Die Dudde-Offenbarung ist gegenüber Lorber vereinfacht, woraus viele Missverständnisse entstanden sind.

Bei Dudde besteht der Mensch "nur" aus Leib, Seele und Geist. (Was ja gegenüber den kirchlichen Vorstellungen, der Mensch bestünde nur aus Leib und Seele, ein großer Fortschritt ist.)

Bei Lorber hingegen besteht der Mensch aus Leib, der substantiellen Seele, einem geschaffenen essentiellen Geist und einem reinen Gottesfunken. Es gibt bei Dudde dem Wortlaut nach keinen essentiellen und schon gar keinen überessentiellen Geist (ein analytischer Begriff des Lorberfreundes WS zur Bezeichnung des unpersönlichen Aspektes des Gottesfunken), wohl aber dem Sinn nach. Durch die Vereinfachung tritt bei Dudde eine Sinnverlagerung auf:

Der Begriff "Seele" wird in der Offenbarung von Dudde, genau wie bei Swedenborg, in einem ganz anderen Sinn gebraucht als bei Lorber und zwar in dem selben Sinn, wie der Begriff des "essentiellen Geistes" bei Lorber. (Der Begriff "Geist" entspricht bei Dudde dem Gottesfunken von Lorber)

Man darf hier nicht den Fehler begehen, Lorberbegriffe über die Dudde-Offenbarung zu stülpen, wie das den Dudde-Kritikern passiert ist, weil gleichlautende Worte in den verschiedenen Offenbarungen einen anderen Sinn haben.

Gerade bei der Christologie wurde von führenden Lorberfreunden mit ihrem von Lorber her geprägten Begriffsvermögen ein sog. "Dudde-Jesus" herausgelesen, der - oberflächlich gesehen - mit dem Jesusbild von Lorber nicht in Einklang gebracht und daher einer scharfen Kritik unterzogen wurde, mit dem Ergebnis, dass viele Lorberfreunde von Dudde als einer falschen Prophetin und nur mit einer gewissen Abscheu sprechen und ihre ganze Offenbarung links liegen gelassen wurde. Dabei lassen sich zwischen Swedenborg und der Dudde-Offenbarung einige wichtige Parallelen aufzeigen, die sowohl die Trinitätslehre, die Christologie und den Begriff "Seele" betreffen.

[GEJ.07_122,13] Sagte Ich: "... aber du siehst Mich, einen dir ganz ähnlichen irdischen Menschen, für den allein wahren Gott an! Merkst du denn nicht, daß Ich auch geboren wurde und bin aus Fleisch und Blut und Seele ein dir gleicher Mensch? Hat denn Gott jemals einen Anfang gehabt, und konnte Er je als ein Mensch geboren werden?"

Es gibt demnach ein "Ich" des Gottessohnes (der Logos, das "Wort", was jedoch keine Person, sondern das Licht der Weisheit, welches aus dem Zentrum, der Liebe, herausstrahlt) und ein anderes "Ich" des Menschensohnes. Dieses Ich-Bewußtsein und die Fähigkeit zu zu nehmen an Weisheit und Erkenntnis (das hat der Logos nicht nötig!!) macht den eigentlichen Menschensohn aus! Und das beinhaltet dessen essentiellen Geist (der bei Dudde "Seele" genannt wird) genauso wie bei jedem anderen gefallenen Menschen oder verkörpertem Engel:

Kann sich ein "Ich" allein aus einer Naturseele herausentwickeln, wie man den Text in Erde und Mond 33,10 mißverstehen könnte? [Er.01_033,10] Damit er aber zu dieser Kraft nimmer gelangen kann, so ist er geteilt und zerstreut durch die ganze Schöpfung, und sein Geistiges ward verkehret in Materielles, daraus nun das Seelische eines jeden Menschen hervorgeht, welchem Seelischen ein neues Geistiges eingehaucht wird, ... An dieser Stelle heißt es, dass dem Seelischen ein "neues Geistiges" hinzugegeben wird. Das darf man nicht übersehen. Weiter unten kann man dann zwar lesen: ...da in dem Seelischen das gegebene Ich und das Selbstbewußtsein wieder auftaucht aus der Materie,... das heißt aber nicht dass linear aus dem Seelischen sich ein Ich-Bewußsein und ein Geistiges sich herausentwickelt, sondern dieses Geistige muß hinzugegeben werden, in das Seelische hineinkommen. Eine reine Naturseele ohne jenes hinzugegebene Geistige wird folgendermaßen gekennzeichnet:

[GS.02_079,13] "Die Seele ohne den Geist ist also eine bloß stumme polarische Kraft, welche den stumpfen Sinn nach Sättigung in sich trägt, selbst aber keine Urteilskraft besitzt, daraus ihr klar würde, womit sie sich sättigt und wozu ihr die Sättigung dient. Sie ist zu vergleichen mit einem Erzkretin, der keine andere Begierde in sich verspürt als diejenige, sich zu sättigen."

Eine Naturseele alleine ist demnach weder zu einer Zunahme an Weisheit, noch zu einem Ich-Bewußtsein in der Lage und solches wird auch in ER 33,10 nicht ausgesagt. Dort ist von einem Geistigen die Rede, welches dem Seelischen hinzugegeben wird und allein dieses Geistige ist zu einem Ich-Bewußtsein und einer Zunahme an Weisheit und Erkenntnis in der Lage. [GEJ.08_024,11] "Wenn wir aber das Leben und Sein der Seele für sich noch näher betrachten, so werden wir auch bald und leicht finden, daß sie als auch noch ein substantielles Leibmenschwesen für sich um nichts höher stünde als allenfalls die Seele zum Beispiel eines Affen. Sie würde wohl eine instinktmäßige Vernunft in einem etwas höheren Grade innehaben denn ein gemeines Tier, aber von einem Verstande und einer höheren freien Beurteilung der Dinge und ihrer Verhältnisse könnte da nie eine Rede sein."

[GEJ.08_024,12] "Dieses höhere und eigentlich höchste und Gott völlig ähnliche Vermögen in der Seele bewirkt ein rein essentiell geistiger dritter Mensch, eben in der Seele wohnend."

Diese innere Konstitution des Menschen die auch in Oalims Gesicht (physischer, seelischer, essentiell geistiger Mensch + Sonnenherz und darin der Gottmensch) geschildert wird, besaß auch Jesus, selbst wenn dieser essentiell geistige Mensch, der das "Ich" des Menschensohnes in Jesus war, bei Lorber stark in den Hintergrund tritt. Das "Ich" des Menschensohnes Jesus ist niemand anderes als dessen essentieller Geist oder in der Sprache Duddes die reine Seele Jesu, hinter der sich etwas verbirgt, was bei Lorber nur angedeutet, dafür in anderen Offenbarungen ausführlich behandelt wird. Auf den Punkt gebracht: Der sog. "Dudde-Jesus" ist nichts anderes als der essentielle Geist des "Lorber-Jesus", der in der Offenbarung nach Lorber beinahe versteckt ist, da bei Lorber eben die tieferen Geschehnisse von Jesus als dem verkörperten Zentrum der Gottheit die Rede ist.

Daß unter dem "Menschensohn" nicht allein der Körper und die aus den gefallenen Bestandteilen zusammengesetzte Naturseele verstendenwerden kann, zeigt auch die folgende Textstelle: [GEJ.01_020,01] (Der Herr:) "Sieh, niemand fährt gen Himmel als allein Der, Der vom Himmel herniedergekommen ist, nämlich des Menschen Sohn, Der gleichfort im Himmel ist."

(Der Seelenbegriff in der Offenbarung nach Dude stimmt mit dem bei Swedenborg exakt überein: "Hier möchte ich folgendes Geheimnis anführen: Die Seele, die vom Vater stammt, ist der eigentliche Mensch." (WCR 103a) Hier wird der Begriff "Seele" in dem selben Sinne verwandt wie bei Dudde, als etwas von Gott geschaffenes Reines (=essentieller Geist), nicht wie bei Lorber im Sinne einer " gefallenen Naturseele". "Was aber von Gott einfließt, das nimmt seinen Eingang in die Seele und wirkt weiter durch die Seele hindurch in den vernunftbegabten Geist und endlich durch diesen hindurch in den Körper..., weil das innerste oder erste der Aufnahmegefäße im Menschen seine Seele ist,..." (S. 19) "Die Menschenseele als geistige Substanz (substantia spiritualis) höherer Art nimmt das Einfließen unmittelbar von Gott auf. Der menschliche Geist aber, als geistige Substanz von niedriger Gattung, nimmt das Einfließen von Gott mittelbar auf aus der geistigen Welt." (S. 20) Swedenborg, von Seele Geist und Leib. Anmerkung von mir: In dieser Weise würde man das bei Lorber nie und nimmer finden)

Dieser Menschensohn Jesus als ein Geistwesen ist ebenfalls an der Kreuzigung beteiligt und ist derjenige Menschensohn von dem gesagt wird: [GEJ.01_021,03] "...Aber nicht der eingeborene Sohn Gottes, sondern nur des Menschen Sohn wird gleich der ehernen Mosis-Schlange in der Wüste erhöhet werden,..." sowie: [GEJ.05_242,05] Es wird dann in jener Zukunft sein, daß Ich, aber nur (!) als ein Menschensohn, überantwortet werde in der Weltmenschen Hände. (Hervorhebung von mir)


Was ja bei Swedenborg bestätigt wird: "Die Lehre ein von Ewigkeit geborener Sohn sei herabgekommen und habe das Menschliche angenommen, beruht ganz und gar auf einem Irrtum..." (Die Wahre Christliche Religion, Band 1, 83) denn damit meint er nicht den menschlichen Körper Jesu, sondern die von Gott geschaffene reine Seele, die nach seinen Aussagen der "eigentliche Mensch" (WCR 103a) ist.

Daraus geht klar hervor, dass der Herr nicht Seiner göttlichen, sondern Seiner menschlichen Natur nach gelitten hat, und dass darauf die innigste, das heißt die vollständige Vereinigung erfolgte... (Swedenborg, die wahre christliche Religion, Abschnitt 126, S. 193)

Auch wenn der Gottessohn, die göttliche Weisheit, selbstverständlich bei Ihm war und mitgelitten hat, sowie auch der Vater, das personhafte Gotteszentrum, die ewige Liebe in Gott, widersprechen also nicht der Vorstellung eines Geistwesens als Mitregenten, welches nach der Kreuzigung mit der Gottheit eins wird (ein essentieller Geist kann nicht mit einem zweiten essentiellen Geist verschmelzen, wohl aber mit dem Gottesfunken oder wie bei Jesus mit dem Logos als dem Gottessohn und dem Gotteszentrum, als einem Geist höherer Ordnung.

(Die gefallene Naturseele (Astral- Mentalkörper) wird bei Dudde mit "Hüllen" bezeichnet, z. B. in BD 6877, selbstverständlich hatte Jesus eine solche gefallene Naturseele, die er umgewandelt und vergeistigt hat.)

Während durch Lorber die Menschwerdung Gottes in Jesus eine Nuance mehr aus dem Blickwickel Gottes betrachtet wird, liegt bei durch Dudde eine Nuance mehr der Akzent auf dem Menschensohn, beides widerspricht sich nicht und ist zusammengehörend.


Damit komme ich zu den Dudde Kritiken:

"Die Seele0 ist das Innerste des Menschen-1" (10) Kritisiert Wilfried Schlätz Dudde und stellt aus Lorber dagegen: "Die Seele0 ohne den Geist1 ist also eine bloß stumme polarische Kraft .... Sie ist zu vergleichen mit einem Erzkretin -- Sehet, dasselbe ist die Seele0 ohne den Geist1

Der geschaffene essentielle Geist1 ist das eigentliche Ich des Menschen. Dieser Geist1 wurde einst beim Fall Luzifers böse, und er kann bei einem teuflischen Menschen erneut böse werden. (WS)

Dann kommt er zu dem Ergebnis, auf dem er seine Kritik aufbaut: "Die BD-Texte kennen weder den geschaffenen essentiellen Geist1, der einst böse war und wieder böse werden kann, noch den geschaffenen überessentiellen Geist2, der immer rein war und rein bleibt." (WS)

Die BD- Texte kennen nur den ungeschaffenen Gottesfunken, der unmittelbar in der Seele wohnen soll. (WS)

Des gleichen J. D.: "Der Mensch JESUS war z. B. für Bertha Dudde nur eine nicht gefallene Engelsseele ohne Geist..." (siehe seine Dudde-Kritik S. 3)


Es gibt bei Dudde keinen essentiellen und schon gar keinen überessentiellen Geist, letzteres ist ein analytischer Kunstbegriff von W. S., der bei Lorber so gar nicht vorkommt. Die Dudde-Kritiker merken gar nicht, dass der Begriff "Seele" in der Offenbarung von Dudde in einem ganz anderen Sinn gebraucht wird und zwar in dem selben Sinn, wie bei Lorber der Begriff des "essentiellen Geistes". (in dieser Weise wird der Seelenbegriff auch bei Swedenborg gebraucht: "Was aber von Gott einfließt, das nimmt seinen Eingang in die Seele und wirkt weiter durch die Seele hindurch in den vernunftbegabten Geist und endlich durch diesen hindurch in den Körper..., weil das innerste oder erste der Aufnahmegefäße im Menschen seine Seele ist,..." Von Seele Geist und Leib, S. 19)

Die Dudde-Kritiker machen den entscheidenden Fehler, dass sie Lorberbegriffe über die Dudde-Offenbarung stülpen und gar nicht mitbekommen, dass gleichlautende Worte in den verschiedenen Offenbarungen einen anderen Sinn haben. Dadurch reden viele Lorberfreunde in weiten Teilen ihrer Kritik an der Dudde-Offenbarung vorbei. (Die gefallene Naturseele wird bei Dudde mit "Hüllen" bezeichnet, z. B. in BD 6877)

Weil jedoch die Lorberfreunde ebenfalls in den Lorberschen Begrifflichkeiten zu Hause sind und WS inzwischen eine Autorität in Lorberkreisen ist, folgen viele Lorberfreunde seiner schroffen Ablehnung von Dudde.

Genau das, was bei Lorber nur versteckt angedeutet wird, nämlich das "Ich" des Menschensohnes, nämlich den sog. essentiellen Geist Jesu, das in der (Äonen)Zeit geschaffene Geistwesen, der Menschensohn, der ebenfalls "vom Himmel herniedergekommen ist"[GEJ.01_020,01], genau darüber berichtet uns etwas deutlicher die Offenbarung nach Dudde, im Unterschied zu dem ungeschaffenen Gottessohn, dem Logos, der vorzugsweise bei Lorber zu Wort kommt.

Gerade das, was die Kritiken bemängeln, nämlich das angebliche Fehlen eines geschaffenen Geistes bei Jesus in der Offenbarung von Dudde, gerade das wird ja bei Dudde ausgeführt, nur dass der geschaffene "essentielle Geist" bei Dudde genau wie bei Swedenborg "Seele" genannt wird, was die Lorberianer in ihrer blinden Aversion gegen Dudde gar nicht mitbekommen.


Da die Dudde-Kritiker zudem der Offenbarung nach Dudde ein "endliches Gotteszentrum" entgegenstellen (ihren, dem gefallenen Menschen entnommenen, projizierten Verstandesgott), obwohl es bei Lorber heißt, dass Endlichkeit und Göttlichkeit sich gegenseitig ausschließen [HGt.02_138,16], ist die Dudde-Kritik in ihren wesentlichen Teilen hinfällig.

(Siehe dazu auch: Das Gottesbild der "Dudde-Kritiker")

Eine weiteres Mißverständnis beruht darauf, daß man der Offenbarung nach Dudde ankreidet, sie verkünde einen unausweichlichen Gang in eine globale Katastrophe.

Die Kundgabe 3475 ist in der Lage dieses Missverständnis zu korrigieren:

"Doch meine Ankündigung erfüllet sich aufs Wort .... Ich würde nur dann davon Abstand nehmen, wenn die Menschheit sich wandelte, wenn die Notzeit zuvor einen Wandel bewerkstelligte und die Menschen mich suchen würden .... Doch sie sind weit davon entfernt ...." (B. D. Nr. 3475)

Im Übrigen verweise ich auf das Buch Jona in der Bibel, in dem die Zerstörung Ninives ohne wenn und aber in exakt 40 Tagen vorausgesagt wird.

Wie die Geschichte ausgeht, empfehle ich daselbst nachzulesen und gegebenenfalls sinngemäß auf die Dudde-Offenbarung zu übertragen.