch kann es sich nur in der physischen Hülle, an die es gebunden blieb, ausleben. Dadurch nimmt es eine abnorme Form an, die der Natur der physischen Hülle nicht mehr angemessen ist und deshalb zerstörend auf sie wirkt. Dieses pervers gewordene Denken, Wollen und Fühlen wird dann auch im unterbewussten Leben im Menschen verlaufen, da jene elementalischen Kräfte das innere Bewusstseinsleben nicht berührt haben. Die sonst von dem Bewußtseinscentrum im physischen Körper aufwärts strebende Denkkraft wird dann teilweise wird dann teilweise durch die aus der elementalischen Strömung auftauchende Kraft des Fühlens betäubt und in das unbewusste Leben heruntergezogen, wo sie zu bloßem Instinkte und abnormer Schlauheit wird. Die Willenskraft verzerrt sich im unbewussten Leben zur abnormen Vertilgungssucht und zum perversen Triebleben. Die Kraft des Fühlens wird auf ähnliche Weise heruntergezogen und nimmt die widerlichsten und wüstesten Formen auf dem Gebiet des Empfindungs- und Sinnesleben an. Das Herz aber, das den elementalischen Licht und Lebenskräften verschlossen blieb, ist wie ein Stein, der in das Wasser des Meeres getaucht und wohl äußerlich befeuchtet wird, doch innerlich das eigene trocken, finstere und starre Wesen des Mineralischen an sich behält. Das Herz wird zwar durch die Wellen des Elementenmeeres umspült, doch bleibt es dabei innerlich dem Steine ähnlich, der den Zustand des Physisch-Mineralischen darstellt, und gleicht dem dürren Holze, das nicht ergrünen kann.

 

Anders ist es, wenn das Herz die leuchtenden Blüten entfaltet und das Sigel des bloß physischen Daseins, als die Kreuzeslinien im Inneren desselben, seelisch durchbricht. Dann nehmen jene Blüten die elementalischen Lebensströme in sich auf, ernähren und tränken sich mit denselben und führen sie der centralen Lichtquelle des Herzens zu. Die vier Blüten und die centrale Lichtquelleentsprechen den vier Hauptströmungen im Elementenmeere, die sich um die eine centrale Stromquelle bewegen. Diese fünf Strömungen fließen in die elementalischen Hüllen jener Wesen, die im Elementenmeere leben, ein und aus und stellen die Verbindung zwischen den einzelnen Hüllen und dem gesamten elementalischen Leben dar. Im physischen Körper ist die innere Wirkung der fünf Strömungen mit der jener sieben Hauptorgane, die um das Herz herum liegen, verbunden. Nach außen hin zeigen sich jene fünf elementalischen Strömungen an dem physischen Körper als die fünf Sinne, die eine Brücke zwischen der Außenwelt und dem inneren Leben bilden. Diese fünf elementalischen Strömungen bilden auch den Ausgangspunkt zu dem, was sich in der physischen Welt als die vier Elemente zeigt, die von dem einen centralen Urelement ausgehen, das nicht physisch wahrnehmbar sein kann.

 

Dieses centrale Element  muß als ein Centrum des Lichtes, des Klanges und des Lebens betrachtet werden, aus welchem zunächst die beiden Elemente des Feuers und der Luft und dann die des Wassers und der Erde entstehen. Im physischen Körper weist die Lebenswärme, die im Herzen und im  Blutumlauf besteht, auf das Element des Feuers hin; der Atmungsprozess steht mit dem Element der Luft in Verbindung, während die Bewegung der Säfte, der Drüsen, der Ausscheidung usw. Beziehung zum flüssigen Element des Wassers hat; die festen Stoffe und das Knochensystem zeigen ihre Verbindung mit dem Elemente der Erde oder dem festen Elemente.

 

Das elementalische Leben belebt und durchdringt den physischen Körper, wenn auch unbewusst. Und der Körper selber besteht aus jener Materie, die durch das Ineinanderweben der physischen Elemente entstehen konnte. Das elementalische Centrum, das dem physischen Herzen entspricht, ist für die elementalische Hülle ebenso ein Lebenscentrum, das der Licht und Wärme ausstrahlenden Sonne gleicht. Mit dieser elementalischen Herzenssonne ist jene elementalische Strömung, die sich im physischen Körper durch das Organ der Augen und durch das Sehvermögen kundgibt, am innigsten verbunden. Die elementalische Welt, insbesondere was ihre obere über das Elementenmeer hinausragende Hälfte betrifft, ist hauptsächlich eine Welt des Schauens und des Erkennens und Empfindens des Geschauten, als Weisheit.

 

Das Leuchten dieser Welt ist ein Leben in Farben, und die Farben sind da wiederum ein Ausdruck des Lebens.

 

Die Weisheit, die Stärke und die Schönheit offenbaren sich in jener Welt in strahlendem, farbigen Lichte; das, was sich in der siderischen Welt mehr als Klang und als das Leben selbst offenbart, wird in der elementalischen Welt zunächst in Licht und Farbenpracht erlebt. Besonders dort, wo das Licht der elementalischen Sonne nicht mehr mittelbar durch das Elementenmeer hindurch geschaut wird, sondern unmittelbar und unverschleiert, wird das Leben in der in der elementalischen Welt zu seiner Farbenharmonie, in die schon die Klänge der tönenden Weisheit aus der siderischen Welt hineinströmen, um dort zu Lichtgestalten zu werden.

 

Wenn in der physischen Welt Farben gesehen werden, so sind es die farbigen Oberflächen an den physischen Formen und Gestalten, die dem Auge begegnen, an welchem sich die Farbe zeigt und auf welche das Auge stoßen muß. Die elementalische Welt hat keine so scharfen Grenzscheidungen zwischen ihren verschiedenen Formen und Gestalten und zwischen dem Inneren und Äußeren der Dinge. Zwischen der äußeren Form und und dem inneren Leben ist der Unterschied weniger groß wie in der physischen Welt; auch ist die Starrheit letzterer aufgehoben durch die Beweglichkeit, Verwandlungsfähigkeit und Durchdringbarkeit der Formen und Gestalten. Jene Farben, die in der elementalische Welt gesehen werden, sind eigentlich der innere Ausdruck des Lebens selber, das mehr oder weniger stark in einer bestimmten Farbnuance offenbar wird. Der innere Charakter des inneren Lebens gibt sich nach außen als eine bestimmte Farbe kund, also als eine besondere Strahlenbrechung des weißen Lichtes. In der elementalischen Welt kommt hauptsächlich der bestimmte Typus der inneren Seelenempfindung in den Lichtfarben zum Ausdruck, denn die Kräfte des Lichtes und des Fühlens stehen dort in einem innigen Zusammenhang. Weil in der elementalischen Welt die Strahlenbrechung des einheitlichen weißen Lichtes nie so scharf und abgegrenzt sein kann wie in der physischen Welt, so sind die elementalischen Farben leuchtender, schillernder, durchsichtiger und zarter nuanciert als die, welche mit dem physischen Auge gesehen werden. Auch strahlt das innere Leben durch sie hindurch, sodaß ein inneres Leuchten die Farben hell, strahlend und lebendig macht. Die kosmische Forma elementalis enthält das Abbild der sieben Farben in den großen Planetensphären ihrer oberen Hälfte, die über das Elementenmeer hinausragt. Von diesen strahlen die drei unteren Sphären mit der Sonnensphäre ihr Licht in das Elementenmeer ein. In diesen sieben Planetensphären bildet sich das Licht des siebenfarbigen Regenbogens des Archäums ab, jenes Reich, das überkosmisch ist, und das reine, ungetrübte Urbild des ursprünglichen Kosmos (im Sinne der Bedeutung des Wortes Schmuck) darstellt.

 

Der Mensch, der mit dem inneren Bewusstseinsleben und dem Denken, Wollen und Fühlen an den physischen Körper gefesselt bleibt, betrachtet die materielle Welt, die ihm vermittels seiner fünf Sinne zugänglich ist, als die einzige Wirklichkeit. Sobald ihm aber das eigene Herz aufgeht, und die Lichtquelle desselben die materiellen Grenzen seelisch durchbricht, wird dem Menschen die neue Welt des Lichtes eröffnet. Das Licht im Herzen wird eine mehr innerliche Welt, als die physische, erschließen, und wie das physische Herz des Menschen dem Menschen dann vorkommen wird wie die materielle Schale, aus welcher der innere Lichtkern hervorbrach, so werden alle Formen, Grenzen und Gegenstände der physischen Welt wie eine Art von äußeren Schalen, die das innere Leben einhüllen und verbergen, erscheinen. Innerhalb der elementalischen steht die physische Welt mit ihren starren, engen Formen und ihrer Begrenzung da, wie einer Art von äußerer Bühne mit Kulissen, zwischen welchen die menschlichen Schauspieler in verschiedenen Gestalten, ihren Rollen gemäß auftreten und abgehen. Diese relative, vergängliche Welt, die scheinbar bleibend und fest, doch in Wirklichkeit immerfort im Werden und Vergehen, teilt diese Eigenschaft auch den Körpern aller Lebewesen, die dort eine zeitlang leben müssen, mit.

 

 Die Vedanta-Weisheit spricht vom physischen Körper als „Form der Nahrung“ und „dichtestem Schleier, der das Innere des Menschen davon abhält, sich mit dem höchsten Wesen eins zu wissen.“

 

In allen Zeiten ist es das Ziel der Weisen und Asketen gewesen, jenen Schleier durch innere Reinheit des Herzens so durchsichtig und klar zu gestalten, dass die Undurchdringbarkeit und Undurchsichtigkeit desselben überwunden wurden. Das vollständige heben dieses Schleiers geschieht nur auf dem spirituellen Wege, , der durch die Einswerdung mit Christus gekrönt wird. Die Mystiker und Eingeweihten der christlichen Mysterien sind Beispiele für den unmittelbaren Aufstieg aus der materiellen Welt zum geistigen Leben. Der heutigen Menschheit aber steht ein unbewusster, unfreiwilliger Eintritt in die elementalische Welt bevor. Sie hat den spirituellen Weg nicht gewählt, sondern sich der materiellen Welt derartig mit Herz und Seele verschrieben, dass sie nicht einmal mehr verstehen kann, was ihr in der nächsten Zukunft bevorsteht. Wenn sich der dichteste Schleier des materiellen Lebens einigermaßen heben wird, tritt der die irdische Menschheit in eine Welt, die ihrem Denken, Wollen und Fühlen fremd ist, und wo sie andere Wahrnehmungsorgane braucht als die, welche auf die physische Welt alleine Bezug haben.

 

Wie die vier Lichtblüten aus dem einen centralen Lichte im Inneren des Herzens heraus-strahlen, so können nur aus diesem Lichte diejenigen Centren in der elementalischen Hülle entstehen, durch durch welche ihm die elementalische Welt offenbar wird; wie das innere seelische Leben das äußere physische Herz durchdrang und darüber hinausstrahlte, so werden die Sinne, die der elementalischen Welt angepasst sind, mit jener mehr innerlichen und umfassenderen Tätigkeit, die dieser Welt entspricht, wirksam sein. Doch wie der Mensch im physischen Leben mit offenen Augen dastehen und dennoch nichts wahrnehmen kann, solange das innere Bewusstseinsleben abwesend ist, so werden auch allen Wahrnehmungen in der neuen Welt nur dann zum Menschen durchdringen können, wenn sein Bewußtseinscentrum innerhalb jener Welt und in der eigenen elementalischen Hülle erwacht ist und als Empfänger jener Sinneseindrücke auftritt.

 

 Von den physischen Sinnen können können der Geschmack und der Geruch als die zwei niedersten und gröbsten betrachtet werden, weil sie sich auf die Aufnahme einer gröberen Materie, wie das mit den anderen Sinnen der fall ist, beziehen. Der Geschmack ist mit den Bedürfnissen des physischen Körpers betreffs der Ernährung verbunden, also mit dem Auswechseln der gröberen Materie, sei es in fester oder flüssiger Form, zwischen den verschiedenen Körpern Der Geruch hat mit einer feineren Art des Auswechselns zu tun, nämlich mit dem Stoffe in luftförmigem Zustande, sowie mit dem Bedürfnis des Atmens in Bezug auf den physischen Körper. Auf diese beiden Sinne folgt der Tastsinn, im Sinne der äußeren Berührung der grobstofflichen Formen und Gegenstände untereinander, sowei diese in der Welt des größten Widerstandes und der festen, starren Formen empfunden werden. Weil diese drei Sinne als die niedrigsten betrachtet werden können, so sind sie auch die ersten, auf welche der Mensch beim ersten Eintritt in den unteren Teil der elementalischen Welt, dem Elementenmeere, stoßen muß. Diese Sinneseindrücke verinnerlichen sich dort und werden zu einem Kosten, Prüfen und Empfinden, der Umwelt und den Lebewesen gegenüber. Dies führt zur Anziehung oder Abstoßung, zur Verbindung in Sympathie oder zur Entfernung aus Antipathie in bezug auf die Lebewesen und ihre elementalischen Hüllen untereinander. Das innere Gefühl, als Empfindung der Sympathie oder Antipathie bei einer äußeren Berührung, bildet die Brücke zwischen äußerem und innerem Empfinden; und der Gefühlssinn kann deshalb als der äußerlichste und zugleich als der innerlichste Sinn betrachtet werden. Gerade da, wo die Grenzen der festen Materie in ein bewegliches flüssiges Element übergehen, wird der äußere Gefühlssinn sich von selbst einigermaßen verinnerlichen, und das ist der Fall innerhalb der elementalischen Welt.

 

In der oberen Hälfte der Forma Elementalis wird dieses Gefühl intimer, feiner und unmittelbarer, wie auch die beiden höheren Sinne des Sehens und des Hörens des physischen Körpers im Elementenmeere und erst recht über dasselbe hinaus zu einer ungehemmten stärkeren Wahrnehmungskraft werden.,

 

Das Erleben der Licht- und Farbenwelt, das wie ein inneres Schauen in der elementalischen Hülle des Menschen auftritt, entfaltet sich erst völlig über dem Elementenmeere, in der höheren elementalischen Welt. Dasselbe gilt für das Wahrnehmen des tönenden, klingenden Lebens in jener Welt, das ein inneres Hören auf die äußeren Harmonien der Sphären und auf das innere Seelenleben der Lebewesen in denselben bedeutet. Dieses tönende Leben strömt aus einer höheren Region des Kosmos in die Forma Elementalis ein und wird deshalb nur im höheren Teil derselben unmittelbar vernommen. Es ist die Lebenssymphonie der Forma Sideralis, die sich kundgibt, denn das siderische Leben ist feiner, umfassender und mächtiger als das elementalische und durchdringt und umgibt letzteres, so wie dieses wiederum das physische umgibt. Die auf Erden wahrnehmbaren Tönesind in materielle und elementalische Stoffe gehüllte, siderische Klänge, denn auf Erden ist nicht einmal der nur in elementalischen Stoff gehüllte Ton hörbar. Wie die Wesen der physischen Welt blind sind für die elementalische Lichtwelt, so sind sie taub für die siderische Welt des Lebensklanges, und das zwar einmal für den Widerhall jenes Klanges in der elementalischen Welt und doppelt für den Klang der siderischen Welt selber.

 

Nur deshalb kann die Lichtquelle aus dem inneren Herzen herausbrechen, nur deshalb kann aus jener elementalischen Lichtquelle der siderische Lebensbaum hervorsprießen, sich zum Himmel richten und mit seinen Ästen alle kosmischen Sphären durchdringen, weil sowohl das siderische, wie auch das elementalische Leben im Herzen, dem Centrumdes physischen Lebens, verborgen liegen und einmal wieder hervorwachsen müssen, sei es auch erst nach dem Tode beim Ablegen der physischen Hülle oder bei der freiwilligen Aufgabe des nur materiellen Lebens durch das Bewusstwerden in der elementalischen Hülle und der entsprechenden Welt.

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