Weiterleben im Jenseits

Das Diagramm von M. Heindel zeigt diesen Kreislauf von Geburt, Leben, Tod und Weiterleben in den jenseitigen Sphären, das Herabsteigen aus denselben und neue Verkörperung. (Mit "Ego" bezeichnet hier Heindel dasjenige, was diesen Kreislauf überdauert, also den Kausalkörper und den sog. essentiellen Geist, mit den Lernergebnissen aus den verschiedenen Verkörperungen, also nicht nur das Materielle und von Gott abgewandte Ego, welches sich während einer Verkörperung auf der Erde zeigt.)

Dieses Schema entspricht den östlichen Lehren vom Rad der Wiedergeburt. Ein Ausscheiden aus demselben ist in den östlichen Lehren und auch in der Anthroposophie nicht vorgesehen, was jedoch seit Golgatha als überholt angesehen werden darf.

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Unmittelbar nach dem Tode, solange ein Mensch noch mit seinem Lebensleib (Ätherleib) verbunden ist, läuft das Leben des Gestorbenen wie in einem Film vor seinem geistigen Auge ab. Es beginnt die Verarbeitung der Früchte des Lebens. Dieses rückblickende Schauen auf das vergangene Leben kann bis zu drei Tagen dauern. Lautes Wehklagen von Angehörigen kann dabei sehr störend wirken und sind nach esoterischer Ansicht völlig fehl am Platze und tunlichst zu vermeiden. Die Seele wird durch solches Trauern abgelenkt und in ihrem Verarbeitungsprozeß gestört, wodurch Lernprozesse aus der vergangenen Verkörperung verloren gehen können.

Danach löst sich die Seele von ihrem Lebensleib, der Matrize des physischen Körpers und geht in die Astralwelt ein. Dieser Lebensleib verbleibt über dem Grab des physischen Körpers und löst sich langsam auf. Die charakterliche Gesamtschwingung einer Seele zieht sie unweigerlich an den Ort, der dieser Schwingung entspricht. Während das Lebenspanorama aus dem Ätherleib ohne Beteiligung von Gefühlen an der Seele vorüberzieht und sie dieses als neutraler Beobachter zur Kenntnis nehmen kann, setzt auf der Astralebene ein Verarbeitungsprozeß ein, der die Gefühle intensiv mit einschließt.

Auf der untersten Ebene halten sich diejenigen Seelen auf, die anderen mit Absicht Schaden zugefügt haben, gleichsam in ihren bösartigen Bewußtseinszustand gefesselt, müssen sie nun die Schmerzen, die sie anderen zugefügt haben, selber erleiden, und das so lange, bis das Gefühl der Reue in ihnen entsteht. Bei sehr boshaften Seelen kann dieser Zustand Jahrhunderte oder länger dauern. Die Seelen dieser Region zeigen sich je nach Wesensart in tierischen Formen wie Drachen, Schlangen, Bären, Haie usw (bleiben jedoch Menschenseelen). Auch die den Tieren zugefügten Quälereien fallen auf ihre Verursacher zurück. Menschen, die starken Süchten oder Leidenschaften gefrönt haben, finden hier ohne ihren Körper keine Möglichkeit mehr, diesen nachzugehen. R. Steiner führt für dieses Reinigungsstadium den Vergleich eines Menschen an, der in der Wüste brennenden Durst hat, das Wasser vor Augen sieht, aber keine Möglichkeit besitzt, dieses zu sich zu nehmen. Ebenso wie ein solcher Mensch leidet eine als Mensch starken Süchten verfallene Seele in der Astralwelt. Solche Seelen suchen häufig Orte auf, an denen ihre früheren Suchtstoffe zu haben sind. Das können auch immaterielle Süchte sein wie z. B. Spielhallen, Kasinos usw. Aber auch in Discos, Kneipen und Bordellen treiben sich solche sogenannten armen Seelen herum auf der Suche nach einem Menschen, an dem sie sich anlehnen, also in dessen Aura sie eindringen können, um indirekt an dessen Sucht und deren Befriedigung teilzunehmen und ihn zu weiteren Ausschreitungen anzustacheln.

Nicht selten bleiben solche Schmarotzerseelen an ihren Wirten (Menschen) haften, was dann zu einer dauerhaften Um- oder Besessenheit führt. So manches Verbrechen kommt durch die Inspiration einer solchen Fremdseele zustande.

In etwas weniger gefährlicher und dramatischer Weise halten sich viele Seelen, die sich stark an ihren irdischen Besitz geklammert haben, in der Nähe dieses Besitzes auf, z. B. in ihrem Haus. Sie haben zumeist ihren Tod nicht bewußt mitbekommen, da sie auf ein Weiterleben nicht gefaßt waren. Sie versuchen auch, mit ihren Angehörigen eine Kommunikation zu beginnen und sind häufig ganz verzweifelt, wenn ihnen niemand antwortet, manchmal gelingt es ihnen sogar, materielle Phänomene wie Klopfen, Poltern, Türen zuschlagen zu bewirken. Andere versuchen, noch täglich zur Arbeit zu gehen und ihre Tätigkeit auszuüben, was ihnen ohne materiellen Körper nicht gelingen kann. Es kann lange dauern, bis es bei ihnen zu dämmern beginnt und sie begreifen, daß sie sich im Jenseits befinden und sich aus dieser unmittelbaren Erdverhaftung lösen können. Sodann muß aber jeder Mensch durch einen Zustand hindurch, wo die kleinen zwischen- menschlichen Boshaftigkeiten auf ihn zurückfallen, er also die Empfindungen des Leidtragenden selbst erlebt, und zwar solange, bis das Gefühl der Reue und der Hilfsbereitschaft entsteht, was bei der einen Seele kürzer, bei der anderen länger dauert. Diese Einrichtung der jenseitigen Welt soll eben einen Lernprozeß nach dem Tode bewirken, der als verarbeitetes Resultat in den sog. Kausalkörper eingeht und sich als Impuls, es besser zu machen, in einer erneuten Verkörperung auswirkt. "Was du nicht willst, das dir man tu, das füg' auch keinem anderen zu", ist das übergeordnete Gesetz, das durch diese Einrichtung gelernt und behalten werden soll.

Bei Heindel wird dieses Stadium mit seinen drei Regionen Fegefeuer genannt.

Manche Seher (z. B. Silvia Wallimann) schildern ein Tor, durch das man in die positiven Bereiche der Astralwelt gelangt. Sie vertritt die These, daß Seelen aus den unteren Ebenen zunächst eine neue Inkarnation benötigen, um sozusagen durch tätige Reue während eines neuen Erdendaseins nach dem Tode in die lichteren Bereiche der Astralwelt gelangen zu können.

Ebenso, wie man in den unteren oder Anfangsregionen der Astralwelt unter seinen unzureichenden Handlungen zu leiden hat, kommen nun die positiven Taten auf einen zurück. Die Freude und Dankbarkeit des Empfängers einer Hilfeleistung kommen hier zur Seele zurück, und dieses Zurückströmen aller positiver Handlungen, Gedanken und Gefühle bildet das hier auftretende Wohlbefinden.

Während die unteren Regionen mehr oder weniger lichtlos waren, finden sich hier lichtvolle Landschaften, Orte der Ruhe und Erbauung, allerdings noch nicht frei von täuschenden Vorstellungen. Viele Seher beschreiben ein astrales himmlisches Jerusalem, das aus den Vorstellungen von Gläubigen erzeugt und gebildet wird, in dem sich ebenso wie auf Erden verschiedene Glaubensgruppen zusammenfinden. Auch himmlische Vorstellungen aus anderen Religionen finden hier ihre Verwirklichung, wie etwa die ewigen Jagdgründe der Indianer, das Paradies der Mohammedaner usw.

Die eigentlichen Himmel und das wirkliche himmlische Jerusalem befinden sich weit oberhalb der Astralwelt. (Deshalb lassen sich Seher, die keinen Einblick in die Bereiche jenseits des Kosmos besitzen, immer wieder von ihrem nur kosmischen Wahrnehmungsvermögen täuschen.)

Gelehrte haben Zugang zur kosmischen Bibliothek, der sog. Akashachronik, und können ihr Wissen in jeder Hinsicht erweitern. Zuweilen haben manche der hier ansässigen Seelen den Drang, dieses Wissen der Erdenmenscheit zu vermitteln, was zu vielen Irrungen und Verwirrungen führt, da von hier aus gerade über Gott und die Schöpfung nur ein vorläufiges und unzureichendes Wissen erworben werden kann. In dem positiven Teil der Astralwelt wird die Vorbereitung zum selbstlosen Dienst am Nächsten getroffen. Aber auch diesen lichten Bereichen der Astralwelt haftet das Vergängliche an und soll einmal überwunden werden. Die Resultate, sprich Lehren, des Aufenthalts sowohl in den weniger lichten als auch in den helleren Bereichen werden in der darüberliegenden Mentalwelt verarbeitet, gehen in den Kausalkörper ein und bilden einen Teil des Gewissens in den folgenden Verkörperungen (auf der Erde oder einem weniger verdichteten Planeten).

Beim Eintritt in die Mentalwelt wird der Astralkörper abgestreift, der sich anschließend in der Astralwelt auflöst. Die Bibel spricht in diesem Zusammenhang sogar von einem "zweiten Tod", worunter zu verstehen ist, daß auch dieses Ereignis je nach charakterlicher Veranlagung mehr oder weniger schmerzvoll erlebt werden kann. Heindel schildert das Eintreten in die Mentalwelt als einen Moment absoluter bewußter Stille, höchster Konzentration und als ein Gefühl großen geistigen Friedens, bis dann die Sphärenklänge ans geistige Ohr des Mentalkörpers heranklingen.

Die Astral- oder Empfindungswelt wird mehr als eine Welt der Farben geschildert, während die darüberliegende Mentalwelt als Welt der Farben und vor allem Töne beschrieben wird, als ein Bereich der Urbilder und Sphärenharmonien. Zwischen Farbe und Ton besteht in dieser Welt ein Abhängigkeitsverhältnis in dem Sinne, daß der Ton die Farbe hervorbringt. Hinter den sog. Urbildern wirken daher die Urtöne. Die Mentalwelt besteht aus demselben Stoff, aus dem die Gedanken gewoben sind. Meist findet man die Unterscheidung in konkrete und abstrakte Gedanken. Die Mentalwelt wird bei Steiner, Heindel und der Theosophie ebenfalls in sieben Unterabteilungen gegliedert. Steiner beschreibt diese Ebenen folgendermaßen:

Die erste Region beherbergt die Urbilder des Mineralreiches, des physischen Teils der Pflanzen, Tiere und des menschlichen Körpers.

Die zweite Region ist die des Lebenselementes, das wie eine Art geistiger Blutkreislauf erlebt werden kann.

Die dritte Region, die des Gefühlsbereiches, in der alle Instinkte, Gefühle, Empfindungen und Leidenschaften ihre mentale Entsprechung haben.

Die vierte Region ist diejenige, die die drei zusammenfaßt.

Die drei darüberliegenden Regionen beherbergen die Antriebe und Absichten, die diesen Urbildern zugrunde liegen. Man spricht von ihnen auch von der Kausalwelt (=Ursachenwelt).

Das Geistwesen im Mentalkörper übt hier eine zweifache Tätigkeit aus: Zum einen wertet es die Erfahrungen des vergangenen Lebens sowohl auf der physischen Ebene als auch in der Astralwelt aus und prägt sie ihrem Mental- bzw. Kausalkörper ein, zum anderen arbeiten die Bewohner dieser Region an der künftigen Gestaltung der Erde mit. Die physische Gestalt der Erde, ihr Klima, die Pflanzen und die Tierwelt lernen die menschlichen Geistwesen unter Anleitung von Wesen der Engelshierarchien so zu gestalten, daß damit der Rahmen für eine - sofern erforderlich - erneute Verkörperung geschaffen wird, in dem die entsprechenden Erfahrungen für eine Weiterentwicklung gesammelt werden können. Zudem lernt man mit Hilfe von Wesen aus den höheren Hierarchien seinen Körper selbst zu gestalten und zu erbauen. Das, was früher diese Wesen für ihn getan haben, als er noch in einem unbewußten Stadium sich befand, lernt man nun mehr und mehr selbst zu übernehmen.

Ein allgemeines Kennzeichen dieses Mental-Kausalbereiches ist, daß Geistwesen nur dann ein bewußtes Erleben dieser Bereiche erlangen können, wenn sie sich während ihres Erdendaseins durch die Annahme geistiger Kenntnisse und deren praktischer Verwirklichung einen Bezug zu diesen Bereichen erworben haben. Andernfalls kann das Bewußtsein hier nicht stabilisiert werden, das Geistwesen versinkt in einen Schlafzustand, geht unbewußt durch diese Bereiche hindurch, bis es während einer neuen Verkörperung zu erneutem Bewußtsein erwacht. Nach einiger Zeit des Aufenthaltes in den höchsten Regionen der Mentalwelt (zuweilen auch als Kausalwelt bezeichnet) kann das Bedürfnis zu einer erneuten Verkörperung entstehen, die auch auf einem nicht so stark verdichteten Planeten des gefallenen Kosmos stattfinden kann.

Ein Kausalkörper, der noch nicht durch die Erfahrung auf dieser Erde zu einem völligen Einklang mit der göttlichen Liebe und Selbstlosigkeit gekommen ist, verspürt in diesen Regionen diesen Mangel und entwickelt den Antrieb, das noch Fehlende durch eine solche erneute Verkörperung nachzuholen. Das Panorama eines künftigen Lebens breitet sich vor ihm aus. Jedoch nicht nur dieses einen Lebens, in dieser Region besteht ein Überblick über die gesamten vergangenen und künftigen Verkörperungen. Aus diesem Bereich der Geisterwelt kommen die Schilderungen, die Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft quasi als gleichzeitig bezeichnen. Das Panorama des nächsten irdischen Lebens enthält die Hauptstationen, die Eckpfeiler des Verlaufes des bevorstehenden Erdenlebens, das sich einfügt in die Kette der vergangenen Verkörperungen und in die bereits gemachten und noch ausstehenden Lernprozesse. Es begleitet uns während unseres Erdenlebens ein sogenanntes karmisches Wegenetz, in dem die Hauptlernstationen eingeprägt sind, das aber dennoch genügend Spielraum für freie Entscheidungen läßt, so wie sich ein vorgenommener Plan erfüllen, übererfüllen läßt, indem ein Übriges getan wird, und auch untererfüllen läßt, indem das gesteckte Ziel nicht völlig erreicht wird.

Aufstieg in die höheren Himmelswelten

Wie schon einige Male erwähnt, gehen die Theosophie und erst recht natürlich die christlichen Offenbarungen Intermediarius, A. Wolf, Universelles Leben und Lorber davon aus, daß es noch höhere Bereiche gibt als die obere Mental-Kausalwelt, die ja noch dem Kosmos angehören, demnach jenseits des obigen Schemas von M. Heidel sich befinden.

Ich möchte die theosophischen Textstellen deswegen anführen, um einerseits einen nicht christlichen Beleg für diese Bereiche wiederzugeben und andererseits einen immanenten Widerspruch der Theosophie aufzuzeigen. Diese überkosmischen Bereiche werden von A. Besant folgendermaßen geschildert: "Es ist ein Zustand, in dem jeder er selbst ist, und zwar mit einer Klarheit und Lebendigkeit, wie sie auf den niederen Ebenen niemals erreicht werden kann, in dem jeder aber dennoch fühlt, daß er alle anderen in sich einschließt, daß er eins mit ihnen ist, ungetrennt und untrennbar." (A. Besant, Die uralte Weisheit, S. 127) Zum Vergleich nehme man die Schilderung des Intermediarius von der Himmelsrose. (S. 40) Besant gibt auch einen Hinweis, wie man auf diese Ebene kommen könne, es ist dies "die Pflege reiner, selbstloser, allumfassender, wohlwollender Liebe, einer Liebe, die nichts für sich selbst sucht, die weder parteiisch ist noch irgendeine Erwiderung fordert." So gut dieser Hinweis auch sein mag, so mutet es doch etwas seltsam an, wenn die Inspiratoren der Theosophie, die sog. Meister, von denen ja dieser Hinweis kommt, sich selbst nicht auf dieser Ebene aufzuhalten vermögen, was daraus hervorgeht, wenn Besant auf S. 121 von diesen Meistern aussagt, die obersten Ebenen der Kausalwelt seien das "Heim der Meister und Eingeweihten" (was ebenfalls aus den schon erwähnten Mahatmabriefen hervorgeht).

Es muß also noch etwas fehlen. Die christlichen Offenbarungen gehen denn auch davon aus, daß auf den Mentalebenen eine Trennung eintritt zwischen den Christen und den Nichtchristen. Erstere können bei entsprechender charakterlicher Voraussetzung (allumfassende, selbstlose Liebe) in die höheren Regionen, die ursprünglichen Himmel, die Himmelsrose oder Buddhi-(=Seligkeits)Ebene aufsteigen. Als weitere Voraussetzung bringen diese jedoch die Anerkennung der Göttlichkeit Jesu Christi und seiner Erlösertat mit, was ja einen starken Demutsaspekt beinhaltet, mit dem sich gerade diese Meister recht schwer tun. Dieser Demutsaspekt gegen den Sadhana sich aufgelehnt hat, ist eine weitere unerläßliche Bedingung zum Eintritt in diese höheren Regionen. Wie jedoch das von Lorber geschilderte Beispiel der Buddhistin Chanchah zeigt (Bischof Martin Kap. 94), werden Nichtchristen, welche eine starke geistige Liebe ins Jenseits mitbringen, von Jesus als dem Inbegriff aller Liebe wie magnetisch angezogen, erkennen und anerkennen Ihn alsbald, womit auch ihnen die höheren Himmelsebenen offen stehen. Aus Sicht der Lorberoffenbarung kann man auch den weiteren Hinweisen von A. Besant bezüglich der noch höheren, der Atmaebene beipflichten, die eine Neuschöpfung des in Jesus verkörperten Logos nach Golgatha darstellt und bei Lorber der Liebehimmel genannt wird.

"Das atmische oder nirvanische Bewusstsein ... ist das Bewusstsein ... der Erstlingsfrüchte der Menschheit ... sie haben in sich das Problem gelöst, wie das Wesen des individuellen Seins mit Nicht-Absonderung verbunden werden kann ..." (A. Besant, Die uralte Weisheit, S. 129)

Das Ziel jedes Menschen und der gesamten Menschheit ist also keine Auflösung in einem nebelhaften Nirwana, wie das nicht selten mißverstanden wird, sondern eine in größter Liebe und Glückseligkeit seiende Einheit mit allem Geschaffenen unter Beibehaltung der von Gott erschaffenen Individualität und ein Zusammenleben mit Jesus als dem personifizierten Herzenskern der Gottheit. 

"Auf den Grundsteinen der Mauern des neuen Jerusalems, die aus Jaspis sind, stehen die Namen der zwölf Apostel des Lammes. Es ist euch Menschen in seiner Herrlichkeit wirklich unbeschreiblich. Gott Selbst ist hier der Baumeister. Da könnt ihr euch die unendliche Erhabenheit Seines Baues ahnend vorstellen. Diese Stadt hatte Abra­ham ersehnt, als er von Ur in Chaldäa auszog, um ihretwillen lebte er in Zelten, d. h. als Fremdling inmitten von Welttümlichen, genau so wie alle Frommen nach ihm, die sich als himmlische Bürger oben im Lichte wussten. Sie alle hatten das Heimweh nach dieser Stufe. Aber keiner, das muss immer wieder betont werden, kann hineinkommen, dessen Seele und Charakter nicht durchsichtig geworden, außen wie innen und innen wie außen, gleich leuchtend rein und himmlisch wahr. Die Namen der zwölf Apostel auf den verschiedenen Grund­edelsteinen der Mauer, zeigen hier ebenfalls den Plan Gottes mit jeder grundverschiedenen menschlichen Persönlichkeit an, zu einer völligen Einswerdung in himmlischer Verklärung. Jeder Träger dieses Namens ist ein heiliges, vollkommenes und göttliches Original geworden. So sind sie schon durch ihre heilig reine Besonderheit an Art und Wesen, in ganz besonderer Weise Botschafter der unendlichen Herrlichkeit Gottes. Jede Farbe dieser Edelsteine ist mit ihrem Glanze, als Entspre­chung, ein Zeugnis für die verschiedenartige Rettungsarbeit und Verklärkraft des Lammes. Der Herr und Vater macht nicht alle Wesen und alle Erscheinungsformen gleichartig, aber Er vollendet sie alle zur göttlichen, harmonisch einzigartigen Schönheit und Erhabenheit. So strecke du dich danach aus und halte stets stille während der Zurich­tung nach Seinem Liebeswillen.

Straßen, Plätze, Paläste und Gärten und der Strom des lebendigen Wassers, selbst die Bäume, Pflanzen und Blumen verkünden allesamt den Reichtum der Liebe Gottes. Es ist überwunderbar, wie dort das sanfte Liebelicht und Leuchten Gottes alles verklärt. Die wunder­barsten Gottesgedanken treten hier Seinen Kindern enthüllt in Erscheinung. Was dort an Lebendigem hervortritt, ist nur noch Herr­lichkeit Gottes. Ob das nun die Vogelwelt, Bäume oder Blumen sind oder die auch dort lebenden Tiere betrifft, sie alle sind Herrlichkeit! Alle atmen daher auch Leben aus, ewiges Gottesleben! So leuchten die Überwinder in ewiger Jugend und ihr Vater von Urewigkeitsbe­ginn ist Selbst bei ihnen in der blühendsten Lebensjugend. Ist das nicht herrlich schön? Und doch trägt alles die Würde himmlischer Reife, Vollendung und Majestät. Ihre Kleider sind glänzend weiß wie die Sonne am hohen Tage. Dort herrscht auch der Purpur und bei den Himmelsfesten wird er getragen. Er steht immer in Verbindung mit dem Dienst des Trägers. Die Feste der Erlösung werden im himmli­schen Jerusalem stets mit großer, ungeteilter Freude und Innigkeit gefeiert aus tiefster Dankbarkeit zum Urheber aller dieser Glückselig­keiten. Und wie überaus erquickend diese Feste sind, wo alle Teil­nehmer frei, völlig frei sind von jeder Eitelkeit, Selbstliebe, Neid und Missgunst. Das ist für euch Erdenbewohner unvorstellbar, die ihr euch noch von diesen argen Eigenschaften völlig reinigen lassen müsst, durch die Liebeskraft des Blutes Jesu Christi. Dort erst geht dem Überwinder die unendliche Größe der Barm­herzigkeit Gottes in Jesu Christo auf und er schaut klaren Auges hinein in die Länge, Breite und Tiefe dieser erbarmenden Liebeskraft der Demut. Vorn Throne pflanzt sich der Jubel weiter fort bis in die untersten Stufen, ja bisweilen hörbar selbst auf Erden, einem frommen Herzen, das sich der Liebe Jesu ganz zu Eigen gegeben hat. Was völlige Freiheit von der Erdenschwere und Erdensünde an Glückselig­keit hervorbringt und vermag, das siehst jeder erst hier im Licht. All die Worte: Lobpreis, Anbetung, Jubel, Glückseligkeit, Herrlichkeit sind hier im Lichte der persönlichen Gegenwart des Herrn Wirklich­keit. Denke nicht, dass solches auf die Dauer verflachen und zur leeren Form oder Gebärde herabsinken kann, wie es leider bei euch auf Erden fast immer der Fall ist, in den am Anfang noch lebendigen, neuerweckten Gemeinden; aber auch in den sogenannten „aus Liebe geschlossenen Ehen".

Gott der Vater, als „der unendliche Mensch" ist der Gott in Seiner Unendlichkeit, der da Seine Selbst- und Alleineinheit auf das Allerbe­stimmteste und Allerklarste denkt und in allen Seinen allerkleinsten Teilen fühlt. Er ist der Träger und Erhalter der unendlichen Vielheit in Sich. Er ist gestaltlich ein vollkommener Mensch, welcher von nie­mandem gedacht und empfunden werden kann, denn allein von Jehova-Jesus, der Ewigen Liebe in Gott. Und diese Liebe ist das alleinige Leben in Gott, dem Unendlichen, die da gestaltlich wieder als ein vollkommener Mensch ihren Sitz hat in der zentralen Tiefe der Unendlichkeit. Diese Liebe Gottes als positiv-polare Lebens- und Schöpferkraft Gottes ist ein ganz selbständiges Wesen, und von den sieben Geistern - die vollkommene Menschengestalt haben - der oberste, herrschende als alleiniger Schöpfer und deren Ord­ner und Erhalter. Durch diese Gottesliebe wurde alles Selbst und Nicht-Selbstbewußte seit dem Urbeginn der Schöpfung, aus unendlich kleinsten Atomen organisch miteinander verbunden und in selbständige Lebenstätigkeit gebracht.


Dort sind auch die Jünger und Jüngerinnen Jesu Christi während Seiner Erdenzeit. Auch Maria, Seine Leibesgebärerin als Königin unter anderen Himmelsköniginnen, all jener Frauen die Jesum dienten, und Sein Leben durch die Hingabe und Liebe bereicherten. Maria ist also nicht die alleinige Himmelskönigin. Und unter diesen sind die vollendeten Frauen, die wie viele Männer weder das Feuer der Schei­terhaufen noch Kreuz oder Beil und Schwert fürchteten. Sie waren bereit, als Zeugen für Jesus, ihren Schöpfer, Gott, Heiland, Erlöser und Herrn alles hinzugeben. Nun leuchten sie im himmlischen Glanze und haben Teil an der göttlich, herrlichen Vollendung der Wege und Gedanken Gottes. Noch kannst du nicht ahnen, was alles damit in Beziehung steht. Nur einen winzigsten Herrlichkeitsstrahl kannst du erfassen und dich von deinem inneren Christus dahin ziehen lassen, dessen brusterweiterndes Seufzen du schon oft bei tiefen Gottesein­drücken bemerktest. Er will dich hinziehen zu der himmlischen Herrlichkeit der unendlichen Gottheit, zu der du berufen bist.
" (Stiller, Leben im geistigen Reich)

(Der Nachruf auf Gundula Ulmer handelt von meiner persönlichen Auseinandersetzung mit dem Tod meiner Frau.)

Vergleichende Betrachtung der (Re)inkarnationslehren bei J. Lorber und E. Swedenborg

So mancher Geistesfreund dürfte es als unbefriedigend empfinden, dass ich mich nicht der Ansicht Swedenborgs angeschlossen habe, der aus geführt hat, dass der Mensch sich in so enger Weise mit Geistern verbinden kann, dass er auf deren vergangenes Leben blicken kann und dieses wie sein eigenes empfindet, also ein fremdes Leben für eine eigene Inkarnation ansehen kann. Zum Teil wurde mit diesen Äußerungen Swedenborgs eine regelrechte Anti-Reinkarnationstheorie ausgebildet.

Swedenborg hat aber leider in der Frage der Entstehungsgeschichte der materiellen Welt einen ganz entscheidenden Mangel. Während Lorber und natürlich auch die östlichen Lehren von einem Durchgang der zuvor gefallenen Menschengeister durch das Mineral-, Pflanzen und Tierreich ausgehen, geht Swedenborg von einem unmittelbaren Auftreten von Menschengeistern auf der Erde aus, quasi als einer neutralen Zone, wo der Mensch sich dann nach und nach für das Wahre und Gute entscheidet und mit den Engeln in Verbindung tritt oder für das Falsche und Böse und dann mit den Höllengeistern eine Verbindung eingeht.

Bei Swedenborg kommt ein Abfall von Geistwesen von Gott nicht vor, ebenso wenig wie ein Anführer Luzifer. Engel und Teufel sind bei ihm ausschließlich die ins Jenseits gewanderten Seelen und sind nicht etwa schon vor der Inkarnation von Adam vorhanden.

Er schreibt: "In der Christenheit ist völlig unbekannt, daß Himmel und Hölle aus dem menschlichen Geschlecht hervorgegangen sind. Man glaubt im allgemein, die Engel seien von Anbeginn als solche erschaffen worden und daher stamme der Himmel. Der Teufel oder Satan sei ursprünglich ein Engel des Lichtes gewesen, weil er sich jedoch empört habe, mit seiner Rotte hinabgestoßen worden, und von daher stamme die Hölle. Die Engel wundern sich sehr darüber, daß in der Christenheit ein solcher Glaube herrscht,...

Die Engel möchten daher, dass ich aus ihrem Mund verkünde, dass es im ganzen Himmel nicht einen einzigen Engel gibt, der von Anbeginn als solcher erschaffen, noch in der Hölle in der Hölle irgendeinen Teufel, der einst als Engel des Lichts erschaffen und hinabgestoßen worden wäre. Vielmehr seien im Himmel, wie in der Hölle alle aus dem menschlichen Geschlecht hervorgegangen." (Swedenborg, Himmel und Hölle, S. 204, Absatz 311)

Die Entstehung von Engeln und Teufeln, allgemein gesagt, Geistwesen, die Swedenborg ausschließlich auf die Erde verlegt, ist so nicht akzeptabel. Der Fall Luzifers ist schließlich die Voraussetzung für das Vorhandensein der materiellen Welt für deren Erklärung sich Swedenborg die Wurzeln abschneidet.

Daher kann Swedenborg auf Grund seiner fehlerhaften Voraussetzungen insbesondere auch der Naturseelenentwicklung, die ja ein ununterbrochenes Reinkarnieren in den verschiedensten Formen ist, nicht als Autorität gegen Reinkarnation verwandt werden.

Vergleicht man alle zu diesem Thema im Lorberwerk vorkommenden Stellen, so kann man zu der Schlussfolgerung kommen, Reinkarnation ja, jedoch nur in Ausnahmefällen.

[GEJ.05_232,09] "Und nun sind wir wieder bei unserem Beispielskönige,... Die in diese Welt zurückgekehrte Seele eines einstigen Vorzeitkönigs, ...kommt nun in einem ganz andern Weltteile auf dem gewöhnlichen Fleischeswege in eines Kindes Leibe zur Welt, natürlich geboren aus irgendeinem armen Weibe. Da ist eine solche Seele dann wieder ganz Kind und weiß von ihrem Vorzustande nicht das mindeste, und es wäre hoch gefehlt, so sie nur die leiseste Erinnerung daran hätte. [GEJ.05_233,03] Nun habe Ich euch alles klar gezeigt, ohne Mich dabei einer Bildersprache bedient zu haben, ...weil ihr dazu die nötige Fassungskraft besitzt; der andern Weltmenschheit aber brauchet ihr das nicht wiederzugeben, sondern nur, daß sie glaube an Meinen Namen und die Gebote Gottes halte, die da sind wahrhafte Gebote der Liebe. ...Die Kinder dürfen nur mit Milch gesättigt werden; wenn sie einmal männlich und stark sind, dann werden sie auch festere Speisen verdauen können."

Wie aus der Passage des großen Evangeliums Johannis Bd. 5 hervorgeht, legte Jesus keinen Wert darauf, eine regelrechte Reinkarnationslehre seinen Jüngern weiterzugeben, sondern alles zu tun, um in einem Leben zum Ziel zu kommen und den meisten Menschen nichts darüber zu berichten, weswegen er vermutlich selbst darüber nur nicht alles, was er wusste enthüllt, und keine Reinkarnationslehre weitergegeben hat.

Für unsere Zeit (vor 150 Jahren) erhielt Lorber noch das Nachwort: "Es leben gegenwärtig Menschen auf dieser Erde bereits das siebente Mal, und es geht mit ihnen nun das siebente Mal besser" [HiG.02_64.03.09,08]. Dieser Satz bei Lorber beinhaltet unausgesprochen, dass es ebenfalls und zusätzlich Menschen gibt, welche sechs mal, fünf mal, vier mal, drei mal, zwei mal auf der Erde waren. Auf dem Hintergrund der Ansicht von Kirchenvätern, Origines, Ruffinus, Klemens von Alexandrien, Nemesius, Synesius, Hilarius und Gregor von Nyssa, welche ganz selbstverständlich von einer Reinkarnation ausgingen, bevor die Reinkarnationslehre auf Befehl des Kaisers Justinian 538 verboten wurde, kam der Lorberfreund Kurt Eggenstein ebenfalls zu dem Schluß die Reinkarnation für eine normale Angelegenheit anzusehen, wenn auch nicht als Zwang oder starre Regel.

Nimmt man als Hintergrund die sog. Naturseelenentwicklung dazu, so lässt sich die Sache noch aus einem anderen Gesichtspunkt betrachten. Nach der Naturseelenentwicklung wandert der gefallene Geist durchs Mineral-, Pflanzen- und Tierreich und stirbt dabei Dutzende von Toden und demnach ist die Reinkarnation der Menschenseele nichts als eine Fortsetzung der Naturseelenentwicklung, wenn auch unter leicht veränderten Bedingungen (Freiwilligkeit). (Gedanken zur Wiederverkörperung ohne Berücksichtigung der Naturseelenentwicklung enthalten einen grundsätzlichen Fehler.)

Natürlich ist es sinnvoll in dem einen Leben so weit wie möglich auf dem Rückweg zu Gott voranzukommen und sich deswegen nicht auf beliebig viele Neuversuche zu verlassen. Aber solche Neuansätze von vornherein ausschließen zu wollen, ist ebenfalls nicht sinnvoll, aus den Dutzenden von Toden während des Durchgangs durch das Mineral-, Pflanzen und Tierreich, die freilich nicht so schmerzhaft erlebt werden wie der menschliche Tod, geht in Folge auch ein mehrmaliges sich Wiederverkörpern auf der Erde hervor, was jedoch seit dem Tod von Jesus nicht unbedingt notwendig ist und deshalb von Jesus auch nicht so gelehrt wurde.

Man sollte deshalb die Wahrnehmungen z. B. von R. Steiner und anderen nicht als Folge von Besessenheit oder Geistereinflüssen auffassen, wenn dieser eben sah, dass die meisten Menschen mit denen er Umgang hatte, schon mal auf der Erde waren. Es tut dem Lorberwerk keinen Abbruch, wenn man einkalkuliert, dass Reinkarnation - immer unter dem Gesichtspunkt der Freiwilligkeit betrachtet - etwas häufiger vorkommt, als das mancher wahrhaben will.

Zum Schluß meiner Überlegungen möchte ich jedoch zu bedenken geben, dass die Bedingungen unter denen eine Wiederverkörperung geschehen kann, nicht immer gleich bleiben. So sagen ja viele Prophezeiungen eine allgemeine Reinigung der Erde und hernach ein Friedensreich voraus. Unter dem Gesichtspunkt der Reinkarnation betrachtet heißt das, dass von den heute verkörperten Seelen sehr viele kein entsprechendes Elternpaar mehr finden über das sie sich dann verkörpern könnten, was wiederum bedeutet, ihre derzeitige Inkarnation ist vorläufig erst einmal auch ihre letzte.

Zum nächsten Kapitel:

Durchkreuzung der Pläne Luzifer/Sadhanas und ihre Umkehr

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