Die Schriften des Universellen Lebens stammen ebenfalls aus der Ebene der ursprünglichen oder alten Himmel mit ihren sieben Unterebenen entsprechend den sieben Eigenschaften (bei Lorber Liebe-Weisheitshimmel genannt), wenn auch wesentlich vereinfacht im Vergleich zu "UR-Ewigkeit in Raum und Zeit" von Anita Wolf. Die Parallelen zu letzterer sind für mich unverkennbar, z. B. wird auch hier von der Umkehr Sadhanas nach Golgatha berichtet.

Der Erdengang Jesu wird in Anlehnung an das ziemlich unbekannte Buch eines Engländers Ouseley ("Das Evangelium Jesu") aus der Sicht des geschaffenen Sohnes und Mitregenten geschildert und kommentiert ("Das ist mein Wort"), was eine andere Darstellung zur Folge haben muß, als bei Lorber, ohne daß diese beiden Darstellungen miteinander unvereinbar wären.

Weswegen Jesus das Gotteszentrum hier nicht darstellt, kann nur vermutet werden. Das Gotteszentrum ist von einer solch überwältigenden Majestät, daß auch heute nur wenige Menschen in der Lage sind, diese große Liebes-Energie zu verkraften, bzw. den Engeln der ursprünglichen Himmel, die im Univ. Leben aus der geistigen Welt mitarbeiten, wurde das Gotteszentrum noch nicht enthüllt.

Christus als Mitregent hingegen ist für viele Menschen etwas leichter eingängig und besser akzeptabel, bzw. den Engeln der alten Himmel ist er nur als Mitregent bekannt.

Um eine Interpretation des Anfangs des Johannes-Evangeliums mit seinem Logosbegriff hat man schon zu Zeiten des Heimholungswerkes Jesu Christi, wie sich das Univ. Leben zunächst bis 1985 nannte, meist einen großen Bogen gemacht, weil man diesen Logos nur schwer in der U. L.-Lehre unterbringen kann. In der damals herausgegebenen Schrift "die christliche Mysterienschule" heißt es beim meditativen Ansprechen des dritten Zentrums, der Eigenschaft Weisheit, "O ewiger Logos, erfülle mich mit Deiner Weisheit und Kraft", woraus man den Schluß ziehen muß, daß die Prophetin im Unterbewußtsein den Logos mit der Eigenschaft Weisheit gleichgesetzt hat, während er in Wirklichkeit aus der den 7 Eigenschaften übergeordneten Ebene der Trinität stammt. In einer der weiteren Anfangsschriften von Gabriele Witteck (Das Heiligtum, der Sitz Gott-Vaters, S. 17 u. 21), die heute nicht mehr herausgegeben wird, wird beschrieben, wie sich die ersten Geistwesen, die auf dieser Ebene der himmlischen Welten geschaffen werden, bewußt sind, keine Neuschöpfungen zu sein, sondern eine ewige Existenz zu besitzen. Was ja deutlich auf eine höhere Ebene in der Gottheit hinweist !

Ich erinnere mich daran, daß einem der Intellektuellen des U. L. nämlich W. Hoffmann, diese höhere Ebene der Gottheit ebenfalls aufgefallen ist (leider habe ich diese Anekdote nur noch undeutlich in Erinnerung), und da er damals (Ende der 70er Jahre) das Privileg hatte, mit dem Cherub der Weisheit über die Prophetin in einen Dialog zu treten, er nach dieser Ebene des Allgeistes gefragt hat und zur Auskunft bekam, das sei für Menschen völlig unvorstellbar (oder unausdrückbar).

Daß die eigentliche Trinität auf dieser noch höheren Ebene der Gottheit zu suchen und auch zu finden ist, scheint nicht einmal einem Cherub der Weisheit offenbart worden zu sein (oder das Bewußtsein der Prophetin war in diesem Punkt überfordert). (Wie kann wohl ein kleines Menschlein wie meine Wenigkeit zu solch vermessenen Schlußfolgerungen kommen? Letztlich besteht aber für jeden Erdengänger die Chance und ist auch das höchste Ziel, mit der eigentlichen Trinität in Beziehung zu treten und über den Funken aus dieser Trinität gleichsam zu einem Herzkind der Gottheit zu werden. Der Kleinste in seinem neuen Reich sei größer als der Größte in den alten Himmeln, sagt Jesus sinngemäß. Diese Neuschöpfung eines reinen Liebehimmels nach Golgatha wurde in den Schriften des Univ. Lebens nicht enthüllt.)

In den späteren Schriften kommt diese höhere Ebene nicht mehr deutlich zum Ausdruck. Gerade hier ist die Lehre des Universellen Lebens nicht erschöpfend und höchst ergänzungsbedürftig, z. B. durch J. Lorber. Auch in anderen Offenbarungen von nicht gefallenen Engeln kommt diese Dimension der Gottheit nicht zum Ausdruck (siehe dazu auch z. B. Walter Hinz, "Woher - Wohin", geistige Loge Zürich). Daraus läßt sich unschwer folgern, daß auch die Engel einen Demutsgang über diese Erde benötigen, um in diese noch innigere Verbindung mit Gott zu gelangen, was bei Lorber explizit gesagt wird. (Der Cherub der Weisheit war zwar als Jesaja verkörpert, dies jedoch lange vor Golgatha, als der Liebehimmel im Herzen der Gottheit noch nicht existierte.) [J. Lorber: HiG.03_56.09.17,05] "Alle Deine zuweilen Zweifel aber findest du ja ohnehin gelöst im ‚Johannes‘; lies nur recht emsig darin, denn da teile Ich euch als Meinen jüngsten und somit liebsten Kindern ja ohnehin alles mit, was Ich selbst den Erzengeln noch nicht mitgeteilt habe – bis auf Raphael, der später aber auch das Fleisch angenommen hat."

Weiterhin werden in den Schriften des Univ. Lebens die Geistkörper der reinen Geistwesen beschrieben (wichtig für die Praxis), in diesen Schriften Ätherkörper genannt, jedoch nicht identisch mit dem Ätherleib bei Steiner. Ebenso berichtet dieses Offenbarungswerk von der Funktion desErlöserfunken (Pfingstgeist), einem weiteren Aspekt von Golgatha, sowie die Auswirkung der Kreuzigung Jesu auf die astralen Sphären und genau wie bei Anita Wolf von der Umkehr Sadhanas nach Golgatha!

Die eigentliche Stärke dieser Offenbarung liegt in der systematischen Beschreibung des inneren Weges analog der sieben Eigenschaften Gottes im Mikro- und Makrokosmos. Diese Systematik ist beispielsweise den Lorber-Werken nur schwer zu entnehmen.

Die entsprechende Literatur, in der dieses so wichtige Wissen um den inneren Weg beschrieben wurde, ist leider so umfangreich und langatmig ausgefallen, daß kaum jemand, der nicht zum Univ. Leben gehört, die Bereitschaft aufbringen dürfte, sich durch diese Bücher durchzuarbeiten.

Die Gleichsetzung des sog. Wesenskernes mit dem Gottesfunken, der - jedenfalls bei Lorber - einer höheren Ebene in der Gottheit entstammt, trägt meines Erachtens nicht gerade zu einer begrifflichen Klarheit. Die Kenntnisnahme des eigentlichen Gottesfunkens und die Tuchfühlung mit demselben steht dieser Gruppe noch bevor.

Neben der Darstellung der Trinität, die nicht die Tiefe der Lorberwerke erreicht (die eigentliche Trinität kommt in den Schriften des Univ. Lebens. gar nicht vor, sie wird mit der sog. Triade verwechselt, verübelt man in Lorberkreisen dem Univ. Leben, daß der Körper Jesu angeblich natürlich gezeugt worden sei, wodurch dessen Göttlichkeit geschmälert werde, wie manche argumentieren. Mir selbst ist diese Argumentation nicht nachvollziehbar, da Gott doch nicht der Körper Jesu ist, sondern der Logos (dieser offenbart sich nicht im U.L.), der sich dieses Körpers bedient und diesen nach der Kreuzigung ins Geistige transformiert.

Die Darstellung Lorbers ist für mich jedoch glaubhafter (in der Bibel gibt es z. B. einige Schwangerschaften bei Frauen, die bereits lange in der Menopause waren, sich daher nicht auf natürliche Weise erklären lassen, warum also nicht bei Jesus?). Ich halte es jedoch für völlig überzogen, diesen Punkt zu einem Verteufelungsgrund gegen das Univ. Leben hochzustilisieren.

Die vereinfachte und relativ verständliche Darstellung vieler Sachverhalte lassen mir das Univ. Leben als eine Art vereinfachte Geistesschule erscheinen, mit Vor- und Nachteilen. Die Nachteile kommen insbesondere dort zur Wirkung, wenn sich Menschen in Führungspositionen mit einer dogmatischen Mauer umgeben und außer den U. L.-Schriften nichts anderes mehr gelten lassen wollen. So begrüßenswert es sein mag, daß man aus den himmlischen Welten eine Geistesschule für "Jedermann" hier etablieren wollte, so sollte man sich davor hüten, diesen Teil des geistigen Wissens für das Ganze zu halten.

Da man innerhalb des Univ. Lebens außer den dort herausgegebenen Schriften nichts anderes mehr lesen soll, fehlt den meisten der Überblick über die verschiedenen geistigen Ebenen und die Beurteilungsfähigkeit anderer medialer Schriften. Letztere werden häufig mit der pauschalen Verunglimpfung "alles astral" abgetan. Ein Urteil, das von derselben Qualität ist, wie wenn fanatische Bibelchristen alles, was über die Bibel hinausgeht, mit "okkult" abtun.

Man findet in dieser Gruppe aber auch, wie selten, viele geistig Strebende und zur Umsetzung in die Praxis bereite Menschen, insbesondere auch das urchristliche Ideal vom Gemeineigentum. Inwiefern die praktischen Ansätze alternativen Wirtschaftens den Idealen der so gerne hochgehaltenen Bergpredigt entspricht, kann ich nicht beurteilen.

Seit dem Erscheinen des Buches von Hans-Walter Jungen über das Universelle Leben läßt sich dort nachlesen, daß das Univ. Leben quasi seine "Unschuld" verloren und zumindest zeitweilig auf das Niveau seiner Gegner gesunken ist, bis hin zu tätlichen Angriffen von Führungspersönlichkeiten auf mißliebige Journalisten, anonymen Drohanrufen gegen Kritiker, organisiertem Druck auf Aussteiger, die Informationen über das Gemeindeleben an die Öffentlichkeit bringen usw. - und das trotz Bergpredigt. Ohne auf das Buch näher einzugehen, das natürlich aus der Sicht eines scharfen Kritikers des Univ. Lebens geschrieben wurde, läßt sich sagen, daß man sich dort mit der Umsetzung der in der Theorie so hochgehaltenen Bergpredigt gehörig schwertut, und sich 1995 die Führung der Organisation von Christus (und/oder Gott-Vater) durch die Prophetin (was meines Erachtens wiederum für die Echtheit der Offenbarung spricht) sagen lassen mußte:

"In euch sollte eine Ausreifung erfolgen. Es ist wenig davon geschehen. Ihr kommt euch berechtigt vor, für mich zu entscheiden. Das sind Fehlentscheidungen, die nicht mit mir, also gottlos gehandelt sind. Ihr unterstellt mir, was ihr wollt und zu erreichen trachtet ... Ihr habt euch mein Werkzeug angeeignet. Nicht immer kommt aus ihm mein Wort - mein Wille! Ihr habt Kritik an mir und meinem Werk verschuldet durch euer hochmütiges Verhalten. Ihr hört nicht auf meine Werkzeuge, ihr benutzt sie ..." "Trennt euch von jener Hälfte Lehrer, die nicht mein Werk tun. Jeder prüfe sich und gehe selbst. Wer sich nicht erkennt, der mag von anderen gedrängt werden hinauszugehen und einige Jahre kein Amt in der Gemeinde zu versehen. Doch gebet acht, daß nicht die falsche Hälfte die rechte Hälfte hinausdrängt ..." "Laßt mein Sprachrohr zurückkehren unter die Menschen, zu denen es gehört. Haltet nicht ‚Hof`' mit ihr, denn sie ist Mir fern geworden!" (Hans-Walter Jungen, Universelles Leben, S. 103/4)

Die von Jungen wiedergegebene Kritik wurde meines Wissens nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und wie damit umgegeangen wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Als organisatorischer Hintergrund für die zahlreichen Radiosendungen in alle Welt, mag das U.L. nach wie vor eine gewisse Bedeutung besitzen, als organisierte Geistesschule mit Vorbildcharakter hingegen ist seine Glaubwürdigkeit inzwischen stark gesunken. Daß man innerhalb dieser Gruppe einen schnelleren oder direkteren Weg zu Gott finden kann, wie einem die Anhänger gerne glauben machen wollen, das muß inzwischen mit Fug und Recht bezweifelt werden.

Man könnte das Universelle Leben mit Johannes dem Täufer vergleichen. Wie dieser zeichnet sich das U. L. durch starke Kritik an den Amtskirchen, und Betonung der göttlichen Gesetzmäßigkeiten aus. Diesem wird eine noch höhere Bewegung folgen, die mehr aus der göttlichen Herzliebe herstammt.

Die Aufgabe des ehemaligen Heimholungswerkes Jesu Christi hat inzwischen der Liebe-Licht-Kreis Nürnberg übernommen, wo ein entsprechender innerer Weg geoffenbart wurde. (Jesus Christus lehrt: Der Weg zur Einheit durch die Liebe)

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